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ProMosaik im Gespräch mit dem Portal “Starke Frau”


by Milena Rampoldi, ProMosaik e.V. – Anbei ein Interview, das uns den Spiegel vorhält und sagt, was wir bereits wissen, aber nicht tun. Es soll Frauen anspornen, über ihre Rolle und ihr Selbstbewusstsein nachzudenken. Die Frau ist die treibende Kraft aller Gesellschaften. Somit ist die Frau auch der zentrale Drehpunkt des interreligiösen und interkulturellen Dialogs. Die Frau stiftet auch Frieden durch die Erziehung der Kinder. Nun möchte ich Frau Anna Schulz vom Portal “Die starke Frau” das Wort geben. Weiteres zu Starke Frau finden Sie hier:
www.starke-frau.de


Milena Rampoldi: Wie sind Sie dazu gekommen, ein Newsportal von
Frauen für Frauen zu
gründen?
Anna Schulz: Mir ist es ein Anliegen, anderen Frauen Mut zu machen
und ihr Selbstbewusstsein zu stärken. Damals fiel mir auf, dass in den Medien
hauptsächlich schlanke, augenscheinlich makellose Frauen gezeigt werden. Dieses
Bild einer Frau entspricht nicht der Realität und darauf wollte ich aufmerksam
machen. Frauen sind schön, weil sie eben nicht makellos ist. Gibt es überhaupt
einen Menschen, der von sich behaupten kann, ohne jeden Makel zu sein? Nein.
Den gibt es nicht.
Wir Frauen sollten uns zeigen, wie wir sind. Wir
sollten uns nicht mehr an dünnen Magermodels orientieren, nicht mehr danach
streben, die ewig perfekte Hausfrau/Mutter/Arbeiterin zu sein. Wir sollten uns
nehmen, wie wir sind. Jede Kurve lieben und jede Macke. Denn erst wenn wir uns
so annehmen und so lieben lernen wie wir sind, kann unsere wahre Schönheit zum
Vorschein kommen.



MR: Welche Hauptziele verfolgen Sie mit Ihrem
Portal “Die starke Frau”?
AS: Ich möchte, dass Frauen sich mehr trauen. Heutzutage
sagt man, die Frau habe viele Rechte, sei gleichberechtigt mit dem Mann. Das
sehe ich anders. Die Frau wird noch viel zu oft instrumentalisiert. Sie wird
noch viel zu oft auf ihren Körper reduziert. Fähigkeiten, Charaktereigenschaften
und Besonderheiten werden oft übersehen. Deshalb ist es mein Ziel, Frauen eine
Stimme zu geben. Themen zu bearbeiten, die Frauen bewegen und interessieren.
Unser Motto lautet: Von Frauen, für Frauen.

MR: Vielen Medien für Frauen wird vorgeworfen, sie
würden die Frau
entmündigen. Wie kann man die Frauenmedien vor der Banalität
und Oberflächlichkeit und den Klischees retten, indem man die Frau in ihrer
Vielfalt darstellt?

AS: Man muss sich ganz klar distanzieren. Wir wollten uns
mit unserem Magazin abheben, in eine völlig neue Richtung gehen. Wir sind echt,
nah an der Realität und wirklich darauf bedacht Gutes für die Frauen zu tun.
Deshalb distanzieren wir uns ganz bewusst von anderen Medien und arbeiten auch
nicht mit ihnen zusammen. Viel zu oft werden, wie Sie oben geschrieben haben,
die Frauen in den Medien entmündigt.

Frauen sollten nicht auf ihre Maße oder ihre
Schönheit reduziert werden. Man sollte nicht mehr von Stars auf den
Magazin-Covern “angesprungen” werden, deren Schönheit mit der Realität
nichts gemein haben. In Wahrheit schauen die Stars nämlich genauso aus, wie die
Nachbarin von nebenan. Nur durch die Schminke und eine gute Bildbearbeitung
wirkt das Gesicht rein, die Augen erstrahlen und der Körper strotzt vor
Straffheit. Dieses Trugbild führt dazu, dass Frauen sich schlecht fühlen und
nicht nur das, es führt dazu, dass Frauen sich messen wollen. Wir müssen
endlich einsehen, dass wir viel mehr sind als nur Objekte! Frauen sollten
gezeigt werden wie sie sind. Denn so sind sie am besten!

MR: Für mich persönlich ist die Frau in allen
Kulturen und Religionen die
treibende Kraft der Gesellschaft. Wie können
Frauenportale interkulturell
und interreligiös arbeiten?
AS: In aller erster Linie müssen wir selbst an uns
arbeiten. Wie ein deutsches Sprichwort sagt “jeder ist des eigenen Glückes
Schmied”. Wenn wir aufhören uns von den Medien vorschreiben zu lassen, wie
wir uns kleiden sollen, was wir kaufen sollen, wie wir uns verhalten sollen…
Ja, wenn wir aufhören uns vorschreiben zu lassen, wie wir sein sollen, dann ist
der erste und wichtigste Schritt getan.
Wir Frauen müssen unser Können und unser Potential
erkennen. Wir müssen zusammenhalten. Unabhängig davon, aus welchem Land wir
stammen oder welcher Religion wir angehören. Wir sollten uns die Hand reichen
und gemeinsam stark sein. Wenn wir das schaffen, werden die Medien das merken
und darauf reagieren.

