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ProMosaik e.V. interviewt LaBGC: Feminismus im Plural


By Milena Rampoldi, ProMosaik e.V. Ein
aufschlussreiches Interview mit der K
ünstlerin
LaBGC, eine starke und engagierte Frau, die
Impulse gibt
und an die Kraft der Weiblichkeit glaubt, genauso wie wir von ProMosaik e.V.
Wir haben mit ihr
über interkulturelle
und interreligi
öse Aspekte des
Feminismus gesprochen und den Begriff
Matriarchat
unter die Lupe genommen. LaBGC erkl
ärt,
warum er irref
ührend ist. Wie uns
geht es auch LaBGC um Feminismus im Plural, um das Zusammenwirken von Frau und
Mann, um Bewusstsein
Ich möchte
nichts vorwegnehmen. Nur so viel noch, weil es mich ber
ührt
hat: Sich
Öffnen für
Kunst, Kultur, Religionen und das Wissen der Welt hei
ßt
Impulse daraus aufnehmen.
Mit jedem Kind, das
geboren wird, setzen sich mehr Impulse fort.
Ein
wundersch
öner Gedanke! Die
Frau als Verbindung zwischen Vergangenheit und Zukunft. Sie ist das Tor, weil
sie geb
ärt.   

Renovación
– Erneuerung, Öl auf Leinwand, 290 x 380 cm 

Was bedeutet für
Sie Feminismus?
Die eine Hälfte der Menschheit – Frauen – mit
der anderen Hälfte
der Menschheit – Männer
– in Passung zu sehen und Impulse dafür zu geben.
Wie wichtig ist das
interkulturelle und interreligi
öse Element im Rahmen des Feminismus heute?
Beides gehört zu unserer Lebenswirklichkeit.
Betrachte ich die Kulturen und Religionen einzeln, kann ich das Spezifische
erkennen. Nehme ich sie als Gesamtheit in den Blick und schaue, worin sie sich
unterscheiden, kann ich das Unverwechselbare wie auch das Gemeinsame sehen. Das
halte ich für essentiell.

Wie können
wir durch die Studien
über das Matriarchat der Frau neue Impulse für
ihr Selbstbewusstsein geben?
Gestatten Sie, dass ich dazu etwas
aushole: Der Begriff ‚Matriarchat‘ ist nämlich irreführend. Es gab zu keiner Zeit das
Gegenteil von Patriarchat. Vor dessen allmählichem Entstehen im Neolithikum lebten Frauen und Männer in egalitären Gemeinschaften. Es ist
erstaunlich, welch genaue Beschreibungen des Alltags jener noch nicht
sesshaften Sammel- und Jagdkulturen uns die Forschung heute liefert. 
Zur Beantwortung Ihrer Frage trägt bei zu wissen, dass Frauen mit dem
Sammeln von Pflanzen und dem Erlegen kleiner Tiere die tägliche Versorgung zu 75 % sicherten.
Die Männer
brachten mit Geschick und Glück bei der Jagd die begehrten 25 % Fleisch des Großwildes. Es wurde geteilt. Essen,
Trinken, Behausung, Gegenstände – alles war Gesamteigentum. Kinder wuchsen bei den
Frauen auf, und die Mädchen
blieben dort. Jungen wechselten mit Beginn der Pubertät ins Männerlager einer der nächstlebenden Gruppen. So war Inzucht vermieden.
Frauen bauten die Behausungen, sie
waren die Expertinnen für
essbare und medizinisch wirkende Pflanzen, sie waren Hebammen, sie
domestizierten die ersten Ziegen und Schafe, sie machten Landwirtschaft möglich und schafften mit beidem die
Voraussetzungen für
Sesshaftigkeit.
Frauen waren der Inbegriff von Leben,
denn nur sie konnten – welch ein Wunder! – Kinder gebären. Übrigens offenbar nur in einem Zyklus
von vier Jahren. Das heißt,
eine Frau war im Laufe ihres Lebens höchsten viermal schwanger. Und was zur Zeugung führt, war bis ins Neolithikum unbekannt.
Es gab also auch keine Vaterschaft.
Die Wertschätzung der Frauen war in diesen
matrifokalen, egalitär
lebenden Gesellschaften enorm. Und so waren die ersten Vorstellungen einer großen, unbegreiflichen Kraft, die
werden, wachsen, gedeihen, vergehen und wiederkehren ließ, weiblich: die große Weltenmutter, eine Göttin. Aus diesen Vorstellungen
entstanden die Religionen.
Im Miteinander zu Beginn der
Menschheitsgeschichte stecken also viele, starke Impulse für das Selbstbewusstsein von Frauen. 

