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Newsletter von Palästina Heute

von Renate und Frank Dörfel, Palästina Heute, 01. März 2016.

eine faszinierende, deprimierende
Lektüre ist das soeben erschienene Buch von Nir Baram:
Im Land der
Verzweiflung / Ein Israeli reist in die besetzten Gebiete

Martin Breidert schreibt dazu: Dieses
Buch ist lesenswert, es könnte auch noch den letzten proisraelischen Träumer
mit der Realität konfrontieren
. Stimmt, doch es nimmt auch dem
pro-palästinensischen „Träumer“ ein Stück der Resthoffnung für Palästina: 
die unverblümte Aggressivität und Herrschsucht, über die Baram berichtet, die
ungehemmte Landnahme, der ungebremste Wunsch, nicht nur der Siedler, Palästina
und damit die Palästinenser aus dem winzigen Rest des palästinensischen Landes
zu tilgen, der diesen Menschen noch geblieben scheint, das offenkundige Ziel,
Palästina und Palästinenser höchstens jenseits des Jordan zuzulassen (für wie
lange eigentlich, spricht die „Verheißung“ doch vom Euphrat als Grenzfluss),
das alles hinterlässt bei uns ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit. 

Und dabei geht es uns ja gut, wir
leben in einem Umfeld, in dem wir etwas tun könnten für die Palästinenser. Wir
könnten sie unterstützen in ihrem Bemühen, der Weltöffentlichkeit, zumindest
aber der deutschen Öffentlichkeit, das Unrecht, das da seit Jahrzehnten,
spätestens seit 1948, an ihnen geschieht, deutlich zu machen. 
Doch auch das soll uns zunehmend
erschwert werden…  Der Kampf um die Deutungshoheit der Geschichte und
weltweit der Kampf um die Köpfe der Menschen ist voll entbrannt. 
Anbei der Artikel Greatest Threat to Free Speech in the
West: Criminalizing Activism Against Israeli Occupation
von  Glenn
Greenwald und Andrew Fishman, gefunden auf der Web-Site The
Intercept
, zusammen mit unserer Übersetzung (uns Nichtlinguisten seien
sprachliche Ungereimtheiten verziehen, wir stellen deshalb die Übersetzung als
Tabelle dem Original gegenüber, so dass jeder die Chance hat, Unklarheiten
nachzuspüren und dort, wo wir aufgegeben haben und durch Fragezeichen andeuten,
dass hier der Hobby-Übersetzer scheiterte, es selbst zu versuchen). Der Text
und die darin verlinkten Quellen (wir haben uns bemüht, die Links auch in die
Übersetzung zu übernehmen) haben uns erschreckt, aber nicht verschreckt. 
Wir sind überzeugt, dass es noch so etwas wie freie Rede gibt, in Deutschland.

Und ein Artikel von Gideon Levy aus Ha’aretz, der uns vor
einigen Tagen auf den Bildschirm kam, verdiente es auch, so fanden wir, in
Deutsche übertragen zu werden.  Auch hier die zweisprachige Version, so
dass jede/r auch im Original stöbern kann.  Angela Merkel kann einem fast
(aber auch nur fast..)
leid tun, dass sie nun auch noch aus ihrem geliebten Israel als Feigling tituliert
wird – doch eben nur von Gideon Levy …

Der stets sehr wache Alan Hart
geht allerdings auch nicht gerade gnädig mit Angela Merkel um, schreibt er doch
in einem Artikel Washing its hands of Palestine
(teilweise Roh-Übersetzung von uns): Europäische
Führer werden nie einen wirksamen Druck auf Israel zur Beendigung der
Ungerechtigkeiten gegen die Palästinenser ausüben wegen der Erpressung durch
Israel.
 
Und er führt aus: Die Überschrift des Artikel ist eine
Antwort auf Kommentare durch Angela Merkel bei einer gemeinsamen
Pressekonferenz mit Netanyahu und auf die Entscheidung von Cameron, den Boykott
von Waren aus den >>Israelischen Siedlungen in den Besetzten West-Bank-Gebieten<<
zu einem kriminellen Akt, wenn sie von öffentlich finanzierten Körperschaften,
incl. Lokalen Räten (Gemeinderäten?) und Universitäten durchgeführt
werden.  Zur Freude von Netanyahu, der eine französische Initiative
zurückgewiesen hatte, eine Konferenz einzuberufen, um den Friedensprozess
wieder in Gang zu bringen, sagte Merkel: „Jetzt ist sicher nicht die Zeit, um
einen wirklichen Fortschritt zu erzielen.“ 
Und sie fügte hinzu: >> Die EU und Deutschland als
ihr Mitgliedsstaat ist sehr darum bemüht, die Dinge realistisch zu sehen. Wir
wissen um die Bedrohung durch Terrorismus, die Israel auszuhalten hat. 
Wir glauben andererseits, dass wir den Prozess des friedlichen Zusammenlebens
vorantreiben müssen, und dies ist unserer Meinung nach letzlich auf einer
Zwei-Staaten-Lösung aufzubauen.“
  (Wir haben die Merkelzitate
durch Rückübersetzung aus dem Hart-Text gewonnen – für einen Abgleich mit dem
deutschen Original fehlte die Zeit…)
Und Hart schreibt weiter:  So wie ich es sehe waren Merkels Worte
zumindest unaufrichtig.  Wenn Merkel und die anderen Europäischen Führer
und ihre Regierungen irgendein Interesse hätten, die Realität in
Israel/Palästina wahrzunehmen, dann würden sie vermeiden, die einzelnen
Angriffe von Palästinensern auf israelische Juden in den letzten Monaten als
Terrorismus zu bezeichnen. …
Und später sagt Hart:  … , die einzelnen Angriffe
von Palästinensern auf israelische Juden in den letzten Monaten lassen sich am
besten (am genauesten) beschreiben als verständliche Antworten auf die brutale
Repression durch Israel. …
Der Artikel von Hart –wie viele
andere seiner Texte— verdient es, genauer und im Ganzen gelesen zu
werden.  Hier haben wir nur als Anregung einige Kernsätze daraus zitiert
(in recht roher Übersetzung) 
Und ein weiteres Lese-Muss ist der
Artikel BDS-Kampagne bedankt sich bei der
Jerusalem Post und Benjamin Weinthal
aus der Web-Site der BDS-Kampagne http://bds-kampagne.de/
Anbei wieder der aktualisierte
Kalender ab 1. März.  In Hannover laufen noch die Veranstaltungen der Filistina 2016.  Im April wird
der unermüdliche Reuven Moskovitz wieder auf Tour durch Deutschland sein. 
Und in Freiburg ist das Cafe Palestine wieder aktiv, wie auch in Zürich, in
Basel und in Bonn.  Und noch vieles mehr gilt es, nicht zu verpassen! Und
auch anderen weiterzusagen!!!!
Wir bitten wie üblich um Hinweise
auf Auslassungen, auf Fehler und überhaupt…