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Pressemitteilung: Kinder dürfen keine Soldaten sein



Weltweiter Aktionstag gegen den Einsatz von
Kindersoldaten am 12.2.

Kinder dürfen keine Soldaten sein!

Deutsches Bündnis Kindersoldaten fordert zum
Red Hand Day 2016 den besonderen Schutz von Mädchen und Jungen in bewaffneten
Konflikten

Berlin,
11.2.2016 – Rund 250.000 Kinder und Jugendliche werden weltweit in offiziellen
Armeen und nichtstaatlichen bewaffneten Gruppen als Soldaten eingesetzt: Sie
kämpfen an der Waffe für staatliche Armeen oder andere bewaffnete Gruppen,
werden als Spione, Köche oder Lastenträger eingesetzt. Viele Kindersoldaten
kämpfen mit Kleinwaffen aus deutscher Herstellung. 
Im
Jemen sind nach UN-Schätzungen ein Drittel aller Kämpfer Minderjährige. »Die
jemenitischen Milizen werden von Saudi-Arabien auch mit deutschen G3-Gewehren
aus genehmigter Lizenzproduktion versorgt. Damit verstößt Saudi-Arabien gegen
die sogenannte Endverbleibserklärung«, so Ralf Willinger, Kinderrechtsexperte
bei terre des hommes und Sprecher des Bündnis Kindersoldaten. Dass der
Waffenproduzent Heckler und Koch gegen die Bundesregierung klagt und weitere
Waffenexporte nach Saudi-Arabien erzwingen will, offenbart die völlig
unzureichende Gesetzeslage. Wir fordern deshalb dringend ein
Rüstungsexportgesetz, das Waffenexporte in Krisenregionen und an Staaten, die
die Menschenrechte verletzen und beispielsweise Kindersoldaten einsetzen,
verbietet.«
Entgegen
den eigenen politischen Grundsätzen für Rüstungsexporte und den Vorgaben der EU
genehmigt die Bundesregierung den Export von Kriegswaffen an zahlreiche
Staaten, die in bewaffnete Konflikte verwickelt sind, in denen Kindersoldaten
eingesetzt werden – unter ihnen Indien, Katar und Saudi-Arabien. »Mit der
Genehmigung der Errichtung einer G36-Waffenfabrik fertigt Saudi-Arabien jetzt
auch Zehntausende von Heckler und Koch-Sturmgewehren, die aufgrund ihres
geringen Gewichts und ihrer Handlichkeit optimal für Kindersoldaten geeignet
sind«, sagte Jürgen Grässlin, Buchautor und Sprecher der Kampagne »Aktion
Aufschrei – Stoppt den Waffenhandel!«. »Wir rufen auf zur Teilnahme an der
bundesweiten Aufschrei-Unterschriftenaktion Export
von Kleinwaffen und Munition stoppen!
Keineswegs
zu vergleichen mit dem Schicksal von Kindersoldaten in Konfliktregionen und
dennoch unverantwortlich ist die Rekrutierung minderjähriger Soldatinnen und
Soldaten durch die Bundeswehr – 2015 beispielsweise waren es mehr als 1.500.
Intensiv betreibt die Bundeswehr Nachwuchswerbung bei Jugendlichen vor allem in
Schulen. »Die Empfehlungen aus dem UN-Ausschuss für die Rechte der Kinder,
keine Minderjährigen in die Bundeswehr zu rekrutieren, müssen unbedingt
beachtet werden, statt bei ihrer Anwerbung Rekordzahlen zu erreichen«, sagte
Frank Mischo, Kinderrechtsexperte der Kindernothilfe und Bündnis-Sprecher. Das
Deutsche Bündnis Kindersoldaten fordert deshalb in der Kampagne »unter18nie«
einen Verzicht der Rekrutierung Minderjähriger, damit Deutschland eine
internationale Vorbildrolle zur Reduzierung der Beteiligung von Kindern in
militärischen Einheiten weltweit übernehmen kann. »Es ist schwierig Regierungen
und Rebellengruppen bei Demobilisierungen von Kindersoldaten zu erklären, wieso
beispielsweise 17-Jährige aus kinderrechtlichen Gründen nicht im Militär
bleiben sollen, wenn Staaten wie Deutschland dies nicht beachten«, so Mischo weiter.
Weitere
wichtige Forderungen des Deutschen Bündnis Kindersoldaten – einem
Zusammenschluss von neun  Kinderrechtsorganisationen – sind die Gewährung
von politischem Asyl und die Unterstützung für ehemalige Kindersoldaten oder
Minderjährige, die vor einer Rekrutierung geflohen sind. Ein sicherer
Aufenthaltsstatus, medizinische und psychologische Versorgung sowie schulische
und berufliche Bildung sind für sie lebenswichtig.
Am
12. Februar 2002 ist das Zusatzprotokoll zur Kinderrechtskonvention zu Kindern
in bewaffneten Konflikten in Kraft getreten. Seitdem gilt der Tag als
internationaler Tag gegen den Einsatz von Kindern als Soldaten. Anlässlich
dieses »Red Hand Day« ruft das Deutsche Bündnis Kindersoldaten gemeinsam mit
zahlreichen Organisationen weltweit zu Aktionen mit dem Symbol der roten Hand
auf. Bisher haben mehr als 400.000 Menschen in über 50 Ländern weltweit mit
ihrem Handabdruck gegen den Missbrauch von Kindern als Soldaten protestiert.
Auch in diesem Jahr finden Rote-Hand-Aktionen in zahlreichen deutschen Städten
statt. Die Kinderkommission des Bundestages hat sich zuletzt am 27. Januar 2016
entschieden gegen den Missbrauch von Kindern als Soldaten ausgesprochen. Viele
Mitgliedsorganisationen des Deutschen Bündnis Kindersoldaten unterstützen
Hilfsprojekte für Kindersoldaten in Asien, Afrika und Lateinamerika.
Rückfragen:
Athanasios Melissis, Telefon: 05 41 / 71 01-134, E-Mail: a.melissis@tdh.de