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Gonzo Notes 01: Das Leben unter dem Befehl des Präsidenten Trump

Von Kit O’Connell, deutsche Übersetzung von Beyza Ünver und Milena
Rampoldi, ProMosaik. 
Donald Trump wird US-Präsident. Das ist verdammt nervig. Ich möchte,
dass Sie sich nur einen Augenblick in das Ganze reinversetzen.


Ich weiß, dass einige sich ein
anderes Ergebnis wünschen. Ich werde auch niemandem sagen, er soll nicht
handeln. Das schließt auch meine Kameraden ein, die das Wahlkollegium bitten,
Trump zurückzuweisen oder den Antrag unterstützen, die Abstimmung noch einmal
zu überprüfen.
Im Grunde genommen ist unsere
Demokratie nicht dafür aufgebaut worden. Das Wahlkollegium war nie dazu
gedacht, dem Volk zu dienen, und es wird es auch niemals tun.
Kämpfen Sie gegen alle Windmühlen,
die Sie wollen, denn das ist es auf jeden Fall wert. Aber wir müssen uns auf
vier hässliche, schreckliche und trostlose Jahre vorbereiten.
Lassen Sie uns mal über den Slogan “Love
Trumps Hate” sprechen, der ganz obn auf dem Foto steht.
Ich liebe den Hass Trumps nicht und
so auch nicht die hasserfüllten Faschisten, die durch diese Wahl an die Macht
gekommen sind. Ich glaube nicht, dass ich mich mit weißen Nationalisten
zusammensetzen kann, ein förderndes Gespräch voller gegenseitigem Verständnis
führen und sie dann zum Abschied knuddeln kann.
Die Liebe, die den Hass „trumpen“
kann, ist eine intensive Liebe. Sie umarmt meine Familie, Freunde und Kameraden,
egal was ist. Es ist nicht eine weiche Art von Liebe ganz nach dem Motto
Hands-Across-America. Es ist eine beschützende Liebe. Es ist eine verärgerte
Liebe, nicht eine Liebe nach dem Motto don’t-you-dare-fuck-with-me-or-mine
love.
Egal was passiert, bauen Sie eine
Brücke. Wir brauchen Solidarität, um es durch dunkle Zeiten zu schaffen. Aber
wenn jemand Ihr Existenz- oder Entwicklungsrecht in Frage stellt dann gibt es nur
eine Antwort: Fäuste ballen und zurückscchlagen!
Unterdrücken Sie nicht Ihre Wut,
sondern verwandeln Sie diese in eine Handlung. Schließen Sie sich mit den
Leuten zusammen, denen Sie vertrauen und verwandeln Sie Ihre Wut in einen Plan,
um damit anzufangen, die Welt zu verbessern. Arbeiten Sie am Aufbau einer Welt,
die den Menschen und dem Planeten dient und nicht den Reichen und Mächtigen.
Bleiben Sie leidenschaftlich und
erheben Sie Ihre Stimme, wenn es darauf ankommt. Lassen Sie sich auch von
keinem sagen, dass Sie sich beruhigen sollen.
Es ist für jeden von uns der
richtige Moment gekommmt, um ein kleiner Gonzoo zu werden.
Handlungsempfehlungen für Gonzos
„Sehen Sie sich mal um und
beurteilen Sie den Bullshit überall, wo Sie gerade sind. Ich kenne Sie nicht,
ich weiß nichts über Sie, aber ich wäre bereit, darauf zu wetten, dass wo immer
Sie auch sind, es irgendeinen absoluten Bullshit in Ihrer Umgebung gibt. Somit
besteht der erste Schritt, den man sich merken sollte, darin, darüber
nachzudenken, das Ganze zu analysieren, zu fühlen und wütend darauf zu sein.
Denken Sie dann darüber nach, was zu tun wäre, um es komplett zu verändern oder
zu zerstören.”  —
CLARA, CRIMETHINC EX-WORKERS
KOLLEKTIV
In diesem Bereich
der „Gonzo Notes“ möchte ich Ihnen einige Aktionstipps geben, um die Welt ein
wenig zu verbessern.  
Ich hatte
ursprünglich geplant, mich auf den Kampf gegen die Dakota Access Pipeline zu
konzentrieren, aber dann hörte ich dieses Zitat aus der Episode 52 von „The
Ex-Worker“ vom Crimethinc podcast.
Es mag ja gut
sein, dass Sie immer noch die Pipeline bekämpfen wollen, die schließlich über
1.000 Meilen überqueren wird und das saubere Trinkwasser von Millionen von
Menschen gefährdet
.
Oder vielleicht werden Sie sich gegen die fossile Brennstoffindustrie und ihre
Sponsoren in einer anderen Weise, näher an Ihrer Heimat auflehnen.
Sie brauchen aber
nicht nach Standing Rock reisen, um etwas dagegen zu unternehmen. Sie brauchen
dafür nicht einmal aus Ihrem Viertel raus.
Finden Sie,
sobald Sie den Bullshit erkannt haben, der die meisten anekelt, heraus, wie man
ihn aus der Welt schaffen kann. Es gibt vermutlich schon Leute, die die Arbeit
machen. Wenn Sie genau hinsehen, werden Sie auch auf diese Menschen aufmerksam.
Versuchen Sie die Menschen zu erreichen, die Sie können. Wenn nicht, dann bauen
Sie Ihre eigenen Netzwerke oder handeln Sie allein.
Auch kleine,
risikoarme Aktionen, wie das Aufstellen von Plakaten und das Halten kleiner
Vorträge kann die Grundlage für viel größere Veränderungen schaffen.
