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Kriegsspiele um Venezuela


von Manlio Dinucci,
Il Manifesto, 22. August 2017. Deutsche Übersetzung von Milena Rampoldi,
ProMosaik. Die politisch-mediatischen Scheinwerfer zeigen hauptsächlich auf die
internen Ereignisse in Venezuela und blenden die
Ereignisse um Venezuela aus.
In
der Geographie des Pentagons fällt Venezuela in den Bereich U.S. Southern
Command (Southcom), einem der sechs „vereinten Kommandos“, in die die USA die
Welt einteilen. Southcom umfasst 31 Länder und 16 Territorien in Lateinamerika
und der Karibik und verfügt über Land-, See-, Luft- und Marineskräfte, zu denen
die Spezialkräfte und drei besondere Task Force hinzukommen: die Joint Task
Force Bravo, die im Luftstückpunkt von Soto Cano in Honduras stationiert ist
und multilaterale Übungen und andere Operationen organisiert; die Joint Task
Force Guantanamo, die in der gleichnamigen Schiffsbasis in Kuba stationiert ist
und „Verhaftungs- und Verhöroperationen im Rahmen des Krieges gegen den Teror“
durchführt; die Joint Interagency Task Force South, stationiert in Key West in
Florida, mit der offiziellen Aufgabe der Koordinierung der „Drogenbekämpfung“
in der gesamten Region. 
 Die Seeblockade zwischen Dezember
1902 und Februar 1903, die Großbritannien, das Deutsche Reich und das
Königreich Italien Venezuela aufdrängten, weil sich der venezuelanische
Präsident Cipriano Castro geweigert hatte, die Auslandsschulden zu bezahlen
Die wachsende Tätigkeit von Southcom zeigt, wie die
Erklärung von Präsident Trump vom 11. August – „Im Falle Venezuelas stehen uns
verschiedene Optionen bereit, und darunter auch eine militärische Option“ – nicht
nur eine verbale Drohung ist. Eine Spezialeinheit der Marines, die mit
Kriegshubschraubern ausgestattet ist, wurde in diesem Juni nach Honduras
verlegt, um voraussichtlich in den nächsten sechs Monaten regionale Operationen
durchzuführen. Und immer im Rahmen von Southcom wurde im Juni in Trinidad e
Tobago die Tradewinds-Übung durchgeführt, an der auch Kräfte aus 20 Staaten
Lateinamerikas und der Karibik teilnahmen. Im Juli fand in Perú die Seeübung
Unitas statt, an der 18 Länder teilnahmen und in Paraguay die Wettkampfübung
der Spezialeinheiten aus 20 Ländern.
Vom 25. Juli bis zum 4. August nahmen Hunderte von
Beamten aus 20 Ländern an der Panamax-Übung teil, die offiziell dem „Schutz des
Panamakanals“ diente. Vom 31. Juli bis zum 12. August fand bei der Joint Base
Lewis–McChord (Washington) die Mobility Guardian Übung, „die größte und
realistischste Übung der Mobilität in der Luft“, statt, an der 3000 Männer und
25 internationale Partner teilnahmen. Dazu zählten vor allem die
kolombianischen und brasilianischen Luftstreitkräfte, die gemeinsam mit den
Streitkräften der USA, Frankreich und Großbritannien tägliche und nächtliche
Missionen übten.
Das „realistischste Szenario“ ist das einer großen
Operation in der Luft, um Streitkräfte und Waffen sehr schnell in den
Interventionsbereich zu bringen. In anderen Worten: es geht um die Übung der
militärischen Intervention in Venezuela, mit der Trump droht. Die Hauptbasis
wird das angrenzende Kolumbien sein, das seit 2013 eine NATO-Partnerschaft hat.
„Das kolumbianische Militärpersonal – dokumentiert die Nato – hat an
zahlreichen Kursen der Militärakademie von Oberammergau (Deutschland) und beim
Nato Defense College in Rom teilgenommen und so auch an vielen militärischen
Konferenzen auf hohem Niveau“.
Dass es schon einen militärischen Interventionsplan
für Venezuela gibt, wird von Admiral Kurt Tidd, dem Komandanten von Southcom,
bestätigt: in einer Anhörung des Senats erklärte er am 6. April 2017, dass „die
wachsende humanitäre Krise in Venezuela eine regionale Antwort erforderlich
machen könnte.“
Um die von Trump
angedrohte „militärischer Option“ umzusetzen, wird, wenn auch in einem anderen
Kontext, ein und dieselbe Strategie wie in Libyen und Syrien angewendet:
Infiltrierungen von Spezialkräften und Söldnern, die Benzin aufs die internen
Spannungsherde gießen, indem sie bewaffnete Konflikte verursachen; dann wird die
Regierung bezichtigt, ihr eigenes Volk niederzumetzeln und es folgt eine
„humanitäre Intervention“ einer Koalition unter US-Führung.