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Rezension: Islam gegen FGM – weibliche Genitalverstümmelung

Von William Hanna. Anbei die Rezension des Autors
William Hanna, der sich nicht dazu bereit erklärt hat, eine Rezension über das
Buch über die weibliche Genitalverstümmelung zu verfassen, weil er ein Experte
auf diesem Gebiet ist, sondern weil er in seinen Reisen durch Afrika und den
Nahen Osten und während seiner Aufenthalte in diesen Regionen ein bestimmtes
Bewusstsein bezüglich dieser Praxis erlangt hat, die man nur als barbarischen
Eingriff und als einen Angriff gegen den intimsten Bereich des weiblichen
Körpers, der auch die Funktion übernimmt und die Fähigkeit aufweist, Leben zu
schenken.

Wir alle, Männer und Frauen, tragen eine unveräußerliche
Verantwortung für das, was wir tolerieren und in unserer Gesellschaft zulassen.
Und an dieser Stelle müssen wir anerkennen, dass die weibliche
Genitalverstümmelung nicht eine harmlose Beschneidung ist wie im Falle der
Männer, in der nur eine Vorhaut entfernt wird, sondern dass die weibliche
Genitalverstümmelung einen gewaltsamen Verstoß gegen die Menschenrechte von
Mädchen und Frauen darstellt. Sie sieht entweder die teilweise oder vollständige
Entfernung der externen weiblichen Genitalien vor und verletzt aus
nicht-medizinischen Gründen die weiblichen Geschlechtsorgane.   
Die weibliche Genitalverstümmelung gefährdet direkt
die Gesundheit der Opfer durch starke Schmerzen und Blutungen, Schwierigkeiten
beim Urinieren, Infektionen und sogar den Tod infolge eines hämorrhagischen
oder neurogenen Schocks. Andere Auswirkungen umfassen langfristige Narben, posttraumatische
Belastungsstörungen, chronische Schmerzen, HIV-Infektion, Zysten, Abszesse,
genitale Ulcera, Schwierigkeiten und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und das
erhöhte Risiko von Komplikationen, die den menstrualen Zyklus betreffen und zur
Unfruchtbarkeit führen können. Das beunruhigende Ausmaß dieser barbarischen
Praxis wurde zu Beginn dieses Jahres auch im UNICEF-Bericht aufgegriffen, der
aufzeigt, wie mindestens 200 Millionen lebende Mädchen und Frauen diese
rituelle Verstümmelung erlitten haben.
Neben der Dokumentierung der selbstverständlichen
Auswirkungen der weiblichen Genitalverstümmelung von Mädchen und Frauen betont
Milena Rampoldi in ihrem Buch, dass es in keiner Religion, inklusive des Islam,
Quellen gibt, die tatsächlich die weibliche Genitalverstümmlung vorschreiben.
Somit stützt diese Praxis auf falschen Ansichten und Auslegungen, die
akzeptiert und zu einer verankerten Tradition wurden, die den Menschen aufgedrängt
wurde, wenn sie Teil ihrer sozialen Gruppe sein wollten. Demzufolge sind
Frauen, die unwissentlich von ihrer Kultur beeinflusst worden sind, dazu
bereit, sich wie Lämmer schlachten zu lassen und diese gefährliche Tradition
weiterzuführen, die jeglicher Begründung, ob nun religiöser oder anderer Art,
entbehrt.
Das Buch enthält Interviews und Meinungen
verschiedener Persönlichkeiten, inklusive feministischer Aktivistinnen, Ärzten,
Gynäkologen, Opfern und Universitätsprofessoren, die alle über verschiedene
Kenntnisse, auch im Bereich der Islamwissenschaften, zum Thema verfügen. Der
große Wunsch von Milena Rampoldi, eine solche Praxis zu beenden, die abartig, unnormal
und gesundheitsschädlich ist, wird in diesem Buch durch zahlreiche Beweise
untermauert, nach denen die weibliche Genitalverstümmelung keinen Platz in
einer modernen Welt hat, die von sich sagt, dass sie sich für die Menschenrechte
von Männern und Frauen einsetzt. Die damit verbundene Ansicht, nach der die
weibliche Genitalverstümmlung beispielsweise eine Voraussetzung darstellt, um
einen Ehemann zu finden, muss als falsche Vorstellung aufgedeckt werden. Und um
der weiblichen Genitalverstümmelung ein Ende zu setzen, müssen sich die Männer
dagegen auflehnen und sich einer solchen uralten Barbarei widersetzen. Das
wiederkehrende Thema des Buches ist das der Notwendigkeit der „Erziehung“. Denn
allein mit Hilfe der Erziehung und der Umsetzung des Rechtes einer Frau auf die
volle Kontrolle ihres eigenen Körpers kann dieser uralte Ritus Schritt für
Schritt aus der Welt geschaffen werden. Die Lektüre dieses Buches kann einher
mit der des Dokumentes von Amnesty International mit dem Titel Sexual
and Reproductive Rights for Women 
als Grundlage einer solchen
Erziehung dienen, die auf jeden Fall auch uns Männer einbeziehen muss.
