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Weibliche Herrscherinnen in Islam: Shedjer ud-Dur (6)


by Milena Rampoldi, ProMosaik e.V. – Nun kommen wir zur berühmtesten aller herrschenden Frauen des islamischen Mittelalters, und zwar zu Shedjer ud-Dur [1]. Über diese großartige Herrscherin, am dauernden Scheideweg zwischen Machiavelli und dem Koran, hat der ägyptische Autor Badawi ein wunderschönes Theaterstück verfasst, das wir für Sie ins Deutsche, Englische und Italienische übersetzt haben. Anbei finden Sie den Link zur Rezension des deutschen Buches: http://www.promosaik.com/dr-phil-milena-rampoldi-shajarat-ad-durr-von-mahmud-badawy-die-erste-weibliche-herrscherin-im-islam-eine-tragoedie-in-fuenf-akten/
 Shedjer ud-Dur (oder Shedjeret ud-Dur[2]), die Ehefrau des ayyubidischen
Herrschers Melik Salih, ist
chronologisch die zweite türkische[3] Herrscherin, welche die
Macht im mittelalterlichen Islam rechtgemäß innehatte. Um zu sehen, wie sie in
diesem Land im mittleren Bereich der muslimischen Länder des Orients, wo die
Frauen normalerweise hinter den Musharabieh
gehalten werden, zur Sultanin von Ägypten ernannt wurde[4] und wie sie
nichtsdestotrotz einen so wichtigen Thron bestieg und Besitz davon ergriff, ist
es angemessen, das Ende der ayyubidischen Herrschaft[5] in Ägypten zu erörtern.
Denn Shedjer ud-Dur wird den
Hauptgrund darstellen, wofür diese Herrschaft durch die der Mameluken ersetzt
wurde[6].
     1-   
Das Ende der ayyubidischen
Dynastie in Ägypten
A) Melik Salih
Nedjmuddin Ayyub:
Melik
Salih war der erstgeborene Sohn von El-Kamil, dem fünften Herrscher der
Dynastie der Ayyubiden. Die Kampagne von Melik Kamil gegen Syrien war noch
nicht zu Ende, und der Herrscher hatte Melik Salih zu seinem Vertreter und
seinem Erben für den ägyptischen Thron ernannt. Als Melik Kamil im Jahre 1229
nach der Schließung des Friedensvertrages mit Friedrich II., unter der
Voraussetzung, dass dieser innerhalb der nächsten zehn Jahre Jerusalem
verlassen würde, nach Ägypten zurückkehrte[7], hatte sich seine
Beziehung zu seinem Sohn Nedjmuddin Salih aufgrund der Mutter von Melik Adil,
seinem anderen Sohn, verschlechtert[8].
Die Mutter von Melik Adil hatte, um ihrem Sohn
zum Thron zu verschaffen, versucht, ihren Mann auf ihre Seite zu bringen, indem
sie vorgab, sein Stiefsohn Salih hätte mehr als eine Million Mameluken zu
seinen Diensten, um dem Vater noch zu Lebzeiten den Thron zu entreißen[9]. Als die Mongolen und
Kharezmshah 1232 begonnen hatten, die Grenzen von El-Kamil zu bedrängen,
übergab er, um seinen Sohn von Ägypten fernzuhalten und auch um diese Angriffe
zu blockieren, Melik Salih Nedjmuddin
Ayyub
die Befehlsgewalt über seine Soldaten und entsandte diesen nach
Syrien. Er vertraute ihm Hisn Kayfa[10], Urfa[11]
und Harran[12] an, die nun 1236 erobert
wurden[13]. Aber Salih fühlte sich
mit diesen Grenzländern, die gleichzeitig von den Tartaren und auch von den Kharezmshah
bedroht wurden, nicht wohl. Da Salih aber ein von Natur aus sehr energischer
Charakter war, einigte er sich mit den Kharezmshah und nahm sie mit der
Genehmigung seines Vaters 1238 in seine Dienste auf. Man hatte ihm sogar
Sindjar und Nusaybin übergegeben. Salih war nun zu einem Prinzen geworden, dem sich
im Orient niemand zu widersetzen wagte. Aber die Lage schlug im selben Jahr um,
als Melik Kamil in Damaskus
verstarb. In Kairo wurde Melik Adil
als Thronfolger seines Vater as-Salih Ayyub anerkannt, als er diese Neuigkeiten
während der Belagerung von Ratha erhielt. Er trat sein Amt sofort an. Aber auf
diese Weise hatte er den Kharezmshah, die sich in seinen Diensten befanden,
jegliche Hoffnung auf Beute genommen. Sie widersetzen sich ihm und wollten
Salih fassen, der ihnen jedoch entkam. Guiyassuddin,
der Sultan der Seldjuken, nutzte diese Lage aus, um ihn gefangen zu nehmen und
die Städte zu erobern, die sich in seinem Besitz befanden. Mit dieser Absicht
belagerte er Diyarbakir; aber die mesopotamischen und syrischen Emire kamen ihm
zuvor und teilten sich schon die Städte von Salih auf. Sie umzingelten ihn dann
in Sindjar, wo er sich zurückgezogen
hatte. Nur Nejdmuddin Salih gelang
es dank der Unterstützung einer Frau, die ihm treu geblieben war, alle
Hindernisse zu überwinden und die Feinseligkeiten zu überbrücken. Er siegte in
Lu’lu und beendete die Belagerung von Diyarbakir.
Der Sultan der Seldjuken unterlag demselben Schicksal. Diese Siege hatten Salih
die Möglichkeit der Eroberung Mesopotamiens geboten. Im darauffolgenden Jahr
(636/1238-9) begab er sich nach den von ihm abgeschlossenen Bündnissen in die
Region Sham. 637 (1249-50) verließ es-Salih Nedjumuddin Ayyub die Region
Sham mit einer Armee von fünftausend Mann und kam nach Nablus, um von dort aus
Ägypten anzugreifen. Aber sein Onkel Ismail
hatte ihn, trotz seiner Unterstützungsversprechungen, enttäuscht; denn er hatte
mit dem Emiren von Homs gemeinsame
Sache gemacht und es somit geschafft, seine Soldaten von Salih zu entfernen.
Infolge all dieser Intrigen blieb Melik Salih Ayyub praktisch allein. In der
Zwischenzeit hatte sich Nasir Davud von Kerek,
der Kousin väterlicherseits von Salih, mit Melik
Adil
verfeindet; um sich an Salih gegen
Melik Adil anzunähern, begab er sich zu diesem. Da er ihn schutzlos antraf,
ließ er ihn gefangen nehmen (63). Zur selben Zeit war das Bündnis zwischen
Friedrich II. und Melik Kamil schon beendet, aber die Christen wollten
Jerusalem nicht verlassen. Nach einer Belagerung von einundzwanzig Tagen hatte
Davud die Stadt von den Kreuzrittern zurückerobert und alle Festungsbauten
(1239) abreißen lassen[14].

Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die
Verhandlungen, die schon seit geraumer Zeit zwischen dem ägyptischen Sultan Melik Adil und den ayyubidischen Emiren
geführt wurden, noch zu keinem Ergebnis geführt; erst im Monat Ramadan
desselben Jahres begaben sich die beiden nach Salih Ayyubs Befreiung nach Jerusalem und unterzeichneten die
folgende Vereinbarung: der ägyptische Herrscher Melik Salih Nedjmuddin Ayyub erhielt Ägypten, während sich Syrien
und die östlichen Städte unter der Herrschaft von Davud befanden. Der
ägyptische Sultan, der sich von diesem Bündnis bedroht fühlte, sah sich
gezwungen, eine Kampagne gegen sie zu planen. Aber er wurde von den Mameluken
von Eshrefiyya entthront und in die Zitadelle von Kairo verbannt; nach kurzem
Zögern setzen diese Mameluken Salih auf den Thron (638/1240-41).
Melik Salih jedoch, der am 14. des
Monats Zilkade den Thron bestieg, hatte Kal’a-i
Djebel
eingenommen; es war ihm gelungen, alle seine, von seinem Bruder
verlorene Güter wieder zurückzuholen. Des Weiteren kümmerte er sich um den
Wiederaufbau Ägyptens. Er ließ auch die Festung
von Ravza
aufbauen, entsandte seine Soldaten nach Jemen und herrschte über
Mekka (64).
Die Vereinbarung, die er mit Davud, dem
Herrscher von Kerek, geschlossen hatte, basierte auf seinem Versprechen, sich
nicht in die syrischen Angelegenheiten und die der östlichen Städte
einzumischen. Er hielt aber nicht sein Wort und eroberte 1244 Jerusalem und
dann Damaskus. Somit befand sich bis auf Aleppo und den Norden Mesopotamiens
das gesamte Reich von Salahuddin Ayyub in den Händen von Melik Salih. All diese Erfolge hatte er auch den Einheiten der
türkischen Sklaven von Kharezm zu verdanken, die sich aufgrund der mongolischen
Invasion in Syrien und Mesopotamien zurückgezogen hatten. Diese Sklaven waren
von Melik Salih vor seiner
Besteigung des ägyptischen Throns erworben worden. Sie waren so zahlreich, dass
die Kasernen nicht ausreichten, um sie zu beherbergen und der Herrscher ihnen daraufhin
riesige Hauptquartiere den Zuflüssen des Nils am südlichen Punkt der Insel von Ravza entlang erbauen ließ. Diese waren
befestigt und von beiden Seiten durch die Zuflüsse des Nils geschützt. In
Ägypten wird der Nil „el-bahr
genannt, was im Arabischen „Meer
bedeutet; das ist der Grund, wofür die Sklaven, die in diesen Hauptquartieren
von Nedjmuddin Salih lebten, die „Mameluken von Bahriyye“ genannt wurden.
Um sich von den anderen zu unterscheiden, trugen diese, in verschiedene Klassen
aufgeteilte, Mameluken Erkennungszeichen ihrer Kategorien, die sei es auf die
Kleidungsstücke gestickt als auch in Form von Goldintarsien auf ihren Waffen angebracht
waren; sie wiesen die Form einer Rose
oder eines Vogels auf. Später
imitierten die Kreuzritter mit einem Gefühl von Wohlgefallen diese Art, die
Einheiten durch Stoffbanden in verschiedenen Farben zu unterscheiden.
Eine solche aus Sklaven bestehende Armee, deren
Befehlshaber auch aus ihren Kreisen ausgewählt wurden, sagte den syrischen
Soldaten und Einwohnern gar nicht zu[15]. Diese Worte eines
zeitgenössischen Dichters belegen unsere oben angeführte These: „Du
unvorsichtiger Prinz, du rufst die Aasgeier in der Luft der Adler! Die Söhne
des großen Salahuddin haben Sklaven gekauft, um an diese verkauft zu werden“
(65). In der Tat hatte der Dichter gar nicht Unrecht, da diese gekauften
Sklaven zahlreich und auch gut bewaffnet waren. Sie waren sich auch ihrer Kraft
bewusst und bereit, diese zu jeglichem, auch schlechtem Zweck einzusetzen. Sie
zögerten auch nicht, sie gegen ihren Wohltäter Melik Salih zu richten. Als Melik
Schah
1248 für die Vorbereitungen des Feldzuges gegen den Herrscher von
Aleppo, Nasir, nach Damaskus kam,
hatte er in Erfahrung gebracht, dass sich der Frankenkönig Ludwig in Damiette befand und war umgehend, ohne Zeit zu verschwenden,
bis nach Eshmum und Tanah gefahren. Aber die Neuigkeit bezüglich seiner
Krankheit, die sich in der Armee verbreitet hatte, hatte die bisher andauernde
Disziplin aufgelockert. Melik Salih Nedjmuddin
Ayyub
verstarb am 23. November 1249 in Mansura vor den fränkischen Befestigungen[16]. Sein Reich, das nach ihm
auf seinen Bruder überging, hatte neun Jahre, acht Monate und fünfzehn Tage
gedauert. Er war nicht nur ein Mann gewesen, dem die Angelegenheiten der Armee
am Herzen lagen, sondern auch ein Herrscher, der seine Kraft und seinen Eifer
in den Dienst der Religion, der Wissenschaften und der Architektur gestellt
hatte. In Kairo hatte er die Medrese von Salih
neu errichten lassen und hatte auch angeordnet, hier die Rechtsschulen der Malikiten, Schafiiten, Hanafiten und Hanbaliten zu lehren (68).
B) Turan Schah: Nur der Sohn von Melik
Salih namens Turan Schah war noch am
Leben.  Aber sein Vater hatte ihn nicht
zum Erben ernannt, wie es sich eigentlich gebührte. Einem  Gerücht zufolge hätte er sich, als ihn sein
Vater nach Hisn Keyfa entsenden wollte, geweigert, diese Reise anzutreten, um
sich dann doch auf den Weg zu machen. Er war ein eher unangenehmer Mensch, der
sich auch dem Trunk hingab (67). Da es aber außer ihm keine Erben gab, gab es
keine andere Wahl, als den Franken und dem Volk den Tod von Melik Salih zu verschweigen, bevor man Turan Schah aus Hisn Keyfa, wo er sich damals befand, nach Kairo holte. Ab diesem
Zeitpunkt wurde Shedjer ud-Dur, die
bisher nur die geliebte Ehefrau von Melik
Salih
gewesen war, eine Persönlichkeit, die für die Existenz Ägyptens und
auch für die der muslimischen Nachbarstaaten wesentliche Bedeutung erlangte[17].
Shedjer ud-Dur war die Tochter des
Türken Abdullah (68). Melik Salih hatte sie, geblendet von
ihrer unvergleichbaren Schönheit, als Sklavin erworben. Nachdem er nach einiger
Zeit erfahren hatte, dass diese wunderschöne Frau auch eine Frau von Verstand
war und sie ihm auch einen Sohn, Khalil,
geschenkt hatte, sah er keine Hindernisse mehr für eine Ehe und erhob sie zum
hohen Stand der Prinzessin (69). Von jetzt an trennte sich Melik Salih nicht mehr von Shedjer
ud-Dur
, mit der er liebend gerne seine Zeit verbrachte. Und selbst als sein
Cousin Melik Nasir Davud ihn in
Kerek gefangen nahm, begleitete ihn Shedjer ud-Dur in diesen furchtbaren und
unheilvollen Tagen[18]. Nach der Thronbesteigung
von Melik Salih, kehrte sie mit ihm
nach Ägypten zurück, nachdem sie kurz davor ihren Sohn Khalil im Alter von nur
sechs Jahren verloren hatte (70). 1249 steht sie wiederum ihrem Ehemann Melik Salih in den letzten Augenblicken
seines Lebens zur Seite. Mit ihrer Weisheit kannte die Prinzessin Shedjer ud-Dur alle Gefahren[19], wenn sie den Thron von
Ägypten infolge des Versterbens ihres Gatten als unbesetzt erklärt hätte, da
die Franken immer noch Damiette in
ihrer Gewalt hatten. Sie verschweigt somit allen den Tod ihres Gatten. Sie
spricht nur mit dem Emir Fahruddin Yunus
bin Sheyh ush-Shuyuh
und Tevashi
Djemaluddin Muhsin
, dem Chef der Mameluken von Salih, von Bakhriye und
Khalka (die mamelukischen Leibwachen von Melik Salih) darüber. Sie teilte ihnen
den Tod des Sultans mit und ordnete ihnen an, das Geheimnis zu hüten, um eine
eventuelle, von den Franken ausgehende Gefahr zu vermeiden. Sehr wenige
Menschen nahmen an den religiösen Bestattungszeremonien des verstorbenen
Sultans teil. Sein Leichnam wurde in der Festung von Djezire bestattet, um ihn
dann nach Kairo zu überbringen. Daraufhin rief Shedjer ud-Dur die Emire zu sich und teilte ihnen mit, dass Melik
Salih seinen Sohn Turan Schah zu
seinem Nachfolger und den Emir Fahruddin
Sheyh
zum Befehlshaber der Armee ernannt und er sie auch gebeten hatte, die
beiden zu ehren. Alle gehorchten diesen Befehlen (71). In Wirklichkeit hatte
sich Melik Salih aber vor seinem Tod
seinem Regenten, dem Emir Husamuddin
Ibni Ebi Ali
, anvertraut und diesem mitgeteilt: „Nach mir werde ich mein
Land keinem anderen als Mustas’im Billah
anvertrauen“ (72).
Shedjer ud-Dur hatte im Geheimen Turan Schah aus Hisn Keyfa rufen
lassen, wo er sich damals befand. Zu der Zeit hatte sie die Situation noch unter
Kontrolle. Denn sie verfasste einen Firman
mit der von ihr imitierten Unterschrift des verstorbenen Sultans und sprach: „Der
Sultan leidet… keiner darf seine Kammer betreten“. Der „Firman“ enthielt den
Befehl an die Emire, den in Kairo lebenden Wesir Emir Husamuddin Ibn Ebi Ali aus den oben angeführten Gründen zu
ehren. Aber bald fand das Volk die Wahrheit heraus. Es gab nämlich einige
Anzeichen, wie z.B. die Befreiung der Gefangenen durch den Emir Fahruddin, die
Steuererleichterungen, die Absetzung einiger Emire und vor allem die Anführung
des Namens Turan Schahs zusammen mit dem seines Vaters in der Freitagspredigt.
Aber niemand wagte es, seinen Verdacht zu äußern (73). Auf dem Weg hatte Turan Schah sehr an Durst gelitten und
zahlreiche Schwierigkeiten angetroffen, bis er endlich Damaskus erreichte. Es
blieben ihm vor seiner Abreise nach Kairo zusammen mit Djemaluddin Yağmur und Sherefuddin
Faizi
über Fetek am 14. Zilkade 647 (19. Februar 1250) noch
siebenundzwanzig Tage. Erst dann enthüllte Shedjer
ud-Dur
das Geheimnis. Husamuddin Ibni Ebi Ali, der Regent des verstorbenen
Sultans, empfing Turan Schah, der
den Kaftan erhielt. Dann brachen alle gemeinsam nach Mansura auf. Turan Schah bestieg dann den Thron mit dem Namen „es-Sultan ul Melik il-Muazzam Guiyasuddin
Turan Schah
“ (74)[20].
Die ägyptischen Soldaten und die Mameluken aus
Hisn Keyfa griffen zusammen mit Turan
Schah
das gesamte fränkische Heer an. Tausend fränkische Soldaten wurden
während der Kämpfe gefangen genommen, während andere dreitausend den Tod
fanden. Die Franken waren nicht mehr so stark wie früher. Sie wollten mit den
Ägyptern Frieden schließen, um die eroberten Länder zurückzugeben und ihnen
einen Delegierten zu entsenden. Da sich die Muslime nicht nur geweigert hatten,
ein Abkommen zu schließen, sondern auch noch zweiunddreißig von deren Schiffen
verbrannt wurden, dachten die Franken, es gäbe keine andere Lösung als die Flucht.
Der König der Franken, Ludwig IX.,
war in die Hände der Muslime gefallen und gefangen genommen worden (75)[21].
Die großen Siege, die sie dank der Mameluken
von Salikhie und Bakhriye über die Franken erzielt hatten und die er seinem
Vater und Shedjer ud-Dur verdankte, machten diesen Herrscher, dessen Charakter
schon so sehr zu wünschen übrig ließ, arrogant. Seine eigenen Mameluken hatten
schon keine gute Beziehung mehr zu den Salikhi von Ägypten. Seine Männer sagten
ihm unermüdlich: „Vom Herrscher hast du nur den Titel. In der Tat gehört die
Macht Shedjer ud-Dur. Wärst du noch
in Hisn Keyfa, so wäre deine Macht noch gewährleistet. Wenn du dich in diesem
Zustand befindest, so ist es nur, weil du im Kampf gegen den Frankenkönig Ludwig die Unterstützung der Mameluken,
die Shedjer ud-Dur treu sind, gebraucht hast. Schließ Frieden mit dem Frankenkönig,
der nicht dein wirklicher Feind ist, denn dein wirklicher Feind sind die Mameluken
in deinen Kreisen“ (76)[22]. Turan Schah, der nicht in der Lage gewesen war, die Gefühle des
Vaters zu erobern, fragte, wenn man außer Acht lässt, wie viel seine
Stiefmutter für ihn getan hatte, damit er den Thron behält, Shedjer ud-Dur nach dem Schatz seines
Vaters. Diese sagte ihm, dass sie bis zu seiner Thronbesteigung das Land mit
diesem Schatz regiert hatte und dass sie immer mit demselben Schatz auch die
Truppen verpflegt hatte, die den Krieg gegen die Franken geführt hatten. Dieses
Verhalten Turan Schahs hatte sie wütend gemacht. Und das war nicht die einzige
Geste, die ihr missfiel: er war in Begleitung seiner Mameluken vagabundiert und
hatte geplündert (77). Um seine Freunde und die Emire seines Vaters zu beleidigen,
nannte er die Vagabunden mit den Namen dieser würdevollen Männer. Er schlug die
Mameluken von Bakhriye und Salikhie mit Leuchtern und Säbeln und verwundete
sie. Im Zustand der Trunkenheit[23] drohte er ihnen
wiederholt mit dem Tod. Aufgrund dieser Situation wollten u.a. Faris Aktay,
einer der wichtigsten Mameluken, die von den leeren Versprechungen, den
Emirtitel zu erhalten, enttäuscht waren, Baybars Aybek und Kalaun auch eine
Vereinbarung mit Shedjer ud-Dur treffen. Ayini (S. 307) nimmt Bezug auf diese,
in diesem Rahmen getroffene Vereinbarung. Die anderen Quellen hingegen
schweigen darüber.  
Als sich Turan Schah eines Tages beim Schlagen
und Töten von Mameluken von Bakhriye mit dem Säbel amüsierte, schnitt er sich
die Finger und erteilte den Befehl, alle Mameluken bis auf den letzten zu
töten; einer von ihnen schrie: „Worauf warten wir denn noch?“. Daraufhin
stürzten sich alle auf den Herrscher. Turan Schah floh vor diesem überraschten
Angriff nach oben in ein hölzernes Türmchen, das er hatte bauen lassen. Auf
allen Seiten zündeten die Aufständischen das Feuer an und schossen einen Regen
von Pfeilen auf ihn[24]; Turan Schah wurde von einem dieser Pfeile getroffen. Da er lebend
verbrannt wäre und der Meinung war, er könnte sich noch in den Gewässern des
Nils retten, warf er sich vom Türmchen in den Fluss; aber er wurde von den
Mameluken verfolgt und ermordet (648/1250). Die alten Quellen[25] berichten uns, dass der
Tod von Turan Schah durch das Feuer,
den Pfeil und das Wasser verursacht wurde.
Dank der Vermittlung des Botschafters des
Kalifen, der bei den Mameluken für ihn gesprochen hatte, wurde sein Leichnam
nach drei Tagen überführt. Das Reich von Melik ul-Muazzam Turan Schah hatte nur siebzig Tage gedauert. Danach hatte die
ayyubidische Herrschaft von einundneunzig Jahren in Ägypten der Dynastie der
Mameluken seinen Platz gelassen (78)[26].
2-       
Ismet ud-Dunya Ve’d-Din
Meliket ul-Muslimin Umm-u Halil Shedjer ud-Dur:
Die erste Herrscherin
der Dynastie der Mameluken in Ägypten ist eine Frau, Shedjer ud-Dur („Perlenbaum“)[27]. In den Tagen nach der
Ermordung von Turan Schah mussten
die Armee und die Emire mit zahlreichen Schwierigkeiten bezüglich der Auswahl
des neuen Herrschers kämpfen. Schlussendlich trafen sich die Mameluken von
Salihiyye und Bahriyye, die Würdenträger des Staates und die zuständigen
Personen, um im Vorraum der Sultanin Shedjer
ud-Dur
zu beraten. Sie vertrauten ihr wegen ihrer Intelligenz und Energie.
Sie trafen daraufhin die Entscheidung, sie auf den Thron zu lassen (81). Denn
die Mameluken und die Emire hatten den Erfolg und den Mut nicht vergessen, mit
denen Shedjer ud-Dur das weite Sultanat von Ägypten nach dem Tod von Melik Salih bis zur Machtübergabe an Turan Schah regiert hatte. Somit
erlangte Shedjer ud-Dur ihre Macht durch die Wahl (ihtiyariyye)[28].
Wie die anderen ägyptischen Herrscher jener
Zeit brauchte auch Shedjer ud-Dur einen „Atabek“. Einer der bedeutendsten
Emire, Izzuddin Aybek, der aber schon von Melik Salih als Sklave erworben
worden war, wurde für diesen Posten bestimmt und ernannt. Gleichzeitig wurde er
auch zum Befehlshaber der Streitkräfte[29]. Trotz der Behauptung des
Orientalisten Marcel (82), nach dem Shedjer
ud-Dur
schon zu Lebzeiten ihres Ehegatten Melik Salih, eine intime Beziehung zu Aybek pflegte, haben wir, außer in Georgy Zeydan (Tarih-i Misr
ul-Hadis, III, S. 5), einem zeitgenössischen Historiker, keinen Anhaltspunkt gefunden,
der diese These mit Fakten untermauert. Hätte diese Anschuldigung der Wahrheit
entsprochen, so hätten die treuen Emire von Melik Salih in einer Welt wie der islamischen, wo die mindeste
Untreue gegenüber dem Ehemann schon sehr schwer bestraft wird, Shedjer du-Dur nicht
auf den Thron gebracht, da sie sich an die Sitten hielten und eine Ehebrecherin
nicht dabei unterstützt hätten[30]. Sie hätten auch noch
weniger ihren Komplizen zum Regenten und Befehlshaber der Streitkräfte ernannt.
Es ist eine Tatsache, dass im Orient die Herrscher infolge des auch mindesten
Geschwätzes dieser Art nicht nur ihren Thron, sondern auch ihr Leben ließen.
Der vermeintliche Grund für den Aufstand gegen die Sultanin Raziyye, über die
wir bereits berichtet haben, kann als Beispiel angeführt werden.
Nach ihrer Thronbesteigung verließ Shedjer ud-Dur ihren Palast in Menil an
den Ufern des Nils, um sich nach Kal’a-i
Djebel
zu begeben. Auch Izzuddin Aybek begab sich seinerseits dorthin,
nachdem er die Kaserne verlassen hatte. Da er tagtäglich an den Entscheidungen
und Angelegenheiten des Staates teilhatte, war Shedjer mit ihm zufrieden. Die
von Shedjer ud-Dur erteilten Befehle und die von ihr getroffenen
Entscheidungen, die wie die Ayyubiden in Kal’a-i
Djebel
lebte, trugen die Unterschrift von „Validet-u Halil“. Diese Unterschrift, die auf die offiziellen
Dokumente gesetzt wurde, galt als die gekürzte Form des Namens von Shedjer ud-Dur.
Obwohl sie den ägyptischen Thron innehatte, hatte diese Herrscherin (Melike) (83), die im Gegensatz zu den
Sitten, keinen Kaftan der Herrscher trug, immer verlangt, dass ihr Name in der Predigt
während des Freitagsgebetes[31] erwähnt wurde. Außerdem hatte
sie auch eine Münze (84) auf ihren Namen mit der folgenden Aufschrift prägen
lassen: „El-Musta’simiyyet ul-Salihiyye
Meliket ul-Muslimin Validet ul-Melik il-Mansur Halil Halifet-u Emir il-Muminin

(85)[32].
  

