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Nach dem Anschlag in Nizza-„Sie“ und „Wir“: ein LKW und die Werte

Von Fausto Giudice,
Basta
Yekfi
!, 15.07.2016. Deutsche
Übersetzung von Milena Rampoldi, ProMosaik 
 „Das
ist wichtig… denn wir müssen ihnen zeigen, dass nicht sie herrschen
werden, sondern wir“:das sagt eine blonde Dame um die siebzig mit
Schirmmütze und Brille.  In der Hand hält sie eine
blau-weiß-rote
Flagge. Wir sind irgendwo im tiefen Frankreich während der nationalen
Schweigeminute für die Opfer des LKW von Nizza am 16. Juli 2016 gegen
Mittag. 

Emad Hajjaj, Jordanien/Palästina


„Sie“ und „wir“. Wer sind denn diese „sie“? Und wer sind „wir“? That’s the question.

Eine frankophone maghrebinische Tageszeitung titelt: „Gezielt waren
die republikanischen Werte“. Donnerwetter! Wie Raymond Barre so schön
gesagt hätte: „Gezielt waren die republikanischen Werte. Getroffen
wurden unschuldige Franzosen“. Hatte somit der wahnsinnige LKW-Fahrer
aus Nizza was gegen die „republikanischen Werte“? Welche Werte denn?

Nein, meine liebe Frau, es gibt kein „Euch“ und „Uns“. Denn es gibt
nur ein „Uns“. Und dieses Uns heißt Menschheit. Und es gibt auch keine
Werte, die als republikanisch gelten dürfen und andere, die es nicht
wären. Es gibt Menschenwerte, und diese Menschenwerte sind universell.
Und der erste Menschenwert bezieht sich auf die Unantastbarkeit des
Lebens in jeglicher Form, ob nun Mensch, Tier, Pflanze oder Gestein.

Der Islamische Staat hat den wahnsinnigen LKW-Fahrer aus Nizza als
einen „seiner Soldaten“ bezeichnet. Und darauf haben sich alle
Medienexperten gleich gestürzt, um zu „bestätigen“, dass der LKW-Fahrer
von M’Saken auch wirklich ein Dschihadist war. Wäre das alles nicht so
tragisch, könnte man darüber lachen. Denn schließlich hatte der IS ja
schon erklärt, dass der Mörder von Orlando auch einer der Kämpfer seiner
internationalen Schattenarmee war. Nun weiß man aber, dass Omar Mateen
sich rächen wollte, weil er von einem seiner Liebhaber aus Puerto Rico
mit dem HIV-Virus angesteckt worden war und somit so viele „schwule
Latinos“ wie möglich töten wollte. Der IS nutzt wohl alle Mittel für
sich. Denn es wäre ja schade, diese wunderbaren Gelegenheiten nicht zu
nutzen, die die internationalen Medien zu bieten haben, um sich
kostenlose Werbung zu machen. Und diejenigen, die die
Bekennerbotschaften des IS auch noch „bestätigen“, stellen wirklich nur
ihre bodenlose und kriminelle Dummheit unter Beweis.

Und der zweite universelle Wert, meine liebe Dame, lautet: „Du wirst
nicht über deinen Mitmenschen herrschen“. Denn solange man die
Menschheit in „Herrscher“ und „Beherrschte“ aufteilt, wird es
wahnsinnige LKW-Fahrer geben, die sich dafür entscheiden werden, die
letzte Viertelstunde ihres Lebens in einem menschentötenden Feuerwerk zu
verbringen, und dies mit der Sicherheit, eine globale Resonanz in den
Medien zu erlangen.