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Mehr auf Flüchtlingskinder hören

von Migazin, 21. März 2016
Flüchtlingskindern eine Stimme geben: Das ist die Maxime einer Studie von World Vision mit geflüchteten Kindern. Neben der Flucht wurde auch die Situation in Deutschland thematisiert. Dabei zeigten sich Versorgungslücken.

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Ein Kind © simaje auf flickr.com (CC 2.0), bearb. MiG
Die speziellen Bedürfnisse nach 

Die speziellen Bedürfnisse nach Deutschland
geflüchteter Kinder werden einer Studie zufolge nur unzureichend
berücksichtigt. Besonders die individuellen Belange begleiteter
Flüchtlingskinder werden oftmals denen ihrer Familien untergeordnet, wie aus
einer am Freitag in Berlin vorgestellten Erhebung des Kinderhilfswerks World Vision
Deutschland hervorgeht. Laut dem Vorstandvorsitzenden Christoph Waffenschmidt
ist es daher entscheidend, die Flüchtlingskinder selbst zu Wort kommen zu
lassen. Schließlich sollten sie als Chance sowohl für die deutsche
Gesellschaft, aber auch für ihre Heimatländer gesehen werden.

Dazu
hat World Vision Deutschland eine 
qualitative Studie mit Flüchtlingskindern erstellt.
Die Erhebung trägt den Titel „Angekommen in Deutschland – wenn geflüchtete
Kinder erzählen“. Insgesamt wurden neun geflüchtete Kinder im Alter zwischen 10
und 13 Jahren unter anderem zu ihren Fluchtgründen sowie zu ihren Erwartungen
an Deutschland befragt.



Die
Kinder stammten aus sechs verschiedenen Ländern, manche hatten nur einen
Duldungsstatus, andere bereits eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung.
Unterstützt wurde die Studie von der Goethe-Universität Frankfurt, dem
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, der Hoffnungsträger-Stiftung und der
Stiftung „Children for Tomorrow“.


Der
Studie zufolge stellen besonders die sozialen Netzwerke der Kinder, also sowohl
zu ihren Familien als auch zu Freunden, ein wichtiges Kriterium für ihr
Wohlergehen da. Zudem hätten viele Kinder die Schule als einen zentralen
Erfahrungsort in ihrem Leben dargestellt. Dabei hätten besonders die Themen
Bildung und Sprache eine wichtige Rolle gespielt. Generell wiesen die Kinder
laut Studie einen sehr großen Willen zum Lernen auf.

Auch
die Aspekte Sicherheit und Schutz sind der Erhebung zufolge entscheidend für
das subjektive Wohlbefinden und eine gute Entwicklung der Mädchen und Jungen.
Einige der Kinder hätten sehr eindrückliche und zum Teil auch traumatische
Erlebnisse geschildert, sagte Studienleiterin Katharina Gerarts. Entsprechend
müssten den Kindern von Beginn an psychotherapeutische Beratungsangebote zur
Verfügung gestellt werden.
Laut
Sabine Andresen, Mitverfasserin der Studie, stehen in der öffentlichen Debatte
über den Umgang mit Flüchtlingskindern bisher die Themen Traumatisierung und
Sprache als Mittel zur Integration im Fokus. Diese Dimensionen seien zwar
wichtig, aber nicht ausreichend, um klären zu können, wie die Kinder an der
Gesellschaft teilhaben könnten. Generell gebe es bislang keine Daten zu den
Erfahrungen der Flüchtlingskinder, kritisierte die Professorin an der
Frankfurter Goethe-Universität. Dies müsse sich ändern.
Auf
Grundlage der Studienergebnisse leitete World Vision Deutschland politische
Handlungsempfehlungen ab: Demnach müssten Familienzusammenführungen unterstützt
und aktiv gefördert werden. Auch die Standards in den Flüchtlingsunterkünften
sollten kindgerecht gestaltet werden. Dazu bedürfe es etwa sicherer Wohn-,
Spiel- und Aufenthaltsräume. Zudem müssten die Haupt- und Ehrenamtlichen
speziell für die Belange der Kinder geschult werden. 
(epd/mig)