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Tobias Rahtjen, Björn Höcke und Emmanuel Macron: drei Arten und Weisen, den „Anderen“ par excellence loszuwerden

Fausto Giudice 21/02/2020
„Muselmänner“: so wurden in Auschwitz Häftlinge am Ende ihres Lebens, die „Untote“, benannt. „Muselmänner“ heißt „Muslime“ auf Jiddish. In Majdanek und Neuengamme nannte man sie „Kamele“, und in Buchenwald „Müde Scheichs“. Damit meinte man wohl, es gebe Schlimmeres, als Jude zu sein – oder Zigeuner, oder Kommunist, oder Homosexueller, oder Zeuge Jehovas-, nämlich, Muslim zu sein.

Tradotto da Mikaela Honung
Wie Sartre es in seinen „Überlegungen zur Judenfrage“ schreibt, „Jude sein, ist als solcher bezeichnet zu werden“. Kurzum ist ein Jude jemand, den Nicht-Juden als solchen bezeichnen. Und um dem Antisemitismus ein Ende zu bereiten, müssen wir nicht den Juden, sondern den Antisemiten verändern. „Der Demokrat hat viel zu tun: er kümmert sich um den Juden, wenn er Zeit hat; der Antisemit hat nur einen Feind, was bedeutet, dass er sich ununterbrochen gedanklich mit ihm befassen kann; er gibt den Ton an“.
Wir können heute sartrischerweise sagen, dass „Muslim sein ist, als solcher bezeichnet zu werden“.
Die neun Opfer – unterschiedlicher Herkunft, türkisch, kurdisch, bosnisch, bulgarisch – die am Mittwoch in Hanau, Deutschland, massakriert wurden, wurden von ihrem Mörder, dem 43-jährigen Tobias Rahtjen, als Muslime bezeichnet. Rahtjen behauptet in seinen paranoiden „Bekenntnissen“ nämlich nicht nur, dass er „Türken, Marokkaner und Libanesen“ nicht mag, sondern dass die sogenannten „leistungsunfähigen Völker von Marokko bis zu den Philippinen, Iran, Indien, Vietnam und den Philippinen vollkommen ausgerottet werden müssen“, weil sie „nicht nur in keiner Weise zum Fortschritt der Menschheit beigetragen haben, sondern weil sie destruktiv sind, insbesondere der Islam”. Tobias Rahtjen hat nach seinem Massaker seine Mutter und sich selbst getötet. Diesen Verrückten sind wir somit los.
Björn Höcke hingegen ist kein Verrückter. Der 48-Jährige ist heute ein angesehener Politiker. Er ist der Vorsitzende der AfD-Fraktion in Thüringen und sagt genau dasselbe wie Tobias, der Wahnsinnige aus Hanau. Um ein paar Beispiele anzuführen, äußert sich Höcke unter anderem wie folgt: „Wir werden die Macht bekommen – und dann werden wir das durchsetzen, dann werden wir das durchsetzen, was notwendig ist, damit wir auch in Zukunft noch unser freies Leben leben können. Dann werden wir nämlich die Direktive ausgeben, dass am Bosporus mit den drei großen M – Mohammed, Muezzin und Minarett – Schluss ist.“ Und zu den Deutsch-Türken sagte er: „Rollt eure Teppiche zusammen und geht zurück an den Bosporus“.
Auch Emmanuel Macron ist kein Verrückter. Dieser 42-jährige Mann ist der Präsident der Französischen Republik. Vor einigen Tagen startete er von Mülhausen im Elsass aus seinen Kreuzzug gegen das Phänomen, das er als den „Separatismus“ bezeichnet. Es handelt sich aber nicht etwa um den elsässischen Separatismus, sondern um den „politischen, religiösen oder identitären Separatismus“, d.h. um den „islamistischen Separatismus“: Im Namen “der Republik, [die] ein Block von Prinzipien, Werten und Handlungen ist“, kündigte er einen 100-Millionen-Euro-Plan an, um die von bärtigen ausländischen Bösewichten beherrschten Gebiete (Viertel, Schulen, Moscheen) zurückzuerobern. „Wir können keine türkischen Gesetze auf französischem Boden haben, dagegen lehnen wir uns auf“.
Im Europa des 21. Jahrhunderts sind die Muslime zum Anderen par excellence geworden. Die Worte, die sie bezeichnen, sind tödlich.
Am 21. Februar 1965 wurde Malcolm X in Harlem von Militanten der Nation of Islam, die vom FBI von John Edgar Hoover manipuliert wurden, ermordet. Malcolm hatte nach seiner Rückkehr aus einer Reise nach Ägypten und einer Pilgerreise nach Mekka mit der Sekte gebrochen. In Mekka hatte er Gläubige jeglicher Herkunft, Farbe und Nationalität in einer brüderlichen Gemeinschaft erlebt. Nach seiner Rückkehr in den USA erfuhr er, dass der Führer der Nation of Islam, Elijah Muhammad, in seiner Abwesenheit Gespräche mit dem Ku-Klux-Klan über einen Plan zur Schaffung eines eigenen Staates für die Afroamerikaner in Alabama oder anderswo im Süden aufgenommen hatte.
Malcolm war zutiefst empört und gründete die revolutionäre Organisation für Afroamerikanische Einheit, um sich für die Emanzipation und nicht für die „Trennung“ einzusetzen.
Rahjten, Höcke und Macron, jeder auf seine Weise, konfrontieren die europäischen Muslime mit einem Dilemma: Gehen oder bleiben? Weggehen? Aber wohin? Bleiben? Aber wie? Indem man sich bekehrt, sich verkleidetund sich in die neuen Marranen verwandelt? Oder durch die Ausübung von Massenselbstverteidigung? Mit allen notwendigen Mitteln?