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Kann sich der Springerverlag keine gescheiteren Märchenerzähler mehr leisten?


Quelle – prezi.com
Von Abi Melzer,
Der
Semit
, 18. August 2017. „Wer die Wahrheit nicht weiß, der ist bloß ein
Dummkopf. Aber wer sie weiß und sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher!“ Bertolt
Brecht
Michael Wolffsohn, der emeritierte Bundeswehr-Professor, hat wieder
zugeschlagen. Diesmal nicht bei der ARD, sondern bei der Zeitung mit den vier
Buchstaben. Aber trotz des bekanntlich tiefen Niveaus dieser Zeitung, ist es
dem „Hochschullehrer des Jahres 2017“ (sic!) gelungen, das Niveau zu
unterlaufen. Was mich freilich am meisten erschreckte, war nicht die primitive
Hetze gegen Palästinenser, die wir bei ihm schon gewohnt sind, sondern der
schreckliche Gebrauch der deutschen Sprache, der selbst die einfachste Sprache
der Bildzeitung als reines, literarisches Hochdeutsch erscheinen lässt.
Der Beitrag ist nicht mehr und nicht weniger als eine zynische,
selbstgerechte und üble Hetze, in der er Palästinenser gleichsetzt mit
Islamisten und sie für den „weltweit angewandten Terror“ in Haft nimmt. „Die
Methoden der Palästinenser sind…zu Terror-„Modellen“ schlechthin geworden“. Als
ob die Welt bei den Palästinensern „Terror“ lernen müsste. Im Nahost-Konflikt
zwischen Israel und den Palästinensern waren die Juden, die späteren Israelis,
die ersten Terroristen und so wurden Menachem Begin und Itzchak Shamir und
sämtliche Mitglieder des „Irgun“ von den Engländern auch bezeichnet. 
Das deckt sich aber auch mit der Behauptung, die Wolffsohn erhebt, dass wir
Europäer und ganz besonders wir Deutsche jetzt bei den Palästinensern lernen,
was Antisemitismus ist. Vergessen die Jahrhunderte des deutschen und
europäischen Judenhass.
In seinem Buch „Der Widerstand des Judentums gegen den Zionismus“ schreibt
Jakov Rabkin, ein Professor für Geschichte aus der Universität in Monteral,
Canada, der sich in der Geschichte des Judentums offenkundig besser auskennt,
als Professor Wolffsohn: „Gleichzeitig sagen unabhängige Quellen (Stillmann,
1979), die sich auf Erinnerungen und Dokumenten stützen, dass es gute
nachbarschaftliche Beziehungen zwischen Juden und Araber in allen Ländern des
Mittelmeer Raumes gab, einschließlich dem Heiligen Land, und beschuldigt die
Zionisten direkt an der Entstehung anti-jüdischer Unruhen beteiligt gewesen zu
sein – sowohl durch die Aggression in Eretz Israel, wie auch durch versteckte
Provokationen in einigen arabischen Staaten. Sie werden beschuldigt
verantwortlich gewesen zu sein für Gewalttaten, die sich gegen Juden wandten in
den Jahren nach der Gründung des Staates Israel im Irak, Marokko, Ägypten und
anderen arabischen Staaten“. Mehr dazu in meinem neuen Buch „Mit Feuer und Blut
– Ein anderer Blick auf den israelisch-palästinensischen Konflikt“.
Viel zu viele Menschen gehen davon aus, dass Michael Wolffsohn ein Kenner
des Nahost-Konflikts ist und über jüdische Geschichte Bescheid wisse. Dem
scheint nicht so zu sein. Und wenn ist sein Halbwissen vom Zionismus so
verblendet, dass er Unwahrheiten verbreitet.
Mit innerlicher Genugtuung bringt er die Palästinenser und die Islamisten in
einem Satz zusammen und behauptet dies sei nur „scheinbar eine schräge
Behauptung“. Nein, die Behauptung ist nicht scheinbar schräg, sie ist zynisch
und verletzend.
Er beklagt sich über den Widerstand der Palästinenser gegen eine grausame und
völkerrechtswidrige Besatzung und wirft den Palästinensern „Messerangriffe“ auf
Gruppen von „Juden in Israel“ vor. Gruppen von Juden in Israel sind Israelis
und die Palästinenser wehren sich nicht gegen Juden, sondern gegen die
demütigende, grausame Besatzung.