Vida
3 – Leben 3, Öl auf Leinwand, 190 x 280 cm

Wie sehen Sie das
Konzept der Kooperation und Komplementarit
ät von Mann und Frau in der Gesellschaft als
gleichwertige und so verschiedene Partner?
Es ist unverzichtbar. Und es ist
Reichtum und Chance auf eine bessere Zukunft.

ProMosaik e.V. ist der
Meinung, dass es nur einen Feminismus im Plural geben kann, weil es auch nur
Frauen in ihrer kulturellen und religi
ösen Diversität gibt. Was denken Sie
hierzu?
Dem kann ich mich ganz und gar
anschließen.        

Wie können
wir uns heute als Feministinnen f
ür die Menschenrechte einsetzen?
–        Indem wir auf allen Kontinenten Möglichkeiten zum Dialog der Kulturen schaffen.   
–        Indem
wir Kunst, Imagination und Wissen zusammenbringen.         
–        Und
indem wir das Superkulturelle, das Universelle und das Verbindende
der Kulturen anschaulich machen.
Als LaBGC tue ich das. LaBGC ist ein
Kreis der Begegnungen inmitten von Bildern, die gleichsam Tore sind.
Die Bilder kommen aus meinem Inneren
und erinnern, legen Spuren, Vergangenes wieder zu entdecken. Für die Zukunft. Durch die Tore kommen
parallel zu jeder Ausstellung Menschen, die Einblick in ihre Kultur, ihre
Religion, ihr Wissen, ihre Kunst, Literatur, Poesie und Musik geben. Bilder,
Vortragende und Performende geben gemeinsam Impulse, die in denen wirksam
bleiben, die sich geöffnet
und die Impulse auf der inneren Festplatte gespeichert haben. Diejenigen, die
sich für
Menschenrechte einsetzen, brauchen Geduld und Demut. Denn einen wirklichen
Wandel werden sie selbst vermutlich nicht erleben. Doch mit jedem Kind, das
geboren wird, setzen sich mehr Impulse fort. Wie eine
genetische Kopie. „Und
so – vielleicht – aus unser aller Trümmerstein der Eckstein bricht.“. Das alles echot CARA, das in den
Sprachen der jeweiligen Ausstellung herausgegeben wird. Es wäre der Beginn für ein tatsächlich teilendes Mitwirken und
Zusammenwirken von Frauen und Männern, den beiden Hälften der Menschheit.



LaBGC 
Marvellous Encounters Around the Globe
LaBGC
Assembling Art & Imagination & Science  
LaBGC
Depicting Supraculturalism & Universalism & Connexity

 ‘ARRAIGO – METAMORFOSIS         
Casa de Cultura de Girona                               
Girona, Spain                                      
February 2016 – April 2016

And Forthcoming

CARATULAS
BEREBERES
             
Morocco
Autumn/Winter 2016/2017 
 ‘RENOVACION‘ 
Frauen Museum Wiesbaden 
Wiesbaden,
Germany
February
2016- August 2016

And
Forthcoming

LA SEPARACION DEL
MUNDO’
Brazil
Spring/Summer 2017