MR: Frauenportale sollten sich auch mit den
Frauenrechten und vor allem mit
den Verstößen gegen die Frauenrechte befassen. Wie
sehen Sie das?
AS: Ich denke, das Thema ist sehr wichtig, wird aber noch
nicht so gut angenommen. Wir sind also noch nicht so weit. Wissen Sie was
fehlt? Die Einsicht der meisten Frauen. Sie haben noch nicht gesehen, dass ihre
Rechte verletzt werden. Ihnen ist noch nicht aufgefallen, wie oft sie
tatsächlich noch unterdrückt werden. Ich habe mit Bekannten über dieses Thema
gesprochen, deren Meinung war, dass die Frauen mindestens gleichberechtigt
sind. Das sehe ich anders. Solange immer noch jede Reklametafel mit halb
nackten Frauen geschmückt wird, sind wir nicht mal ansatzweise
gleichberechtigt. Solange wir nicht das gleiche Gehalt bekommen wie Männer in
unserer Position und auch als Mutter nicht die gleichen Chancen auf einen Job
haben wie Männer, können wir nicht mal an Gleichberechtigung denken. Außerdem
sollte die Arbeit der Hausfrau und Mutter auch als Arbeit angesehen und nicht
ständig kleingeredet werden. Viele Frauen führen zuhause ihr eigenes kleines
Familienunternehmen, und das sollte anerkannt werden! Ich glaube der Begriff
wird einfach falsch definiert und die Augen sind verschlossen. Dagegen sollten
wir aber etwas tun.
Wenn es um Frauenrechte geht, ist es auch wieder
wichtig interkulturell und interreligiös zu arbeiten. Denn ich denke, dass die
Frauen dieser Welt ähnliche Probleme haben und das Verletzen ihrer Rechte sich
national und international gar nicht groß unterscheidet. Viele Frauen im
Ausland werden unterdrückt, in ihrer Bildung eingeschränkt und auch oft
misshandelt. In Deutschland aber ist die Lage vieler Frauen dieselbe. Das wird
leider unter den Tisch gekehrt.

MR: Wie können Frauenportale dazu beitragen, eine
Gesellschaft im Sinne der
Toleranz und des Friedens aufzubauen?

AS: Mehr berichten. Darüber berichten, was wirklich auf
dieser Welt passiert. Aufklären alleine reicht jedoch nicht, man sollte auch
Lösungsansätze bieten können. Was können wir tun, um gemeinsam die Situation zu
ändern? Das ist jetzt groß gedacht, fangen wir kleiner an:

Was führt zu Frieden? Oder besser gesagt was führt
zum Krieg?
Die Menschen lernen einander nicht mehr kennen. Sie
sind nur auf ihr eigenes Wohl bedacht. Wir werden zu einer Generation von
Egoisten erzogen (durch Medien, etc). Dabei steckt in jedem einzelnen von uns
so viel Gutes. Das muss hervorgehoben werden. Ich denke, wir müssen lernen, wie
wir einander kennen lernen. Welche Besonderheiten jede einzelne Kultur hat, was
wir voneinander lernen können. Und wenn es nur darum geht Rezepte aus
verschiedenen Ländern auszutauschen, einen Dialog mit Frauen unterschiedlicher
Religionen zu führen. So etwas führt uns zusammen und was uns zusammen führt
ist die Liebe. Und Liebe bedeutet Frieden.

MR: Was haben Sie mit “Die starke Frau”
bereits erreicht und welche Ziele
verfolgen Sie in der
nahen Zukunft?
 
AS: Ich habe viele Frauen
erreicht, die mir ein positives Feedback gegeben haben. Ich habe Frauen
getroffen und kennengelernt, die mein Leben bereichern und mir so viel
Freundschaft entgegen bringen, obwohl wir uns privat nicht kennen. Ich durfte
Geschichten hören, die mich weinen und lachen ließen, Menschen lassen mich an
ihrem Leben teilhaben. Das ist großartig. Mein Ziel ist es, noch
mehr Frauen zu erreichen und noch mehr Inhalte und Themen veröffentlichen zu
können, die den Frauen wirklich am Herzen liegen. Mein Ziel ist es, ein Magazin
zu führen welches es schafft, die Damen von den “Massenmedien”
wegzubekommen und ihnen ein gutes und neues Gefühl gibt. Ich hoffe, dass noch
viele Frauen mir ihre Geschichte erzählen und wir gemeinsam, Hand in Hand, ein
Stück mehr zu uns stehen und gerne Frau sein können!