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Weibliche Herrscherinnen im Islam (1): Die Herrscherin Seyyide Hatun (in Raiy oder Rey in Persien)


by Milena Rampoldi, ProMosaik e.V., aus dem Werk der türkischen Historikerin, Feministin und Islamgelehrten Bahriye Üçok (1919-1990) mit dem Titel „Islam Devletlerinde Türk Naibeler ve Kadın Hükümdarlar“
(Türkische Regentinnen und Herrscherinnen in den islamischen Ländern) – See
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die türkische Historikerin,
Feministin und Islamgelehrte Bahriye Üçok (1919-1990) in ihrem Werk
„Islam
Devletlerinde
Türk Naibeler ve Kadın Hükümdarlar“ (Türkische Regentinnen und
Herrscherinnen in den islamischen Ländern). – See more at:
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Devletlerinde
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Nach dem Zerfall des Staates der Buyiden[1] bildeten einige Mitglieder
dieser Dynastie kleine Königreiche in verschiedenen Regionen. Unter ihnen fand
sich der Schwiegersohn von Kabus b. Veshmguir, Nachfolger von Ruknuddevle,
Fakhruddevle, der in Raiy[2], Khamadhan und Isfahan
herrschte und 385/995 verstarb. Er hatte einen noch zu jungen Sohn
hinterlassen. Die Mutter dieses Kindes namens Mecdüddevle stammte aus der Herrscherfamilie und wurde zur
Herrscherin ernannt. Diese Aufgabe erfüllt sie über lange Jahre, bis ihr Sohn
das reife Alter erreichte.
Alles verleitet zur Annahme, dass Mecdüddevle
ein schwacher Mann war. Er verlor nach zehn Jahren (im Jahre 397) wegen Seyyide Hatun, seiner Mutter, den
Thron, den er 387 bestiegen hatte; nichtsdestotrotz bestieg er ihn drei Mal in
verschiedenen Zeiträumen, im Jahre 398 (1007) zum zweiten Mal und im Jahre 407
(1016) zum dritten Mal. Man könnte denken, dass seine Schwäche sowie
die Gier der Nachbarstaaten zu den Gründen gehörten, wofür er so oft seinen
Thron verlor. Im Übrigen berichtet ein Autor jenes Jahrhunderts, Keykavus b.
Iskender, in seinem Werk Kabusname,
wie Seyyide Hatun, dank ihrer Intelligenz und ihrem schönen Stil, ein großes Hindernis aus dem Weg geräumt hatte. Mahmud
b. Sebüktekin, der Sultan von Ghazna[3] nutzte nämlich das junge Alter von  Mecdüddevle, dem Herrscher von Raiy (Rey), um einen
Botschafter zu Seyyide Hatun
zu entsenden und diesen Staat unter seine Herrschaft zu bringen. Bei dieser Gelegenhheit verlangte er von ihr, seinen Name in der Khutba zu nennen und die Münzen mit seinem Kopf
zu prägen. Er hatte auch hinzugefügt, dass er im Falle der Rückweisung
seines Vorschlages Raiy mit Gewalt einnehmen und Seyyide Hatun hinrichten
würde. Die Antwort von Seyyide Hatun an den Botschafter war die folgende: „Als
mein Mann Fakhruddevle noch lebte, hatte er immer gedacht, dass du vielleicht
eines Tages mit deiner Gier einen Feldzug eingeleitet hättest, um Raiy zu
erobern. Aber als ich nach seinem Tode alles übernahm, hatte ich diesen
Gedanken aus meiner Seele gejagt und hatte zu mir selbst gesagt: Sultan
Mahmud ist ein intelligenter Herrscher und muss somit wissen, dass ein
Herrscher wie er doch nicht einer Frau den Krieg erklären kann. Denn die Löwen
haben zwei Geschlechter: männlich und weiblich. Wenn also der Sultan einen
Feldzug gegen mich führt, wird Allah der Allmächtige wissen, dass er mich sehen wird,
wie ich mich gegen ihn auflehne, denn ich werde nicht vor ihm fliehen, da ich
sehr entschlossen bin, gegen ihn in den Krieg zu ziehen. Somit wird es zwei
Alternativen geben: entweder werde ich siegen oder er wird die Oberhand über
mich gewinnen. Im ersten Falle werde ich an alle Länder Briefe schreiben, um
ihnen mitzuteilen, dass ich Sultan Mahmud besiegt habe. Und da du schon
mehr als hundert Herrscher besiegt hast, wird dies eine Ehre für mich sein. Und
wenn ich dich besiegt haben sollte, werden alle darüber in Kenntnis gesetzt,
dass du von einer Frau besiegt wurdest; dein Ruf wird dann darunter leiden.
