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Weibliche Herrscherinnen im Islam (3): Gaziye Hatun in Hama

by
Milena
Rampoldi, ProMosaik e.V., aus dem Werk der türkischen Historikerin,
Feministin
und Islamgelehrten Bahriye Üçok (1919-1990) mit dem Titel „Islam
Devletlerinde
Türk Naibeler ve Kadın Hükümdarlar“ (Türkische Regentinnen und
Herrscherinnen
in den islamischen Ländern) – See more at:
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by Milena
Rampoldi, ProMosaik e.V., aus dem Werk der türkischen Historikerin, Feministin und
Islamgelehrten Bahriye Üçok (1919-1990) mit dem Titel „Islam Devletlerinde Türk
Naibeler ve Kadın Hükümdarlar“ (Türkische Regentinnen und Herrscherinnen in den
islamischen Ländern) – See more at:
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Dieses kurze Kapitel ist auch interessant wegen der Auflistung der Autorin.
Sie zählt verschiedene Frauen auf, die in verschiedenen Kulturen in der muslimischen Geschichte geherrscht haben. Wir setzen uns mit diesen Texten für die Partizipation der Frau in der islamischen Politik ein. Die Geschichte weist uns den Weg.
 

Die Regentin Gaziye
Hatun (in Hama)
[1]
Gaziye Hatun ist die Enkelin von Dayfa Hatun,
der Herrscherin des Fürstentums von Aleppo; in anderen Worten handelt es sich
hierbei um die Tochter von Melik Kamil und die Enkelin von Melik Adil. Da sie
die Schwester des ägyptischen Sultans Melik Salih war, war sie gleichzeitig
auch die Schwägerin dieser berühmten Sklavin, die sich bis zur Würde des
ägyptischen Sultans hocharbeitete, und zwar Shedjer ud-Durr. Gaziye Hatun kam
629/1231-2 in die Zitadelle von Hama, nachdem sie den Prinzen von Hama,
Muzaffer Mahmud, geheiratet hatte[2].
Gaziye Hatun schenkte Melik Muzaffer drei
Töchter und drei Söhne. Die drei Töchter wurden Melika Hatun, Dunya Hatun, …..,
und die Söhne Omer (er verstarb in jungen Jahren), Melik el-Mansur und
el-Muzaffer Ali genannt. Der letztere ist der Vater des berühmten Historikers
Abdu’l-Fida; in anderen Worten ist Abu’l-Fida der Enkel von Gaziye Hatun (26). 

Nach dem Tode von Melik Muzaffer, seinem Sohn,
bestieg Melik el-Mansur den Thron. Er war aber noch minderjährig. Somit ging
die Herrschaft des Fürstentums (27) an seine Mutter Gaziye Hatun. Als ihr Sohn
volljährig wurde und den Thron besteigen konnte, zog sich Gaziye Hatun aus der
Macht zurück und überließ ihm ihren Platz (28). Sie starb im Jahre 656/1258 im
Monat Zulkade[3]


Anbei eine Auflistung der herrschenden und
regierenden Frauen der verschiedenen islamischen Staaten, die nicht türkischer
Herkunft sind:

    Die
Regentin SUBH (Umayyadenstaat in Andalusien)[4], ab 976
    Die
Regentin Seyyide Hatun (in Raiy,
Persien)[5], 995 – 1029
    Die
Regentin Sitt ul-Mulk (Fatimidenstaat in Ägypten)[6], 1021 – 1024
    Die
Regentin Umm ul-Mustansir
(Fatimidenstaat, in Ägypten)[7], ab 1029
    Die
Regentin Gaziye Hatun (in Hama)[8], 1231 – 1251
    Die
Regentin Dayfa Hatun (in Aleppo)[9], 1236 – 1242
    Die
Herrscherin HatiCE Sultan,
Herrscherin (auf den Malediven), 1347/8-1379/80
    Die
Herrscherin Meryem SULTAN (auf
den Malediven), 1380 – 1383
    Die
Herrscherin Fatma Dain Sultan
(auf den Malediven)[10], 1383 – 1388
Die
Herrscherin Safiyetuddin Tadj ul-Alem
im Sultanat von Aceh, 1641
– 1675
Die
Herrscherin  Nakiyetuddin Nour Alem,(im Sultanat von Aceh), 1675
– 1678

