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Clay Jones von White Ribbon – für ein feministisches Konzept der Männlichkeit

von
Milena Rampoldi, ProMosaik, deutsche Übersetzung von Beyza Ünver für ProMosaik.
Nachstehend, mein Interview mit Clay Jones, Kommunikationsbeauftragter der
Organisation
White Ribbon in Ontario. ProMosaik kämpft für die
Frauenrechte und geht davon aus, dass ein 
Feminismus ohne die Beteiligung der kompletten Gesellschaft nicht
möglich ist. Männer müssen also auch ein Teil der feministischen Bewegung sein,
um alle Arten von Gewalt, insbesondere die häusliche Gewalt, zu beenden. 
Was
ist das Hauptziel von White Ribbon?
Das Hauptziel von White
Ribbon ist es, mit Jungs, jungen Männern und Männern zu arbeiten, um die Gewalt
gegen Frauen und Mädchen zu beenden und um die Gleichstellung der Geschlechter,
gesunde Beziehungen und eine neue Vorstellung von Männlichkeit aufzubauen. Wir
arbeiten daran, die Ursachen geschlechtsspezifischer Gewalt zu untersuchen und einen
kulturellen Wandel zu schaffen, welcher helfen soll, eine gewaltlose Zukunft zu gestalten. Unsere Vorstellung von Männlichkeit ist eine, die die
besten Eigenschaften eines Menschen verkörpert. Wir glauben daran, dass Männer
ein Teil der Lösung und auch ein Teil einer Zukunft sind, die sicher und gerecht
für alle Menschen sein wird. Negative und überholte Konzepte der Männlichkeit
herauszufordern, wird Männer inspirieren, um das unglaubliche Potenzial, Teil
der positiven Veränderung sein zu können, zu verstehen und anzunehmen.
Was
bedeutet für Sie der neue Begriff der Männlichkeit?
Die neue Vorstellung von
Männlichkeit fordert die veralteten, hegemonischen Ideale der Männlichkeit
heraus. Denn Mannsein bedeutet die Förderung emotionaler Tiefe und positiver Stärke.
ProMosaik
ist der Überzeugung, dass es keinen Feminismus ohne die Beteiligung von Männern,
die für die Frauenrechte kämpfen, geben kann. Was denken Sie darüber?
Wir denken, dass es wichtig für die Männer
ist, mit anderen Männern von einem pro-feministischem Gesichtspunkt aus zu
arbeiten. Wir hoffen, dass Männer, die an einem Projekt zwecks Bekämpfung der
Gewalt beteiligt sind, Raum für andere Männer schaffen, die diese Gespräche
bereits konsequent geführt haben, aber nicht in der Lage waren, ihre Stimmen
hörbar zu machen.
Männer sollten sich
darum bemühen, institutionalisierte Frauenfeindlichkeit, Rassismus, Klassendenken
und Privilegien abzulehnen. Wir verstehen natürlich, dass diese eine
Herausforderung sein könnte, wenn man nicht in der Lage ist, zu sehen, wie man durch
den aktuellen Quo-Status privilegiert wurde. Wir sind nicht perfekt und müssen dies
ebenso im Hinterkopf behalten.
Erzählen
Sie uns von Ihrem Toolkit “Make a Call”.
Das Toolkit „Make a
Call“ ist der Höhepunkt des mehrjährigen Programms in Zusammenarbeit mit dem
Toronto Argonauts Canadian Football Club. Das Projekt fokussiert auf die
Bereitstellung einer technischen und emotionalen Unterstützung von Schülerinitiativen,
die sich mit der geschlechtsspezifischen Gewalt an Oberschulen
auseinandersetzen. Wir haben nach einem Weg gesucht, um das Projekt über den
ursprünglichen Tätigkeitsbereich hinaus fortzuführen. Und so haben wir ein Toolkit
für Lehrer, Trainer und andere Mentoren zwecks schrittweiser Erfassung des
Projekts ins Leben gerufen. Dieses  sollte
die Schüler dazu befähigen, diese wichtige Arbeit auf eigene Faust fortzuführen.
Das Tool ist kostenlos und im Internet verfügbar. 
Welche
sind die Hauptziele Ihrer Kampagne  Draw
the Line?
Draw the Line ist ein
Partnerschafts-Programm zwischen verschiedenen Organisationen, welches von Action
ontarienne contre la violence faite aux femmes (AOcVF) und der Ontario-Koalition
von Rape Crisis Centres (OCRCC)
gemanagt wird. Die Beiträge von White
Ribbon fokussieren auf Szenarien und Handlungen, die die Männer betreffen
könnten. Die Zielsetzung der Kampagne DTL besteht darin, die Männer in Ontario
in einen Dialog über sexuelle Gewalt einzubeziehen. Die Kampagne fordert verbreitete
Mythen über sexuelle Gewalt heraus und rüstet involvierte Personen mit
Informationen darüber aus, wie man sicher und effektiv einschreiten, sexuelle Gewalttätigkeit
bemerken kann und versetzt sie in die Lage, den Unterschied zu machen.
Was
haben Sie bis jetzt erreicht und welche sind Ihre Hauptziele für die Zukunft?

Die Herausforderung kann nicht darin bestehen, besondere
Errungenschaften hervorzuheben, wenn man an der sozialen Veränderung auf Generationenebene arbeitet. Diese Arbeit braucht Zeit. Man kann schon sagen,
dass es einen deutlichen Wandel hin zu den pro-feministischen Mainstream-Idealen
gegeben hat, welche die Männer in die Lage versetzt haben, sich emotionale
Vermittlung, die Gesundheitsförderung und eine engagierte, positive Vaterschaft
anzueignen. Unsere Hauptziele für die Zukunft bestehen darin, den Dialog unter
Männern weiterzuführen und daran zu arbeiten, die aktive Zustimmung in ihrem
täglichen Leben zu fördern, sich offen gegen Gewalt gegen Frauen aufzulehnen, Raum
für marginalisierte Stimmen zu schaffen und natürlich jeglicher Form häuslicher
Gewalt ein Ende zu bereiten.