  • Frauen müssen ihre eigenen Entscheidungen rund um ihre Gesundheit,
    ihren Körper, ihr Sexualleben und ihre sexuelle Identität ohne Angst oder
    Kriminalisierung treffen.
  • Frauen müssen Informationen über Sexualität und Fortpflanzung suchen
    und erhalten und den Zugang zu den entsprechenden Gesundheits- und Verhütungsdiensten
    erhalten.
  • Sie müssen den Zugang zu einer umfassenden Erziehung über die
    menschliche Sexualität, sexuelle und reproduktive Gesundheit, die Menschenrechte
    und die Geschlechtergerechtigkeit erhalten.
  • Sie entscheiden, ob und wann sie Kinder haben möchten und wie viele.
  • Sie müssen den Zugang zu sicheren Abtreibungsdiensten erhalten, falls
    sie Opfer von Vergewaltigung und Inzest sind, falls das Leben oder die
    Gesundheit der schwangeren Frau gefährdet ist oder eine schwerwiegende
    oder lebensgefährliche Erkrankung des Fötus vorliegt.
  • Frauen dürfen ihren Partner selbst auswählen, entscheiden ob und wann
    sie heiraten und welche Art von Familie sie gründen möchten.
  • Frauen haben das Recht auf ein Leben ohne Diskriminierung, ohne Zwang
    und Gewalt, ohne Vergewaltigung und jegliche andere Art sexueller Gewalt,
    auf ein Leben ohne weibliche Genitalverstümmelung, ohne
    Zwangsschwangerschaft, Zwangsabtreibung, Zwangssterilisierung und
    Zwangsheirat.
Weitere Anmerkung:
Islam gegen weibliche Genitalverstümmelung (Islam
against FGM) – die neue Publikation von ProMosaik
von Milena Rampoldi, ProMosaik.
In diesem Buch möchte ich die Bedeutung des
muslimischen Feminismus und des offiziellen Islam im Kampf gegen die weibliche
Genitalverstümmelung betonen. Die weibliche Genitalverstümmelung ist eine
Praxis, die in zahlreichen Ländern der muslimischen Welt immer noch verewigt
wird, um das Sexualleben der Frauen zu kontrollieren, sie zu unterdrücken und sie
ihrer Würde und ihrer sexuellen Erfüllung zu berauben.  
Unser Video zum Buch finden Sie hier:
Der wahre Islam widersetzt sich dieser fürchterlichen
Tradition und garantiert den Frauen ihr Recht auf sexuelle Erfüllung. Somit ist
die weibliche Genitalverstümmelung als logische Konsequenz unislamisch, denn
alles, was sich den Frauen und ihrer Würde widersetzt, widersetzt sich der
Grundbotschaft des Islam.
Gemäß der koranischen Botschaft wurden Männer und
Frauen in der besten Form erschaffen (in Koran 95:4 heißt es: „Wir haben das
menschliche Wesen in seiner besten Form erschaffen“). Bezüglich Ehe und
Beziehung zwischen Frau und Mann als Geschöpfe Allahs heißt es in Koran 30:21:
„Und unter Seinen Zeichen ist dies, dass Er Gattinnen
für euch aus euch selber schuf, auf dass ihr Frieden bei ihnen finden möget;
und Er hat Zuneigung und Barmherzigkeit zwischen euch gesetzt. Hierin liegen
wahrlich Zeichen für ein Volk, das nachdenkt“.
Wenn die islamische Ehe auf Zuneigung und
Barmherzigkeit zwischen Ehefrau und Ehemann basiert, wie kann man dann die weibliche
Genitalverstümmelung in einer islamischen Umgebung akzeptieren, die sich für
die sexuelle Befriedigung als ein Mittel für den familiären und sozialen
Frieden und die familiäre und soziale Ruhe einsetzt?
