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Spiritualität und Technologie: der indonesische Künstler Askanadi

Von Claudia
Seise, 29. November 2019. Askanadi (geboren 1979) ist ein zeitgen
össischer Künstler aus Indonesien und lebt zurzeit zwischen
Berlin, Kuala Lumpur und Palembang. Noch während seines Studiums an der
Kunsthochschule in Yogyakarta, Indonesien, und besonders nach seinem Abschluss
im Jahr 2007, hat er aktiv an Solo- sowie Gruppenausstellungen in Indonesien,
Kambodscha, Deutschland, England, USA, Kanada, China und Malaysia teilgenommen.
Immer wieder wurden seine künstlerischen Arbeit
en für Preise ausgewählt und
in der indonesischen Nationalgalerie ausgestellt. 

www.askanadi.de Instagram: #Askanadi



ProMosaik: Welche Themen sind Ihnen besonders wichtig?
Askanadi: Die Verknüpfung von Spiritualität und Technologie hat mich schon während meines Kunststudiums immer wieder beschäftigt und bis jetzt begleitet. Unsere Welt, die immer grenzenloser und schneller wird, versuche ich durch prozessive Kontemplation in meinen Arbeiten darzustellen.
ProMosaik: Können Sie dabei näher auf die Rolle von Technologie eingehen?
Askanadi: Technologie sehe ich als ein Medium, um in die spirituelle Welt einzutreten. In meinen Bildern reflektiere ich über Technologie, Natur und Lebensraum. Allerdings können für mich spirituelle Überlegungen bei diesen Themen nicht abgespalten werden und sind deshalb Teil meines künstlerischen Schaffungsprozesses.






ProMosaik: Ihre Kunst ist abstrakt und oft konstruktivistisch. Welche Bedeutungen haben die geometrischen Formen für Sie?
Askanadi: Linien und geometrische Flächen, die sich gegenseitig überlagern und ergänzen, Illusion und verschiedene visuelle Dimensionen und Räume für Meditation schaffen sind symbolischer Ausdruck und Reflexion meiner eigenen Meditation über verschiedene Dimensionen unseres Lebens. Außerdem sehe ich es als visuelle Herausforderung, Expressionen, Emotionen und Gedanken in einfachen Formen umzusetzen. Es reizt mich, dass die Symbolik der Formen zu jedem sprechen kann ohne eine einzig wahre Interpretation zuzulassen. Einfachheit in Farbe, Form, Linie, Fläche und ihrer Wiederholung, sowie die visuellen Akzente dienen zur Visualisierung der spirituellen Tiefe.
ProMosaik: Welche Reaktion wollen Sie beim Betrachter hervorrufen?
Askanadi: Ich bin überzeugt, dass je einfacher (simpler) die Visualisierung, umso mehr wird der Betrachter emotional berührt. Ich möchte den Betrachter spirituell und emotional berühren. Dabei spielt es keine Rolle, welche Art und Weise von Spiritualität der Betrachter lebt.
ProMosaik: Wie positionieren Sie sich in Bezug auf die technologischen Entwicklungen und den entfesselten Materialismus in Verbindung mit unserer Spiritualität?
Askanadi: Als Menschen befinden und bewegen wir uns sowohl in der realen als auch in der spirituellen Wirklichkeit. Wir stehen der materiellen Welt und der technologischen Entwicklung gegenüber. Unsere Welt scheint ohne Grenzen geworden zu sein und die Zeit scheint immer schneller zu laufen. Wir vergessen unser eigenes Selbst. Viele von uns fühlen uns immer fremder inmitten der allgemeinen Geschäftigkeit. Wir befinden uns im Dschungel von Hochhäusern und scheinen uns, im Kampf das ziellose Ziel zu erreichen, verlaufen zu haben. Die Städte sind zu wilden Wäldern geworden und mittendrin in diesen, haben wir vergessen, was es eigentlich heißt Mensch zu sein. Die Welt zelebriert Diversität ohne Identität.
Das spirituelle Leben sollte jedoch ein vollkommenes Leben sein, ohne im Gegensatz zum
weltlichen Leben zu stehen. Technologie kann als ein Medium verstanden werden, um in
die spirituelle Welt einzutreten. Es sollte jedoch nicht der Allein-Sinn dieses Lebens sein. Ich reflektiere diese Prozesse in meinen Arbeiten und versuche mit meiner Kunst spirituelle Welten zu schaffen, in denen die Menschen zur Ruhe kommen können. Und vielleicht ihre eigene Spiritualität (neu) entdecken.


ProMosaik: Sie sind selbst Muslim. Wie wirkt sich die muslimische Spiritualität in Ihren Arbeiten aus?

Askanadi: Wie ich bereits am Anfang erwähnt habe, sind meine Bilder symbolischer Ausdruck und Reflexion meiner eigenen Meditation. In der Begrifflichkeit der muslimischen Spiritualität wird das als Tafakkur bezeichnet. Tiefes Nachsinnen. Während meines künstlerischen Schaffungsprozess kontempliere ich nicht nur die erwähnten Dinge unserer alltäglichen Realität, sondern auch die spirituelle Wirklichkeit. Das bezeichnen wir im Islam als Hakekat. Mein Ziel ist es, mehr Bewusstsein über mein eigenes Selbst, das Leben und vor allem Gott zu erreichen.
ProMosaik: Also sehen Sie die Kunst als ein Mittel, um Gott näher zu kommen?
Askanadi: Ja, das kann man so sagen.
ProMosaik: Welche Rolle spielt die Geschichte der Islamischen Zivilisation in Ihren Überlegungen?
Askanadi: Einige meiner Werke sind Reflexionen über reale Objekte. Andere Bilder reflektieren abstrakte Prozesse und Konzepte, wie bereits zuvor erklärt. Beispiele für Reflexionen über Islamische Zivilisation sind religiöse oder geschichtliche Bauten, wie die Kaaba in Mekka oder das Taj Mahal in Indien. Auch die islamische Kalligrafie spielt eine Rolle in meinen Arbeiten. Ich reflektiere jedoch auch über andere wichtige geschichtliche Bauten und Begebenheiten. So war zum Beispiel die Berliner Mauer eine wichtige Inspiration für mich.

ProMosaik: Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?
Askanadi: Ich möchte gerne auch drei-dimensionale Arbeiten schaffen und verschiedene Techniken weiterentwickeln. Hauptthema meiner Arbeiten wird weiterhin sein, eine Synthese zwischen visueller Tradition bzw. traditioneller Visualisierung und visueller Moderne bzw. moderner Visualisierung sowohl konzeptuell als auch visuell zu finden. Dabei wird die Bedeutung von spirituellen und ästhetischen Konzepten weiter eine zentrale Rolle spielen.

Lieber Herr Askanadi, vielen Dank für das Gespräch.