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Abdullah al-Rozzi: Kunst aus Gaza, aus dem Uterus des Leidens


Abdullah al-Rozzi
von Milena
Rampoldi, ProMosaik e.V. – Vor einiger Zeit haben wir das künstlerische Werk
von Abdullah al-Rozzi als Kunst unter Besatzung vorgestellt. Es geht um eine
Kunst, die aus dem Leid, aus dem Uterus des Leids entspringt. Wir sind der
Überzeugung, dass die Kunst unter Besatzung eine erhabene Kunst ist, die wir
respektieren und bewundern sollten. Und Abdullah al-Rozzi ist ein Beispiel
dieser Art von Kunst. Wir danken Herrn al-Rozzi sehr für die Beantwortung
unserer Fragen. Wir hoffen, dass Gaza bald frei sein wird und dass alle
Künstler aus Gaza neue Horizonte für ihre Kunst entdecken werden, die sich jenseits
der fürchterlichen Realität des zionistischen Kolonialismus befinden.   
Milena
Rampoldi: Was bedeutet palästinensische Kunst für dich?
Abdullah
al-Rozzi: Die palästinensische Kunst ist gleichbedeutend mit Identität, Erbe
und Kultur der Palästinenser und ist zu einem Mittel der Verteidigung eines
einheimischen, aber machtlosen Volkes geworden, das verzweifelt versucht, am
eigenen Land, an dessen Traditionen und dessen Werten festzuhalten. Die Kunst
ist in der Lage, die Barrieren des Schweigens zu überschreiten, und die
künstlerische Imagination ermöglicht den Ausdruck von Ideen und Meinungen, die
jenseits der akzeptierten Standards und der politischen Korrektheit liegen.

MR: Wie wichtig
ist es, das palästinensische Leid in der Kunst zum Ausdruck zu bringen?
AR: Wir
Palästinenser, die unter einer dauerhaften und brutalen Besatzung leben,
belagert, verfolgt, bestohlen, verhaftet, gefoltert und getötet werden, besitzen
keinerlei militärische Macht oder andere Verteidigungsmittel, um die Existenz
unseres Volkes zu verteidigen. Demzufolge bleibt uns als einzige Alternative, uns
auf die Stärke und Kraft unserer Kultur und Kunst zu beziehen, um unser Bestreben
nach Freiheit und Gerechtigkeit zum Ausdruck zu bringen. Eine solche kulturelle
Kunstrichtung durch künstlerische Tätigkeiten und nationale Veranstaltungen
gefördert, die von Palästinensern verschiedener Lebenserfahrungen,
einschließlich der Häftlinge und Flüchtlinge, unterstützt werden und diese
einbeziehen.


MR: Du sagst,
dass die Kunst aus dem Uterus des Leids kommt. Kannst du das bitte unseren
LeserInnen näher erklären?
 
AR: Trotz der
Feindseligkeit gegen sie, trotz der Ungerechtigkeit und des Drucks der
militärischen Besatzung; die dauernde Bedrohung durch Hausdurchsuchungen,
Verhaftungen, Folter und Inhaftierungen; trotz der regelmäßigen militärischen
Invasionen mit unerbitterlichen Bombenangriffe, die Tod und Zerstörung mit sich
bringen; und trotz der Tolerierung der israelischen Verbrechen gegen die
Menschlichkeit durch den Rest der Welt, sind die palästinensischen Künstler
immer noch in der Lage, Materialien, Raum und Zeit zu finden, um ausdrucksvolle
Kunstwerke hervorzubringen.


MR: Was
bedeutet die Besatzung für die palästinensischen Künstler? Welche sind die
härtesten Aspekte der zionistischen Besatzung?
AR: Der
Albtraum der Besatzung mit ihrer andauernden Verfolgung untergräbt nicht nur
jeglichen Sinn von Normalität, indem er die Bewegungs-, Meinungs-, Arbeits-
Aufbau- und Wiederaufbaufreiheit einer zerstörten Infrastruktur oder die
Religionsfreiheit zerstört. Eine solche Verweigerung der Menschenrechte wird  illegal verstärkt durch gesetzeswidrige und erniedrigende
militärische Kontrollpunkte, durch Apartheid umzäunt und schließt uns in Mauern
mit Wachtürmen ein, die das palästinensische Land rauben und palästinensische
Familien teilen; dazu kommt die bewusste israelische Vertreibung
palästinensischer Familien.


MR: Wie können
Künstler politische Ideen zum Ausdruck bringen?
AR: Palästinensische
Künstler – die Vorlieben haben wie alle anderen Menschen  — wünschen sich, die Humanität und die
Gerechtigkeit deren Gemeinschaften auszudrücken. Aber sie werden davon
abgehalten, weil es so viele Einschränkungen seitens der Besatzungsmacht und
ihrer politischen Verzweigungen gibt. Ihre Ausdrucksfreiheit wird durch eine
Bedrohung jeglicher Möglichkeiten von Freiheitsverlust und vom Verlust des
Lebens eingeschränkt.


MR: Für mich
ist die Kunst eine universale Sprache, um den Frieden zu fördern. Was denkst du
darüber?
 
AR: Ich hoffe, dass
eine solche ausdrucksvolle Kunst helfen wird, Brücken zwischen verschiedenen
Völkern zu bauen und die Chancen auf eine friedliche und sichere Welt zu
verbessern.