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Chile soll keine Soldaten mehr auf US-Militärakademie schicken

Von Birte Keller, amerika 21, 19.10.2015. site.adital.com.br

Mitglieder der US-amerikanischen Nichtregierungsorganisation SOA Watch und chilenische Menschenrechtsaktivisten fordern Chiles Regierung dazu auf, keine Soldaten mehr an die umstrittene “School of the Americas“ in den USA zu entsenden

Mitglieder der US-amerikanischen
Nichtregierungsorganisation SOA Watch und chilenische
Menschenrechtsaktivisten fordern Chiles Regierung dazu auf, keine
Soldaten mehr an die umstrittene “School of the Americas“ in den USA zu
entsenden


Santiago. Eine Delegation der
US-amerikanischen Nichtregierungsorganisation School of the Americas
Watch (SOA Watch) ist vergangene Woche nach Chile gereist, um von der
Regierung des südamerikanischen Landes die Beendigung der Kooperation
mit dem US-Militärtrainingscamp Western Hemisphere Institute for
Security Cooperation (WHINSEC) zu verlangen. Die Organisation, die seit
ihrer Gründung im Jahr 1990 für die Schließung der Militärakademie
kämpft, hat die chilenische Präsidentin Michelle Bachelet in einem Brief
dazu aufgefordert, keine Soldaten mehr in das Camp zu senden.

Die US-Militärschule wurde 1946 unter dem Namen School of the
Americas (SOA) gegründet, um lateinamerikanische Soldaten in Techniken
der Aufstandsbekämpfung auszubilden. Seitdem wurden über 64.000
lateinamerikanische Soldaten in Verhörtechniken und psychologischer
Kriegsführung geschult. Die SOA spielte bei der Bekämpfung
linksgerichteter demokratischer Regierungen und der Etablierung rechter
Militärdiktaturen in Lateinamerika in den 1960er bis 1980er Jahren eine
zentrale Rolle und war entsprechend ein wichtiger Garant für die Wahrung
der US-Interessen in Zentral- und Südamerika.

Die Institution wird mit massiven Menschenrechtsverletzungen in
Verbindung gebracht. So wurden die chilenischen Exmilitärs Manuel
Contreras, Miguel Krassnoff und Álvaro Corbalán, verantwortlich für
zahlreiche der emblematischsten Menschenrechtsverletzungen während der
Pinochet-Diktatur, in der SOA in Techniken zur Bekämpfung des “inneren
Feindes” ausgebildet. Nach offiziellen Angaben hat Chile bislang 5.000
Soldaten in das Trainingcamp entsandt. Unter dem Mandat von Präsidentin
Bachelet, selbst Opfer der Militärdiktatur, wurde die Kooperation sogar
ausgeweitet.

Neben Gesprächen mit der chilenischen Regierung bezüglich der
Beendigung der Kooperation mit der Militärakademie hat die Delegation
der SOA Watch zudem an einer Demonstration gegen das militärische
Trainingscamp Fuerte Aguayo in Concón teilgenommen. Das Camp dient als
US-Militärbasis und ist Ausbildungsort für sogenannte
Friedensoperationen. Menschenrechtsaktivisten kritisieren jedoch, dass
es sich dabei in Wahrheit um Techniken der Aufstandsbekämpfung handle,
die eingesetzt werden könnten, um soziale Bewegungen zu unterdrücken.