Ihr Widerstand hat nichts, aber auch gar nichts mit Antisemitismus zu tun,
sondern richtet sich gegen israelische Besatzungssoldaten und gegen jeden
Israeli, der nicht nur unberechtigt in ihrem Land weilt, sondern täglich mehr
Land raubt, sie  unterdrückt, und das tun alle Israelis. Allein sie haben
ihre Regierung gewählt.
Man muss es nicht unterstützen oder fördern, aber verstehen sollte man es:
die Palästinenser können sich nicht mit Flugzeugen und Panzer wehren, weil sie
keine haben. Aber ein Küchenmesser hat jeder. Wer will es ihnen übel nehmen,
dass sie sich gegen diese nicht endende Besatzung wehren, ein Recht, dass ihnen
auch das Völkerrecht gewährt.
Naiv, um nicht zu sagen dümmlich, fragt Wolffsohn: „Was hatte ihm Israel
angetan?“ und gibt gleich die Antwort: „Nichts.“ Er behauptet: „Ganz
offensichtlich haben diese Terrororgien mit Israel eigentlich weniger als
nichts zu tun
“. Was bitte schön, Herr Professor, ist weniger als nichts?
Wolffsohn bleibt uns hier die Antwort schuldig, aber weniger als
Nichts ist genau das, was Wolffsohn macht: Nicht der Mörder, der
Ermordete ist schuld
. Nach dieser Kurzgeschichte des jüdischen
Schriftstellers Franz Werfel verläuft der Nahost-Konflikt. Nicht die Israelis,
die Palästinenser sind schuld, schuld weil sie da sind, schuld weil sie immer
noch da sind, obwohl man ihnen schon seit mehr als 70 Jahren nahelegt das Land
zu verlassen. Und wenn sie vor zionistischer Gewalt fliehen, dann kann man das
Land kolonisieren und behaupten, sie sind freiwillig geflohen. Professor
Wolffsohn möge mir ein Beispiel aus der Geschichte nennen, wo ein Volk
„freiwillig“ sein Land verlassen und geflohen ist.
Das Lesen des Pamphlets von Professor Wolffsohn fällt schwer, weil er kein
umständliches Deutsch schreibt, sondern schlicht und einfach ein schlechtes
Deutsch, das man nicht einmal den Bildzeitung Lesern anbieten sollte. „Was
hatten am 19. Dezember 2016 auf dem Weihnachtsmarkt an der Berliner
Gedächtniskirche von einem Tunesier Ermordeten (außer einem zufällig anwesenden
Ehepaar) mit Israel gemein?
“, fragt Wolffsohn und wieder hat er die kurze
Antwort parat: „Nichts.“ Was hilft dem Leser die Information von einem zufällig
anwesenden Ehepaar, wenn er nicht gleichzeitig schreibt, dass es ein
israelisches Ehepaar war? Andere nicht israelische Ehepaare hat es dort wohl
genug gegeben.
Und was haben sie alle mit Israel zu tun? Nichts, es sei denn, dass ihre
Bundeskanzlerin sie alle in Haft  genommen hatte, als sie behauptet hat,
dass Israels Sicherheit deutsche Staatsräson ist. Damit hat Merkel den
Nahostkonflikt nach Deutschland getragen. Denn ein Palästinenser, der das hört
und jede Hoffnung verliert, dass Deutschland sich auch bald seiner
Verantwortung gegenüber den Palästinensern stellen wird, hat, wenn er sich
nicht selber aufgeben will, keine andere Wahl, als „Terrorist“ zu werden. Heute
sind die Palästinenser „die Juden der Juden“, wie es der Palästinenser Usama
Abu-Gosh in seinem so betitelten Buch meint.
Ehud Barak, Israels ehemaliger Ministerpräsident und höchst dekorierter
israelischer Soldat, hat im israelischen Fernsehen wortwörtlich gesagt: „Wäre
ich Palästinenser, dann wäre ich sicherlich auch Widerstandkämpfer geworden“.
Und dabei gebrauchte er zum ersten Mal die richtigen Worte: Widerstandskämpfer!
Denn die Terroristen des Einen, sind immer die Widerstandskämpfer des anderen.
