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Nationalbank investiert in Rüstung und Atomwaffen


von Lukas Hässig, Infosperber, 22. August 2017. Mit ihren vielen gekauften Dollar zur Stärkung des
Frankens erwarb die SNB auch Aktien einer grossen privaten US-Gefängnis-Kette.

Red. Dieser Artikel beruht auf einem Beitrag auf «Inside Paradeplatz».
Ganz anders als etwa der norwegische Staatsfonds, der sich beim Investieren
an strikte ethische Regeln hält, schaut die Schweizerische Nationalbank SNB
offensichtlich vor allem auf aussichtsreiche Renditen.
«Nationalbank: Milliarden in Atomaktien», titelte die letzte «NZZ am
Sonntag». Die SNB habe im Juni 1,2 Milliarden Franken in US-Hersteller von
Atomwaffen investiert (Honeywell International, Raytheon oder Boeing). Trotzdem
erklärt die SNB, sie würde in keine Firmen investieren, «die international
geächtete Waffen produzieren, Menschenrechte verletzen oder die Umwelt
schädigen».
Sind Atomwaffen kürzlich von der Uno-Generalversammlung nicht geächtet
worden?
Nationalbank auch an Gefängniskette beteiligt
Die Notenbank hat auch fast 5 Millionen Dollar in die grosse US-Gefängnis-Kette
CoreCivic gesetzt. Diese kümmert sich als
private, börsenkotierte Gesellschaft um Haftanstalten in den USA sowie um die
Wiedereingliederung von Häftlingen nach Verbüssung der Strafen.
Auf ihrer Homepage preist die CoreCivic ihre Division «Gefängnis» als
qualitativ und philosophisch hochstehend an.

«A national leader in high-quality corrections and detention management,
CoreCivic Safety is guided by a philosophy that upholds correctional best
practices and national accreditation standards.»
Die SNB hält inzwischen fast 200’000 Aktien an der Gefängnisfirma
CoreCivic. Auch die UBS und die CS respektive Tochterfirmen der beiden Schweizer
Grossbanken sind wichtige Aktionäre.
Weitere bekannte Assetmanager, Hedgefunds und sonstige institutionelle
Anleger mit viel Geld zählen zu den Eigentümern der CoreCivic.
Die SNB befindet sich somit in bester Gesellschaft. Trotzdem erstaunt das
Investment einmal mehr. Was hat das Geld der Schweizerischen Nationalbank in
einer US-Gefängniskette verloren?
Die SNB betonte gegenüber der NZZ am Sonntag einmal mehr, dass die Zunahme
der Investitionen in solche Unternehmen eben nicht zu vermeiden sei: «Bei unverändertem
Aktienanteil steigt auch die absolute Grösse der Anlagen», meinte eine
SNB-Sprecher und bezog sich auf die immer grössere absolute Summe, welche die
Notenbank in den USA investiert hat.
Die Investments in Übersee seien also quasi ein Naturgesetz, so die Spitze
der Notenbank.
Tatsächlich sind sie eine Folge der extremen Politik der
SNB-Verantwortlichen. Sie fluten den Markt mit Franken, erhalten im Gegenzug
Euro, wechseln einen Teil davon in Dollar, und kaufen damit Aktien à gogo.
Die SNB treibt damit auch die Kurse an den Börsen in die Höhe. Damit steigt
ihr eigenes Portfolio selbst weiter an. Fast nichts ist mehr heilig, ob
Nuklearwaffen oder Gefängnisketten: Die SNB ist dabei.
SNB-Präsident Thomas Jordan und seine SNB zählen aufgrund ihres Kaufrausches
in den USA inzwischen zu den Grossen bei umstrittenen Unternehmen. Bei Facebook
hat die SNB inzwischen mehr Geld drin als deren Gründer Mark Zuckerberg. In
einer Studie wird der Facebook-Titel soeben als mögliche «Spassaktie»
bezeichnet.
Ihr eigene Aktie schiesst derweil durchs Dach. Der Titel wird von den
Investoren nicht mehr als Dividendenpapier betrachtet, sondern als Aktie eines
riesigen Assetmanagers.




Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hebt ab. Ihre Aktie ist in den
letzten 12 Monaten von 1’300 Franken auf 3’000 Franken hochgeschnellt
.
Trotz Kurssprung sei der Wert der Nationalbank-Aktie weiterhin massiv
unterbewertet, sagen Börsen-Beobachter.
Spekulation hüben wie drüben.
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Sammeln für eine Volksinitiative
Der Gruppe für eine Schweiz ohne Armee (GSoA) sammelt derzeit zusammen mit
den Jungen Grünen Unterschriften für eine Initiative, die institutionellen
Anlegern wie der SNB, Pensionskassen und beruflichen Vorsorgeeinrichtungen
künftig verbieten will, Aktien von Kriegsmaterialherstellern zu erwerben.