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Kurze Information über die fast unbekannten Regentin Inanç Hatun (4)


by Milena Rampoldi, ProMosaik e.V. – Wie über viele muslimische Frauen in der Geschichte, weiß man auch über die Regentin Inanç
Hatun im Staat der Ermenşah sehr wenig. Anbei die wenigen Details, die die Autorin Bahriye Ü
çok auf der Grundlage der ihr zur Verfügung stehenden Quellen zusammengestellt hat. Wichtig ist auch in diesem Fall die symbolische Bedeutung der Regentin für die muslimischen Feministinnen von heute, die sich politisch engagieren möchten und sollten.

Der Staat der Ermenshah[1] wurde 1110 von Sekman
El-Kutbi[2], einem türkischen Sklaven
des seljukischen Herrschers Kutbuddin Ismail, in Akhlat[3] gegründet. Diese Stadt
wurde ungefähr ein Jahrhundert lang von seinen Mameluken besetzt. Inanç Hatun, die Schwiegertochter von
Sekman el-Kutbi, hatte das Land im Namen ihres Sohnes Sekman II. nach dem Tode
ihres Gatten Ibrahim regiert[4].
Die Details bezüglich der Dauer und Bedingungen
der Regentschaft von Inanç Hatun sind uns leider nicht bekannt.
Das Reich von Sekman II. hatte 64 Jahre
gedauert. Zum Zeitpunkt seines Todes hatte er den Staat seinem Sklaven
Beg-Timur[5] anvertraut. Alle
Befehlshaber von Sekman und das Volk hatten ihn als Herrscher anerkannt. Aber von seinem Ehrgeiz angetrieben und angesichts
dessen, dass Salah ed-Din Ayyubi nicht in der Lage gewesen war, die Stadt
Akhlat einzunehmen, organisierte er blendende Zeremonien und ernannte sich zum
Sultan. Er wurde dann von seinem Schwiegersohn, Hezar Dinari (30)[6], umgebracht.


[1] Ermanshah meint die Dynastie der
Armanshah, auch Ahlatschah genannt, die zwischen 1100 und 1207 in Ahlat
regierten. Die Herrscher stammten im ersten Abschnitt aus den Reihen der
Sökmeniden und nach 1185 aus den Mamelukensklaven. Inantç Hatun fällt in die
erste Zeit der Sökmeniden. Vgl. hierzu den Artikel des deutschen
Islamwissenschaftlers und Orientalisten Franz Täschner (1888-1967) über Akhlāt, in
The Encyclopaedia of Islam.
[2] Hierbei geht es um Sökman I., den
Gründer und Namensgeber der Dynastie. Er war ein türkischer Mameluk des seldjukischen
Gouverneurs von
Aserbaidschan Qutb ad-Din Ismail ibn Yaquti.

[3] Ahlat
befindet sich am Van-See und gehört heute zur Türkei. 1100 lösten hier die
Ahlatshahs die Seldjukiden ab, die dann 1207 vom Ayyubiden-Herrscher al-Adil I.
besiegt wurden. Vgl. dazu den Artikel von Täschner und Minorsky in der Enzyklopädie des Islam, Band 1, S.
329-330 und den Artikel von C. E. Bosworth, H. Crane in der Encyclopedia Iranica, vgl.
http://www.iranicaonline.org/articles/aklat-or-greek-khliat-khleat-armenian-khlat-a-town-and-medieval-islamic-fortress-in-eastern-anatolia-in-the-former-.
[4] Die Zeit der Herrschaft von Sökmen II.
gilt als der Zenit der Macht dieser Dynastie. Als 1128 als Kind auf den Thron
kam, befand sich die Herrschaft in den Händen seiner in den Quellen fast
unbekannten Mutter Inantç Hatun. Wir wissen nur, dass sie während der
Herrschaft ihres Sohnes (57 Jahre von 1128 bis 1185) an der politischen Führung
teilhatte.
 

[5] Hierbei geht es um Saif ad-Din Beg-Temür, der von 1185–1193 regierte
und mit dem die Ära der nicht-dynastischen Herrscher begann, die dann mit der
ayyubidischen Eroberung von 1207 ihr Ende fand.


[6] Die Autorin bezieht sich hier auf eine interessante
historische Studie des französischen Historikers Joseph de Guignes mit dem
Titel Histoire générale des Huns, des
Turcs, des Mogols, et des autres Tartares occidentaux
,  das in der zweiten Hälfte des 18. Jh. in Paris in 3 Bd.