Ben Gurion sagte: „„Wenn ich ein arabischer Führer wäre, würde ich
niemals ein Abkommen mit Israel unterzeichnen. Es ist normal; wir haben ihnen
das Land weggenommen. Es stimmt zwar: Gott hat es uns versprochen. Aber wieso
sollte sie das interessieren? Unser Gott ist nicht der Ihrige. Da gab es
den Antisemitismus, die Nazis, Hitler, Auschwitz. Aber war das ihre Schuld? Sie
sahen nur eines: wir sind gekommen und haben ihr Land gestohlen. Warum sollen
sie das akzeptieren?“
Alles wurde schon einmal gesagt. Selbst Moshe Dayan sagte: (Aus Ansprachen
an die Studenten des Technion in Haifa) – „Alle unsere Siedlungen sind erbaut
auf den Ruinen palästinensischer Dörfer. Ja wir haben sie nicht nur ausradiert
bis auf den Boden sondern auch ihre Namen aus den Geschichtsbüchern ausradiert.
Sie haben also ihre triftigen Gründe für den Kampf den sie gegen uns führen.
Unser Problem ist nicht wie wir sie loswerden sollen sondern wie wir mit ihnen
leben können. Wenn ich selbst ein Palästinenser wäre ich wäre wahrscheinlich
ein Kämpfer in Al Fatah“
Naiv, unverschämt, zynisch und widerlich wird Wolffsohn, wenn er fragt: „Was
hat den Palästinensern ihr jahrzehntelanger Terror gegen Israel gebracht?
Nichts politisch Positives (sic!), dafür jedoch sechshunderttausend und bald
eine Million Siedler im Westjordanischen Palästina
“. Ein Satz, der nicht
nur die volle Ignoranz des Herren Professor zeigt, sondern auch seine
vollkommene Unterwerfung der zionistisch-kolonialistischen Ideologie. Man merkt
schon, dass er beim Gedanken an „bald eine Million Siedler“ fast einen Orgasmus
hat und glaubt er wirklich, dass wenn es keinen palästinensischen Widerstand
gegeben hätte, die Palästinenser ihr Land behalten hätten?
Ja, was hat der Widerstand gegen einen solch grausamen Besatzer, Landräuber
gebracht?
Wer ist dieser Landräuber, wer betreibt ethnische Säuberung und verwandelte
Israel in einen Apartheidstaat? Wer löst seine Probleme mit Waffen,
Unterdrückung, Demütigung?
Die Palästinenser haben ihr Land verloren, weil sie militärisch schwächer
sind als das hoch gerüstete Israel und weil die Welt sie im Stich gelassen hat
und lässt. Ihre Würde wollen sie sich aber nicht von den Israelis nehmen
lassen. Warum zögert Deutschland schon seit Jahren Palästina als freien,
souveränen Staat anzuerkennen? Wolffsohn schreibt: „Westliche Selbstkritik und
Israelkritik sind nicht selten durchaus angebracht, natürlich erlaubt und
alltäglich praktiziert, aber sie lösen weder das allgemein- noch
sicherheitspolitische Problem der Terrorbekämpfung“. Von alltäglich
praktizierter Kritik an Israel ist mir nichts bekannt, es sei denn sie wird so
gemacht, wie es einst der frühere Bundespräsident Johannes Rau vorgeschlagen
hat: „Muss es denn öffentlich sein?“ Vielleicht wird Kritik an der grausamen
israelischen Politik bei Wolffsohn im Badezimmer geübt, nur davon hat die
Öffentlichkeit nichts.
Ja, warum lösen sie das Problem nicht, wer weigert sich, eine Lösung zu
verhandeln, ihr zuzustimmen?
Was tun?
Wolffsohns Ratschläge sind den
Mülleimer der Geschichte nicht wert, in den man sie reinwerfen sollte.
Es gibt nur eine Lösung, die ich schon seit Jahrzehnten propagiere: Einen
fairen, gerechten Frieden mit den Palästinensern schließen und wenn Israel es
nicht will, und Israel will nicht, dann muss man Israel durch Sanktionen und
Boykott zwingen. Ohne Lösung des Nahost-Konflikts wird Europa nicht zur Ruhe
kommen.
Eine weitere Perle der Formulierungskunst des naiven Professors: „Aus
Furcht vor Terror verzichten auch Herr und Frau Jedermann oder Jederfrau auf
das Benennen von Tatsachen
.“ Der einzige, der hier immer wieder und schon
seit Jahren auf das Benennen von Tatsachen verzichtet, ist Herr Professor
Michael Wolffsohn. Und meint er nicht auch, dass auch der dümmste Bildzeitungleser
verstanden hätte, dass mit „Herr und Frau Jedermann“ auch jede Frau gemeint
ist?
