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Flanby geht in Taipedistan shoppen Zubiss Nr. 154


Ayman El Kayman Αϋμαν Eλ Καϋμάν أيمن الكايمان


Übersetzt von 
Milena Rampoldi میلنا رامپلدی


Flanby*
landet diesen Donnerstag, in Begleitung von 70 Chefs der größten
kapitalistischen Gruppen Frankreichs, in Athen, um von den großen
Herbst-Winterschlussverkäufen des größten Lagers von Firmenübergaben
Europas, TAIPEDISTAN GmSbH (Gesellschaft mit SEHR beschränkter Haftung),
zu profitieren. Das ist nun aus dem Land geworden, das mal Griechenland
hieß.

Es zahlt sich aus, TAIPED kennenzulernen. TAIPED ist die Abkürzung
von Ταμείο Αξιοποίησης Ιδιωτικής Περιουσίας του Δημοσίου (Tameio
Axiopoieses Idiotikes Periousias tou Demosiou), im Englischen Hellenic
Republic Asset Development Fund, auch Vermögensentwicklungsfond der
hellenischen Republik genannt. Eine sehr komische “Entwicklung”. In der
Tat handelt es sich um das griechische Liquidationsbüro, das 2011 ins
Leben gerufen wurde, um alles  zu verschleudern, was nur geht. Es
handelt sich hierbei um eine private Körperschaft. Sie hat eine Liste
von all dem, was in Griechenland verkauft werden kann, erstellt, von den
Stränden und Inseln, über die öffentlichen Energie- und
Transportunternehmen, bis hin zu den von Natur 2000 kategorisierten
Grünflächen. Und das alles wird für nichts und wieder nichts verkauft.
Die Deutschen haben sich auch dran gemacht, und so auch die Investoren
aus China und dem Katar. Die Franzosen dürfen auch nicht
hinterherhinken, wenn sie gute Geschäfte machen wollen und die
Tragikomödie rund um Air France-KLM vergessen wollen.


In der Tat werden all diese Kaufoperationen den Käufern gar nichts
kosten, da sie das ausgegebene Geld durch die Rückzahlungen der
griechischen Schulden an die französischen, deutschen, usw. Banken, die
durch diese Veräußerungen möglich werden, erhalten. Sie haben es richtig
verstanden: die europäischen Banken haben Griechenland Geld geliehen,
damit die Unternehmen, die von diesen Bank kontrolliert werden,
Milliarden sehr notwendiger Sachen (Waffen, die U-Bahn von Athen,
Olympiacity) erwerben können. Um diese Schulden zu erstatten, zieht sich
Griechenland vollständig aus und verkauft alles, was auch nur verkauft
werden kann, auch wenn dies rechtlich, logisch und moralisch gar nicht
verkauft werden darf. Kurzum geht es darum, eine verabscheuungswürdige,
illegale und illegitime Schuld zurückzuzahlen, indem man illegale,
illegitime und verabscheuungswürdige Veräußerungen durchführt.

Schlussfolgerung? Es lebe die griechische radikale Linke! Und es lebe die sozialkonservativliberale Internationale!

PS: Gab es denn eine Alternative für Griechenland? Natürlich. Gucken Sie sich mal meinen Plan Z an: 

Griechenland hat einen Schuldenberg von ungefähr 300 Milliarden Euro.
Deutschland schuldet Griechenland mindestens die Hälfte, d.h. 150
Milliarden, wenn man alle Schaden zusammenzählt, die die deutsche
Besatzung Griechenland zufügte:
-100.000 Tote infolge der Hungersnot,
-50.000 Kriegsgefangene,
-20.000 Zwangsarbeiter,
-48.500 Juden, die von Saloniki nach Auschwitz deportiert wurden (und
denen die Reichsbahn, die Vorgängerin der Bundesbahn, ihre Fahrkarten
zum Tode zahlen ließ, und dabei die zahlende Deportierung erfand),
-6.000 Massaker von Zivilisten.
-Ohne den Diebstahl des Goldes und der Devisen der griechischen
Nationalbank, der als „Darlehen“ (mit einer Pistole an die Schläfe des
Direktors) bezeichnet wurde, zu vergessen.
Deutschland und Griechenland hätten sich somit einigen können, um die
Schuld komplett zu tilgen: ich schulde dir nichts mehr und du mir nichts
mehr. Dann blieben nur noch wenige Milliarden, über die man sich noch
einigen könnte. Griechenland könnte das Urheberrecht aller seiner
historischen Stätten, von der Akropolis, Salamis und Marathon bis zum
Berg Athos an die NR (Neureichen) des Planeten verkaufen. Ich meine die
chinesischen Genossen, die im Geld schwimmen. Für 100 Milliarden könnten
die Chinesen auf Wunschmaß alle Stätten nachmachen und sie dem
chinesischen, indischen und brasilianischen Tourismus eröffnen. Da
hätten wir es! Ist er nicht schön, mein Plan Z?

AeK, Baumschulgärtner für X-, Y- und Z- Pläne

Anmerkung

*Flanby (aus dem Englischen „flabby“, schwabbelig) ist ein
französisches Warenzeichen eines industriellen Karamellpuddings, der von
Lactalis Nestlé vermarktet wird. Im 2003 hat Arnaud Montebourg diesen
Vergleich ausgesprochen, der in den Gängen der Assemblée Nationale seine
Berühmtheit beibehalten hat: „Hollande ist Flanby“. Das Dessert ist
wegen seiner schwabbeligen Beschaffenheit bekannt, da es immer wieder
seine ursprüngliche Form annimmt, auch wenn es in alle Richtungen
geschüttelt wird. Persönlich bevorzuge ich für den ektoplasmischen
Automaten des Élysée-Palastes den Übernamen Gouda (mit der
Aussprache „Khouda“), den Namen des berühmten niederländischen Käses mit
der rosarot-roten Rinde und dem pipigelben Inneren.

Euch allen trotz allem eine gute Woche!
Die Geistesstärke sei mit euch!

…und bis zum nächsten Mal!

Anmerkung der griechischen Übersetzerin, Christine Cooreman

Über den Plan Z:

Ich bin mir der humoristischen „Note“ des oben erwähnten Plans Z
sehr wohl bewusst. Aber ich möchte trotzdem darauf hinweisen, dass der
Schuldenausgleich für mich wie auch für viele andere Griechen undenkbar
als Lösung der griechischen Krise ist! Denn der Ausgleich zwischen der
abscheuungswürdien und illegalen Schuld (die Griechenland unter anderem
durch die Memoranden auferlegt wurde…) mit der Schuld Deutschlands
gegenüber Griechenland, die eine schwere moralische Last mit sich
bringt, wäre eine wahre Beleidigung all derer, die unter der deutschen
Besatzung gelitten und ihr Leben verloren haben.