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Neue Gefahren für die Demonstranten in Nabi Saleh und Ni’lin

von Martina Lauer für ProMosaik e.V.  
Die
Einwohner von Nabi Saleh haben seit Dezember 2009 w
ӧchentliche Demonstrationen
durchgeführt. Sie protestieren gegen die illegal israelische Besetzung ihres
Landes und den Verlust einer Quelle, die sich die Siedler der nahegelegenen
illegalen Kolonie Halamish unter den Nagel gerissen haben, obwohl Bewohner aus
Nabi Saleh die Besitzurkunde vorweisen k
ӧnnen. Die israelischen Behӧrden befahlen den Abbau der von
den Siedlern illegal errichteten Einfassungen der Quelle. Bis heute hat
Halamish diese Entscheidung erfolgreich ignoriert.

Im Dezember
2011 wurde Mustafa Tamimi bei einem der w
ӧchentlichen Freitagsproteste getӧtet, als ein Soldat einen Trӓnengaskanister direkt in sein
Gesicht schoss. Die israelischen Soldaten liessen die Ambulanz eine halbe
Stunde warten und forderten die Ausweise von Mustafa und Familienmitgliedern,
die ihn in der Ambulanz begleiten wollten, w
ӓhrend Mustafa blutend auf dem
Boden lag. Er starb auf dem Weg ins Krankenhaus.
Im August
des vergangenen Jahres filmten Aktivisten einen israelischen Soldaten, der den
12-j
ӓhrigen
Muhammad Tamimi packte, zwischen einigen Steinen einklemmte und wohl um seinen
Lohn zu verdienen gleichzeitig auf ihn einschlug. Die Frauen von Nabi Saleh
liessen sich nicht einschüchtern und zeigten durch ihr beherztes Eingreifen,
dass die Proteste des Ortes keine reine M
ӓnnersache sind. Das Video wurde
weltweit gesehen und ist ein Symbol für die unverh
ӓltnismӓssige Gewalt der moralischsten
Besatzungsarmee der Welt gegen gewaltlose Demonstranten, vor allem Jugendliche
und Kinder in der besetzten Westbank.
Seit Ende
des vergangenen Jahres kommen Berichte aus Nabi Saleh und Nilin zutage, dass
die israelische Besatzung eine neue Version von Tr
ӓnengaskanistern einsetzt. Die
neuen Kanister sind schwerer und im Flug nicht sichtbar, weil sie keine
Rauchfahne hinterlassen. Sie haben eine aerodynamische Form, wie eine
gigantische Gewehrkugel, fliegen weiter und sind deshalb gef
ӓhrlicher und potentiell auch tӧdlicher.
Im Februar
beschrieb Saeed Amireh aus Nilin den neuen Tr
ӓnengaskanister, der auch bei
Nilins w
ӧchentlicher Freitagsdemonstration eingesetzt wurde: “Neben den üblichen Waffen brachten die Soldaten diese Woche eine neue Waffe zur
Demonstration. Die Waffe ist ein Tr
ӓnengasgranate aus Eisen und
mindestens 100 Meter Radius. Sie fliegt lautlos und unsichtbar durch die Luft und
explodiert im Flug, was ihr zus
ӓtzliche Schubkraft gibt. Die
Granate fliegt, bis das Tr
ӓnengas ausgeht. Nicht zum ersten
Mal war Nilin ein Testgel
ӓnde für neue israelische Waffen. Diese
neue schwere Tr
ӓnengasgranate erinnert uns an die Hochgeschwindigkeitsgaskanister,
die 2009 eingesetzt wurden und den amerikanischen Solidarit
ӓtsaktivisten Tristan Amderson
schwer verletzte.” Im gleichen Jahr wurde ein Bewohner von Bilin mit einem der
schnellen Gaskanister t
ӧdlich verletzt. Im April 2009
schoss ein israelischer Soldat einen dieser Kanister direkt auf Bassem Abu Rahma,
der zusammen mit anderen Dorfbewohnern gegen die israelische Mauer bei Bilin
protestierte. Bassem starb an seinen Verletzungen und die Familie sucht bis
heute Gerechtigkeit vor den israelischen Gerichten. 

Die
neuen Tr
ӓnengasprojektile
der IDF.

Nach dem Abschuss.
Quellen: