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ProMosaik e.V. im Gespräch mit E.G. von EL SHALOM


Liebe Leserinnen und Leser,

anbei ein Interview mit E.G. von EL Shalom, eine wunderbare Frau, die zu erklärt, warum sie Palästina unterstützt und sich in der deutschen Gesellschaft dafür einsetzt.

Für mich ist das Interview ein Gespräch, das ins Herz geht.

Bitte lesen und teilen Sie es.

dankend

Dr. phil. Milena Rampoldi – ProMosaik e.V.

 

ProMosaik e.V.: 
Wie sind Sie zum ersten Mal in Kontakt mit dem Leid der Palästinenser gekommen
und haben sich entschieden, aktiv zu werden?

E.G.: 
Meine
Tochter lernte während ihres Studiums in Wuppertal einen christlichen
Palästinenser kennen, zu dem sich eine Freundschaft entwickelte. Er heiratete
eine Deutsche, die kirchliche Hochzeit fand in seiner Heimat, einem kleinen
Dorf in Galiäa statt. Zu dieser Hochzeit waren wir 1999 eingeladen. Es war ein
unvergessliches Erlebnis. Über politische Ereignisse hatte unser
palästinensischer Freund vorher nie gesprochen. Zu meiner Schande muss ich
gestehen, dass ich früher immer dachte Palästinenser wären Terroristen, weil es
hier in den Medien immer so dargestellt wurde. Da zur Hochzeit noch andere
Freunde aus Deutschland eingeladen waren, kam man ins Gespräch. Das war der
Zeitpunkt, wo ich anfing mich für das Israel/Palästina Problem zu
interessieren. Mir wurde das Buch “Mein Gefängnis hat viele Mauern”,
welches eine Palästinenserin geschrieben hat, empfohlen. Wieder zu Hause, sah
ich in einer Sendung Felicia Langer, die mich sehr beeindruckte und kaufte mir
als erstes ihr Buch “Lasst uns wie Menschen leben”. Was ich da
erfuhr, hat mich unsagbar erschüttert. Für mich war und ist es absolut
unbegreiflich, dass Juden, die durch den entsetzlichen Holocaust so viel Leid
erfahren haben, ihrerseits die Palästinenser so unterdrücken und ihnen alle
diese schrecklichen Dinge antun. Danach habe sehr viele Bücher zu diesem Thema
gelesen.

 

ProMosaik e.V.: 
Wie können wir Menschen die Augen öffnen? Welche Strategien finden Sie am
besten?

E.G.: 
Von da an
habe ich nie meinen Mund gehalten, wenn es um das Thema Israel/Palästina ging.
Ich habe mehrfach auch Bücher von Felicia Langer verschenkt. Leider ist es immer
ein schwieriges Thema. Für mich völlig unverständlich, machte und mache ich oft
die Erfahrung, dass die meisten Menschen sich damit nicht auseinandersetzen
wollen oder der Meinung sind aufgrund der deutschen Vergangenheit bedingungslos
hinter Israel stehen zu müssen. Nachdem ich das Buch “Lasst uns wie
Menschen leben” gut zur Hälfe gelesen hatte, ergab es sich, dass in einer
evangelischen Gemeinde ein Rabbiner zu Gast war und einen Vortrag hielt. Für
mich stand fest dort hinzugehen, demonstrativ mein Buch von Fr. Langer in der
Hand.  Die Diskusion fand in Englisch statt. Leider kann ich nur sehr
wenig englisch, doch es war jemand da, der übersetze. Der Rabbiner war entgegen
meiner Erwartung ein junger sympathischer Mann, der ursprünglich aus Amerika
stammte. Ich erzählte kurz von meinem Besuch in Israel, das es ein
wunderschönes Land ist. so weit so gut die Blicke des Rabbiner waren
wohlwollend und freundlich. Dann kam ich auf den Inhalt des Buches von Fr.
Langer zu sprechen und merkte an, dass es für mich unbegreiflich ist, dass
Juden die Palästinenser so behandeln. Schlagartig änderte sich der
Gesichtsausdruck des Rabbiners in Ablehnung. Von den anwesenden Christen wurde
ich verbal heftig angegriffen, sie waren der Meinung, dass die Israelis gerade
wegen des Holocaust die Palästinenser so behandeln. Ich verstand die Welt nicht
mehr! Nach meinem Rechtsempfinden haben wir insbesondere als Deutsche die
Pflicht Unrecht beim Namen zu nennen, sonst machen wir uns erneut schuldig.
Leider sieht die Realität anders aus. Ich kenne  Menschen, die wohl
wissen, dass den Palästinensern großes Unrecht zugefügt wird aber nicht
öffentlich darüber reden wollen, eben wegen der deutschen Vergangenheit. Dann
gibt es welche, die sagen “ja aber die Hamas….”. Und leider habe
ich auch die Erfahrung gemacht, das Menschen auf dem Standpunkt stehen; das
Leben ist so kurz ich will mich damit nicht belasten.    