Die
Herrscherin Zekiyetuddin Inayet Shah, (im Sultanat von Aceh), 1678 – 1688 

Die
Herrscherin Ziyenetuddin Kemalat Shah,(im Sultanat von Aceh) [11], 1688
– 1699

Die
Regentin Kudsiye Begum[10]
(in Bhopal, in Indien), 1819 – 1837                         
Die
Herrscherin Iskender Begum[11] (in Bhopal, in Indien), 1837 – 1868 
Die
Herrscherin Shah Djihan Begum[12] (in Bhopal in Indien), 1858 – 1901 

Die
Sultanin Djihan Begum[13] (in Bhopal in Indien), 1901 – 1926 (29)  



[1] Hama liegt zwischen Aleppo und
Damaskus und ist ein der ältesten Städte Syriens. Hama wurde nach der Eroberung
durch die Kreuzritter von Salah ud-Din Ayyub zurückerobert und blieb bis 1341
Teil des ayyubidischen Reiches, bis sie an die Mameluken verloren ging. 
[2] Zu ihrer Ankunft in Hama gibt es eine schöne Beschreibung
in: Tabbaa Y., Constructions of Power and
Piety in Medieval Aleppo,
The Pennsylvania State University, Philadelphia
1948, S. 45: “.. Ghaziya Khatun, mother of our lord the sultan al-Malik al-Mansur – may
God bless his soul – arrived in Hama in great spectacle and ceremony.
She embellished Hama by her
arrival”. 
[3]
Hierzu möchte ich zum Abschluss wiederum die Biografie dieser ayyubidischen
Herrscherin aus Yürekli T., Eyyubi Ailesi
Kadinlari
(zu Deutsch: Die weiblichen
Familienmitglieder der Ayyubiden
), in Tarihin
Peşinde
, Ausgabe 6, 2011, S. 329-342, übersetzen. „Gaziye Hatun ist die
Tochter von El Kamil und die Schwester von El Meliku Mesud Akis, dem Herrscher
des Jemen. Sie wurde mit El Muzaffer Mahmud, dem Herrscher von Hama,
verheiratet und zog im Jahre 1231-1232 nach Hama. Sie bekam von El Muzaffer drei
Söhne, El Mansur, El Efdal und Omar, die noch im Kindesalter verstarben. Ihre
drei Töchter hießen Munise, Dunya und Melike. Melike Hatun starb kurz vor ihrer
Mutter. Die jüngere Tochter starb nach ihrem Bruder El Mansur im Jahre
1284-1285. Nachdem  El Muzaffer 1244-1245
starb, ging die Thronfolge an den Sohn El Mansur, der noch im Kindesalter war.
Gaziye Hatun übernahm die Macht als Regentin für ihren Sohn El Mansur und
überließ sie ihm auch wieder vor ihrem Tode im Jahre 1258“.
[4] Subh, die Mutter und Regentin des
dritten andalusischen Kalifen von Cordoba Hisham II., spielte nach dem Tode des
Kalifen al-Hakam II. (976) eine große politische Rolle, da ihr Sohn Hisham II.
nach dem Tode seines Vaters noch minderjährig war. Es gelang ihr auch, die Verschwörung
der Eunuchen zu unterdrücken, um die Dynastie zu retten. Vgl. hierzu: Guichard
P., Al-Andalus, Acht Jahrhunderte
muslimischer Zivilisation in Spanien
, Wasmuth, Tübingen 2005, S. 101-104.
Vgl. hierzu auch im Folgenden die Übersetzung des Kapitels über Subh aus
Kadriye Hüseyin (Epilog zu diesem ersten Kapitel).
[5] Vgl. hierzu das oben angeführte
Kapitel dazu.
[6] Vgl. hierzu meine Fußnote 102. Sie regierte
den Staat während der Regierungszeit von az-Zahir (ab 1021), der dann bis zu
seinem Tode 1036 an der Macht über Ägypten war.
[7] Umm al-Mustansir war, wie der Name
schon sagt, die Mutter des achten Kalifen der Fatimiden, der sehr lang
herrschte, aber vollkommen unbedeutend war, weil er die Zügel der Herrschaft
nie wirklich in der Hand hatte, da entweder seine Mutter oder ein Wesir die