Eine Münze unter Shedjer ud-Dur.
Vor der Khutba wurde vorab ein Gebet  für den
Kalifen rezitiert. Nach der Aufzählung der Attribute und Titel von Shedjer als
Herrscherin:

Es
handelte sich hierbei um Gebete für sie und die Länder, die sich unter ihrer
Herrschaft befanden, wie es Sitte war (86)[33]. Neveyri
zitiert in seinem Werk „Nihayet ul-Ereb“ (Band 27, S. 252 A) diese Attribute,
die sich Shedjer ud-Dur in den Firmanen zuschrieb, die sie an die Emire von
Damaskus sendete:

Nach ihrer Ernennung zur Herrscherin agierte Shedjer ud-Dur in Absprache mit den
Emiren und erlangte eine Einigung mit den Franken zwecks Rückgabe der Festung von Damiette, die sich damals
in den Händen der Franken befand, an die Muslime. Auf der Grundlage dieser
Vereinbarungen erhielten die Mameluken
von Bahriyye
nicht nur Damiette, sondern auch eine Kriegsentschädigung in
Höhe von vierzigtausend Dinar. Im Gegenzug wurden der Frankenkönig Ludwig, seine Frau, die Königin und der
Bruder des Königs, die alle drei in der Festung von den Muslimen gefangen
gehalten waren, befreit und konnten diese frei verlassen[34]. Nun blieb den Franken
ohne ihre Armee und Flotte nichts anderes mehr übrig, als die Stadt Damiette, die sie nun seit elf Monaten
belagert hatten, zu verlassen. Verwirrt begaben sie sich in Richtung Acre: das war am 9. Safer 648 (1250).
Dieses Geschehnis wurde im großen Stil über Tage gefeiert. Die Dichter
zelebrierten diesen Sieg in ihren Gedichten (85). Am zehnten Tag von Sefer
huldigten die Soldaten nach ihrer Rückkehr aus Damiette Shedjer ud-Dur
(86). An Shedjer Ayan und den
Würdenträgern und Soldaten wurden Anerkennungen verteilt; zahlreiche Personen
wurden mit Kaftanen und hohen Graden geehrt.
Shedjer ud-Dur (nach einem Bildnis der Zeitschrift
Hilal, Kairo, August 1957, S. 85)[35]
Sie schuf auch die schweren Steuern zu Lasten
des Volkes ab und erleichterte auch zahlreiche andere[36]. Infolge dieses Sieges
gegen die Franken und der Wiederherstellung der Ordnung im Lande hatte die
Zuneigung des Volkes für seine Herrscherin wesentlich zugenommen (89).
Shedjer ud-Dur pflegte, jeden Tag ihre Wesire
in einem privaten, geschlossenen Raum in ihrem Beisein zu versammeln, wobei sie
hinter einem dünnen Vorhang saß und diesen Versammlungen beiwohnte. Bevor sie
eine jegliche Entscheidung zu einer bestimmten Angelegenheit traf, versammelte
sie den Rat und nachdem sie die Frage zwecks Entscheidung an ihre Emire
überbracht hatte, unterzeichnete sie ihre Verordnungen und Firmane[37]. Falls sie ihrem Volk
direkte Befehle erteilen wollte, sprach sie vorab mit ihrem „persischen
Regenten“ Aybek, über die kleinsten Details der Angelegenheit. Da die Königin „Ismet ud-Din“ Ägypten mit viel mehr
Geschick als ihre zeitgenössischen männlichen Herrscher regierte und in der
Lage war, ihre Untertanen, Soldaten, Emire und die Partisanen von Turan Schah, die sich nach Damaskus
zurückgezogen hatten, zufriedenzustellen, suchten diese nach den Mitteln, um Shedjer ud-Dur vom Thron zu stürzen,
indem sie sich mit den Vertrauten des Kalifen zur Zeit von El-Musta’sim Billah[38] zusammenschlossen.
A-  Die Abbestellung von Shedjer ud-Dur. 
Unter dem Vorwand, es gehörte sich nicht, dass
eine Herrscherin den Titel Meliket
ul-Muslimin
(Königin der Muslime) trug, lehnten sich selbst die Anhängen
auf, obwohl Shedjer ud-Dur dem Kalifen die größte Huldigung entgegenbrachte.
Von Syrien aufgehetzt war diese erste Herrscherin des Mamelukenstaates so oft
angekreidet worden, dass sie zuletzt noch einen Drohbrief aus Bagdad erhielt,
dessen Wortlaut sich wie folgt gestaltete: „Wenn es in euren Kreisen keinen Mann mehr gibt, der würdig ist, um zum
Sultan von Ägypten ernannt zu werden, können wir euch jemanden entsenden. Habt
ihr denn nie die Überlieferung des Propheten gehört, die besagt, dass ein Land,
das von einer Frau regiert wird, niemals sein Heil finden wird?
“ (90)[39]. Diese Worte regten das
ägyptische Volk zum Nachdenken an. Es fragte sich in der Tat, warum eine Frau
als Gründerin einer neuen Dynastie den Thron Ägyptens bestiegen hatte, wenn es
schon so zahlreiche Emire in Damaskus, Aleppo und im Jemen gab[40]. Obwohl alle mit der
Regierungsweise von Ismet ud-Din,
die nichts unternahm, ohne ihre Vertrauten zu Rate zu ziehen, in Ägypten
zufrieden waren, waren die Hassgefühle der Emire, die Anhänger von Turan Schah waren, und der
rivalisierenden Prinzen aus Syrien, die bis dahin im Stillen geblieben waren,
nach außen gedrungen. Bedauerlicherweise geschah dies gerade in einem Zeitraum,
in dem die Einwohner von Kal’a-i Djebel
besonders aufständisch waren, was auch aufgrund der neuen Umstände absolut
nachvollziehbar war: Die Emire von Kaymeri hatten Nasir Yusuf, dem ayyubidischen Enkel von Dayfa Hatun von Aleppo die
Tore von Damaskus geöffnet (vgl. dazu die Einleitung); die Übertragung des
Schatzes von Damaskus an ihn durch Mudjahiduddin
Ibrahim
, den Emir von Damaskus, und die Aufteilung dieses Geldes unter den
Emiren von  Shedjer ud-Dur galten für sie als Beweis des Vertrauens und der
Anerkennung von Izzuddin Aybek als
Hauptbefehlshaber (91). Sobald die Geschehnisse, wie der Einlass von Nasir in
Damaskus, die Eroberung von Syrien nach der Gefangennahme (nach anderen Quellen
nach dem Ermordung) von Salihi durch diesen und die Einnahme von Subek (Shubek)
durch Melik Muguis von Kerek, in Kal’a-i Djebel bekannt wurden, wuchs die
Unruhe in Kairo. Einerseits stellten die Kreuzritter, obwohl sie schon fast
überall von den Muslimen geschlagen worden waren, immer noch eine ernste
Bedrohung dar; andererseits wiederum hatten die Einwohner von Syrien, dieses
Landes, das zu unserer Zeit in drei bis vier verschiedene Staaten aufgeteilt war,
Nasir Yusuf gehuldigt. Ismet ud-Din Umm-i Halil rief angesichts einer solchen
Lage ihre Berater zu sich und fragte sie, wie er handeln sollte, um Syrien
erneut unter ägyptische Herrschaft zu bringen. Für diese wichtige und
gleichzeitig auch heikle Angelegenheit kam sie auf die Unterstützung ihrer
Emire zurück. Obwohl sie mit der Herrscherin vollkommen zufrieden waren,
verlangten die Emire, um die öffentliche Ordnung beizubehalten, die Abdankung
von Shedjer ud-Dur, weil sie diese als
notwendig rechtfertigten. Am 29. des Monats Rebiulahir dankte Shedjer ud-Dur
nach einer Herrschaft von drei Monaten ab (92). Aber dies erfolgte nur, um den
Schein zu wahren. Die Emire, die sehr an ihrer Herrscherin hingen, hatten ihre
Ehe mit Aybek ermöglicht, den sie als
den ägyptischen Sultan anerkannten, damit die Macht in ihren Händen bleiben
konnte (93)[41].
B-     
Der Sultan Aybek und
seine Ermordung
Die Zeremonien, die für die Krönung von Aybek
notwendig waren, wurden an einem Samstag durchgeführt (94). Die Standarten, die
Symbole der Macht, wurden ausgebreitet; die Emire stellten sich in zwei Reihen
auf den beiden Seiten von Aybek auf; nachdem sie ihm den Kaftan als Symbol der
Souveränität angezogen hatten, ließen sie ihn aufs Pferd steigen: er wurde mit
dem Titel „El-Melik ul Muiz“ geehrt
und setzte sich dann wie die anderen Herrscher (95) auf den Thron von Kal’a-i Djebel.
Aybek, der zum Rang des „Bey“ erhoben wurde und
im Dienste von Melik Salih zum „Tchashniguir“ geworden war, gehörte
bereits zu den türkischen Sklaven von Bahriyye und diente an ihrer Seite bis zu
seinem Tode. Das ist der Grund, wofür er eher „Tschashniguir“ oder „Turkmani
als Melik Muiz genannt wurde.
Der Kalif hatte in einem Brief die
Thronbesteigung des neuen Sultans bekanntgegeben. Aber am Beitrag, den Shedjer ud-Dur an der Regierung des
Staates (96) leistete, hatte sich nichts geändert; sogar nach ihrer
Eheschließung mit Aybek hatte sie
weiterhin geherrscht wie vorher, indem sie sich aber im Hintergrund hielt. Aybek war auch gewohnt, den Befehlen
der Prinzessin Folge zu leisten, da er lange Zeit einer ihrer vertrautesten
Diener gewesen war. Shedjer udDur,
die durch ihre Schönheit, Intelligenz und Großzügigkeit auch alle bezauberte,
die sie sahen, wusste es auch, ihren Mann an sie zu binden. Nach seiner
Eheschließung mit Shedjer ud-Dur
wollte Aybek seine eigenen Mameluken
mit denen seiner Ehefrau zusammenführen, um an Macht zu gewinnen. Aber nach
einigen Monaten waren diese Mameluken, aufgrund gegensätzlicher Meinungen und
Interessen, wieder in zwei Gruppierungen gespalten: auf der einen Seite gab es
die „Muizzi“ und auf der anderen die
Salihi“, die entsprechend nach Muiz Aybek und Nedjmuddin Salih
benannt waren. Die Ägypter, die sich nach der Thronbesteigung eines kompetenten
Soldaten wie Melik Muiz wieder Ruhe erhofft hatten, verstanden sehr bald, dass
es sich hierbei um ein Wahnbild handelte, da es bereits in Syrien und auch in
Ägypten zu Aufständen gekommen war. Einerseits bestand man in Ägypten darauf,
einen Erben der Dynastie der Ayyubiden an die Macht zu bringen, andererseits
wiederum behauptete man, dass die Mörder von Turan Schah nicht als die Sultane Ägyptens anerkannt werden
konnten. Um die Aufstände zu vermeiden und eine einvernehmliche Verbundenheit
mit einem Erben der ayyubidischen Dynastie zu gewährleisten, ließ man zusammen
mit Aybek einen achtjährigen Jungen, Melik
Eshref Muzafferuddin Musa
, der vermeintlich von den Ayyubiden im Jemen
abstammte,  den Thron besteigen (97). Auf
diese Weise erreichten die Mameluken in Ägypten die Unterwerfung der anderen ayyubidischen Prinzen und sicherten Aybek die Führung der Staatsangelegenheiten
zu. Die Einwohner von Gaza hatten die Entscheidung getroffen, diese Last Melik Mugis Omer bin Adil, der noch in
jungem Alter war und schon über Kerek herrschte, zu verleihen. Am vierten Tag
des Monats Djemziulahir ließen sie seinen Namen in der Predigt während des
Freitagsgebetes nennen.  
Die dritte dieser beobachteten Maßnahmen
basierte auf der Neuigkeit, nach der Aybek das Land im Namen des Kalifen el-Musta’sim Billah regierte.
Erneute huldigte man Aybek und dem
jungen Sultan el-Eshref Musa. Im
Jahre 649/1251 kam es zu einer kuriosen Situation: der ägyptische Thron war
zwischen Melik Eshref (dem
Ayyubiden) und Izzuddin Aybek (dem
Turkmenen) aufgeteilt. Die Münzen trugen ihre Namen, und in der Freitagspredigt
wurden beide Namen genannt (98). Aber in Syrien war die Gefahr noch nicht
abgewehrt: Melik Nasir Yusuf hatte,
um sich wegen der Ermordung von Turan Schah
an den Mameluken zu rächen, was ihm leicht vorkam, alle Ayyubiden zu Hilfe
gerufen, die mit ihm verwandt waren. Immer mit demselben Ziel hatte er auch
eine Vereinbarung mit dem Frankenkönig
Ludwig IX.
getroffen, der sich zu dem Zeitpunkt in Acre befand. Am 19. Januar 1252 ereignete sich auf dem offenen Feld
in Abbasse zwischen der Armee von Nasir und der von Aybek (99) eine Schlacht.
Zu Beginn war der Sieg auf der Seite der Syrer, welche die Ägypter verfolgten.
Aber Faris Aktay und Aybek hatten Shemsuddin Lu’lu gefasst; kurz darauf
ließen sie ihn aufgrund der Abneigung gegen Ägypten ermorden. Die ägyptischen
Streitkräfte, die zu Beginn fast vor den Toren von Kairo standen, flohen
unordentlich; ihre Einheiten hatten sich sehr voneinander entfernt. Daraufhin
wurde Nasir Yusuf, dank der großen
Anstrengungen von Aktay durch Aybek besiegt, der glorreich nach Kairo zurückkehrte. Es wurde ihm dann
bewusst, dass diejenigen, die zum Zeitpunkt seiner anfänglichen Niederlage
geflohen waren, diese Neuigkeit schon nach Kairo
gebracht hatten. Die Einwohner hatten zu früh das Ende seines Reiches
entschieden. Aybek, der so
rachesüchtig wie fromm war, bestrafte diejenigen schwer, die in den
Freitagspredigten den Namen von Melik
Nasir Yusuf
in den Moscheen der Altstadt von Kairo und in der Festung
hatten aussprechen lassen. Er trieb diese Rache so weit, das er sie sogar gegen
die Imame von Kairo richtete, die aus Vorsicht keinen Namen mehr in der Freitagspredigt
auszusprechen wagten. Nichtsdestotrotz wurden sie von Aybek, der sich gar nicht
davon abhalten ließ, seine Rache gegen sie zu richten, nicht verschont.
Er hatte Kairo und die Altstadt von Kairo zur
Plünderzone erklärt. Die Mameluken hatten das Volk so gequält und so viele
Bluttaten verübt und so viele Frauen und Kinder eingekerkert, dass die
Vergehen, die durch die Mameluken verübt wurden, mit den barbarischen Akten der
Kreuzritter in Ägypten vergleichbar waren (100).
Als Melik
Nasir
geflohen war, um dem Tod zu entkommen, trat der Kalif als Vermittler
für ihn ein. Die Möglichkeit eines neuen Kreuzzuges hatte die Ägypter dazu
gebracht, den Frieden mit den Syrern zu schließen, und dies unter der
Voraussetzung, dass diese Gaza und Jerusalem evakuierten. Faris Aktay, der Befehlshaber der
Mameluken, war nach den letzten Ereignissen zu einer führenden Persönlichkeit
in Ägypten geworden. Da er die Schwester des Sultans von Hama geheiratet hatte, hatte er darum gebeten, gemeinsam mit der
Prinzessin, seiner Ehefrau, in der Festung zu leben. Aybek hatte seinem Wunsch entsprochen; aber in seinem Inneren hatte
er den Entschluss gefasst, ihn verschwinden zu lassen, um seinen Einfluss auf
die Regierung des Landes zu vermeiden. Aktay
führte auch die Partei von Salih an, die sich schon gewünscht hatte, ihn an der
Seite von Melik Eshref auf dem Thron
zu sehen. Daher fragte Aybek drei
seiner Männer – unter denen sich auch Seyfuddin
Kutuz
befand, der dann später den Thron bestieg und dem er vertraute – sie in
den Hinterhalt zu locken; er ließ auf diese Weise Faris Aktay erdolchen. Die Salih
dachten, dass Faris Aktay nur eingekerkert worden war und versammelten sich
unter der Führung von Baybars vor
der Festung, um seine Befreiung zu erwirken. Als dann von der Festung das
geköpfte Haupt von Aktay geworfen
wurde, erschreckten sie so sehr, dass sie sich nicht einmal umdrehten, um zu
versuchen zu verstehen, was sich hinter ihnen abspielte und zu Nasir (101) flohen. Die Salih wurden
alle ins Gefängnis geworfen. Aybek,
dem es auf diese Weise gelungen war, die Partei seiner Gegner auszurotten, ließ
dann auch (102) den jungen Melik Eshref einsperren, der so jegliche
Unterstützung entbehrte und bestieg erneut den Thron, diesmal aber alleine und
ohne keinen Gesellen.
Nun war sich Aybek fast sicher, dass die
schwarzen Wolken, die schon des Öfteren sein Reich verdunkelt hatten, im
Begriff waren, vorbeizuziehen, da sie vom Wind der Macht davongetragen wurden.
Im Jahre 652/1254 war sein Name der einzige, der in den Freitagspredigten auf
dem Minbar genannt wurde; sogar die Firmane und Münzen trugen nur mehr
seinen Namen. Er hatte Hibetullah
el-Faizi
zum Befehlshaber der Armee und zum Wesir ernannt. Es war das erste
Mal, dass ein ägyptischer Staat, der zur muslimischen Welt gehörte, einen
Kopten zum Rang des Wesirs erhob (Makrizi, Hitat
II., S. 237). Seyfuddin Kutuz, der
in Begleitung des Emirs Shemsuddin
Sungur
und Scheich Nedjmuddin
Baderai
zum Regenten ernannt wurde, begab sich als Botschafter nach Bagdad
und bat den Kalifen, auch Melik Muiz
mit Firmanen und Standarten zu ehren, wie es auch bei den anderen Sultanen
Ägyptens der Fall gewesen war (103). Trotz all dieser Machtsymbole, die Aybek besaß, war es immer noch seine
Ehefrau Shedjer ud-Dur, die
ehemalige Herrscherin Ägyptens, die über das Land herrschte. Obwohl sie zu
Gunsten von Aybek auf den Thron
verzichtet hatte, wurde ihr Name manchmal in den Freitagsgebeten und selten
auch in den Firmanen erwähnt (104). 
Als er ein einfacher Mameluke von Melik Salih war, wurde Aybek von Gefälligkeiten seitens Shedjer ud-Dur überhäuft. Er hatte ihre
Intelligenz und ihre Fähigkeit sehr zu schätzen gewusst und somit in ihr seinen
Herrscher und Herrn gefunden. Aber nach seiner Eheschließung mit ihr und vor
allem nach der Ausschaltung eines so wertvollen und einflussreichen Rivalen wie
Faris Aktay und eines Throngefährten
wie Melik Eshref, waren die  Belieben von Shedjer ud-Dur unerträglich geworden. Vor allem forderte Shedjer mit Nachdruck von ihm, er sollte
seine ehemalige Ehefrau verstoßen und verbot ihm, die Kinder (105) zu besuchen,
die diese ihm geschenkt hatte; so waren die Bindungen zwischen ihnen im
Begriff, sich zu lösen und sehr schnell zu brechen (106). Nach Makrizi (Suluk I., S. 401) hätte ein Aberglaube auch eine große Rolle in der
Zwietracht zwischen Shedjer ud-Dur
und Aybek gespielt: eines Tages
hätte ein Astrologe diesem letzteren gesagt, sein Tod würde das Werk einer Frau,
nämlich Shedjer ud-Dur, sein. Aybek hätte sich von dieser Vorhersage
so beeinflussen lassen, dass er lieber in Bab ul-Luk blieb als sich nach
Kal’a-i Djebel zu begeben.
Aybek wollte sich um jeden
Preis seiner hochmütigen Ehefrau Shedjer
ud-Dur
entledigen, die sein Reich beschattete. Er suchte nach den Mitteln,
um dieses Ziel zu erreichen. Um Kal’a-i
Djebel
dem Einfluss von Shedjer zu entreißen, hielt er für die Hand der
Tochter des Herrschers von Mosul, Bedruddin
Lu’lu
an und verlobte sich feierlich mit ihr (107).
Aybek wusste gar nicht, dass
er durch sein Handeln eine Palasttragödie hervorrufen würde. Er dachte, dass er
durch die Heirat mit der Tochter eines Herrschers die Möglichkeit gehabt hätte,
den Einfluss von Shedjer ud-Dur sei
es im Kreis des Palastes als auch in den Kasernen der Mameluken zu begrenzen. Da Aybek
ein mutiger und guter Soldat war, konnte er nicht verstehen, dass Shedjer
ud-Dur aufgrund ihrer dauernden Erfolge verwöhnt war und diese Ausgrenzung
niemals hingenommen hätte, sondern dass diese Situation in ihr gewaltige, emotionale
Stürme hervorgerufen hätte.
Als Muiz
Aybek
eines Tages von Kal’a-i Djebel
entfernt war, ließ er einige Soldaten von Bahriye
anhalten und entsendete sie nach Kal’a-i
Djebel
, um sie einzusperren. Unter ihnen befand sich der Mameluk namens
„Aytiguin“, der unters Fenster von Shedjer
ud-Dur
kam,  seine Anwesenheit
erahnte und daraufhin auf Türkisch, damit sie ihn als Einzige verstehen konnte,
folgende Worte aussprach: „Ich, euer
Diener Aytiguin Beshmekdar, schwöre bei Allah, dass wir kein Verbrechen
begangen haben, um es zu verdienen, eingesperrt zu werden; nur als er
aufgebrochen war, um die Hand der Tochter des Herrschers von Mosul anzuhalten,
haben wir, die wir von deinen Wohltaten sowie vom Feuer des Martyriums (Melik
Salih) überschüttet worden waren, ihm unsere Unzufriedenheit gezeigt. Darum
schickt er uns nun ins Gefängnis
(108)“. Die Prinzessin gab ihm mit einem
Zeichen mit dem Taschentuch zu verstehen, dass sie seine Worte sehr wohl
verstanden hatte. Nach dieser Anklage wusste Aytiguin genau, was den Sultan Aybek nun erwartete. Er hätte, nachdem
er in einen verlorenen Schacht herabgestiegen war, gesagt: „Wenn er uns eingesperrt hat, dann werden
wir ihn töten
“ (Makrizi, Suluk,
Band 2, S. 402).
Shedjer ud-Dur, die immer sehr
geschätzt und bewundert worden war und offiziell und auch konkret den ersten
Platz in ihrem Land eingenommen hatte, konnte es nicht ertragen, dass Aybek, dessen Herzen und Regierung sich
in ihren Händen befanden, noch zu ihren Lebzeiten eine zweite Frau nobler
Abstammung heiratete. Diese so schwierige Lage hatte sie emotional und
moralisch erschöpft. Die Gefühle von Eifersucht, Betrübnis und Wut hatten ihre
Nerven zerrissen; sehr bald machten die noblen Gefühle den Rachegelüsten Platz.
Außerdem befürchtete sie, Aybek
würde sie umbringen. Nach Ibn ul-Imad
waren diese Vorahnungen nicht unbegründet (Shezerat
uz-Zeheb
, V., S. 268). Über den Vermittler Nasr ul-Azizi schickte sie
Geschenke an den Herrscher von Aleppo,
Melik un-Nasir Yusuf und teilte ihm
bei dieser Gelegenheit mit, dass sie dazu entschlossen war, dem Leben von Aybek ein Ende zu setzen und dass er
sie zur Ehefrau nehmen solle, um auf diese Weise den Thron Ägyptens zu
besteigen. Da Melik Nasir fürchtete,
dass es sich bei dieser Nachricht um einen Hinterhalt handelte, gab er Shedjer
ud-Dur keine Antwort. Mit Sicherheit gelang diese Neuigkeit aber zu Bedruddin Lu’lu, der Aybek riet, Shedjer ud-Dur zu misstrauen und ihm auch mitteilte, dass diese
sich geheim mit Melik Nasir verbündet hätte.
Als Shedjer ud-Dur keine Nachricht von Melik Nasir erhielt, ließ Safiyuddin Ibrahim bin Merzuk, der sich
damals in Ägypten befand, zu sich rufen. Bei dieser Gelegenheit versprach sie ihm
den Posten des Wesirs und teilte ihm ihren Plan mit. Safiyuddin versuchte vergeblich, Shedjer ud-Dur  von ihren
Plänen abzuhalten, indem er ihr mitteilte, wie gefährlich diese waren: aber sie
hörte nicht auf ihn. So bat Shedjer
ud-Dur Muhsin el-Djevheri
(109) und Nasir
ul-Azizi
um Hilfe, indem sie ihnen tausend Vorzüge versprach.
Schon seit einiger Zeit lebte Aybek in Euzbekiyye in der Residenz von
Luk am Nil. Er vertraute den
wiederholten Einladungen von Shedjer
ud-Dur
, die ihm freundlich erschienen, und begab sich nach Kal’a-i Djebel. Das war am Dienstag,
den 24. Rebiulevvel 655/2. April 1257. Er wurde von Shedjer uu-Dur mit großem
Respekt und großer Zuvorkommenheit empfangen. Sie flatterte mit solchen Zeichen
der Zuneigung um Aybek herum, dass
er am Ende seine damaligen bösen Absichten vergaß. Nach der Rückkehr von einem
Polospiel kehrte Aybek in den Harem zurück, um ein Bad zu nehmen. Sobald er
seine Kleider abgenommen hatte, warf sich Sendjer
ul-Djevheri
, der Sklave des Eunuchen Muhsin
el-Djevheri
, mit seinen Bediensteten auf ihn und erwürgte ihn[42].
 
