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Theater gegen den Hass


von Harald Duin, Georg-Eckert-Institut hilft
palästinensischen Lehrern aus einem Dorf bei Bethlehem. gei.de Kommentar von Milena Rampoldi, ProMosaik e.V. – Ein sehr wichtiger Artikel eines älteren Projektes aus dem Jahre 2007, das wir Ihnen vorstellen möchten, weil wir mit Herrn Issam Sahouri im Gespräch sind und mehr über seine Schwierigkeit als “sozialer” und “konfliktlösender” Lehrer auf dem schwierigen Pflaster von Betlehem arbeitet. Israelische Besatzung, Hass, Gewalt, Soldaten, Verhaftungen von Kindern und Jugendlichen sind der Alltag dieser Kinder und Jugendlichen. In den nächsten Artikeln werden wir die Projekte und die Realität von Issam Sahouri, 8 Jahre nach diesem Projekt vorstellen. Über seine Schüler hat er uns Folgendes geschrieben: “Ich bin seit 15 Jahren als Lehrer in einem Dorf in der Nähe von Betlehem tätig. Durch die Besatzung haben vier meiner Schüler ihr Leben gelassen. Mehr als 50 meiner Schüler waren schon mal in israelischer Haftung. 70 von ihnen wurden von den Soldaten verletzt. Zehn meiner Schüler leiden unter einem psychischen Trauma”. 
Das
Georg-Eckert-Institut für Schulbuchforschung in Braunschweig bleibt wichtig als
neutrales Forum in der schwierigen Verständigung zwischen Palästinensern und
Israelis. Als Stipendiaten zu Gast sind für einen Monat drei palästinensische
Lehrer.
Muhammad
Farraj, Ra‘ed Awwad und Issam Sahouri wirken an einer Schule im Dorf Teqoa bei Bethlehem. 600 Schüler,
überfüllte Klassen mit bis zu 50 Schülern, ärmlichste Ausstattung.
Dr. Achim Rohde
Das
Projekt am Georg-Eckert-Institut, finanziert vom Auswärtigen Amt, wird von dem
Islamwissenschaftler Achim Rohde geleitet. Er, der einst vier Jahre an einer
israelischen und palästinensischen Universität studierte, der fließend
hebräisch und arabisch spricht, suchte den Kontakt zur Initiative
“Grenzen-Los! – Theater in Bewegung” in Berlin-Moabit.
Ein
Jugendtheater, in dem Vorurteile und Stereotype über Jugendliche arabischer
Herkunft aufs Korn genommen werden. Das Stück “Intifada – im
Klassenzimmer” wurde mehrfach ausgezeichnet. Die eine Woche bei
“Grenzen-Los” gab den drei Lehrern aus Teqoa eine Vielzahl von
Anregungen für ihre Theaterarbeit daheim. Schultheater im Westjordanland: eine
Möglichkeit, sich einmal anders zu sehen und Fähigkeiten zu entwickeln, an die
man selbst nicht geglaubt hat.
Farraj,
Awwad und Sahouri schildern der BZ die Verhältnisse vor Ort. Ständige
Kontrollen auf der Straße durch israelische Soldaten, welche die
israelischen Siedler schützen wollen. Deren Siedlungen dürfen von
Palästinensern nicht betreten werden. Wie die Lehrer berichten, gebe es öfter
Straßensperren, ja Schulschließungen. 2006 wurde ihnen von der Autonomiebehörde
nur zweimal das Monatsgehalt ausgezahlt.
Quelle: Die Welt
Steine
auf israelische Soldaten zu werfen, sagt Achim Rohde, gehöre zu den Mutproben
der Jugendlichen – hilflose symbolische Aufstände gegen die israelischen
Soldaten. Wie macht man den Schülern klar, dass sie sich durch das Steinewerfen
in hohe Gefahr bringen? Mit dem System des Frontalunterrichts, mit dieser
Unkonzentriertheit und Unruhe im Raum, geht es nicht, aber vielleicht mit
Theater. Das erste Stück wurde 2006 erarbeitet. Mit Themen aus dem Alltag der
Jugendlichen, für die in dieser Gegend nichts geboten wird.
Theater
bedeutet zu erfahren, dass es andere Möglichkeiten gibt, mit Konflikten
umzugehen, als Steine zu werfen. Theater als Prospekt der Hoffnung. Achim Rohde
will 2008 in einem weiteren Projekt noch mehr Lehrer im Westjordanland für die
Theaterarbeit in der Schule begeistern.