Schon Erich Fried schrieb vor vielen Jahrzehnten:
„Schwierige Aufgabe
Den Mitschuldigen
ihre Mitschuld
predigen
so
daß sie überzeugt sind
ist schwer
denn sie haben immer
die einleuchtendsten Beweise
für ihre völlige
oder
(denn sie wollen
nicht selbstgerecht sein)
so gut wie völlige Unschuld
Sie kennen sich
weil sie in alles
genauestens eingeweiht sind
auch viel besser aus
als zum Beispiel der Fremde
der sich herausnimmt
zu ihnen
von Mitschuld zu sprechen
Um wirklich
so überzeugend
wie sie
seine Unschuld
beweisen zu können
muß einer schon
mitschuldig sein“
Schluss also mit der immer gleichen Phrasendrescherei. Und dazu gehört auch
der Missbrauch von Sprichwörtern, die einfach falsch sind. Wenn die
Palästinenser ihren Widerstandskämpfer eine Rente bezahlen, dann ist diese
Rente nicht verwerflicher als die Rente, die Israel seinen Soldaten bezahlt,
auch denen, die besonders viele Palästinenser ermordet haben.
Wer wurde und wird in Israel als Held gefeiert?
 Elor Azaria tötete (als Video festgehalten) auf offener Straße einen
hilflos am Boden liegenden Abd al-Fatah al-Sharif. Selbst im Amt befindliche
Politiker verteidigten ihn, er wurde als Held gefeiert.
Und wenn dieses Geld für die Palästinenser „Made in Germany und EU“ ist,
dann ist doch das Geld der Israelis nicht nur „Made in Germany und EU“, sondern
auch noch „Made in USA“. Und insofern wählen nicht die dümmsten Kälber ihren
Metzger selber, denn Kälber haben keine Wahl, sie werden zur Schlachtbank von
Menschen getrieben und so ist es mit den Palästinensern, sie haben auch keine
Wahl, wo kein Merkawa-Panzer zur Verfügung steht, da muss halt ein Messer
reichen.
Übrigens, hat Israel auch keine
Hemmungen, von der EU und BRD geförderte Hilfsaktionen (ich erinnere nur an
Solaranlagen) zu zerstören. Von dem Flughafen in Gaza wollen wir gar nicht
reden.
Und wenn es den Israelis nicht passt, wofür ich Verständnis habe, dann
sollen sie doch das geraubte, besetze Land Palästina verlassen, ihre Soldaten
zurückziehen, die illegalen Siedlungen abbauen und endlich die Palästinenser
als gleichberechtigte Nachbarn anerkennen.
Und wenn die Politik hier nicht entscheiden kann oder will, dann muss eben
jeder Israeli für sich selber entscheiden, ob er auf geraubtem Land wohnen
will.
Viele Israelis wollen das nicht mehr und flüchten unter anderem in die BRD.
Wer auf gestohlenem Land lebt, soll sich nicht beklagen, wenn die noch nicht
vertriebenen Palästinenser sich wehren.
Auch Wolffsohn, und erst Recht
Wolffsohn nicht, der in Berlin lebt und das eigentlich alles weiß. Da fällt mir
wieder das als Überschrift genommene Zitat von Brecht ein.
Ach, würden sie doch die Worte von Erich Fried hören:
Ein Jude an die Zionisten
Freut euch erstens, daß eure Toten so tot sind,
denn sonst könnten sie euch laut sagen, was sie von euch halten
ihr zu Mörder gewordenen Söhne der Opfer unserer Mörder
die ihr euch verbündet mit Mördern gegen eurer Mordopfer Kinder
Und freut euch, daß die Mörder unserer Eltern
die Herzen der Welt so gewöhnt haben an das Morden
daß die Herren der halben Welt heute eueren Morden und Lügen
wohlwollend zusehen können und kaum zum Schein protestieren
Und freut euch, daß euer eigener Martin Buber schon tot ist
denn der hat noch knapp vor seinem Tode gesagt
daß ihr nicht die Jünger der alten jüdischen Weisheit
nein, nur die Schüler von Hitler geworden seid
Und freut euch auch, daß es keinen Bert Brecht mehr gibt
denn was der euch gesungen hätte zu eurem Unrecht
das würde der Welt und euch noch lang in den Ohren klingen
ja, länger als eure Unrechtherrschaft noch währt
Aber freut euch rasch, denn eure Freude wird kurzlebig sein
wie die Freuden anderer Tyrannen und Mörder
und dann werden Palästinenser und Juden in Frieden zusammenleben
und werden Gott danken, daß es keinen Zionismus mehr gibt