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Wegen Kopftuch suspendiert

von Islamiq, 11. November 2015.
In
Wuppertal wurde eine muslimische Schülerin wegen ihres Kopftuches von
einer Hauptschule suspendiert. Nach Eingreifen des Schulamtes Düsseldorf
und des Zentralrats der Muslime wurde das Kopftuchverbot wieder
aufgehoben.


MuslimaPride

Junge
Frauen mit Kopftuch halten Plakate hoch und demonstrieren für ihr Recht
selbst zu bestimmen wie sie sich für Frauen einsetzen, © MuslimaPride
 


Eine Wuppertaler Hauptschule versuchte einer jungen Muslimin
das Tragen eines Kopftuches zu verbieten. Die Schulleitung forderte die
Eltern der 15-jährigen Schülerin in einem offiziellen Schreiben auf, das
Mädchen an einer anderen Schule anzumelden. „Aus Respekt vor unserem
Glauben gilt für unsere Schüler auf unserem Gelände ein Kopftuchverbot“,
hieß es in dem Schreiben. Als die Schülerin am Montag in Begleitung
ihres Bruders, dennoch mit einem Kopftuch zur Schule ging, wurde ihr der
Zutritt ins Klassenzimmer verboten. Die Lehrerin erlaubte ihr nicht am
Unterricht teilzunehmen.


Die Familie des jungen Mädchen zeigt sich entsetzt. „Es ist
unfassbar. Wir leben seit 24 Jahren hier, sind gut integriert und haben
so etwas noch nie erlebt“, äußerte sich der Bruder des Mädchens zu dem
Vorfall. „Die Schulleiterin hat mich angeschrien, mein Verhalten sei
respektlos dem Christentum gegenüber“, teilt die muslimische Schülerin
mit.


Die Bezirksregierung Düsseldorf schaltete sich in diesem Fall ein und
wies ausdrücklich darauf hin, dass es Schülern grundsätzlich erlaubt
ist, im Unterricht ein Kopftuch zu tragen. „Das ist kein Grund, jemanden
vom Unterricht auszuschließen“, so Walter Steinhäuser von der Oberen
Schulaufsicht. Auch in der Schulordnung der katholischen Hauptschule
gäbe es keinen Hinweis auf ein Kopftuchverbot für Schülerinnen.


Nach einem klärenden Gespräch zwischen den Eltern der Schülerin und
der Schulleitung gestern, wurde die Suspendierung nun doch aufgehoben
und das Mädchen wieder zum Unterricht zugelassen. Eine offizielle
Stellungnahme oder Entschuldigung seitens der Schulleitung hat es jedoch
nicht gegeben. „Die Schulleitung hat einen Rückzieher gemacht. Sie hat
sich jedoch nicht entschuldigt und uns vorgeworfen, alles falsch
verstanden zu haben, weil wir kein deutsch verstünden“, kritisierte der
Bruder der Schülerin das Gespräch.


„Wir waren entsetzt von dem Vorfall“, sagt der Landesvorsitzende des
Zentralrats der Muslime Samir Bouaissa, der der Familie Beistand und
Unterstützung zugesichert hatte. „Die Familie befürchtet Nachtteile für
die Schülerin, und diese Sorge können wir ihr nicht nehmen.“ Er suchte
in diesem Fall auch die Unterstützung von Seiten des Schulamts und der
katholischen Kirche. „Wir sind auf einer Linie, dass sich niemand über
das Grundgesetz hinwegsetzen kann und das Kopftuch kein Grund für einen
Ausschluss ist. Wir haben hier einen regen Austausch und ein gutes
Miteinander.“ so Bouaissa.


Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in Wuppertal
reagierte empört auf den Vorfall. „Erstaunlich ist das Vorgehen dieser
öffentlichen katholischen Schule auch deshalb, weil nur noch gut ein
Drittel ihrer Schülerschaft katholisch ist. Nur durch die Aufnahme
nichtkatholischer Schüler konnte sie bisher ihre Existenz sichern“,
äußerte sich Vorstandsmitglied Helga Krüger zu diesem Fall.


Der Schuldezernent Stefan Kühn kritisierte ebenfalls das Vorgehen der
Schulleitung und spricht sich für Toleranz und Offenheit aus. „Es ist
eine städtische Schule, die immer stolz darauf war, auch muslimische
Kinder aufzunehmen. Diese Toleranz muss sie nun auch beweisen.“