Viele Muslime widersetzen sich der weiblichen
Genitalverstümmelung im Namen des Islam, aber sie sind zu wenige, und ihre
Stimmen werden nicht erhört. Viele ignorieren einfach das Problem oder fürchten
sich, in ihren Gemeinden über dieses Tabu zu sprechen, weil das Sexual- und
Intimleben der Frauen eine äußerst private Angelegenheit ist, über die man in
der Öffentlichkeit nicht sprechen sollte. Aber Fakt ist, dass die Leben dieser
Frauen in ihrer Kindheit schon durch eine grausame Tradition wie die der
weiblichen Genitalverstümmelung zerstört werden. Und das ist keine Privatsache
mehr, sondern ein Phänomen, gegen das wir, Männer und Frauen, als muslimische
Gemeinde, Gesellschaft und Ummah als Ganze ankämpfen sollen.
Das Paradoxon der weiblichen Genitalverstümmelung
besteht darin, dass die Frauen selbst dieses Verbrechen verewigen. Die
weibliche Genitalverstümmelung wird von älteren Frauen einer Gesellschaft
junger Mädchen zugefügt, die auf diese Weise die sogenannte „Reinheit“
erreichen sollten; es handelt sich somit um einen „Übergangsritus“, der die
Mädchen „heiratsfähig“ macht. Es ist Gewalt von Frauen gegen Frauen.
Aber schlussendlich zerstört die weibliche Genitalverstümmelung
die gesamte Gesellschaft, denn die Frauen sind der Pfeiler der muslimischen
Gesellschaften. Gemäß der Überlieferung des Propheten des Islam „liegt das Paradies
unter den Füßen der Mütter“. Der Mutter obliegt im Islam eine  extreme Verantwortung gegenüber ihren Kindern
und der gesamten Gesellschaft.  Und die
weibliche Genitalverstümmelung widersetzt sich dem Recht auf Leben der
zukünftigen weiblichen Generation.
Somit lautet meine Frage: Wie kann man im Namen des
Islam gegen die weibliche Genitalmutilation ankämpfen?
Erstens: Wir müssen auf der Grundlage des Korans und
der Sunna beweisen, dass der Islam ein schöpfungsorientierter Glaube und eine
schöpfungsorientierte Religion ist, die sich der körperlichen Verstümmelung im
Allgemeinen widersetzen, da Allahs Schöpfung perfekt ist.
Zweitens: Wir müssen uns allen Traditionen
widersetzen, die sich der Würde, den Rechten und dem Schutz der Frauen durch
den Islam widersetzen.
Drittens: Die Bedeutung der Sexuallebens im Islam soll
betont werden, um Tabus aus der Welt zu schaffen und in der Gesellschaft offen
über die Verstöße gegen die weiblichen Sexualrechte zu sprechen. Die sexuellen
Bedürfnisse stellen grundlegende Bedürfnisse dar, um Frieden und Ruhe in den
muslimischen Familien und Gesellschaften zu gewährleisten.
Viertens: Die Männer müssen in den Kampf gegen die
weibliche Genitalmutilation in den muslimischen Gesellschaften einbezogen
werden. Die Männer müssen dazu erzogen werden, Frauen zu respektieren und deren
Verstümmelung im Namen des Islam zu verbannen. Die weibliche
Genitalverstümmelung muss bekämpft werden, um die ehelichen Beziehungen zu
schützen, die im Islam sehr große Bedeutung haben. Die weibliche
Genitalmutilation zerstört das Sexualleben beider Partner, Männer und Frauen,
obwohl die Frauen natürlich auf allen Ebenen darunter leiden, was auf die
Männer nicht zutrifft.
Fünftens: Die Frauen müssen zum Selbstbewusstsein, zur
Würde und zum Selbstwertgefühl erzogen werden. Sie müssen als Frauen, Mütter,
Töchter und Schwestern im Namen des Islam stark gemacht werden, denn wie Zaynab
al-Ghazali so schön sagte:
„Wenn die Frauen Schwestern der Männer sind, wie eine
Überlieferung des Propheten nahelegt, dann gehen sei es die islamistische Behandlung
der Frage des Unterschieds als auch die (säkulare) feministische Behauptung,
nach der Frauen eine geschlechtsspezifische Problematik hätten, an der Tatsache
vorbei.“