ProMosaik e.V.:
Wie kann man Menschen erklären, dass Israelkritik nichts mit Antisemitismus zu
tun hat?

E.G.: 
Ich
meine, das reine Rechtsempfinden muss einem doch schon sagen, dass die
Missachtung der Menschenrechte, wie sie durch die israel. Regierung immer und
immer wieder praktiziert wird, sagen muss das ist nicht in Ordnung. Hier läßt
sich auch keiner aus seinem Haus werfen oder dauernd demütigen. Man kann ja die
ganzen Greueltaten gar nicht alle aufzählen, denen die Palästinenser täglich
ausgesetzt sind. Wie allein die Kinder von der “einzigen Demokratie im
Nahen Osten” behandelt werden! Ich denke man muss den Menschen immer
wieder Beweise, seien es Videos auf youtube vor Augen führen und über die
Verbrechen der israel. Regierung reden. Gegebenenfalls entsprechende Bücher
verbreiten wie “Israel darf alles” von Evelyn Hecht-Galinski, Bücher
von Felicia Langer, Rupert Neudeck, Jürgen Todenhöfer und Ilan Pappe.

ProMosaik e.V.: 
Was können wir tun, um als kleine Vereinigungen gegen die dominanten Medien der
Unwahrheit anzukämpfen?

E.G.: 
Es
ist wirklich schwierig, leider weiss ich mir auch keinen anderen Rat, als
weiter, wie oben schon beschrieben, über die Wahrheit zu berichten. Und Leute
zu finden, die sich nicht scheuen die Dinge beim Namen zu nennen, nach dem
Motto “Gemeinsam sind wir stark”.


ProMosaik e.V.: 
ProMosaik e.V. ist der Meinung, dass eine gesunde Israelkritik den
Antisemitismus geradezu verhindert und abbaut. Wie sehen Sie das?

E.G.: 
Dem
stimme ich voll zu. Es zeigt sich doch, dass nach dem Krieg und den derzeitigen
Aktionen der israel. Armee verstärkt Attacken auf
israel. Einrichtungen verübt werden
. Vor allem würde ich mir von unseren
Politikern wünschen, dass sie Rückgrat beweisen.

Diese
unterwürfige Haltung gegenüber Israel ist meiner Ansicht nach schändlich! Wie
kann man nur so mit zweierlei Maß messen???

Ich werde
es nie
begreifen und finde es in höchstem Maße unmenschlich und unchristlich!!!!

ProMosaik e.V.: 

Welche Zukunft erhoffen Sie sich für die jüdischen und palästinensischen Kinder
in einer friedlichen Welt?

E.G.: 

Das
Leid, das die schrecklich traumatisierten palästinensischen Kinder erlebt
haben, wird wohl niemals wieder gut zu machen sein. Dennoch wünsche
ich den Kindern auf beiden Seiten. dass sie ein Leben
ohne  Hass
in gegenseitigem Respekt und gleichberechtigt führen können. Sowie Erwachense,
die ihnen gute Vorbilder sind und ihnen Mitmenschlichkeit vorleben.