Das Mausoleum von Shedjer ud-Dur

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Alexandria

Makrizi und Ibni Tagriberdi bringen
verschiedene Versionen dieser Ermordung vor (Suluk II, Band 2, S. 403 von Makrizi und El-Nucum uz-Zahire, VI., S. 375-6 von Ibni Tagriberdi). Und es
folgt noch eine: nachdem sich Muhsin
el-Djevheri
und seine Männer auf Aybek
gestürzt hatten, hatte er seine Frau zu Hilfe gerufen und sie angefleht, ihm zu
verzeihen. Aus Mitleid hätte
Shedjer ud-Dur Muhsin el-Djevheri befohlen, ihn
gehen zu lassen. Aber dieser Eunuch antwortete ihr mit harten Worten und
erinnerte sie daran, dass, hätte sie ihn nun gehen lassen, so hätten weder die
Sklaven, die sich in die Sache eingemischt hatten noch die anderen kein
sicheres Leben mehr.
In
der Tat war Aybek nach den Aussagen
der Historiker dieser Zeit ein gewandter, mutiger und sogar religiöser, aber
sehr blutrünstiger Herrscher. Er hatte unschuldige Familien ausrotten lassen
und die Güter zahlreicher anderer geraubt und war auch ein schlechtes Beispiel
für seine Nachfolger. Wir haben bereits aufgezeigt, wie er aufgrund der
Oberflächlichkeit der Imame in Kairo unschuldige Frauen und Kinder bestraft
hatte, als er die syrische Armee besiegt hatte.
Nach
dem Mord an Aybek ließ Shedjer ud-Dur Ibni Merzuk in den Palast kommen.
Dieser betrat ihn durch ein geheimes Festungstor. Er sah Shedjer ud-Dur sitzen und Muviz
Aybek
, der tot an ihren Füßen lag. Die Herrscherin erzählte Ibni Merzuk, was sich ereignet hatte.
Dieser antwortete ihr: „Ich weiß nicht, was ich sagen soll, da deine Handlung
von außerordentlicher Bedeutung ist; ich weiß auch gar nicht, wie du aus der
Sache rauskommen wirst (110)“. Durch die Ermordung ihres Mannes war es nun für Shedjer ud-Dur einfach geworden, den
Thron zu besteigen; schon am selben Abend war es ihr gelungen, einen Kandidaten
für diesen Thron zu finden, der einen mächtigen Herrscher brauchte.
Immer
am selben Abend sendete sich einen Finger und das Siegel in der Form eines
Rings ihres Mannes an Izzuddin Halebi,
einem der mächtigten Emire und unterbreitete ihm den Vorschlag, sich um die
Staatsgeschäfte zu kümmern. Aber Izzuddin
Halebi
hatte es nicht gewagt, das Angebot anzunehmen (111). Sie
unterbreitete also dem Emir Djemaluddhin
bin Aydogdu
denselben Vorschlag, nach dem sie ihn zu sich hatte rufen
lassen (112). Auch er nahm das Angebot nicht an. Auch keiner der
Mamelukenführer, die normalerweise zu Allem bereit waren, um in die Gunst von
Shedjer zu kommen, wollten nicht mehr die Verantwortung mit ihr teilen. Am
darauffolgenden Tag begaben sich alle Befehlshaber, die noch nicht über die
Angelegenheit in Kenntnis gesetzt worden waren, wie üblich zur Festung.
Sherefuddin Faizi
war noch nicht angekommen und Shedjer ud-Dur wusste nicht, was sie tun sollte. Um das Geheimnis
noch eine Zeit lang wahren zu können, ließ sie von Nuruddin Ali, Sohn von
Aybek, ankündigen, dass dieser letztere in Richtung Meer aufgebrochen war, um
die Verbesserung der Boote und Schuten zu erzielen. Obwohl am Morgen
bekanntgegeben wurde, dass Melik Aybek
infolge eines epileptischen Anfalls verstorben war, verbreitete sich die
Neuigkeit seiner Ermordung durch seine Frau unter den Emiren. Die Soldaten
marschierten auf die Festung zu; die Sklaven von Muiz Aybek drangen auch ein. Izzuddin Halebi wurde von den Salihi
unterstützt. Dennoch erklärten die Mameluken
von Muiz, angeführt vom Wesir Faizi,
einstimmig, dass sie den Sohn von Aybek, Nuruddin Ali, damals fünfzehn Jahre
alt, zum Sultan ernannt hatten. Beruhigt zogen sich alle zurück, und die Salihi
zerstreuten sich.
Am
Donnerstag den 26. des Monats Rebiulevvel/4. April huldigte man Nuruddin Ali mit dem Namen von Melik Mansur, der auch anlässlich der
Freitagspredigt genannt wurde (113).
 

