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Integrative Kraft des Bösen

Von Sami Omar, MiGAZIN,
24. März 2017. Über schwarze Menschen bzw. People of color in der AfD.
Wissen Sie was
ein Oxymoron ist? Ich wusste es lange nicht. Es ist ein Wort, dessen zwei Teile
sich inhaltlich widersprechen. Hassliebe ist ein solches Wort, Ausnahmeregel
und in meinem Fall: Schulbildung!

Das Logo von “Alternative für Deutschland” (AFD), bearb. MiG

Manchen
Menschen scheint die Tatsache, dass die Alternative für Deutschland auch People
of color (PoC) als Parteimitglieder und Funktionäre hat, ein solcher
Widerspruch in sich zu sein. Entweder – so die Schlussfolgerung – sind diese
Menschen in der falschen Partei, oder sie sind in der richtigen Partei. Sind
sie aber bei der Alternative für Deutschland richtig aufgehoben, wie könne man
die Partei dann noch als rassistisch einstufen?
Ich glaube, da kann ich helfen: Die Hautfarbe einer Person ist eine Äußerlichkeit.
Wir sind es, die daraus ideologisch Verortungen ableiten und deshalb glauben,
ein schwarzer Mensch könne nicht ideologisch verirrt genug sein, um in der AfD
zu landen. Weit gefehlt! Die Mitglieder der Partei wiederum freuen sich sehr
über den Zuspruch vereinzelter schwarzer Deutscher. Glauben sie doch
mehrheitlich an ein Deutschsein qua Natur und Erbe und können so anhand des
vermeintlich Fremden unter ihnen ihre angebliche Toleranz beweisen (tolerare:
erdulden, ertragen).
PoC-Menschen
wie der stellvertretende Parteisprecher der AfD in Bergisch Gladbach (NRW),
Prof. Dr. Harald Weyel, dürfen auch von den Kritikern der Partei nicht auf ihre
Hautfarbe reduziert werden. Sie sind weder Opfer, noch in erster Linie schwarz,
sondern ganz normale Opportunisten. Sie sind ihrerseits tolerant, wenn der AfD-Landeschef aus ThüringennBjörn Höcke sagt: „Die Evolution hat Afrika und
Europa, vereinfacht gesagt, zwei unterschiedliche Reproduktionsstrategien
beschert. In Afrika herrscht nämlich die sogenannte r-Strategie vor, die auf
eine möglichst hohe Wachstumsrate abzielt. Dort dominiert der sogenannte,
Ausbreitungstyp‘.“
Wer sich zur
AfD bekennt, der muss auch zu solchen Äußerungen Stellung beziehen. Als
Parteimitglied, nicht als Schwarzer oder Person of Colour. Hier entfaltet sich
die integrative Kraft des Bösen. Wer seine Ideologie glaubhaft vertritt – und
sei sie noch so widersinnig und destruktiv – der hat Chancen, als einer der
ihren unter denen zu sein, die ihn als fremd und minderwertig betrachten.
So antwortet der Bremer AfD-Abgeordnete Achille Demagbo auf die recht
durchsichtige Frage der Zeitung Die Welt, ob er ein Nazi sei:
„Ich würde nie in einer fremdenfeindlichen Partei Mitglied werden, aber jetzt
mal umgekehrt: Welche rassistische Partei würde einen Schwarzafrikaner in den
Vorstand wählen?“
So
argumentieren Menschen, die ihre Hautfarbe als Mittel nutzen. Menschen, die sie
zur Rechtfertigung nutzen und solche, die sie zur Abgrenzung nutzen. Man nennt
sie Rassisten.