Kontrolle über den Staat hatten.
[8] Vgl. hierzu das oben angeführte
Kapitel dazu.
[9] Vgl. hierzu das oben angeführte
Kapitel dazu.
[10] Die Geschichte der Malediven ist eine
kaum beachtete Geschichte eines muslimischen Landes. Die Inseln wurden im 12.
Jahrhundert, genauer gesagt 1153, durch einen arabischen Reisenden islamisiert.
Es ist immer schon bekannt, dass der matriarchalische Einfluss auf diesen
Inseln sehr stark war. Die drei Sultaninnen des 14. Jahrhundert beweisen dies
ganz klar. Noch ausgeprägter ist die zentrale Rolle der Frauen in Minangkabau,
einer muslimische Gemeinde auf der Insel Sumatra. Die Daten der Autorin sind
hier aber nicht völlig korrekt. Vgl. hierzu das folgende Dokument über die
Herrscherdynastie der Malediven: http://www.maldivesroyalfamily.com/maldives_kings_list.full.shtml#list,
in der die Liste der Herrscher und Herrscherinnen der Malediven seit der
Bekehrung zum Islam im Jahre 1153 aufgeführt ist. Hier sehen wir, wie Hatice
Sultan den Thron bestieg, aber dann schon 1363 durch ihren ersten Ehemann
abgesetzt wurde. Sie regierte dann erneut von 1364-1374 und erfuhr dasselbe
Schicksal ihrer Absetzung durch ihren zweiten Ehemann. Ihre dritte
Herrschaftsperiode folgte dann 1376 bis 1380. 
Meryem Sultan kommt nicht vor, da zu dieser Zeit Mohammed von Maakurathu
regierte. Ich möchte aber die Hypothese unterstützen, nach der es bei Meryem um
Raadhafathi geht, eine Sultanin, die 1380 die Herrschaft innehatte und im
selben Jahr ihrem Ehemann Mohammed den Thron übergab. Dhaain folgte ihm 1385
und regierte bis 1388, als sie von ihrem Mann abgesetzt wurde. Auch in einer so
frauenfreundlichen, politischen Kultur wie der der Malediven sehen wir, wie
viele dieser Frauen abgesetzt wurden. Es gab aber auch Frauen, die Männer
absetzten. Hierzu das interessante Beispiel von Ahmed Shihabuddin, der gerade
1347 von Hatice abgesetzt wurde, die auch auf diese Weise die Herrschaft
erlangte. Hatice tötete auch 1376 ihren zweiten Mann Abdullah, um weiterhin ihr
drittes Reich aufrechtzuerhalten. Vgl. diese interessante historische Studie
über die Malediven: Heyerdahl Th., Fua
Mulaku – Reise zu den vergessenen Kulturen der Malediven,
Bertelsmann,
München 1986. Hier zitiert der Autor die Reise von Ibn Battuta auf die
Malediven und seine Begegnung mit diesem von Frauen regierte Königreich voller
Handelskontakte mit der Außenwelt. Vor Ibn Battuta (vgl. hierzu S. 226) war
auch ein arabischer Seefahrer, Abu’l Hasan Ali, 916 schon auf den Inseln
gewesen und hatte Folgendes aufgezeichnet: „Sie sind alle sehr gut bevölkert
und einer Königin untertan: Denn seit ältester Zeit haben die Bewohner eine
Regel, sich niemals von einem Mann regieren zu lassen“. Hier sieht man, wie
vorislamische weibliche Herrschaftsbräuche auch in der islamischen Zeit
beibehalten wurden. Diese muslimischen Inseln und ihre einflussreichen Frauen
in Politik und Gesellschaft bedürfen einer detaillierten Studie. Dasselbe gilt
für die Ethnie der Minangkabau, einer sunnitischen Gemeinde auf der Insel
Sumatra, welche den Islam in einer matriarchalischen Kultur lebt, eine äußerst
interessant Art und Weise, den Islam zu akkulturieren. Ein interessantes