Stammbaum der Mameluken

 
C) Die Ermordung von Shedjer ud-Dur[43]
Shedjer ud-Dur
und ihre Komplizen hatten sich in den Palast zurückgezogen. Die Mameluken von Aybek wollten die Festung stürmen, um
diese zu züchtigen; aber die Befehlshaber der Salihi, die Anhänger von Shedjer
ud-Dur,
griffen ein, um ihre Prinzessin zu schützen; da Shedjer ud-Dur nicht mehr das Recht
hatte, in den Gemächern der Prinzessin zu wohnen, konnten sie nicht mehr
verhindern, dass die Sklaven von Muiz
sie in den roten Turm (Burdj ul-ahmer) brachten. Die Sklaven
hatten Shedjer ud-Dur verziehen: sie
schwörten auch, ihr nichts anhaben zu wollen. Am Sonntag, den 29., wurde sie in
den roten Turm gebracht und dort eingekerkert. Die Befehlshaber hatten ihre
Diener unter sich aufgeteilt. Ibni Merzuk, von dem wir vorher schon berichtet
und einleitend erzählt haben, fragte man nach dem Grund seines Besuchs bei Shedjer ud-Dur am Tag des
Geschehnisses. Als Ibni Merzuk den Inhalt seines Gesprächs mit der Prinzessin
genau mitgeteilt hatte, ließ man ihn gehen. Der Emir Djemaluddin Aydogdu wurde
festgehalten und in Alexandria gefangengenommen. Diejenigen, welche die
Ermordung von Aybek geplant hatten, wurden ergriffen und erhängt. Nur Sendjer
el-Djevheri, dem Sklave von Muhsin
el-Djevheri
, gelang die Flucht: er wurde aber auch gefasst und zusammen mit
Muhsin erhängt. Es wurden auch vierzig
Eunuchen getötet. Ihre Leichen wurden dann dem gesamten Weg der Festung entlang
bis nach Bab-i Zuveyl (Suluk II., S.
403) aufgehängt. Während dieser Zeit verbrachte Shedjer ud-Dur traurige Tage im
Gefängnis des roten Turms. Sie blendete auch nicht aus, dass Aybeks zweite Frau
sich auf die Rache gegen sie vorbereitete: denn sie hatte auch schon Aybek
verboten, sie zu besuchen. Sie vertraute somit Es-Sahib Bahauddin Ali Bin Muhammed, ihrem ehemaligen Wesir, auch
mit dem Namen Ibn Hinna bekannt, einen Teil ihres Geldes und ihre Juwelen an,
damit sie nicht in die Finger von Nuriddin
Ali
und seiner Mutter kämen. Den Rest vernichtete sie in einem Mörser
(114).
Nuriddin Ali
und seine Mutter spornten die Muizziyye-Soldaten
vergebens auf, Shedjer ud-Dur zu töten; am Ende sahen sie sich
gezwungen, die Sache mit ihren eigenen Mitteln durchzuziehen. In der Tat ließ Nuriddin Mutter am 11. des Monats
Rebijalahir (am 19. April) Shedjer
ud-Dur
vom roten Turm bringen und übergab sie den Dienern und Hausdienern,
die sie schwer niederschlugen, bis sie dann infolge der Schläge und der Stöße
der Wassernäpfe des Bades auf den Kopf starb. Ihren Leichnam warfen sie halb
nackt in einen Graben neben die Festung (115). Nuveyri berichtet, dass ihr
Körper, der sich im Todeskampf befand, vorab auf den Festungswall gelegt und
dann in den Graben geworfen wurde, wo er dann Tage lang liegen gelassen wurde (Nihayet u-Ereb, Band 266 A, B).
Der
leblose Körper der Meliket ul-Muslimin,
die vor Intelligenz, Raffinesse und Eleganz geleuchtet hatte, blieb über lange
Zeit in diesem Graben. Die Perlenkordel ihrer Kleider wurde von der Unterwelt
gestohlen. Ihre Verwandten, die sie an ihrer reichlich bestickten Hose
erkannten, bestatteten ihren Leichnam im privaten Grab der Moschee von Shedjer
ud-Dur bei Seyide Nefise (116). Nach dem Epigraph, das die Trommel der Kuppel
umgibt, unter der sich das Grab von Shedjer ud-Dur befindet, hätte sie es im
Jahre 648/1250-1 selbst erbauen lassen. Heute noch kann man das Grab im
damaligen Zustand sehen. Die Moschee gegenüber ihres Grabes heißt immer noch „Moschee von Shedjer ud-Dur“ oder
„Moschee des Kalifen“.
Die
ägyptische Prinzessin Kadriye Hüseyin[44] spricht
wie folgt von Shedjer ud-Dur: „Sie
war eine außerordentliche Person, aber als sich Aybek mit einer anderen Frau
verlobte, wurde sie von ihren Gefühlen überwältigt und wurde gemein“. Unserer
Meinung nach war Shedjer ud-Dur ihr
ganzes Leben lang vollkommen außerordentlich im Sinne, dass im Orient neunzig
Prozent der Herrscher, um ihren Thron zu behalten, sich gezwungen sahen, ihre
Rivalen aus dem Weg zu räumen; oder es ist sehr wahrscheinlich, dass diese
blutige Intrige bei Shedjer ud-Dur
nur ein Akt der legitimen Verteidigung war. Nicht nur die Geschichte, sondern
auch die Entwicklung der Geschehnisse, von denen wir bereits berichtet haben,
bestätigen den Wahrheitsgehalt dieser These.
Shedjer ud-Dur
war fromm und freigiebig und von einer natürlichen Güte und auch eine fähige
Verwalterin, die dazu in der Lage war, den Frieden im Lande zu gewährleisten.
Wenn die Ayyubiden in Syrien nicht einen Aufstand begonnen hätten und der Kalif
sich nicht auf die Seite von Melik en-Nasir
gestellt hätte, hätte sie mit der Unterstützung ihres Gatten Ägypten über Jahre
in Frieden und Wohlstand regiert. Es ist sehr bedauerlich, dass der Wunsch, die
Macht zu teilen oder um jeden Preis alle Gelegenheiten zu nutzen, die sich
ergaben, wie es fast in allen türkischen Staaten des Mittelalters der Fall war,
den Ruin oder zumindest den Verfall dieser Länder herbeigeführt haben, deren
Gründung das Leben Tausender von Personen gekostet hatte.
Shedjer ud-Dur
war die Gründerin eines neuen Reiches in Ägypten gewesen: das der Mameluken von Bahriye, das einundzwanzig Herrscher in hundertsechsunddreißig
Jahren hervorgebracht hatte. Unter ihnen kann man auch mächtige Personen wie Kutuz und Baybars, welcher die Armee von Hulagu aufgehalten haben, als sie
Ägypten dem Erdboden gleich machen wollte, sowie auch einen Herrscher anführen,
der fast noch ein Kind war und nicht vermeiden konnte, dass Ägpyten in die
Macht des Tcherkessen Kolemenes (117) fiel, nennen.
Shedjer ud-Dur
ist auch die Neuerung zuzuschreiben, Züge zu bilden, um ein Tuch und Geschenke
zur Kaaba (118) zu bringen.
Zu
diesem Zeitpunkt ist Shedjer ud-Dur die muslimische Königin, der im Gegensatz
zu den anderen mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird. In der Tat verfasst Mahmud
Badawi ein Theaterstück mit dem Titel „Shedjer
ud-Dur
“, das seit 1933 jedes Jahr in Kairo aufgeführt wird[45].
Der Bote des Kalifen: Der Friede sei mit Euch, Prinzessin!
Shajarat: Der Friede und die Barmherzigkeit Allahs seien
mit Euch!
Der Bote des Kalifen: Ich bitte um Erlaubnis, die Nachricht
des Prinzen der Gläubigen vorlesen zu dürfen.
Shajarat: Wir sind ganz Ohr.
Der Bote des Kalifen: (Er öffnet den Brief und fängt an ihn
vorzulesen) Im Namen Allahs, dem Barmherzigen, dem Allerbarmer, bei Ihm suchen
wir Zuflucht. Dieser Brief stammt von Abu Ahmed Abdullah al-Mustasim Billah bin
al-Mustansir Billah, dem Abbasiden-Prinzen der Gläubigen in Bagdad und ist an
die Prinzen und Minister Ägyptens und im Besonderen an sein Volk gerichtet. Der
Friede und die Barmherzigkeit Allahs seien mit euch.
Viele Stimmen: Der Friede, die Barmherzigkeit und der Segen
Allahs seien mit euch.
Der Bote des Kalifen: Wir vernahmen die Nachricht eures Sieges
über den Feind der islamischen Religion; deshalb priesen wir Allah, der Seine
Religion durch euch ehrte und Ägypten aus den Händen unserer Feinde befreite.
Dennoch kamen Boten zu uns mit Nachrichten, in denen es unter anderem darum
ging, dass ihr eure Angelegenheiten Shajarat ad-Durr, der Witwe von König
as-Salih, möge Allah ihn segnen, anvertraut habt. Darüber waren wir bestürzt,
da es im Islam eine unerhörte Tat darstellt, einer Frau die königliche
Herrschaft zu übertragen. Außerdem möchten wir euch gerne befragen, da es das
Recht der Muslime ist, jemanden zu ernennen, der fähig ist, die Bürde der
Herrschaft zu tragen. Falls ihr über keine Männer mehr verfügt, die geeignet
wären, die Herrschaft zu übernehmen, werden wir euch einen geeigneten Mann
schicken. Der Gesandte Allahs (das Gebet und der Frieden Allahs seien mit ihm)
sprach: „Die Völker, die ihre Angelegenheiten einer Frau anvertrauen, werden
nicht gedeihen“. Und Friede sei mit denen, die den rechten Weg gehen. (Shajarat
ad-Durr tauscht Blicke mit Ezz ed-Din aus)
Stimmen: Gehorsam dem Kalifen!
Andere Stimmen: Wir sind frei, die Herrschaft an jeden zu
übertragen, den wir auswählen.
Andere Stimmen: Wie kann die Herrschaft Ägyptens einer Frau
übertragen werden!
Aktay: Der König sollte aus der Familie von Ayyub stammen.
Stimmen: Lang lebe Ezz ed-Din.
Andere Stimmen: Lang lebe Ritter Aktay.
Der Bote des Kalifen: (Erhebt seine Hand) Ruhe. (Stille) Teilt
euch nicht in zwei Faktionen auf. Wir würden gern die Antwort von Prinzessin
Shajarat ad-Durr hören.
Shajarat: (Schiebt die Vorhänge zur Seite und steigt vom
Thron hinab, während sie mit ihrem Niqab ihr Gesicht bedeckt) Oh
Prinzen, Geistliche und Adelige, niemals würde ich mich einem Befehl des
Prinzen der Gläubigen und des Kalifen des Gesandten des Herrn der Welten
widersetzen. Ich weiß nur zu gut, dass ihm zu gehorchen, die Pflicht jedes
muslimischen Mannes und jeder muslimischen Frau ist. Daher werde ich, um dem
Kalifen zu gehorchen und seine Vorschriften zu befolgen, die mutigen Prinzen
nicht zu spalten und den Islam zu stärken, freiwillig auf den Thron Ägyptens
verzichten, von dem ihr wisst, dass ich ihn nur annahm, um ein Blutvergießen zu
verhindern und die Reihen zu vereinen. Ich nahm ihn an, als ich befürchtete,
die Not würde euch davon abhalten, gegen euren Feind zu kämpfen, der euer
Land besetzte, und stattdessen Feindschaft und Hass unter
euch verbreiten würdet. Dennoch solltet ihr nun, solange Stabilität herrscht
und Allah euch aus den Händen der Angreifer befreite und euch zu einem
glorreichen Sieg verholfen hat, anerkennen, dass der Prinz der Gläubigen die
Religion bewahrt. Außerdem solltet ihr nach der Nähe zu eurem Herrn streben,
indem ihr seine Anweisungen befolgt und aus euren Reihen einen Mann auswählt,
der die Herrschaftsangelegenheiten im Namen von euch allen regeln soll…
Tatsächlich können wir Frauen die Bürden einer Herrschaft nicht tragen, und wir
können nicht kämpfen … Möge Allah eure Schritte unterstützen und eure
Entscheidungen richtig ausfallen lassen… Ich rate euch, das Wohl eures Landes
über eure eigenen Wünsche zu stellen, und ich werde mit jedem einverstanden
sein, den ihr als fähig und geeignet erachtet; möge Allah uns allen helfen und
uns auf den rechten Weg führen…
Stimmen: Starker Glaube.
Andere Stimmen: Treue und Aufopferung.
Stimmen: Wir wollen Aktay.
Andere Stimmen: Lang lebe Ezz ed-Din.
Der Bote des Kalifen: 
Ruhe
(die Stimmen verstummen-zu Shajarat) Dürfen wir Prinzessin Shajarat ad-Durr um
ihre Meinung bitten, wen sie für geeignet hält, um den Thron zu besteigen?
Shajarat: Nachdem der Prinz der Gläubigen seinen Brief an
die Prinzen und Adeligen Ägyptens gesendet und meine königliche Herrschaft als
Grund für einen Tadel angesehen und ihre Ansichten verunglimpft hat, hatte ich
gehofft, zu Hause zu sein und meine Meinung nicht kundtun oder an Beratungen
teilnehmen zu müssen. Dennoch kann ich euch meinen Rat nicht verwehren, Prinz
Ezz ed-Din Aybek als König auf den ägyptischen Thron zu erheben, da ihr den
Kalifen des Gesandten Allahs vertretet und mich direkt danach gefragt habt.
Stimmen: (Unterbrechend) Nein, es sollte Ritter Aktay sein.
Shajarat: Es ist eure Entscheidung. Dennoch habe ich Ezz
ed-Din gewählt, da er über alles Bescheid weiß und fähig ist, das Land zu
regieren und die Angelegenheiten zu regeln, wie die Anführerin der Prinzen vor
ihm.
Aktay: (Wütend zu Shajarat ad-Durr) Es ist eine gestohlene
Herrschaft, an die Ihr nur durch Eure Liebe zu ihm gelangtet.
Shajarat: Was? Ist dies Schadenfreude und eine indirekte
Beschuldigung, Aktay?
Ezz ed-Din: (Mit seiner Hand auf dem Griff seines
Schwertes) Das ist untragbar.
[Lärm
unter den umstehenden Männern. Jeder legt seine Hand auf den Griff seines
Schwertes. Der Bote des Kalifen tritt dazwischen]
Der Bote des Kalifen: Es reicht. Entzündet nicht das Böse
unter euch … Ihr seid alle Brüder.
(Jede
Faktion tritt zurück, während sie der anderen Faktion scharfe Blicke zuwirft)
Stimmen: Was ist die Meinung unseres Kalifen?
Stimmen: Was hat er geraten?
Der Bote des Kalifen: Der Prinz der Gläubigen ist der Meinung,
dass die königliche Herrschaft Ägyptens im Haus von Ayyub bleiben sollte. Mir
wurde aufgetragen, euch zu raten die Herrschaft, im Namen von König al-Ashraf
von Ägypten, auf Mudhafar ad-Din Yusuf, einem der Söhne von Masud, dem
Herrscher der östlichen Länder, zu übertragen, da er aus der Familie von Ayyub
stammt.
Stimmen: (Lärm der Verurteilung und unklare Stimmen)
Stimmen: Wir gehorchen dem Prinzen der Gläubigen.
Stimmen: Er ist ungeeignet für die königliche
Herrschaft.
Stimmen: Er ist zu jung, um zu regieren.
Der Bote des Kalifen: Hört mir zu; möge Allah euch belohnen.
Der Kalif hat damit gerechnet, dass ihr es missbilligen könntet, Mudhafar
ad-Din die Herrschaft zu übertragen, da er noch so jung ist. Deshalb hat er
dazu geraten, dass der Befehlshaber der Prinzen, Ezz ed-Din Aybek, weiterhin
die Staatsangelegenheiten regeln soll, bis der Prinz das erforderliche Alter
erreicht.
Stimmen: Wir wollen Aktay.
Stimmen: Lang lebe Ezz ed-Din.
Der Bote des Kalifen: Hört auf mit dem Lärm, erzeugt keine
Widrigkeit und vergießt nicht das Blut Unschuldiger. (Die Stimmen verstummen
vollkommen … Zu Ezz ed-Din) Komm her zu mir, Ezz ed-Din. (Ezz ed-Din tritt
näher … Zu Aktay) Oh Aktay! (Aktay nähert sich zögernd. Ezz ed-Din dreht seinen
Kopf ein wenig) Da ihr die Männer des Staates und die Vertreter der Prinzen
seid, erlaubt mir, euch einen Rat zu erteilen. Seht ihr nicht, dass es Hohn und
Spott ist, dass, obwohl ihr starke Männer mit einer eigenen Meinung seid, die gerechte
Prinzessin Shajarat ad-Durr euch ein herausragendes Beispiel gegeben hat, indem
sie freiwillig vom Thron Ägyptens zurücktrat? Sie ließ ihre eigenen Interessen
außer Acht und stellte die Interessen des Landes über ihre eigenen… Sie war
ein Beispiel für Mut und Großzügigkeit. Sie stellt tatsächlich ein gutes
Vorbild dar. Folgt ihrem Weg; in der Tat sehe ich, dass ihr es tun werdet.
Aktay: Ich finde nicht, dass ich einen Fehler begangen habe.
Der Bote des Kalifen: (Ergreift die Hand von Aktay) Es reicht.
(Ergreift Ezz ed-Din mit seiner anderen Hand) Oh Aktay, gib mir deine Hand … Oh
Ezz ed-Din, gib mir deine Hand! (Er legt die Hand des einen in die des anderen)
Seid aufrichtig zueinander (Sie schütteln sich die Hände, und jeder kehrt
ruhiger an seinen Platz zurück) … Nun, da eure großherzigen Persönlichkeiten
ihren Frieden wiedergefunden haben und euer kluger Geist  zurück zu seiner Weisheit gefunden hat, riet
der Prinz der Gläubigen, dass Ritter Aktay seinen Anführer Ezz ed-Din dabei
unterstützen soll, die Angelegenheiten des Staates zu regeln und ihn in seiner
Abwesenheit vertreten soll (er sieht sie an). Was sagt ihr dazu?
Aktay: Es macht mir nichts aus, solange der König von den
Nachkommen Ayyubs stammt.
Ezz ed-Din: (Zögernd) …Ich wäre damit einverstanden.
Der Bote des Kalifen: Es steht also fest… Und ich preise Allah
dafür, eure Herzen zueinander geführt zu haben, so dass ihr durch Seine Gnade
zu Brüdern wurdet.
Alle: Lang lebe der Prinz der Gläubigen … Lang lebe Ezz ed-Din …
Lang lebe Ritter Aktay.
Der Bote des Kalifen: Nun bleibt mir nichts, als im Namen des
Prinzen der Gläubigen die große Dank-barkeit gegenüber Shajarat ad-Durr für
ihre Großherzigkeit und Weisheit zum Ausdruck zu bringen.
Shajarat: Ich habe nichts anderes getan als das, was ich
für richtig und meine Pflicht hielt … Ich hoffe, dass Ihr in meinem Namen dem
Prinzen der Gläubigen unsere Treue und unseren Gehorsam übermitteln werdet.
Der Bote des Kalifen: (Bereitet sich für die Abreise vor) Das
werde ich tun, so Allah will.
[Der
Bote des Kalifen geht langsam hinaus, gefolgt von den Prinzen und Adeligen. Der
Bote des Kalifen verlässt die Bühne mit einigen Prinzen]
Die übrigen anwesenden Personen: (Während sie
hinausgehen) Lang lebe Shajarat ad-Durr.
Shajarat: (Mit einem Gefühl der Bitterkeit) Ich danke
euch.
[Ezz
ed-Din begleitet den Boten des Kalifen und die Menge bis zum Ausgang]
Ezz ed-Din: (Wendet sich an den Boten des Kalifen) Möge
Allah Euch behüten, mein Herr!
Der Bote des Kalifen: Unter dem Schutz von Allah!
[Ezz
ed-Din kehrt näher in die Mitte zurück … Shajarat ad-Durr nähert sich ihm
niedergeschlagen]
Shajarat: (Voller Traurigkeit und Kummer) Ezz ed-Din!
Ezz ed-Din: (Eilt zu ihr) Zu Euren Diensten … Was ist los?
Shajarat: (Schwach) Ich, die schwache Frau, habe all
meine Stärke und all meinen Mut gebraucht; ich habe alles geduldet. Ah. Alles
war gegen mich. Ich bin völlig am Ende.
[Sie
schwankt und scheint hinzufallen… Ezz ed-Din eilt heran, um sie zu stützen]
Ich habe nur
Euch; beschützt mich.
Ezz Ed-Din: (läuft
schnell zu ihr) Hier bin ich zu deinen Diensten … Was ist los?
Shajarat: (geschwächt) Ich, die
schwache Frau, nutzte all meinen Mut und meine Kraft; Ich tolerierte alles. Ah.
Alles war gegen mich. Ich bin am Ende. (schwankt und sieht aus, als würde sie
fallen … Ezz Ed-Din beeilt sich um sie zu stützen). Ich habe niemanden außer dir; beschütze mich.“
Es
gibt auch einen Roman mit demselben Titel, der 1914 herausgegeben wurde und
dessen Autor der berühmte Historiker Georgy
Zeydan
[46] ist, der auch
der Verfasser der Geschichte der islamischen Zivilisation ist[47].
Bedauerlicherweise sind die Schritte, die wir unternommen haben, um diese
beiden Werke zu konsultieren, erfolglos geblieben. Das Werk „Die Sultanin von
Ägypten“,  das 1961 von Götz Schregle in
Wiesbaden, Deutschland, verfasst wurde, ist auch eine Studie über Shedjer
ud-Dur[48].   
 


