General

Mord ist Mord ist Mord ist Mord


Von
Abraham Melzer, Der Semit, 28.03.2016.
Du sollst
nicht morden bedeutet, dass du nicht morden sollst, ohne Nachlass und ohne
Interpretation. Du sollst nicht morden muss nicht interpretiert werden. Es ist
eindeutig und klar, unmissverständlich und unverwechselbar.
Was ein
israelischer Soldat am Donnerstag, den 24. März 2016 gemacht hat, als er auf
einen am Boden liegenden Verwundeten palästinensischen „Terroristen“ geschossen
hat war Mord, ohne Wenn und Aber. Es war ein Mord, der von einem feigen
Soldaten begangen wurde, dem aber viele Israelis und auch Mitglieder der
Regierung einen Orden verleihen will. Wahr ist freilich auch, dass er nicht
allein schuldig gesprochen werden darf. Beteiligt an diesem Mord waren seine
Kameraden, die dabei waren und sich nicht dafür interessierten und, als es
passiert ist ihm zuriefen: „Mach dir nichts daraus.“ Schuld sind auch die
Offiziere, die am Telefon waren und die, die tausend Sachen zu erledigen
hatten, während der verwundete Soldat blutend auf dem Boden lag. Der
„schuldige“ Soldat kam unbeteiligt und ruhig heran und schoss ihm kaltblütig in
den Kopf. Hätte der Soldat einen streuenden Hund erschossen, hätte es mehr
Aufmerksamkeit erregt. Die Soldaten und Siedler, die drum herum standen sahen
gelangweilt aus, in dem Film, den ein Palästinenser aufgenommen hat. Was ist
denn schon passiert? Ein Palästinenser wurde erschossen. Solche Fälle hat es
doch schon genügend gegeben. Hier erreichte der israelische Rassismus seinen
Tiefpunkt, allerdings nicht zum ersten Mal. Eine beispiellose Gleichgültigkeit,
die man nur aus Dokumentarfilme aus dem Reich des Bösen kannte, aus dem Reich
der deutschen Nazis. Dieser Vergleich ist schon lange kein Tabu mehr und
unzählige Israelis haben es gebraucht bei ihren Kommentaren des Vorfalls. Und
es ist auch kein Zufall, dass es in Hebron stattfand. Hebron ist die Stadt, die
für die gesamte unmenschliche Besatzung Palästinas als Beispiel, um nicht zu
sagen, als Mahnung und Mahnmal steht.
Für Israel
spricht jetzt nur noch die Tatsache, dass viele Israelis entsetzt waren und ihr
Entsetzen in diversen Blog in der israelischen Presse zum Ausdruck brachten.
Sie schrieben, dass Israel ein grausamer, faschistischer Apartheidstaat ist, dass
Israel hässliche Fratze sichtbar wurde, dass Barbarismus der Inhalt der
israelischen Erziehung sei, das wir unser menschliches Antlitz schon längst
verloren haben, dass man die Zehn-Gebote verbrennen müsse, dass das das Gesicht
Israels sei, dass man sich schämt Israeli zu sein und dagegen immer wieder die
Behauptung der anderen, dass es kein Mord war, sondern eine Heldentat und dass
man dem Soldaten einen Orden geben müsse. Es gipfelt in der Eintragung: „Dann
hat er ihm eben eine Kugel in den Kopf geschossen.
Big Deal.“ Und doch gibt es noch solche, die
meinen, dass man Gideon Levys Beitrag in hundert Sprachen übersetzen sollte,
als Pflichtlektüre für alle Antisemitismuszentren, für Broders und Schusters,
für Antideutschen und Christen für Israel. Zwar werden diese es nicht lesen
wollen und wenn doch, dann werden sie es leugnen und als antisemitische
Propaganda abtun, aber es gibt die Hoffnung, dass der eine oder andere Fragen
stellen wird.
Der Vorfall
in Hebron deckt auch eine Heuchelei auf, als ob es das erste Mal wäre, das ein
israelischer Soldat einen gefangenen und verwundeten Palästinenser kaltblütig
tötet, oder ist es wegen der Bilder, dass man nicht mehr behaupten kann, hier
würde jüdische Selbthasser
eine Lüge verbreiten. Ähnliches ist
schon mehrmals passiert, so zum Beispiel am 22. September 2015, als Soldaten in
Hebron ein Mädchen getötet haben, das lediglich mit einem Messer in der Hand
bewaffnet war. Drei Kugeln trafen ihren Unterkörper und sieben ihren
Oberkörper, als sie schon „neutralisiert“ am Boden lag.
An jenem
Donnerstag zeigte sich die Führung des Landes entsetzt (allerdings nur weil sie
von der Wirkung im Ausland fürchteten) darüber, dass die Militär-Sanitäter den
palästinensischen Verwundeten nicht behandelt haben. Aber in vielen Berichten
aus der Arena der Abstechungen oder das bloße tragen von Messern oder gar
Scheren in den letzten Monaten, konnte man immer wieder lesen: Das Militär
reichte verwundeten Palästinensern die bis zum Tode ausgeblutet sind, keine
Hilfe. Nur da wo es ein gefilmtes Zeugnis gab wird es zugegeben. Wo es keine
Beweise gibt sind die Soldaten Wohltäter der Menschheit.
Man kann
immer einen Menschen täuschen. Man kann manchmal die ganze Welt täuschen. Man
kann aber nicht immer die ganze Welt zum Narren halten. Die Menschen sind nicht
blind und taub, auch wenn zu viele noch stumm sind.