Gonzo Notes 02: Feiern Sie jeden Sieg
Es ist okay, wenn Sie zugeben, (in dieser Runde) gewonnen zu
haben.
Während des ersten Treffens von
Occupy Austin, vereinbarte die Generalversammlung, dass die Bewegung „jeden
Sieg feiern“ würde.
Es ist eine Idee, auf die sich seit
Jahren, seit dem Ende von OWS, zurückkomme. Ich habe darüber nachgedacht, als
die Wasserschützer von Standing Rock letztes Wochenende einen unerwarteten,
aber hart erkämpften Sieg erlangten.
Am Sonntag erteilten die Army Corps of
Engineers keine Genehmigung
für den Weiterbau der Pipepline unter einem Fluss, der durch die heiligen
Gebiete der Sioux führt. Somit kann es zeitweilig zu einem Stopp der
Fertigstellung der Pipeline.
Als Tausende von Veteranen nach Standing
Rock strömten und versprachen, sich zwischen die Bullen und die Indianer
stellen zu wollen, „war die Machtstruktur angesichts unserer Einheit für einen
Augenblick erschüttert”, schrieb Kelly Hayes treffend am Montag.
Fast alle und vor allem die
Ureinwohner, die seit Jahrhunderten von der US-Regierung hintergangen werden,
wussten, dass die Pipeline nicht tot, sondern nur verletzt war. Dennoch sprachen
die Aktivisten infolge der Entscheidung der Armee von einem Sieg, um sich neu
zu organisieren und eine neue finanzielle und rechtliche Hebelwirkung gegen die
Pipeline zu erzeugen.
Zu meiner Überraschung waren die
sozialen Medien voller Schwarzseher und voller Leute, die den Wasserschützern
ihren Sieg verweigerten. Ist es denn nicht gerade in einem Jahr mit so vielen
Tragödien und Rückschlägen wie dem Jahr 2016 nicht besonders wichtig, dass wir
unsere seltenen Erfolge feiern? Warum haben dies so viele so schnell abgetan
und sogar diejenigen kritisiert, die den Sieg gefeiert haben?
„Warum tanzen sie auf der Straße,
wenn der Kapitalismus nicht gestürzt ist und die Wall Street noch unsere
Regierung kontrolliert?” fragten Leute 2011 bei Occupy Austin.
Wir gingen einfach auf die Straße, da
wir niemals die Kraft finden werden, gegen die Mächtigen zu kämpfen, wenn wir
uns nicht selbst Hoffnung machen und unsere Freiheit feiern, solange sie noch
da ist.
Die Regierung profitiert davon, wenn
die Bevölkerung glaubt, machtlos zu sein. Es gibt ein schädliches Narrativ, das
darauf hindeutet, dass Proteste und direkte Aktionen uneffektiv und unnötig
sind. Aber nichts ist unwahrer als das. Immer wieder wird die Gerechtigkeit
Realität, wenn die Menschen sich auflehnen, um sie zu fordern.
Um diesem Narrativ der
Machtlosigkeit des Volkes entgegenzuwirken, beginnen wir mal, stolz auf unsere
kleinen Siege zu sein.
Lassen wir die ganze Welt wissen,
dass, wenn genug von uns zusammenkommen, auch die Mächtigsten manchmal einen
Rückschlag erleben, wenn auch nur für einen Augenblick.
„Ein Sieg bedeutet nicht, dass jetzt alles für immer schön sein
wird und dass wir rumsitzen können. Einige Aktivisten befürchten, dass die
Menschen den Kampf aufgeben, wenn man den Sieg anerkennt. Ich habe immer schon
mehr Angst davor, dass die Leute aufgeben und nach Hause gehen oder nie
anfangen werden, wenn sie glauben, dass kein Sieg möglich ist oder die bereits
erreichten Siege nicht erkennen können.” —
REBECCA SOLNIT, “HOFFNUNG IN
DER DUNKELHEIT”
Gonzo-Aktionstipps
Eine kleine Gruppe
von Genossen hat kürzlich das Kollektiv
Oh Shit! What Now? Collective gegründet. Wir haben vor, Kurse für unsere Gemeinschaft zu wichtigen
Themen wie Sicherheitskultur, Polizeiaufnahmen und sogar Selbstverteidigung zu leiten.
Unsere erste
Unterrichtseinheit betraf die
persönliche Internet-Sicherheit  und die Möglichkeiten, Aktivisten weniger
anfällig für Überwachungen und polizeiliche Schnüffelei zu machen.
Um meine Leser zu
mehr Sicherheit zu verschaffen, anbei die 4 besten Ratschläge des Kollektivs Oh
Shit! What now?, um Ihren Scheiss zu sichern:
        
Sichern Sie Ihr
Telefon & Ihren Laptop.
Lassen Sie ihre Geräte nicht aus den Augen, es
sei denn, Sie lassen sie zur Sicherheit zu Hause, damit bei einer unerwarteten
Aktion nichts passiert.
        
Sperren Sie ihr
Telefon und Ihren Laptop
mit einem Passwort (keine
Sperrung durch einen Fingerabdruck
oder durch Muster). Es sollte etwas
sein, was schwer zu erraten ist und wenigstens 6 Zeichen hat.
        
Verschlüsseln Sie
ihr
Telefon und Ihren Laptop.
        
 Verwenden Sie Signale für sichere
Telefonate und Texte.

Schauen Sie sich die
70 Day
Action Plan
”  von Candace
Williams für mehr Sicherheitstipps an, um die Schritte leicht zu verfolgen.