[2] Der Name dieser Herrscherin bedeutet
aus dem Arabischen übersetzt „Baum der Perlen“. 
Die Quellen über diese Herrscherin sind, wie Götz Schregle schreibt,
sehr legendenumwoben. Vgl. hierzu: Schregle G., Die Sultanin von A
̈gypten; S̄ağarat ad-Durr in der arabischen Geschichtsschreibung und
Literatur
, Harrassowitz
Verlag, Wiesbaden 1961, S. 1: „Allen bisherigen Darstellungen aber, bei uns
ebenso wie im Orient, ist eines gemeinsam: die Vermischung von Wahrheit und
Dichtung, die in dem überlieferten Bild der muslimischen Frau auf dem Thron
zutage tritt“. Vgl. auch S. 4: „Eine Frau als Herrscherin über das Ägypten des
13. Jahrhunderts – das ist angesichts der bekannten Stellung der Frau im Islam
ein Ereignis, das notwendigerweise eine ganze Fülle von Fragen historischer,
rechtlicher und kultureller Art in sich schließt. Dass sich im Orient um eine
solche Frau frühzeitig die Legende zu ranken begann, ist nicht verwunderlich“.
Hier sehen wir, wie sich die Anschauung von Schregle mit der von Bahriye Üçok
deckt, da sie beide davon ausgehen, der Islam und nicht seine geschichtliche
Entwicklung würde die Frau nicht an der Politik teilhaben lassen. Die Autorin
führt wie auch Schregle die Gründe für die Ausgrenzung der Frau aus der
politischen Sphäre auf kulturelle Gegebenheiten zurück. 

[3] Die Frage, ob Shajarat ad-Durr
wirklich türkischer Herkunft war, ist historiografisch noch nicht ganz geklärt.
Vgl. hierzu: Heikal A., Il était une fois une sultane Chagarat
al-Durr
, Maisonneuve & Larose, Paris 2004, S. 7: « Nous ne savons
rien de la naissance ni de l’enfance de cet illustre personnage. Les historiens
ne connaissent pas son origine, ils hésitent entre armenienne, georgienne ou
turque ».
Deutsche
Übersetzung: „Wir wissen nichts von der Geburt und Kindheit dieser bedeutenden
Persönlichkeit. Die Historiker kennen ihre Herkunft nicht und sind
unentschlossen, ob sie Armenierin, Georgierin oder  Türkin war.“ In den ersten beiden Kapiteln
der Monographie von Azza Heikal geht es dann um das Thema des regen
Sklavenhandels in der Region. Somit ist die Hypothese der georgischen oder
armenischen Herkunft dieser Herrscherin nicht haltlos. Prof. Dr. Nazeer Ahmed
wiederum vertritt wie Bahriye Üçok die Meinung der türkisch-mamelukischen
Abstammung dieser Herrscherin.
Er schreibt hierzu: “Fourteen years after Razia
ascended the throne of Delhi (1236), another remarkable lady, Shajarat al Durr,
became the queen of Egypt (1250). Like Razia, Shajarat al Durr was a Mamluke
and a Turk. Specifically, Shajarat belonged to the family of Bahri Mamlukes,
the Turkish tribe who had settled in the islands that dot the Nile.” Vgl.
hierzu: Ahmed N., “Shajarat al Durr, Queen of Egypt”, in “History of Islam, An Encyclopedia
of Islamic History”, http://historyofislam.com/contents/the-post-mongol-period/shajarat-al-durr-queen-of-egypt/,
letzter Abruf 14.06.2013, 11.02 Uhr.
Die Interpretation von Dr. Ahmed ist aber nicht
nationalistisch wie im Falle von Bahriye Üçok. Er erklärt den Aufstieg einer
Frau von der Sklavin zur Herrscherin im Islam als einen Aspekt des tawhidischen und egalitären Islam und
spricht sich gegen die Seklusion der Frau und zu Gunsten der politischen Teilnahme
der Frau aus, die durch den Islam gefördert wird, eine Meinung, die ich teile. 

[4] Vgl. hierzu: David J. Duncan, Scholarly Views of Shajarat al-Durr: A Need
for Consensus,
Chronicon 2 (1998), S. 1-35. http://www.library.cornell.edu/colldev/mideast/duncan.htm,
letzter Abruf, 15.07.2013 20.40 Uhr, S. 2: “Her life is a fascinating example
of achievement in an arena usually closed to women in her culture”.
Deutsche Übersetzung: „Ihr Leben ist
ein faszinierendes Beispiel einer Errungenschaft auf einer Bühne, die in ihrer
Kultur den Frauen verwehrt wurde“.  

[5]
Anbei ein kurzer Überblick über die erste historische Entwicklung der Dynastie
der Ayyubiden in Ägypten vor Salih Ayyub (1238-1239 und 1245-1249), mit dem die
Autorin das vorliegende Kapitel einleitet: Die Herrschaft der Ayyubiden hielt
in Ägypten von 1171 bis 1252 an. Der Gründer der Dynastie war der berühmte
Saladin, der zwischen 1171 und 1193 Ägypten aufbaute und seine Macht auch
territorial ausdehnte. 1187 besiegte er die Kreuzritter bei Hattin. Nach seinem
Tod kam es zu Machtkämpfen zwischen seinen Söhnen al-Adil, al-Mansur und
al-Aziz, wobei dann al-Adil die Macht nach al-Aziz (1193-1198) und al-Mansur
(1198-1200) erhielt (Adil I., der von 1200-1218 regierte). Es folgte dessen
Sohn al-Kamil Muhammad II., der, wie auch Bahriye Üçok berichtet, im Jahre 1229
mit Friedrich II. den Frieden von Jaffa schloss. 1238 folgte bis 1240 al-Adil
Abu Bakr II., wiederum dessen Sohn, auf den sein Halbbruder al-Adil (1238-40)
folgte. Erneut folgte dessen Halbbruder as-Salih Ayyub von 1240–1249. Ein
interessanter genealogischer und historischer Überblick zu dieser Dynastie
findet sich im Artikel von C. Cahen, “Ayyubids”, in EI, Band I, S. 796-807 und in H.A.R. Gibb, “The Aiyubids”, in Setton
K.M. (Herausgeber), History of
the Crusades
II,
University of Wisconsin Press, Madison
1969, S. 693-714. Siehe zur früheren Ayyubidenzeit auch die vorherigen Kapitel
der Autorin über Dayfe und Raziyye Hatun und die Quellen in den Fußnoten
118-126 dieser Schrift. Die wichtigsten Monographien über diese Zeit sind meiner
Meinung nach folgende: Über Saladin gibt es zwei ideologisch vollkommen
verschiedene Monografien: Gibb H.A.R., The
Life of Saladin
, Oxford University Press, Oxford, 1973 und
Ehrenkreutz A. S., Saladin,
State University of New York Press, Albany 1972. Des Weiteren ist auch das Werk
von M.C. Lyons und D.E.P. Jackson,
Saladin: the Politics of the Holy War
, Cambridge University Press,
Cambridge 1982 lesenswert.

[6] Zur militärischen Geschichte dieser
Zeit, vgl. Humphreys R.S., “The Emergency of the Mamluk Army”, Stud. Isl. 45 (1977), S. 67-99 und 46
(1977), S. 147-182. Schregle spricht hierzu, vgl. Die Sultanin von A
̈gypten; S̄ağarat ad-Durr in der arabischen Geschichtsschreibung und
Literatur
, Harrassowitz
Verlag, Wiesbaden 1961, S. 3 von einem bedeutungsvollen „Schlüsselpunkt der
ägyptischen Geschichte“. In ethnischer Hinsicht vollzog sich zu dieser Zeit der
Übergang von der kurdischen Dynastie der Ayyubiden auf die türkische Dynastie
der Mameluken, wie Götz-Schregle hervorhebt (vgl. hierzu: Schregle G., Die Sultanin von A
̈gypten; S̄ağarat ad-Durr in der arabischen Geschichtsschreibung und
Literatur
, Harrassowitz
Verlag, Wiesbaden 1961, S. 1).

