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Bereits eine Million Israelis hat das Land verlassen, um in die USA auszuwandern

Von Philip Weiss, Mondoweiss, 24. August 2017,
deutsche Übersetzung von Milena Rampoldi, ProMosaik. „Wird Israel in der Lage
sein, 1 Million Auswanderer wieder nach Hause zu holen?“ so lautete die
Schlagzeile eines Artikels von vor drei Wochen in der Jerusalem
Post;
und er fand sehr wenig Beachtung, obwohl der Artikel lapidar
feststellt, dass 1 Million Israelis nun in den USA lebt.

Eine Werbung von Nefesh b’Nefesh, einer
israelischen Gruppe, die für die Aliyah, die „Rückkehr der Juden nach Israel“ wirbt.
Screenshot.
„Zwischen
750.000 und 1 Million Israelis leben in den USA“, so die israelische
US-Botschaft, während andere die Zahl auf 200.000 reduzieren.
Wenn
Sie in der Gegend der Upper West Side spazieren, verstehen Sie, dass etwas vor
sich geht. Denn Sie hören auf dem Broadway Hebräisch sprechen; aber das ist aus
zwei Gründen, einem demographischen und einem geistigen, eine wichtige
Geschichte.
Erstens
behauptet Israel schon immer, ein mehrheitlich jüdischer Staat zu sein (als
würde dies den höheren Status der Juden rechtfertigen). Derzeitig
ist die Anzahl der Juden und die der Palästinenser zwischen dem Fluss und der
See gleich: es gibt nämlich 6,5 Millionen Juden und 6,5 Millionen
Palästinenser. Wenn nun 1 Million Juden außerhalb Israels leben – und der
Artikel von
Post spricht von diesen Auswanderern als von „Juden“ —
 so bedeutet
dies, dass es mehr Palästinenser als Juden in den Regionen gibt, über die
Israel seine Souveränität ausübt.
Dies
würde heißen, dass unter der Ägide des „jüdischen Staates“ eine jüdische
Minderheit über eine nicht-jüdische Mehrheit regiert, was das Geschäft der
umstrittenden „Apartheid“-Bezeichnung besiegelt.
Ein
anderer Grund für die Bedeutung dieser Geschichte ist darauf zurückzuführen,
dass trotz der Propaganda über Israel als dem sichersten Ort für die Juden und
über Israel als „jüdische Heimat“ und über das jüdische Leben in Israel als „Traum“, die Juden selbst doch
nicht so begeistert von dieser These sind. Israel war gemäß der Tradition nie
die erste Wahl für auswandernde Juden; und dies ist bis heute so.
„In
den letzten Jahren hat Israel mehr Menschen an die USA verloren als gewonnen“,
so der Artikel – ungefähr 17.000 gegen 13.000 in drei Jahren.
Jene
Abwanderung stammte offensichtlich aus dem Register des letzten Jahres; 16.700
Israelis wanderten aus, während 8.500 Juden nach Israel einwanderten, berichtet
Haaretz. In
einem Gespräch sprach John Mearsheimer von einer Tendenz der sogenannten
„umgekehrten Aliyah“.
2011
sprach Gideon Levy von
100.000 Israelis mit deutschem Pass
; und in diesem Zusammenhang führte er
ironisch an, dass Israel kein sicherer Ort für die Juden (und auch nicht für
die Nicht-Juden) ist:
Wenn
unsere Vorfahren von einem israelischen Pass träumten, um aus Europa zu
fliehen, so gibt es in unseren Reihen viele, die nun von einem zweiten
Reisepass träumen, um nach Europa zu fliehen.
Er
fügte hinzu, wie die Krise auf die Tatsache zurückzuführen war, dass Israel
sich noch nicht über seine Verfassungsstruktur im Klaren war:
Hätten
die Palästinenser schon einen wahren Pass, dann bräuchten die Israelis keinen
Doppelpass.
Wir
haben uns mehrere typische Geschichten auswandernder Israelis angehört. Sie wandern
aus, weil sie in einem Staat, der sich immer mehr von der Außenwelt isoliert,
keine Zukunft mehr sehen. Und dieser Artikel ist ein weiterer Beweis für jenen
Trend. Dem Phänomen sollte mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden – wir brauchen
einen einstündigen Bericht, der sich mit der Behauptung auseinandersetzt,
Israel sei der sicherste Orte für die Juden. Wir brauchen ein anderes
Forschungsprojekt, das sich mit der Frage auseinandersetzt, warum die Israelis
auswandern. Halten Sie nicht die Luft an.
Ein
besonderer Dank geht an Scott Roth.