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Interview Campaign with Translators: Hamid Beheschti from Iran/Germany

Hamid Beheschti, 1946 in Teheran,
MA von der FU-Berlin,
schrieb sein
Studienarbeit
über die Parteilichkeit
in der Berichterstattung des
Krieges
Iran/ Irak
in deutschsprachigen Medien.

von Milena Rampoldi, ProMosaik e.V.
Hamid Beheschti ist ein persisch-deutscher Publizist, der sich beim Übersetzernetzwerk Tlaxcala engagiert. Er befasst sich mit politischen und Menschenrechtsthemen. 
Wir haben ihn über die Bedeutung der Übersetzung in seinem Leben und für die Menschenrechte und den Journalismus befragt. Es ist wichtig, sich in Medien und Medienkanälen zu engagieren, die alternativ arbeiten. Und das Netzwerk Tlaxcala für die sprachliche Vielfalt ist eines von diesen. Hamid zeigt uns auf, sie Informationen und somit auch Desinformation als Grundlage des Handels gelten.

Milena Rampoldi: Welche Bedeutung hat das Übersetzen in deinem Leben und warum?
Hamid Beheschti: Übersetzen hat für mich zweierlei Bedeutungen: 1)Wenn ich
meinen eigenen Text nicht nur auf Farsi, sondern auch auf Deutsch schreibe,
dann komme ich viel leichter aus der kulturellen Enge, die in unserer
despotischen Kultur steckt, heraus. 2) Und wenn ich Texte anderer Leute
übersetze, dann ist es für mich auch ein Beitrag für interkulturelles
Verständnis, so dass eine gemeinsame Weltöffentlichkeit, über die großen Medien
hinaus, ermöglicht wird.

MR: Wie würdest du unseren Lesern den wichtigen Zusammenhang zwischen
Übersetzung, Information und Engagement erklären?
HB: Für mich besteht zwischen Information und Handeln eine
direkte Beziehung, allerdings bei Themen, die einen interessieren. Ich gehe der
Frage nach, was für eine Beziehung wir zur Information haben. Wie entsteht das
aktive Informationsverhalten und was wird aus Informationen, die wir nicht
aktiv in unser Verhalten einbeziehen? Du nennst es Engagement, ich eher
aktives Informationsverhalten.

MR: Wie wichtig ist in unserer Arbeit die Auseinandersetzung mit der
Wahrheit, mit der Unwahrheit der Mainstream-Medien, mit den Menschenrechten und
dem Frieden?
HB:Es gibt Informationen, die stimmen und der Realität
entsprechen; dann gibt es auch Desinformation. Desinformation kann intentional
sein, was meines Erachtens aufgedeckt und enthüllt werden muss, besonders wenn
es Menschen gegeneinander aufhetzt.

MR: Erzähle uns etwas aus deinem Leben, das dich geprägt hat und dich dazu
gebracht hat, zu schreiben/übersetzen und dich für die Wahrheit einzusetzen?
HB: Als ich als junger Mann nach Deutschland zum Studieren
kam und sah, wie es über ein und dieselben Sache oft gegensätzliche Darstellungen
gab, dies ließ mich nicht ruhen…bis ich zum Schluß mein Studienfach wechselte
und Publizistik studierte.
                                      
MR: Wie wichtig ist es den unterdrückten Völkern dieser Welt eine Stimme zu
geben und warum?
HB: Weil Informationen die Grundlage des Handelns sind und wo
große und starke Mächte, die auf Anderen Herrschaft ausüben, Informationen über
Ereignisse so gestalten lassen, dass sie dann die Grundlage für ihr Handln in
der Öffentlichkeit werden, da geraten die Schwachen und nicht etablierten
Menschen und Völker, so auch Tiere und die Natur im Nachteil.

MR: ProMosaik e.V. glaubt an die interkulturelle und interreligiöse
Empathie als die Zauberworte für die Errichtung einer Welt im Sinne des
Friedens und der Gerechtigkeit.
Wie siehst du das? Was fällt dir dazu ein?
HB: Ich denke, wir sitzen alle im selben Boot. Es ist zu
kurzsichtig, eigene Interessen und die unserer Gruppe oder unseres Landes
dermaßen im Blickfeld behalten, dass andere Menschen, Gruppen und Völker oder
Themen aus dem Blickfeld fallen. Daher neige ich zu versuchen, bei kontroversen
Themen auch andere Meinungen Raum zu geben.