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Genug von der Leitkultur und Eliten-Werte-Arroganz!


Von Evelyn Hecht-Galinski, Sicht vom
Hochblauen
, 16. November
2016
.
Tatsächlich gibt es
nach Trumps Wahlsieg eine Querfront von Jubelnden, vom „Jüdischen Staat“ bis zu
den bekannten Rechtspopulisten und ein paar Linken.
 (1) (2) (3) (4) 

Es zeigt sich hier eine gefährliche neue Fraktion
der Unberechenbaren. Der Hochmut der Eliten hat es ermöglicht, dass ein Trump
zum US-Präsidenten gewählt wurde. Mit einfachsten Parolen und „postfaktischen“
Phrasen, was nichts anderes bedeutet als mit Unwahrheiten Stimmung zu machen,
lassen sich Stimmen gewinnen.
Schon wird Merkel, auch sie eine vermeintliche
Gewinnerin der Trump Wahl, in den Medien als „Hoffnungsträgerin“ und „letzte
Verteidigerin des freien Westens“ gepriesen, die unbedingt wieder antreten
muss. Auch hier ist sich die „christlich-jüdische“ Wertegemeinschaft wieder
einmal einig. So wurde Merkel gerade wieder mit einem jüdischen Preis geehrt,
und der diesen Preis übergebende Rabbiner bezeichnete Merkel als „Segen für die
Menschheit“! Allenfalls gilt dieses großspurige Lob für den jüdischen Teil des
Besatzerstaates Israel, jedoch ganz bestimmt nicht für die besetzte
palästinensische Menschheit! Tatsächlich stellt sich jetzt die Frage, was wir
in der BRD noch alles mit Merkel erleben werden! (5) (6) (7)
Unangenehm aufgefallen ist mir am Sonntag im
ARD-Presseclub, dass die eigentlich nicht unsympathische DLF-Journalistin und
Brüssel-Korrespondentin Annette Riedel doch tatsächlich folgende Sätze von sich
gab, die für sich sprechen: „Natürlich sind wir Elite. Wir sind’s einfach. Wir
sind hochgradig gebildet. Wir haben einen Lebensstandard, wo man jetzt nicht
unbedingt durch Entwicklungen der Globalisierung bedroht ist“. (8)
Dieses Eigenlob und diese arrogante Überheblichkeit
entspricht genau der Abgehobenheit dieser vermeintlichen Elite, die Medien und
Politik verbindet! Diese beiden „Eliten“ pflegen eine gegenseitige Nähe und
halten sicheren Abstand zum „einfachen“ Leser bzw. Wähler.
Über den FAZ-Kommentar unter „Fremden Federn“ von
Außenminister Steinmeier habe ich ausgiebig geschrieben. Für mich ist dieser
Befürworter der neoliberalen Kriegspolitik und Mitinitiator der Agenda 2010 ein
denkbar ungeeigneter Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten. (9)
Das Amt des Präsidenten ist zu einem Gerangel im
Parteigeklüngel verkommen und ist so unnötig wie die Nato! Jetzt wo man sich
zwischen CDU/CSU und SPD auf Steinmeier als Bundespräsidentenkandidaten
geeinigt hat, weil Seehofer auf keinen Fall einen Grünen, also Kretschmann,
wollte und Merkel einmal mehr mit leeren Händen, also ohne eigenen Kandidaten,
dasteht, läuft alles auf einen Wahlkampf der „alternativlosen“ GRO/KO hinaus.
Auch um die Nachfolge auf das Außenministerium wird schon gefeilscht.
EU-Parlamentspräsident Schulz braucht einen Job, sollte er nicht wiedergewählt
werden, oder gar der „große Diplomat“, Vizekanzler Gabriel, aber auch die CDU
möchte gern ran an die Buletten. Was für ein unwürdiges Ränkespiel! (10)
Für mich nichts neues, da ich die SPD und ihre
führenden Köpfe als geklonte CDU-ler sehe, die nichts mehr mit einer linken
Basis zu tun haben wollen. Diese Parteien, ebenso wie die Gewerkschaften, haben
sich weit entfernt von den einfachen Menschen, von den „Leiharbeitern“ und von
denen in prekären Arbeitsverhältnissen, die später in Altersarmut enden. Die
beiden einstigen „Volksparteien“ SPD und CDU leben in ihrer Koalitionswelt, die
sich nur in Nuancen unterscheidet, aber eines gemeinsam haben, nämlich am
Bürger vorbei zu regieren.
Tatsächlich gibt es in unserem Wohlstandsland
„Abgehängte“ und eine Elite, ebenso wie in den USA, wenn auch auf anderem
Niveau unter anderen Voraussetzungen. Unsere Sozialsysteme sind noch auf einem
anderen Level als die in den USA oder anderen europäischen Staaten. Wir haben
glücklicherweise noch nicht diese Menge von Menschen, die in Wohnwagen leben
müssen oder ohne jede Absicherung bis zum Tod schuften müssen. Aber auch wir
haben Millionen von Menschen, die sich die Mieten nicht mehr leisten können und
Angst vor Kündigung und sozialem Abstieg haben. Schon 2013 gab es in den USA 47
Millionen Menschen, die von Lebensmittelmarken leben müssen! (11)
Merkel hat gleich nach Trumps Wahl bei ihrer
Gratulation die „Werte“ hervorgehoben, also erneut diese altbekannten Phrasen
gedroschen, und Außenminister Steinmeier, der sich als oberster Vertreter der
Diplomatie eigentlich disqualifiziert hat, indem er Trump einen „Hassprediger“
genannt hatte, wie wird er wohl als kommender oberster Repräsentant der BRD auf
USA-Reisen gehen?
