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Trennung der Kinder von ihren Eltern – eine imperialistische Praxis

von Milena Rampoldi, ProMosaik, 1. Juli 2018. Die gewaltsame Trennung der Kinder von ihren Eltern, wie
von Donald Trump erneut auf die Bühne der Weltgeschichte katapultiert, ist nichts
anderes als eine Neuerfindung einer imperialistischen Praxis, die Jahrhunderte
lang immer wieder umgesetzt wurde und typisch für die Kolonialregime des 20.
(und auch noch des 21.) Jahrhunderts ist. Und die USA sind Teil dieser
kolonialistischen Welt, seit dem Beginn ihrer „
Besatzungs-
und Weltherrschaftsgeschichte



Quelle: Washington Post

Hieryu schreibt Ron Forthofer: „Die grausame
Politik von Trump, die in der Trennung von Migrantenkindern von ihren Eltern
besteht, während diese in die USA kamen, um Asyl zu beantragen, verhöhnt die
Vorstellung, nach der die US-Regierung die Familie wertschätzt. Bedauerlicherweise
blicken die USA auf eine lange und traurige Geschichte der Trennung von Kindern
von ihren Eltern zurück. Beispielsweise entrissen die USA amerikanische
Indianerkinder ihren Eltern. Auch schwarze Sklavenfamilien wurden oft getrennt.“
Wer imperialistisch denkt – und Trump denkt imperialistisch
 hält seine Kultur für die bessere und
nimmt sich das Recht zu entscheiden, wo die Kinder der Anderen, der
Untergeordneten, der Feinde, der Untermenschen, der Entmenschlichten zu leben
haben und vor allem von wem sie erzogen werden sollen oder auch nicht, falls
man das Ziel verfolgt, den Anderen aus der Welt zu schaffen, anstatt ihn zwangsweise
in die eigene Kolonialkultur zu integrieren.
Diese Praxis ist im besetzten Palästina an der Tagesordnung.
Der kolonialistische Staat Israel nimmt sich das Recht, palästinensische Kinder
von ihren Eltern zu trennen, sie ihnen zu entreißen.
Dasselbe war auch während des faschistischen Regimes von General
Franco der Fall. Neugeborene Kinder von Oppositionellen wurden als tot erklärt
und regimefreundlichen Familien übergeben, damit sie „faschistisches
Gedankengut“ durch die Erziehung erhalten.
Wie es im Artikel von Margot
Litten
auf Deutschlandfunk heißt: „Die Tragödie begann zur Zeit des
spanischen Bürgerkriegs und setzte sich bis in die 90er-Jahre fort.
Ursprünglich politisch motiviert, wurde der Babyraub bald zu einem lukrativen
Geschäft, in das Ärzte, Anwälte, und vor allem die katholische Kirche verwickelt
waren. Man schätzt, dass in spanischen Geburtskliniken mehr als 300.000 Babys
verschwanden.“
Genau dieselbe Praxis wurde in Australien mit ein wenig
größeren Kindern umgesetzt, die zwar nicht für tot erklärt wurden, aber der
Familie gewaltsam weggenommen wurden. Man bezweckte dadurch, das Erbe und die
Kultur der Aborigines vollkommen auszulöschen. Kinder sollten auch hier ganz „kolonialistenkonform“
erzogen werden, um ins System zu passen und diesem zu dienen.
Oder denken wir an die Maorikinder, die demselben Schicksal
ausgeliefert wurden. Ein und dasselbe erfolgte auch in Kanada mit den Kindern
der Indianer.
Wie es im Artikel von SBS
News
heißt:
„Seit 1974 wurden 150.000 Kinder aus Indianer-, Inuit- und Métis-Familien in Kanada zwangsweise in 139 Internaten „zwangsangemeldet“. Dazu
gehörten auch Internate der katholischen Kirche. Dies erfolgte im Auftrag der
kanadischen Bundesregierung, mit dem Versuch, diese Kinder in die Gesellschaft
zu integrieren“.
Zwangserziehung, Zwangsintegration, Zwangsentkulturisierung,
Entmenschlichung und Diebstahl der eigenen Kultur kann man das Ganze nennen.
Aber das Modell des Kolonialstaates Israel unterscheidet
sich in einem Aspekt von den anderen hier ohne Anspruch auf Vollständigkeit
genannten Modellen.
Denn der Kolonialstaat Israel möchte die Palästinenser nicht
zwangsisraelisieren, sondern auslöschen, aufheben, verschwinden lassen. Die
palästinensischen Kinder werden nicht von ihren Eltern getrennt, um zionistisch
erzogen zu werden und in den kolonialistischen Staat einverleibt zu werden,
sondern um zerstört zu werden, um zu verschwinden, nachdem man ihnen das Recht
wegnimmt, mit ihren Familien zu leben.
Das Ziel der Israelis ist die Lüge von Herzl wahr werden zu
lassen, und zwar, dass das Land leer ist und man es daher kolonisieren kann, um
einen ethnokratischen Judenstaat aufzubauen, der nichts anderes toleriert als
sich selbst, sein eigenes Spiegelbild.
Und dieses Spiegelbild ist sicher nicht das der
palästinensischen Kinder, die man von ihren Eltern trennt. Denn Israel gleicht
wohl eher dem Südafrika der Apartheid. Trennen und zerstören. Entmenschlichen
und Völkermord begehen. Menschen teilen und verrecken lassen, um es auf den Punkt
zu bringen.
Welches Modell wohl Trump verfolgt, kann man nicht mit Sicherheit
behaupten, aber kolonialistisch ist es auf jeden Fall.