politologisches Thema ist in diesem Zusammenhang das Eindringen der
matriarchalischen Werte der vorislamischen Zeit in den akkulturisierten Islam
der Insel. Die Minangkabau in Indonesien hat Cillie Rentmeister studiert. Vgl.
dazu den aufschlussreichen Artikel zum Thema (vor allem S. 456). Rentmeister
C., Frauenwelten – fern, vergangen,
fremd? Die Matriarchatsdebatte und die Neue Frauenbewegung,
 in: Ina-Maria Greverus (Herausgeberin): Kulturkontakt – Kulturkonflikt. Zur
Erfahrung des Fremden. Beiträge zum 26. Deutschen Volkskundekongress 1987,
Frankfurt
a.M. 1988. Auch Fatima Mernissi zitiert die Sultaninnen der Malediven in ihrem
Werk Die Sultanin, Die Macht der Frauen
in der Welt des Islam,
op. cit., S. 139 ff. Vgl. S. 140: Hier kommt Miryam
als die Schwester von Chadija vor. Aber auch bei Mernissi ist Miryam die
Thronfolgerin von Chadija, was der Auflistung oben widerspricht. Von Ibn
Battuta erfahren wir, wie die Autorin beschreibt, dass die Sultanin Chadija
auch im Freitagsgebet erwähnt wurde und daher eine legitime muslimische
Herrscherin war.  
[11] Auch diese vier Sultaninnen werden im
Buch von Mernissi F., Die Sultanin, Die
Macht der Frauen in der Welt des Islam,
op. cit., S. 141 mit Bezugnahme auf
Bahriye Üçok, beschrieben. Politisch gesehen war Aceh, die erste islamische
Region des heutigen Indonesiens, nach 1566-67, 100 Jahre vor der Herrschaft der
vier in diesem Zusammenhang zitierten Sultaninnen, ein Protektorat des
osmanischen Reiches, als der türkische Admiral Kurtoğlu Hızır Reis, auf
Anordnung des osmanischen Sultans Selim II., dessen Vater,  Sultan Suleiman, gerade verstorben war, mit
15 Schiffen nach Aceh gelangte. Die Allianz zwischen dem Reich von Aceh und den
Osmanen ermöglichte diesem kleinen Sultanat eine gewisse Unabhängigkeit. Daher
hatte der Sultana Alaaddin von Aceh 1565 die Osmanen um Hilfe gegen die
Portugiesen gebeten. Erst 1904 verlor Aceh seine Unabhängigkeit an die
niederländische Kolonialherrschaft.  Zum
Sultanat von Aceh im 17. Jahrhundert gibt es eine sehr gute Studien von Amirul
Hadi mit dem Titel Islam and State in
Sumatra: A Study of Seventeenth-Century Aceh,
Islamic History and
Civilization: Studies and Texts 48 (Leiden/Boston: E. J. Brill, 2004), S. 287ff.
In seiner Studie greift der Autor auf Quellen aus der Aceh-Sprache, aus dem
Malay, Arabischen, Niederländischen, Englischen und Französischen, aber vor
allem auf das geniale Manuskript aus dem 18. Jahrhundert mit dem Titel Safinat al-Hukkam, das Jalal al-Din
al-Turasani zugeschrieben wird und fast unbekannt ist, zurück. Es geht hier um
das Thema der Legitimierung der weiblichen Herrschaft, ein unbequemes und
verdrängtes Thema, das heute neu aufgegriffen werden sollte. In den
Niederlanden gibt es Studien zum Thema. Vgl. hierzu vor allem: Mapping the Acehnese Past, herausgegeben
von R. Michael Feener, Patrick Daly und Anthony Reid, KITLV Press, Leiden 2011.
Auf S. 27 zitiert Feener einen Autor aus dem 17. Jahrhundert, die der die
Herrschaft der vier Sultaninnen auf der Grundlage der islamichen Gesetzgebung erklärt.
Es geht hier um den fast unbekannten Theologen Abd al-Ra’uf al-Singkili, dessen
Argumente unbedingt an die muslimische und westliche Öffentlichkeit gelangen