Nichts kann für dich schändlicher erscheinen, als zu hören, dass eine Frau den
Sultan besiegt hat. Falls das Schicksal dich aber zum Sieger macht und ich
besiegt werden sollte, so wirst du weder guten Ruf noch Lob davon tragen; man
wird auch keine epischen Gedichte für dich schreiben, da der Sieg über eine Frau
weder Ehre noch Lob bringt“. Sultan Mahmud organisierte nach dieser
Nachricht keinen Feldzug gegen Raiy zu Lebzeiten von Seyyide Hatun. Aber als
die starke Persönlichkeit von Seyyide Hatun Raiy nicht mehr schützte, wurde das
zu jener Zeit letzte Fürstentum der Buyiden von Mahmud dem Ghazneviden (1029)
(23) annektiert. Die Herrschaft von Seyyide Hatun hatte fünfunddreißig Jahre
angedauert.


[1] Vgl. hierzu: Busse H., Chalif und
Großkönig. Die Buyiden im Iraq (945–1055)
, Deutsche Morgenländische
Gesellschaft – Orient-Institut, Beirut 1969. Die Buyiden waren eine schiitische
Dynastie, die dann nach der Eroberung durch die sunnitisten Ghaznaviden
verfolgt wurde. Zur Kritik der Religionspolitik von Ghazni nicht nur gegen die
Schiiten, sondern auch gegen Hindus und Sikhs, vgl. Shir Jawanm Invoking a Sultan: The Historicism of Mahmud
of Ghazni in Afghanistan, and Beyond,
SAST 562-001, The Making of Medieval India (2012). Aber in der islamischen
Geschichtsschreibung wird er als der militärische Held des Islam gegen die
Hindus beschrieben. Dieses Bild passte, wie der Autor kritisch anmerkt, perfekt
in den Fürstenspiegel jener Zeit und wurde einfach kopiert und idealisiert. Er schreibt hierzu auf S.  5: “And in the mirrors for princes tradition
in South Asia Mahmud has had a special place where his historical past and
figure functioned as the main mirror that all other Muslim rulers where advised
to see themselves in it; he was defined as a perfect political administrator,
as an ideal Islamic ruler, as a devout Muslim, as an upholder of the Faith, as
a just ruler, and etc.”.
Wenn es mehr Quellen
zu Seyyide Hatun gäbe, wäre das Bild dieses Herrschers wahrscheinlich ein viel
realpolitischeres im Rahmen eines Expansionsdenken der türkischen
Sklaventradition jener Zeit. Was hier vor allem für meine politologische Studie
wichtig ist, ist jedoch die Manipulierung der Geschichte durch bestimmte
religiöse Standpunkte und Verklärungen von Herrschern.
[2] Die Stadt Ray befindet sich in der
Nähe von Teheran und war die erste Hauptstadt des ältesten iranischen Reiches.
Sie wurde 1221 von den Mongolen völlig zerstört. Über Seyyide Hatun habe ich
auch im folgenden Werk http://www.turkiyat.selcuk.edu.tr/pdfdergi/s1/3zkitapci.pdf,
letzter Abruf 27.05.2013, 16.35 Uhr, einen kurzen Vermerk gefunden.   
[3] Vgl. hierzu die Monografie von Muhammad Nazim, The Life and Times of Sultan Mahmud
of Ghazna, Munshiram Manoharlal
Verlag, New Delhi 1971. Mahmud von Ghazna ist der Sohn von Sabüktagin, einem
türkischen Sklaven und Heeresführer.
Vgl. hierzu: Sareer M., Initial Conquest of India by Turks and Their
Slaves,
IOSR Band 5,
Ausgabe 4 (2012), S. 2.