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Logische Widersprüche gefallen mir nicht. Daher habe ich mich für Gewaltfreiheit entschieden – Ein Interview mit David Swanson



von Milena Rampoldi, 01.12.2015, ProMosaik e.V. (deutsche Übersetzung).  Ein sehr
wichtiges Interview mit David Swanson über die wesentliche Bedeutung der
Entscheidung, Pazifist zu werden, da der Krieg einen logischen Widerspruch
darstellt und jegliche Art von Gewalt ein logischer Widerspruch an sich ist.
Das ist eine wesentliche Botschaft in diesem Zeitalter des Krieges und der
brutalen Gewalt überall in der Welt. David Swanson ist Autor, Aktivist,
Journalist und Radiohost. Er leitet WorldBeyondWar.org und koordiniert die Kampagnen
für RootsAction.org.
Eines seiner Werke trägt den Titel War Is A Lie. Er bloggt außerdem auf DavidSwanson.org
und WarIsACrime.org.
Er hostet Talk Nation Radio und wurde 2015 für den Nobelpreis für den Frieden
nominiert.
Milena Rampoldi:
Wie bist du Pazifist geworden? Wodurch hast du im
Leben verstanden, dass Gewalt der falsche Weg ist?
David Swanson: Wie
vielen Kindern wurde auch mir beigebracht, dass Gewalt falsch ist. Wie die
meisten amerikanischen Kinder wuchs ich mit der Institution des Militärs in
meiner Umgebung auf. Logische Widersprüche gefallen mir nicht. Daher habe ich
mich für die Gewaltfreiheit entschieden.
 

„… Ende 20 wurde ich Aktivist. Meine Themen waren nationale
Angelegenheiten hinsichtlich der Strafjustiz, der sozialen Gerechtigkeit und
der Rechte der Arbeiter. Mit 30 wurde ich zu einem professionellen Aktivisten,
als ich anfing für ACORN zu arbeiten. ACORN ist eine Vereinigung
gemeinschaftlicher Gruppen, die so vielen mächtigen Menschen Angst einjagten.
Daher wurde sie auch in den Medien verleumdet. Ihr wurden die Finanzierungen entzogen,
um sie dann einige Jahre, nachdem ich da war, zu zerstören. Ich protestierte
gegen den Ersten Golfkrieg und den Weg hin zum Irakkrieg von 2003. Ich wurde so
etwas wie ein Sprecher und Schriftsteller in den Reihen der Kriegsgegner, als
ich 2004 als Pressesekretär für die Präsidentschaftskampagne von Dennis
Kucinich tätig war. Das Thema des Friedens hatte in seiner Plattform oberste
Priorität. Wir sprachen über Frieden, Handel und Gesundheitswesen und nicht
über Handel und Gesundheitswesen.

In 2005 war ich in einer Kampagne tätig, um den Präsidenten George W. Bush
seines Amtes zu entheben und ihn strafrechtlich zu verfolgen, weil er die
Nation in den Krieg gelogen hatte. Dies bedeutete, dass ich eng mit der
Friedensbewegung zusammenarbeitete und ein Teil dieser Bewegung wurde, obwohl
ich mich in einer wenig friedlichen Angelegenheit engagierte, die darin
bestand, den Präsidenten vor Gericht zu bringen und zu verhaften. Ich tauchte
in den Online-Aktivismus und in den Aktivismus der wahren Welt ein, indem ich
organisierte, lehrte und protestierte. Ich entwickelte Strategien, übte
Lobbyarbeit aus, plante, schrieb, protestierte, ging in die JVA, führte
Interviews und engagierte mich für den Frieden.“

MR: Welche sind die Hauptziele deiner Seite “World Beyond War”?
DS: Das Hauptziel besteht in der vollständigen Eliminierung des Krieges als
Institution. Hier findest du die Schritte auf diesem Weg:  http://worldbeyondwar.org/what-should-world-beyond-war-work-on-in-2016/
MR: Könntest du unseren Lesern erklären, was die Seite
rootsaction.org
als Online-Mobilisierungskraft erreichen möchte?
DS: Viele Online-Gruppen in den USA agieren als verlängerter Arm einer
politischen Partei. Dies beschränkt ihre Kompetenzen. RootsAction.org wächst
schnell (wir sind nun fast 650.000 Leute) und ist unabhängig. Wir hoffen, noch
mehr aussagekräftige Online-Aktionen für Frieden, Gerechtigkeit und
Gleichberechtigung organisieren zu können und auch Offline-Aktionen zu
denselben Zwecken zu unterstützen. Vgl. http://rootsaction.org/about-rootsaction
MR: Welche sind die wichtigsten Botschaften deines
Buches “War is a lie” (Krieg ist eine Lüge)?
DS: Wir werden in jeden Krieg hineingelogen. Hier findest du einen Artikel,
den ich vor kurzem zum Thema verfasst habe: http://davidswanson.org/node/4991
So beginnt „Der
Krieg ist eine Lüge“: Gar nichts von dem, was wir normalerweise von den Kriegen
glauben und das ihre weitere Existenz unterstützt, entspricht der Wahrheit.
Kriege können nicht gut oder glorreich sein. Und auch können sie nicht als
Mittel gerechtfertigt werden, um Frieden oder irgendetwas Wertvolles zu
erreichen. Die Rechtfertigungen vor den Kriegen, während der Kriege und nach
den Kriegen (oft gibt es sogar drei vollkommen verschiedene Rechtfertigungen
für ein und denselben Krieg) sind alle falsch. Es ist üblich sich dies
vorzustellen, weil wir nie ohne einen guten Grund in den Krieg gezogen wären.
Deshalb müssen wir ja einen guten Kriegsgrund haben. Dieser Gedankengang muss
umgekehrt werden. Denn es kann keinen guten Grund für einen Krieg geben. Indem
wir in den Krieg ziehen, nehmen wir an einer Lüge teil.  
Ein sehr intelligenter Freund sagte mir vor kurzem, dass vor 2003 kein
amerikanischer Präsident jemals über die Gründe eines Krieges gelogen hatte.
Ein anderer Freund, der ein wenig besser informiert war, meinte, dass die
Vereinigten Staaten zwischen 1975 und 2003 nie Probleme mit Kriegslügen oder
unerwünschten Kriegen hatten. Ich hoffe, dass sie dieses Buch dabei
unterstützen wird, das Ganze zu überdenken. „Ein auf Lügen aufgebauter Krieg“
ist praktisch dasselbe, wie wenn man „Krieg“ sagt. Die Lügen sind Teil des
Standardpakets.
 
MR: Welche Hauptthemen behandelst du auf deinen Blogs?

DS: Ich schreibe über alle Themen, die mich interessieren, aber ich
fokussierte vordergründig auf die Abschaffung des Krieges. Vgl. http://davidswanson.org

MR: Wie wichtig sind Vernetzung und Stellungnahme in unserer Arbeit als
Aktivisten für den Frieden und die Menschenrechte?
DS: Absolut wesentlich. Wir müssen uns um Krieg, Rassismus, Plutokratie,
Sexismus, Umweltzerstörung, usw. kümmern. Und wir müssen es alle gemeinsam tun,
da diese Themen alle eng miteinander verbunden sind und auch weil wir, um
erfolgreich zu sein, eine kollektive Kraft von uns allen brauchen.
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