müssen. In seinem Werk Mir’at al-tullab erklärt
er die Legitimation der weiblichen Herrscherrolle nach der islamischen Scharia.
Dazu schreibt
Feener, vgl. S. 11: “For Abd al-Ra’uf, this was not an abstract, hypothetical
ruling, but rather a concrete reference to the situation in Aceh during his
day, as the sultanate was ruled by a succession of four sultanas between
1641-1699”.
In diesem Sultanat
findet sich ein absolutes Unikat der muslimischen Geschichte, da diese Frauen
hintereinander ungestört regiert haben, ohne von ihren Rivalen umgebracht oder
von ihren Ehemännern oder Söhnen abgesetzt zu werden. Abschließend noch ein
wichtiges Merkmal dieser Sultaninnen: sie gelangten nicht durch Gewalt auf den
Thron und wurden auch nicht abgesetzt und getötet, wie wir bei den türkischen
Herrscherinnen sehen werden, von denen Bahriye Üçok im Folgenden ausführlich
spricht. Vgl. hierzu:
Hasbi A., The Response of the Ulama‘
Dayah to the Modernization of Islamic Law in Aceh,
Universität in Montreal,
Montreal 1994, S. 10: “The Sultanah who originally appointed him (gemeint ist
in diesem Zusammenhang al-Singkili) as mufti
was Taj al-Alam Safiat al-Din (1641-1675), the wife and successor of
Iskandar Thani and the first in this series of rulers. The next sultanah, Nur
al-Alam Naqiyyat al-Din, reigned for only three years, passing away on January
23, 1678. She was then succeeded by another sultanah, her daughter, Inayah Shah
Zakiyyat al-Din. This sultanah sat on the throne of Aceh for about ten years.
After she died in 1688, she was replaced by Keumalat Shah as the fourth and
last sultanah of the Islamic Kingdom”.
Nur die letzte von den vier wurde von einer Fatwa aus
Mekka abgesetzt, welche der Frau das Recht auf die politische Herrschaft
aberkannte. Dies geschah nach dem Tode von Singkili. Die Zeit dieser weiblichen
Herrscherinnen war in Aceh ein Jahrhundert kultureller und wirtschaftlicher
Blüte, wie Martin van Bruinessen schreibt. Vgl. hierzu: Bruinessen M.v.,
„Origins and Development of the Sufi Orders (tarekat) in Southeat Asia“, in
„PPIM UIN Jakarta“, Band I, Nr. 1 (1994), S. 1-23. Vgl. S. 4: “Aceh, located on
the very tip of Sumatra, was a major pepper-producing area and became, due to
international trade, one of the most splendid kingdoms of the period. Its
rulers patronized the arts and sciences and made it into the region’s chief
centre of Islamic knowledge”.
Diese Sultaninnen hat auch Dr. Asna Husin studiert. Vgl. hierzu ihren
Beitrag in  Women in Islam – Feminist Orientations and Strategies for the 21th
Century, Documentation,
Friedrich Ebert Stiftung, Berlin 2009, S. 79-90, in
der sie von Aceh und der Beziehung der Frauen zur Scharia berichtet. In ihren
Erläuterungen zitiert sie die Sultaninnen, von denen auch Bahriye Üçok
berichtet, und spricht des Weiteren auch von einer berühmten Generalin,
Laksaman Keumalahayati, die um 1600 für den Sultan für die Sicherheit der Meere
verantwortlich war, vgl. hierzu S. 79. Diese mutige Frau war nicht nur
Generalin, sondern auch für die Außenpolitik verantwortlich. Wichtig ist
hierbei darauf hinzuweisen, wie sich die politische Beteiligung der Frau und
die Scharia keineswegs widersprechen.