General

Nein, Netanjahu, wir weigern uns, weiterhin mit dem Schwert in der Hand zu leben




Haggai Matar חגי מטר هاگای ماتَر




Übersetzt von 
Ellen Rohlfs اِلِن رُلفس
 – 
Milena Rampoldi میلنا رامپلدی



Herausgegeben von 
Fausto Giudice Фаусто Джудиче فاوستو جيوديشي



Dem
israelischen Premierminister zufolge wäre Israel zu einer ständigen
Kriegssituation verurteilt. Es ist an der Zeit, ihm klarzumachen, dass
wir nicht bereit sind, ihn zu begleiten, sondern an eine Zukunft für uns
und unsere Kinder glauben.
 Prime Minister Benjamin Netanyahu visits a Border Police base in Jerusalem. (photo: Kobi Gideon/GPO)
Premierminister Benjamin Netanjahu besucht eine Grenzschutzstation in Jerusalem. (Foto: Kobi Gideon/GPO)

Obgleich Netanjahu es wahrscheinlich nicht beabsichtigte, mag der
Ministerpräsident gerade der Linken  ein Ticket zum Sieg gewährt haben.
Bei einer Sitzung des Außenpolitik- und Verteidigungskomitees am
vergangenen Montag, sagte Netanjahu folgendes: „Ich werde gefragt, ob
wir immer mit dem Schwert leben wollen – ja“ .

Und mit diesen (in Hebräisch) acht kurzen Worten  fasste er die ganze Vision der israelischen Rechten zusammen.

Und was ist mit der Hoffnung? Keine Hoffnung. Ist unsere Hand nach
Frieden ausgestreckt? Nur wenn wir weiter das Schwert halten. Ihr
dachtet, Likud hätte keine Plattform?  Doch es hat eine.

Dasselbe wurde den Palästinensern klar gemacht, falls sie etwas
anderes erwartet hätten. „In dieser Zeit müssen wir das ganze Land für
die vorhersehbare Zukunft kontrollieren“, klärte der Ministerpräsident
auf und fügte hinzu, dass es hier keinen binationalen Staat geben wird.
Die beiden Nationen werden den Blutpreis zahlen.

Und all dies ist nicht neu. Analytiker haben vorher schon erklärt,
dass diese Art von Rhetorik die einzige Lösung der Rechten sei. Aber
dies ist das erste Mal, dass der Ministerpräsident selbst dies so klar
gesagt hat, dass dies seine politische Vision sei. Am 20. Todestag des
Mordes von Yitzhak Rabin,  bestätigt Herr Frieden und Sicherheit , dass
es weder Frieden noch Sicherheit geben wird.

Hier muss die Linke kommen und genau die gegenteilige Meinung
bringen. Es wird nicht Herzog sein oder Lapid, die nur das Wort
„Opposition“ äußern, um den Israelis  jederzeit zu versichern , dass es
keinen Unterschied gibt  zwischen der Regierungskoalition und der
Opposition, wenn sie versuchen,  Netanjahus Politik zu rechtfertigen; Es
wird eine wirkliche  Linke sein, mit einer Botschaft von Hoffnung für
beide, Israelis und Palästinenser.

Diese Linke muss Netanjahus Bemerkungen immer wieder ausnutzen, um
sich abzusichern, dass die Israelis sie nie vergessen. Es muss klar
sein, dass wir nicht mit dem Schwert leben wollen. Dass es einen andern
Weg gibt.  Jedem Mann und jeder Frau, die hier leben und weiter hier
leben wollen und all jene, die hier Kinder großziehen wollen – all jenen
können wir Hoffnung geben, was die Rechte niemals kann.


A woman holds a sign reading: 'With occupation, there is no hope,' during a protest march against the Netanyahu government, Tel Aviv, October 24, 2015. (photo: Yotam Ronen/Activestills.org)


Eine
Frau hält während einer Demo gegen die Netanjahu-Regierung ein Schild
in der Hand, auf dem es heißt: “Mit der Besatzung, gibt es keine
Hoffnung”. Tel Aviv, 24. Oktober 2015. (Foto: Yotam
Ronen/Activestills.org)

Und für uns muss es eindeutig sein, wie wir dies machen sollen. Es
ist möglich, von der Festlegung loszukommen, die uns immer wieder in
eine Eskalation von Gewalt führt. Es ist möglich, totale jüdische
Vormacht vom Fluss zum Meer zu meiden. Es ist möglich, dass alle, die
hier leben, sich völlig der Demokratie, der Gleichheit und der Freiheit
anvertrauen.

Es ist möglich, eine gerechte und gleiche Gesellschaft aufzubauen,
ohne ein Militärregime im Westjordanland, ohne eine Belagerung von Gaza,
ohne Diskriminierung und Enteignung der palästinensischen Bürger oder
denen aus Ostjerusalem. Diese sind die ungeheuerlichsten Beispiele von
Gewalt in diesem Land. Und sie sind auch die Formen, auf die alle
anderen Formen politischer Gewalt zurückzuführen sind. Es ist möglich
zwei Staaten, eine Konföderation oder einen Staat zu haben – wenn man
die jüdische Vorherrschaft aufgibt und den Willen äußert, das Land
gerecht aufzuteilen. Das ist natürlich nicht alles. Wir müssen der
israelischen Gesellschaft die zunehmenden sozio-ökonomischen Kluften,
die riesigen Geldmittel, die in die Taschen einer Minderheit fließen,
die Privatisierung, den Ausverkauf unserer natürlichen Ressourcen, die
gerechte Verteilung des Landes und die ungerechte Verteilung der
Gemeindesteuern, unsere Erziehungs-, Gesundheits- und Sozialsysteme, die
Diskriminierung von Frauen, Mizrahim (Arabische Juden) und Äthiopiern,
die Arbeitsbedingungen und Mindestlöhne.

Aber der Ausgangspunkt muss in einer grundlegenden Konfliktposition
mit Netanjahu bestehen: können wir die nächste Generation hier
aufziehen, weil wir kämpfen und investieren und alles tun, damit unsere
Nachkommen ein besseres Leben haben als wir? Gibt es noch Hoffnung für
das Leben hier? Netanjahu verneint diese Frage klar weil er meint, wir
wären dazu verdammt, stets mit dem Schwert in der Hand zu leben. Unser
Motto muss das Gegenteil besagen.