Kalt erwischt wurden deutsche Koalitionspolitiker,
ebenso wie die EU Vertreter. Sie stehen jetzt fast hilflos vor diesem
Wahl-Desaster und Trump. Und heute lese ich in dem FAZ in einem Gastartikel von
CSU-Ministerpräsident Seehofer, dass er die Eliten angreift und sich angesichts
der Erfolge der Rechtspopulisten dagegen wendet den (Wahl)Bürgern die Schuld zu
geben, aber gleichzeitig schreibt: „Europa und nationale Interessen müssten als
Symbiose gedacht werden und nicht als Gegensätze. Ohne Europa und seine von
Antike, Juden- und Christentum, Humanismus und Aufklärung geprägte Leitkultur,
so Seehofer, hätten nicht nur wir Deutschen keine Chance in der Welt“. Zitat
Ende.
Was meinte Seehofer wohl, wenn er von einer
„Leitkultur“ spricht? Die aus Bayern kennen wir. Warum vergisst er bei der
Aufführung von Kultur und Religionen den Islam, der doch maßgeblich an der
Kultur-Bildung beteiligt war. Sind Politiker wie Seehofer und Trump nicht
extreme Beispiele für rassistischen Populismus und „Rattenfänger auf
Stimmenfang“. (12)
Bedauerlicher Weise vergisst Seehofer in seinem
Dank an Länder des Ostblocks für die Wiedervereinigung, den wichtigsten
Partner, nämlich Russland und Gorbatschow, ohne den diese niemals zustande
gekommen wäre! Auch hätte Seehofer besser die Hintergründe der „Ukraine Krise“
erwähnt, nämlich die Einmischung der USA und die „Nato-Osterschleichung“, die
Demütigung Russlands, sowie die ständigen US-Allianz Provokationen! (13) (14)
Ja, in der Tat, es gibt ein wenig Hoffnung, dass
unter Trump nicht unmittelbar ein Krieg gegen Russland bevorsteht, aber das ist
auch alles. Aber reicht das, um positiv in die Zukunft zu sehen? Wohl kaum,
Trump dieser unberechenbare Selbstdarsteller, mit seinem unausgegorenen sich
ständig ändernden rassistischen Vorschlägen, ist eine nicht abzuschätzende
Gefahr. Ebenso wie seine „Tea Party“-Berater und sein Team, oder sein Vize
Pence, ein Neocon und christlicher Zionist. So gibt es eigentlich zusammen mit
Trump nur einen Sieger, das Netanjahu-Regime und Israel, die sicher sein
können, in „ewiger Besatzung, in der ewig ungeteilten jüdischen Hauptstadt“
Jerusalem zu bleiben. Auf der Stecke bleiben die Palästinenser und die
US-Wähler, die „Abgehängten“, die Trump überhaupt nicht vertritt. Schon plant
er, die USA zu einem Steuerparadies zu machen und die Superreichen noch reicher
zu machen. (15) (16) (17) (18)
Schon beginnen hierzulande die Medien die
Schuldigen an diesen schrecklichen Populisten-Aufstiegen auszumachen. Es sind
natürlich die sozialen Medien wie Facebook, die die Hass-Schleusen öffneten.
Schließlich waren es Elite-Medien, die an Trumps Vermarktung Milliarden Gewinne
einfuhren. (19)
Nein es sind nicht die sozialen Medien, sondern es
sind die sozialen Unterschiede, die immer mehr Hass erzeugen. Es ist an der
Zeit, dass die „Eliten“ aus ihren elitären Medientürmen und Regierungszirkeln
wieder auf das Volk schauen. Doch anstatt uns, dem Volk, die Steuereinnahmen zu
Gute kommen zu lassen, wird erneut darüber nachgedacht, die Rüstungsausgaben zu
erhöhen, neue europäische Streitkräfte zu gründen, und die Nato zu stärken und
der scheidende Bundespräsident Gauck hat als letzte Tat den baltischen Staaten
einen militärischen Schutz versprochen. Hatten wir das nicht schon einmal?
Tatsächlich hat dieser Bundespräsident aus seiner Russland-Abneigung nie einen
Hehl gemacht, eine denkbar schlechte Ausgangslage, nur 71 Jahre nach dem
verheerenden deutschen Angriffskrieg mit mehr als 27 Millionen russischen
Kriegstoten, an denen auch Gaucks Vater nicht unbeteiligt war. (20)(21)
Wenn schon ein Bundespräsident, dann hätte man
jenseits aller Parteipolitik über einen überparteilichen, nicht konfessionellen
Kandidaten oder Kandidatin nachdenken müssen, und dass keine für alle Parteien
wählbare honorige Persönlichkeit in Deutschland gefunden wurde, stimmt schon
bedenklich!
Also Schluss mit Leitkultur und heuchlerischen
Werten, zurück zu den Wurzeln einer Wertegesellschaft, ohne arrogante Eliten,
nur so kann der rechte Spuk der Populisten besiegt werden.