[7] Wir befinden uns hier am Ende des
fünften Kreuzzuges Kaiser Friedrichs II. (1228-1229). 1229 schlossen Friedrich
II., der schon immer als toleranter Herrscher und Freund der islamischen Welt
galt und sogar exkommuniziert wurde, weil er den fünften Kreuzzug dauernd
verschob, und Melik Kamil in Jaffa ein zehnjähriges Friedensabkommen. Er gilt
für diese Zeit als eine wunderbare Errungenschaft, die den Austausch zwischen
der islamischen Welt und dem christlichen Mittelalter erleichterte. Vgl. hierzu
u.a. Mayer H.E., Geschichte der Kreuzzüge,
Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2005. Mit Sicherheit waren aber auch
realpolitische Beweggründe der beiden Herrscher im Spiel, die auch als Kalkül
einen erneuten blutigen Krieg vermeiden wollten. Vor allem wollte Sultan Kamil
sein Land innenpolitisch festigen. Vgl. hierzu auch Rader O.B., Friedrich II.: der Sizilianer auf dem
Kaiserthron: eine Biographie,
C.H. Beck Verlag, München 2011, Kapitel 12
und Cahen C., Orient et Occident aux
temps des croisades,
Aubier Montaigne, Paris 1983. Zu anderen Sultanen
dieser Dynastie, vgl. Gottschalk H.L., al-Malik
al-Kamil und seine Zeit, Eine Studie zur Geschichte Vorderasiens und Ägyptens
in der ersten Hälfte des 7./13. Jahrhunderts,
Harrassowitz Verlag,
Wiesbaden 1958 und Dahlmanns F.-J., al-Malik
al-‘Adil: Ägypten und der Vordere Orient in den Jahren 589/1193 bis 615/1218,
Ein Beitrag zur ayyubidischen Geschichte,
Justus Liebig Universität,
Giessen 1975.

[8] Azza Heikal stellt Vater und Sohn auch
politisch gegenüber, wenn sie schreibt, dass der tolerante, gebildete und
diplomatische Vater im Sohn nicht wiederzufinden sei, vgl. hierzu: Heikal A., Il était une fois une sultane Chagarat
al-Durr
, Maisonneuve & Larose, Paris 2004, S. 31.

[9] Die Macht der Mameluken, der
sogenannten Militärsklaven, ist ein einzigartiges politisch-militärisches
Phänomen in der muslimischen Geschichte und beginnt schon in der Abassidenzeit,
als die ersten Militärsklaven an Einfluss gewinnen. Sie sichern die Macht eines
schwachen Kalifats als weltliche Unterstützung ab, sind aber dann so mächtig,
dass sie selbst eine Dynastie gründen können, wie wir in Indien im Sultanat von
Delhi bereits gesehen haben und nun mit Aybek, dem ehemaligen Sklaven und
Ehemann von Shedjer al-Durr, erneut untersuchen werden. Vgl. zur Mamelukendynastie:
Brandes J.D., Die Mameluken. Aufstieg und Fall einer Sklavendespotie.
VMA-Verlag, Wiesbaden 2007. Es entspricht aber schon der Wahrheit, dass der
Sohn durch seine Mameluken den Vater entthronen wollte.
Vgl. hierzu: Heikal A., Il
était une fois une sultane Chagarat al-Durr
, Maisonneuve & Larose,
Paris 2004, S. 32.

[10] Hasankeyf wurde schon 1232 von den
Ayyubiden erorbert und entwickelte sich zu einem bedeutenden, islamischen
Zentrum. Die Stadt wurde dann 1260 von den Mongolen eingenommen. 1515 wurde sie
dann Teil des Osmanischen Reiches. Sie befindet sich heute im Südosten der
Türkei in der Nähe der syrischen Grenze.

[11] Urfa ist auch als Edessa oder
Şanlıurfa bekannt und befindet sich in der Türkei in der Nähe der syrischen
Grenze. Am Ende des 11. Jahrhunderts befand sich die Stadt in den Händen der
Kreuzfahrer, wurde dann 1144 von den Seldjuken aus Aleppo mehrmals geplündert
und dann 1147 vollkommen zerstört. Sie wurde dann von den Mongolen, Ayyubiden
und Mameluken erorbert.

[12] Harran
befindet sich in der Nähe von Urfa und liegt in der heutigen Türkei. Nach der
Eroberung von Edessa durch die Byzantiner errichtete der fatimidische Herrscher
az-Zahir 1032 hier eine Festung. Im Laufe des
Ersten Kreuzzuges eroberten
die Kreuzfahrer Harran, erlitten 1104 jedoch in der
Schlacht
von Harran
ihre erste entscheidende Niederlage gegen die Seldschuken. 1187
besserte Sultan
Saladin die Moschee
in Harran aus. 1260 zerstörten die
Mongolen die Moschee
und wohl auch den letzten Tempel der Sabier in Harran. Die Stadt wurde niedergebrannt
und gewann nie wieder an Bedeutung.

[13] In diesem Schachzug erkennen wir
wieder die diplomatischen Fähigkeiten von al-Kamil, der durch diese Übertragung
der Macht an seinen Sohn in der Provinz diesen aus der Hauptstadt drängte.

[14] Was diese Zeit geschichtlich so
bedeutsam macht, sind ohne Zweifel die Kreuzzüge. Diese Meinung vertritt auch
David J. Duncan in seinem Artikel Scholarly
Views of Shajarat al-Durr: A Need for Consensus,
Chronicon 2 (1998), S.
1-35. http://www.library.cornell.edu/colldev/mideast/duncan.htm, letzter Abruf,
15.07.2013 20.38 Uhr, in Anlehnung an Götz Schregle.

[15] Aber gerade auf diese unbeliebten Soldaten baute al-Salih
seine Herrschaft auf, vgl. hierzu: Heikal A., Il était une fois une sultane Chagarat al-Durr, Maisonneuve &
Larose, Paris 2004, S. 53: « Al-Salih fut le premier à instaurer le
recrutement massif de ces esclaves, instrument principal de sa puissance… Ces
jeunes gens, dont le courage est devenu légendaire, manifestaient parfois, dans
l’ardeur des combats, une violence extrême ».
Deutsche Übersetzung: „Al-Salih war der
erste, der eine massive Rekrutierung dieser Sklaven einleitete, die als wichtigste
Mittel seiner Macht galten… diese jungen Leute, deren Mut legendenumwoben ist,
legten manchmal in ihrer Kampfeslust eine extreme Gewalt an den Tag“.

[16] Vgl. hierzu: Schregle G., Die Sultanin von Ägypten; S̄ağarat ad-Durr in der arabischen Geschichtsschreibung und
Literatur
, Harrassowitz
Verlag, Wiesbaden 1961, S. 1: „1249 landete der König der  Franken Ludwig IX.  mit seinem Kreuzfahrerheer in Ägypten und
eroberte Damiette. In dieser kritischen Situation verstarb al-Malik as-Salih.
Um eine Panik im muslimischen Heer zu verhindern, hielt Sagarat ad-Durr den Tod
ihres Gemahls geheim und ließ eilends seinen Sohn aus einer früheren
Verbindung, Turansah, aus den Ostprovinzen herbeiholen“. Dies war ein sehr
intelligenter Schachzug der zukünftigen Sultanin, um die schon angespannte
Situation nicht noch schwieriger zu gestalten und die Kontinuität der Dynastie
unter Beweis zu stellen. Hierzu schreibt Schregle auf S. 52: „Die Geheimhaltung
gelang zunächst so gut, dass selbst Husam ad-Din, der in Kairo seines Amtes als
Vizekönig waltete, die aus dem Heerlager von Mansura bei ihm eintreffenden
Schreiben mit der gefälschten Unterschrift des Sultans eine Zeitlang für echt
hielt und der Meinung war, al-Malik as-Salih wäre noch am Leben“ (in diesem
Zusammenhang zitiert Schregle den arabischen Historiker Ibn Wasil). Vgl. auch:
Heikal A., Il était une fois une sultane
Chagarat al-Durr
, Maisonneuve & Larose, Paris 2004, S. 91-96 über
Krankheit und Tod von al-Salih und die Nachfolge von Turan Schah.  

[17] Vgl. hierzu: Schregle G., Die Sultanin von Ägypten; S̄ağarat ad-Durr in der arabischen Geschichtsschreibung und
Literatur
, Harrassowitz
Verlag, Wiesbaden 1961, S. 1: „Wenig später wurde Turansah, der letzte
aiyubidische Herrscher am Nil, von den Mamluken ermordet und an seiner Stelle
Sagarat ad-Durr zur Sultanin erhoben – die einzige Frau, die jemals den Thron
des islamischen Ägypten bestieg, und eine der ganz wenigen Regentinnen der
islamischen Geschichte überhaupt“.

[18] Vgl. hierzu: Schregle G., Die Sultanin von Ägypten; S̄ağarat ad-Durr in der arabischen Geschichtsschreibung und
Literatur
, Harrassowitz
Verlag, Wiesbaden 1961, S. 39: „In Nablus jedoch verließ ihn sein Heer, und er
fiel, von fast allen verlassen, in die Hände seines Vetters an-Nasir Dawud von
al-Karak. Es ist jene Gefangenschaft, die Sagarat ad-Durr mit ihm teilte“. Vgl.
weiterhin auf S. 42, in dem Schregle die Hypothese aufstellt, dass die starke
Verbundenheit von Malik Schah, Shagarat und Baybars wahrscheinlich mit der
gemeinsamen Gefangenschaft zusammenhängen könnte.

[19] Vgl. hierzu: Heikal A., Il
était une fois une sultane Chagarat al-Durr
, Maisonneuve & Larose,
Paris 2004, S. 97: « A la mort du sultan, l’ingénieuse et prévoyante
Chagarat al-Durr décida de continuer à garder secrète la nouvelle de sa mort.
Selon les chroniqueurs contemporains, cette femme courageuse et douée d’une
très forte personnalité réussit brillamment à mener les affaires du
pays ».
Deutsche
Übersetzung: „Nach dem Tode des Sultans entschied sich die raffinierte und
weitblickende Shedjer ud-Dur, weiterhin das Geheimnis seines Versterbens zu
wahren. Den zeitgenössischen Chronikern zufolge gelang es dieser mutigen Frau,
die über eine starke Persönlichkeit verfügte, außerordentlich, den Staat zu
führen“.     

[20] Hierzu heißt es parallel in G., Die Sultanin von Ägypten; S̄ağarat ad-Durr in der arabischen Geschichtsschreibung und
Literatur
, Harrassowitz
Verlag, Wiesbaden 1961, S. 55-56. Da die Ankunft von Turan Schah in Kairo mit
dem Sieg über die Franken zusammenfiel, wurde er sehr positiv von der
Bevölkerung aufgenommen und geehrt.

[21] Vgl. hierzu: Heikal A., Il était une fois une sultane Chagarat
al-Durr
, Maisonneuve & Larose, Paris 2004, Kapitel 17 zur
Gefangenschaft von König Ludwig IX. (S. 111-116).

[22] Hier kommt der Konflikt zwischen Ayyubiden und Mameluken
zum Ausdruck. Das Reich von Turan Shah befindet sich gerade in der
Übergangszeit. Hierzu zitiert Götz Schregle Ibn Khaldun, vgl. Schregle G., Die Sultanin von A
̈gypten; S̄ağarat ad-Durr in der arabischen Geschichtsschreibung und
Literatur
, Harrassowitz
Verlag, Wiesbaden 1961, S. 56: „An jenem Tage bewährten sich die türkischen
Emire, indem sie unter den Bannern zu Sagar ad-Durr, der Gemahlin des Sultans,
hielten und mit lauter Stimm ihren hohen Rang priesen. Dann gehörte der Angriff
ihnen und Gott besiegte den Feind“. Aus diesem Zitat geht klar hervor, wie
zentral die Figur von Shedjer ud-Dur für die islamische Geschichtsschreibung
ist: innenpolitisch vollzog sich in ihr der Übergang von der Dynastie der
Ayyubiden auf die der Mameluken und außenpolitisch erzielte das Heer dank ihrer
Führung den Sieg gegen die Kreuzritter.

[23] Die Beschreibung der Trunkenheit, um Könige oder
Herrscher islamisch zu delegitimieren, ist in der feministischen Weltanschaung
der Autorin sehr häufig vorhanden, wie wir auch an anderen Stellen feststellen
werden. Mit Sicherheit entspricht dies vielfach auch der Wahrheit, dass
weibliche Herrscherinnen in Hinsicht auf ihre islamische Moral ihren männlichen
Widersachern überlegen sind, aber die Betonung dieses Themas gilt meiner
Meinung nach als ein Topos der feministischen Historiographie in der
islamischen Welt. Des Weiteren verwendet die feministische Literatur, wie wir
auch bei Fatima Mernissi, Azza Heikal oder Kadriye Hüseyin festgestellt haben,
zahlreiche moralisch positive Adjektive bei der Beschreibung der weiblichen
Herrscherinnen. Diese Eigenschaften decken sich zum Teil die von uns im
Exkursus über die Eigenschaften eines Führers nach Jamal Badawi und beziehen
sich vor allem auf Intelligenz, Weitblick und Gerechtigkeitssinn. Badawis
Ansatz möchte ich gerne zum Paradigma erheben.

[24] Vgl. hierzu: Schregle G., Die Sultanin von Ägypten; S̄ağarat ad-Durr in der arabischen Geschichtsschreibung und
Literatur
, Harrassowitz
Verlag, Wiesbaden 1961, S. 57.

[25] Götz Schregle zitiert in diesem Zusammenhang zur
Ermordung von Turan Schah u.a. die arabischen Geschichtsschreiber Ibn Wasil und
Abu Šama. Vgl. hierzu: G., Die Sultanin
von A
̈gypten; S̄ağarat ad-Durr in der arabischen Geschichtsschreibung und
Literatur
, Harrassowitz
Verlag, Wiesbaden 1961, S. 58.

[26] Eine ähnliche Beschreibung des Endes von Turan Schah findet
sich in: Heikal A., Il était une fois une
sultane Chagarat al-Durr
, Maisonneuve & Larose, Paris 2004, S. 120:
« Après l’assassinat de Turan Chah, son corps fut abandonné sur la rive du
fleuve, personne n’osant s’en approcher. Il fallut l’intervention de
l’émissaire du khalife pour lui donner une sépulture. Des bateliers finirent
par traverser le fleuve et l’ensevelirent sur le rivage. Ainsi périssait
misérablement, après deux mois de règne, le dernier sultan de la puissante
dynastie des Ayyubides. Une nouvelle ère commençait pour l’Egypte ».

