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Hilfe für Kachonga: Entwicklungshilfe in Uganda – im Gespräch mit Steve Kamya

von Milena Rampoldi, ProMosaik e.V. – Anbei noch ein Interview über Entwicklungshilfe in Uganda, diesmal mit Herrn Steve Kamya von Hilfe für Afrika gegen Aids und Malaria e.V.- Die Webseite des Vereins finden Sie hier.

Milena Rampoldi: Wie fanden Sie Ihren Weg nach Uganda?
Steve Kamya: Man könnte eher sagen, dass der Ursprung bzw. der Anfang unseres Projektes in
Uganda liegt. Der Gründer unseres Vereins Hilfe für Afrika gegen AIDS und Malaria
e.V., Peter Sebingi Kamya, wurde nämlich selbst in Kachonga in Uganda geboren. Er kam
aufgrund seines Studiums nach Deutschland und lebte seit dem in Berlin. Nachdem er
drei Jahrzehnte bei Siemens beschäftigt war, ging er in den Frühruhestand. Während
dieser Zeit besuchte er die Familie in Uganda. Er wurde auf diesem Wege lebhaft mit
dem Elend der Menschen konfrontiert. Er erhielt einen prägenden Eindruck, wie sehr die
Menschen u. a. unter AIDS und Malaria leiden.
Daraufhin entschied sich Peter Sebingi Kamya, sich aktiv für eine Verbesserung der
Lebensbedingungen in der Region einzusetzen. So wurde der Verein Hilfe für Afrika
gegen AIDS und Malaria e.V. im Jahre 2003 gegründet.

MR: Welche Hauptziele verfolgt Ihr Verein?
SK: Unser Ziel ist es die Lebensbedingungen in der Region Kachonga nachhaltig zu
verbessern. Dabei ist es uns wichtig, dass wir den Menschen vor Ort dabei helfen, sich
dahin zu entwickeln, dass sie selbständig ihre Lebenssituation verbessern können, ohne
dabei auf Hilfe angewiesen zu sein. Somit Hilfe zur Selbsthilfe.
Um dies zu erreichen, konzentrieren wir uns besonders auf zwei Bereiche: Bildung und Gesundheit. Gerade die Bildung bzw. eine Ausbildung ist elementar, damit
sich Selbsthilfekräfte entwickeln können. Daher unterstützen wir AIDS-Waisen indem wir
ihnen Schuluniformen und Schulmaterialen zu Verfügung stellen und ihnen so den
Schulbesuch ermöglichen. Des Weiteren haben wir in Kachonga eine Berufsschule
eröffnet.
Um gegen die schlechte Gesundheitsversorgung, gerade in den ländlichen Gebieten wie
Kachonga, vorzugehen, haben wir im Jahr 2014 eine Gesundheitsstation auf unserem
Gelände eröffnet.
MR: Welche sozialen Hauptprobleme haben Mädchen und Frauen in Uganda?
SK: Ich bin der Meinung, dass in Uganda wie in ganz Afrika die Frauen mit einer dominanten und
prägenden Rolle der Männer in der Gesellschaft konfrontiert werden. Daher es ist uns
auch sehr wichtig, junge Mädchen und Frauen zu unterstützen. Wir möchten ihnen dabei
helfen, sich zu bilden bzw. sich beruflich zu verwirklichen. Wir sind davon überzeugt, dass
wir auf diesem Wege den jungen Frauen auch die Möglichkeit geben sich mehr und mehr
zu emanzipieren.
Wir achten darauf, dass wir immer auch ein Angebot für junge Frauen haben. So bilden
wir z.B. junge Frauen zu Schneiderinnen oder Hairstylistinnen aus.
MR:Wie wichtig ist die Sensibilisierung in Deutschland?
SK: Gerade in modernen Gesellschaften wie in Deutschland ist es sehr wichtig, auf die
Probleme in anderen Ländern aufmerksam zu machen. Denn die Menschen sind oft sehr
mit ihrem eigenen Leben beschäftigt. Zwar ist das Bewusstsein da, dass es Probleme
gibt, jedoch ist den Menschen zum Teil nicht bewusst, in wie weit diese Probleme die
Menschen tatsächlich betreffen und wie sie den Betroffenen helfen können. Daher ist es
wichtig so realitätsnah wie möglich den Menschen die Probleme in den
Entwicklungsländern aufzuzeigen.
Wir versuchen daher immer die Leute über die Probleme und unsere Arbeit in Uganda
aufzuklären. Dies machen wir z. B. mit Infoständen auf Straßenfesten oder
Weihnachtsmärkten.
MR: Welche sind für Sie die wichtigsten Strategien im Bereich der Entwicklungshilfe?
SK: Wir sind der Meinung, dass es am wichtigsten ist die Bedürftigen langfristig unabhängig
von fremder Hilfe zu machen. Außerdem ist es wichtig bei den Leuten Vorort ein
Bewusstsein zu schaffen, dass sie sich auch einbringen müssen wenn sie die
Lebenssituation für sich und ihre Mitmenschen verbessern möchten. Die Hilfe von außen
soll als ein Mittel zur Problemlösung gesehen werden, nicht als Lösung des Problems.
Des Weiteren probieren wir die einheimischen in unser Projekt so gut wie möglich
miteinzubeziehen. So besteht z. B. unser Team vor Ort aus Menschen aus der
Umgebung.
MR: Wie fördert die Entwicklungshilfe den interkulturellen und interreligiösen Dialog in
Deutschland und im Ausland?

Ich finde, dass der Dialog automatisch durch den zwischenmenschlichen Kontakt
entsteht. So müssen z. B. die Helfer für eine effektive Hilfe eine gewisse Kenntnis über
die kulturellen Gegebenheiten Vorort haben. Dieses Wissen erhält am besten durch den
Austausch mit Einheimischen. Auf der anderen Seite sind die Menschen z. B. Uganda
immer sehr neugierig für die Kultur in Deutschland beziehungsweise Europa. Durch
diesen Austausch entsteht der interkulturelle und interreligiöse Dialog.

Anbei die Fotos aus Kachonga: