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Die Ausstellung: starke Frauen – Frauen stärken, ein Interview mit Walter Korn

von Milena Rampoldi, ProMosaik e.V. – Walter Korn ist Profi-Fotograf und ist bei der Süddeutschen Zeitung tätig. In seiner Freizeit kämpft er an der Seite seiner Ehefrau Fadumo Korn gegen FGM in Afrika. Frau Korn haben wir vor kurzem interviewt. Mit den Fotos von Walter Korn haben wir dann auch ein Video über das Interview von Fadumo Korn vorbereitet, um FGM “bildlicher” darzustellen. FGM ist für mich der Spiegel der Gesellschaft, in der diese brutale Tradition den Alltag von Generationen von Frauen bestimmt und zerstört. Diese Gesellschaften finden sich in den Fotos von Walther Korn, den ich gestern für Sie interviewt habe. Genau diesem Thema ist auch die Ausstellung Starke Frauen – Frauen stärken gewidmet, die bis 21. Mai 2016 besucht werden kann.

Milena Rampoldi: Was bedeutet für Sie fotografieren, wenn es um
Menschenrechte geht?

Walter Korn: Natürlich ist es Plakativ, wenn man sagt: Ein Bild sagt
mehr als tausend Worte, aber es ist genau so! Das Bild des verbrannten Mädchens in Vietnam hat bewirkt, dass die USA aus dem Land abgezogen sind, das Bild des
ertrunkenen Kindes am Strand der Türkei hat die Grenzen in Europa geöffnet, usw.



MR: FGM ist für mich der Spiegel einer Gesellschaft.
Warum muss das Problem von Innen gelöst werden?

WK: Ich werde es nicht lösen, aber ich will dazu beitragen, dass
diese schändliche Tradition verschwindet. Traditionen sind langlebig, und es
wird lange dauern, bis sie Geschichte sind, aber jemand muss anfangen.

MR: Welche Ziele verfolgen Sie mit der Fotoausstellung “Starke Frauen – Frauen Stärken”?

WK: Die FAZ hat geschrieben: Jedes Foto ein Statement! Besser
kann man es nicht formulieren! Ich möchte die ganze Vielfalt des Lebens,
speziell der Frauen, in Afrika zeigen. Nicht nur die immer gleichen Bilder von
armen, hungernden Kindern, die es sicher gibt. Sondern die Lebensfreude und die reiche Kultur Westafrikas.
 
MR: Wie wichtig ist die Unterstützung der Männer für den
Feminismus in den muslimischen Gemeinschaften?

WK: Sex ist ein absolutes Tabuthema in der moslemischen
Gesellschaft: gerade in diesem Bereich bedarf es sehr viel Einfühlungsvermögen, um die Männer auf dieses
Problem aufmerksam zu machen. In Burkina Faso haben wir es geschafft, dass sich
auch Männer an der Aufklärungsarbeit gegen FGM beteiligen.

MR: Gott hat den Menschen perfekt erschaffen. Wie können
wir mit diesem Argument FGM effektiv bekämpfen?

WK: Dies ist besonders für gläubige Muslime ein sehr
wichtiges Argument, mit dem man die Unsinnigkeit der weiblichen Genitalverstümmelung beweisen kann.



MR: In welchen Ländern waren Sie schon und welche sind
die großen Unterschiede, wenn es um FGM geht?

WK: In meinem nun fast 60 Jahre dauernden Leben habe ich fast
alle europäische Länder, fast alle asiatischen Länder sowie Australien bereist.
Auf die Beschneidung von Mädchen trifft man natürlich am
ehesten in Afrika, da diese grausame Tradition dort sehr stark verwurzelt ist und meist von der
Gesellschaft akzeptiert wird. In Somalia ist die Beschneidung ein Teil des
Frauenlebens, wie bei uns z.B. die Kommunion. In Burkina Faso hingegen beginnen die
Menschen durch die jahrelange Aufklärung langsam diese Tradition zu
hinterfragen. Zeitungen und Fernsehen berichten in ausführlichen Artikeln und
Berichten, wenn sich eine Provinz für “Beschneidungsfrei” erklärt.