[27] Vgl. hierzu: Heikal A., Il
était une fois une sultane Chagarat al-Durr
, Maisonneuve & Larose,
Paris 2004, S. 123: « Ainsi, par une décision sans précédent dans les
dynasties musulmanes antérieures et dont l’exemple ne devait plus jamais se
reproduire dans le monde arabe, les émirs nommèrent une femme à la tête de
l’empire. »
Wichtig ist
hierbei anzuführen, wie diese Herrscherin allgemein von den Emiren anerkannt
wurde. Es handelt sich somit um eine islamische Wahl in Verbindung mit einer
legitimen Anerkennung der Herrschaft.

[28] Im Roman von J. Zaydan (vgl. englische Fassung Tree of Pearls, Queen of Egypt, Syracus
University Press, Syracus 2002, S. 35-36) findet sich eine wundervolle Rede von
Aybek über die positiven Tugenden dieser Herrscherin und die Legitimierung
ihrer Herrschaft. Deutsche Übersetzung: „‘Izz al-Din Aybak erhob sich nun und
richtete diese Rede an die Versammlung. „Prinzen und Beamten, ihr seid euch
alle des Schicksals bewusst, das den erhabenen König Turan Schah getroffen hat.
Er hat mit seiner schweren Misshandlung der Bahriyya-Emire dieses Landes, deren
Mut unter der Führung von Al-Salih und in den Kriegen gegen die Franken
legendär war,  eine Schande über sich
gebracht. Für diese Verbrechen bezahlte er mit seinem Leben. Wir haben
befunden, dass kein anderer außer unserer Shajarat ud-Dur, Mutter von Khalil und
Frau des guten Königs, es verdient, diesen vakanten Thron zu besetzen. Denn sie
war immer seine Vertraute gewesen und ist auch die Mutter seines Sohnes. Unsere
Emire, Richter und Beamten haben sie im Einvernehmen zur Königin und Bewahrerin
des Staates ernannt. Unsere Beamten haben ihr feierlich ihren Gehorsam
geschworen…“

[29] Schregle G., Die Sultanin von Ägypten; S̄ağarat ad-Durr in der arabischen Geschichtsschreibung und
Literatur
, Harrassowitz
Verlag, Wiesbaden 1961, S. 59. „Alle Anwesenden leisteten den Treueid auf
Sagarat ad-Dur als Sultanin und auf ‘Izz ad-Din Aibak als Oberbefehlshaber“.

[30] Ich schließe mich voll und ganz der
Meinung der Autorin an, da eine Frau es schon als tugendhafte Herrscherin
schwer hatte, sich zu legitimieren und der Schatten des Ehebruchs ihr
Todesurteil bedeutet hätte.

[31] Hierzu schreibt Azza Heikal in: Heikal A., Il était une fois une sultane Chagarat
al-Durr
, Maisonneuve & Larose, Paris 2004, S.125, wie besonders die
Herrschaft von Shedjer ud-Dur in dieser Beziehung war. Sie nennt andere
weibliche Herrscherinnen in den muslimischen Ländern, die auch Bahriye Üçok
schon beschrieben hat (Sitt al-Mulk, Ghaziyya Khatun, Dayfa Khatun) und hebt in
diesem Zusammenhang hervor, wie nur Shedjer ud-Dur auch im Freitagsgebet
erwähnt wurde.

[32] Vgl. hier die parallele Darstellung in
Schregle G., Die Sultanin von A
̈gypten; S̄ağarat ad-Durr in der arabischen Geschichtsschreibung und
Literatur
, Harrassowitz
Verlag, Wiesbaden 1961, S. 60-61. Hierzu findet sich auch eine Passage in der
Rede von Aybek, vgl. meine Fußnote 296 auf S. 35: „… und wir werden auch Münzen
in ihrem Namen prägen lassen…“

[33] Dieses Gebet für die Sultanin findet
sich, wie Schregle in seiner Monografie (vgl. hierzu op. cit., S. 61) berichtet, in der Bagdader Chronik von Ibn
al-Fuwati. Nach dem Gebet für den Kalifen Mustansir folgt die Bitte, Allah möge
die Sultanin und frühere Sklavin von Malik as-Salih beschützen.

[34] Vgl. hierzu: Heikal A., Il
était une fois une sultane Chagarat al-Durr
, Maisonneuve & Larose,
Paris 2004, S.114.

[35] Dieses Bild findet sich auch in
Schregle G.,  Die Sultanin von A
̈gypten; S̄ağarat ad-Durr in der arabischen Geschichtsschreibung und
Literatur,
Harrassowitz
Verlag, Wiesbaden 1961, S. 138. In diesem Artikel von Muhammad ‘Abdallah ‘Inan
findet sich, wie der deutsche Islamwissenschaftler hervorhebt, eine
nationalistische Umdeutung der geschichtlichen Persönlichkeit von Shedjer
ud-Dur. Er schreibt hierzu (vgl. op. cit.,
S. 139): Shedjer ud-Dur hätte die englischen und französischen Truppen aus
Ägypten vertrieben. Zusammenfassend führt Schregle dazu an: „In dem Hilal-Artikel sammeln sich die Aspekte
des modernen arabischen Nationalismus wie im einem Brennspiegel und zeigen, wie
gründlich man mehr als ein Jahrhundert lang die Praktiken und Methoden
europäischer Ideologien studiert und kopiert hat: Jenes Idealbild einer strahlend
schönen Sagarat ad-Durr, das dem Artikel über die Heldin von Mansura beigegeben
wurde, stellt den Höhepunkt einer Entwicklung dar, die am Einzelbeispiel der
ägyptischen Sultanin ein ganzes Stück islamischer Geistesgeschichte und
orientalischen Schicksals deutlich werden lässt“. Ich möchte mich von solchen
Darstellungen mit Nachdruck distanzieren und die weiblichen Herrscherinnen in
ihrer Biographie und in ihren moralischen und charakterlichen Eigenschaften in
ihrer Zeit analysieren und sie keineswegs in einen nationalistischen Kontext übertragen,
in den sie nicht hineingehören. Shedjer ud-Dur ist für mich persönlich das
aussagekräftige Beispiel einer muslimischen Frau in der Geschichte, die sich
politisch betätigt und geherrscht hat. Ihr Leben war voller Schicksalsschläge,
Intrigen und voller un-utopischer Realpolitik. Sie ist das biografische
Beispiel einer Frau, an der wir uns orientieren können, um aufzuzeigen, dass
die Frau im Islam an der Politik und Regierung teilhaben soll. Mehr soll aber in
diese Frauenbiografien der Herrscherinnen nichts Anderen hineindichten. Vor
allem entziehen sich diese Frauen jeglicher nationalistischen Interpretation,
da es den Nationalismus im Islam im westlichen Sinne so gar nicht gibt.   

[36] Hierzu gibt es ein Dekret zwecks Steuererleichterung vom
19. Juli 1255, das von Nuwari überliefert und von Götz Schregle übersetzt und
kommentiert wurde. Vgl. hierzu: Schregle G., Die Sultanin von A
̈gypten; S̄ağarat ad-Durr in der arabischen Geschichtsschreibung und
Literatur,
Harrassowitz
Verlag, Wiesbaden 1961, S. 162-165.

[37] In dieser Passage betont die Autorin wiederum die
Wichtigkeit der Schura in der
islamischen Staatsführung. Die beste Form der islamischen Herrschaft ist
diejenige, die auf der Beratung gründet.

[38] Dieser letzte Kalif der Abassiden regierte von 1242 bis
zu seinem Tode im Jahre 1258. Er widersetzte sich während des siebten
Kreuzzuges der Herrschaft von Shedjer ud-Dur, wie die Autorin im nächsten
Paragraphen schildern wird.

[39] Den Hinweis auf diesen Brief führt
auch Schregle an: vgl. hierzu Die
Sultanin von A
̈gypten; S̄ağarat ad-Durr in der arabischen Geschichtsschreibung und
Literatur,
Harrassowitz
Verlag, Wiesbaden 1961, S. 4. J. Zaydan, op.
cit.
, führt auf S. 54 seines Romans den Text des Briefes des Kalifs wie
folgt an: „Der Führer der Gläubigen, Abi Ahmad Abdallah Al-Musta’sim Billah Ibn
Al-Mustansir Billah, grüßt den Führer der Streitkräfte und die Ministers von
Ägypten. Wir wurden darüber unterrichtet, dass ihr Shedjer ud-Dur, die
Konkubine des verstorbenen, rechtschaffenen Königs, zur Königin von Ägypten
ernannt und ihr die Zügel des Staates übergeben habt. Ihr sollt Folgendes
wissen: wenn es unter euch keine Männer gibt, die in der Lage sind, den Thron
von Ägypten zu erhalten, dann sollten wir uns darum bemühen, euch einen Mann zu
schicken. Habt ihr denn nicht die Überlieferung des Propheten (sas) gehört, die
besagt, dass diejenigen, welche die Staatsgeschäfte einer Frau überlassen,
niemals gedeihen werden?“  

[40] Hierzu heißt es bei J. Zaydan, op. cit., auf S. 55: „Zahlreiche Ägypter hatten die Investitur von
Shedjer ud-Dur abgelehnt und hätten die Wahl eines männlichen Mitglieds der
ayyubidischen Dynastie für den Thron bevorzugt“.

[41] Hierzu schreibt Schregle in op. cit., S. 66-67: „Um dem syrischen
Protest gegen „das weibliche Sultanat“ den Boden zu entziehen, beschlossen die
Emire …, dass die Witwe des Malik as-Salih von der Herrschaft zurücktreten
müsse. Der Regierungswechsel zwischen Sagarat ad-Durr und Aibak wurde denn auch
von fast allen Historikern nicht als Absetzung, sondern als freiwilliger, aus
taktischen Gründen erfolgter Thronverzicht der Sultanin zugunsten ihres
späteren Gemahls Aibak verstanden“.
 

[42] Zum Tod von Aybek gibt es große
Unterschiede in den Quellen, wie G. Schregle in op.cit. S. 89 anmerkt.

[43] Auch zum Tode von Shedjer ud-Dur gibt
es in den Quellen vielfache Unterschiede und Hinzudichtungen, wie Schregle
schreibt, vgl. hierzu op. cit., S.
93, wenn er von der „Literarisierung der islamischen Geschichtsschreibung“
berichtet.
Derselbe
Hinweis findet sich bei David J. Duncan in seinem Artikel
Scholarly Views of Shajarat al-Durr: A Need for
Consensus,
Chronicon 2 (1998), S. 1-35, auf S. 2: “The accounts of historians,
however, differ widely in their treatment of her. For example, some historians
choose to emphasize only certain events in her life, those needed to explain
the particular events on which their focus rests. Otehrs give her either a
passive or active role in political affairs in accordance with their own
scholarly agendas… Middle East historians also marginalized her for different
reasons. In direct contrast, feminist accounts pushed Shajara into the
limelight at the cost of the events themselves.”
Daher finde ich, dass die Autorin ihrem feministischen
und historiografischem Ansatz doch treu bleibend die Geschehnisse sehr gut und
auch wahrheitsgetreu präsentiert.

[44] Hier bezieht sich die Autorin auf die
osmanische Prinzessin Kadriye Hüseyin, aus deren Buch ich im Folgenden einige
Auszüge aus der Geschichte der Sultanin Sabiha aus Cordoba übersetzen werde. Im
Buch von Prinzessin Kadriye Hüseyin findet sich auch ein Kapitel über Shedjer
ud-Dur. Diesees Werk mit dem Titel Berühmte
Frauen der islamischen Welt
erschien 1924 in türkischer Sprache und wurde
dann auch ins Arabische übersetzt. Meiner Ansicht nach ist das Werk der
Prinzessin für uns heute bedeutend, weil die Autorin die weibliche Herrschaft,
ganz nach dem Stil der arabischen Maqamat,
biografisch erarbeitet.   

[45]
Mahmud Badawi (1908-1986) ist ein ägyptischer Literat aus der Provinz von
Asiyut, vgl. hierzu ar.wikipedia.org,
letzter Abruf 17.07.2013, 17.36 Uhr. Er war auch ein Freund des berühmten
ägyptischen Literaten und Reformator des Bildungswesens Taha Hussein
(1889-1973). Auch Götz Schregle, op. cit.,
S. 131-132, zitiert ihn als den Autor einer „schweren Tragödie“, wie Badawi die
Geschichte von Shedjer ud-Dur selbst nennt. Der deutsche Arabist Götz Schregle
zitiert in seinem Werk eine Szene, in der (vgl. op. cit., S. 132) sich die ägyptische Königin im Kampf gegen die
Kreuzritter auf die wesentliche Bedeutung der Einheit der Muslime bezieht.
Anbei möchte ich noch einen anderen Abschnitt des Theaterstücks über Shedjer ud-Dur
aus dem Arabischen übersetzen (S. 50-55): Hier geht es um das zentrale Thema
der Delegitimierung der politischen Führung der Herrscherin durch den Brief des
Kalifen, wie wir bereits im Laufe des Kapitels von Bahriye Üçok festgestellt
haben. Nun möchte ich Mahmud Badawi das Wort übergeben (vgl. den Text im grauen
Kasten).

[46] Diesen Roman haben wir bereits in die
Fußnoten dieses Kapitels einfließen lassen: Zaydan J., Shajarat al-Durr, Dar al-Hilal, Kairo 1914. Das Buch erschien 10
Jahre vor dem Buch der Prinzessin Kadriye Hüseyin.   

[47] Hierbei bezieht sich die Autorin auf die folgenden Werke
des christlichen, libanesischen Romanschriftstellers, Journalisten und
Historikers (1861-1914), der auch zur Bewegung der Nahda gehörte, die zu seiner
Zeit das Ziel verfolgte, den arabischen Völkern ihre Geschichte über die
Literatur und Sprache zugänglich zu machen: Ta’rih
al-masuniya al-amm
(Die Geschichte Freimaurer) von 1889, al-Ta’rih al-‘amm (Weltgeschichte), Ta’rih al-yunan was ar-ruman (Griechische
und römische Geschichte) von 1899, das monumentale Werk zur Geschichte der
islamischen Zivilisation von 1906 mit dem Titel Ta’rih al-tamaddun al-islami in fünf Bänden, eine Monografie über
die islamische Jahiliya mit dem Titel
al-‘arab qabla al-islam (Die Araber
vor dem Islam) von 1907 und auch eine sprachwissenschaftliche Abhandlung in 4
Bänden mit dem Titel Ta’rih al-adab
al-luga al-‘arabiyya
(Die Geschichte der arabischen Literatur) von 1913. Er
war auch der Gründer der in der gesamten arabischen Welt bekannten Zeitschrift Al-Hilal.

[48] Anhand dieser Quellen sehen wir, mit wie vielen
Schwierigkeiten unsere Autorin zu kämpfen hatte, um die Quellen auch wieder
konsultieren zu können. Die außerordentliche Monografie von Götz Schregle habe
ich oft in ihr Kapitel einfließen lassen.