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Gedenkmarsch in Chile zur Erinnerung an die Opfer der Diktatur

"Wahrheit und Gerechtigkeit Jetzt" - forderten die Demonstrierenden am Sonntag
“Wahrheit und Gerechtigkeit Jetzt” – forderten die Demonstrierenden am Sonntag

Quelle:
facebook.com


Santiago. Anläßlich des Jahrestages des
Putsches gegen den demokratisch gewählten Präsidenten Salvador Allende
am 11. September 1973 sind in Chile tausende Menschenrechtsaktivisten
und Angehörige der Opfer der Militärdiktatur auf die Straße gegangen.
Neben dem Gedenken an die Gefangenen, Verschwundenen und Ermordeten aus
dieser Zeit stand die Forderung im Mittelpunkt, den “Pakt des
Schweigens” zu beenden, der nach wie vor Mitglieder des Militärs
schütze.

Der Gedenkmarsch findet traditionell am ersten Sonntag nach dem 11.
September statt, der seit 2002 ein Feiertag ist. Er begann beim Platz
los Héroes und verlief über die Alameda vorbei am Präsidentenpalast La
Moneda und endete bei dem Nationalfriedhof Recoleta, auf dem auch
Salvador Allende und der Musiker und politische Aktivist Victor Jara
begraben sind. Jara war nach dem Putsch gefangen genommen und am 16.
September 1973 gefoltert und getötet worden.

Die Präsidentin der Vereinigung der Angehörigen der Verschwundenen,
Lorena Pizarro, forderte, den “Pakt des Schweigens” zu beenden und
endlich weitere Informationen über Täter der Militärdiktatur
offenzulegen. Sie hoffe, dass dieser Massenaufruf einen weiteren Schritt
hin zu Wahrheit und Gerechtigkeit auslöse. Angehörige der Opfer fordern
die Regierung, das Parlament und die Justiz auf, die Straffreiheit zu
beenden, um eine Wiederholung solcher Menschenrechtsverletzungen zu
verhindern. Sie verlangen außerdem die Schließung des Gefängnisses Penal
Cordillerra, in dem ausschließlich Verurteilte wegen
Menschenrechtsverbrechen der Pinochet-Diktatur einsitzen, und ihre
Verlegung in andere Gefängnisse. Die Haftanstalt wurde mehrfach wegen
Sonderbehandlungen kritisiert und gilt als “Luxus-Gefängnis”. Dem Anwalt
Carlos Vera zufolge spiegle es die herrschende Ungleichheit im Lande
wieder. Regierungssprecher Marcelo Díaz verkündete am Samstag, dass die
Regierung ernsthaft über eine Schließung debattiere.

Die Gedenkmarsch wurde von einem massiven Polizeiaufgebot begleitet.
Gegen Ende der Route bauten vermummte Demonstranten Barrikaden und
warfen mit Steinen auf Polizisten. Diese versuchten mit Wasserwerfern
und Tränengas die Menschenmassen zu zerstreuen und nahmen mehrere
Personen fest.

Quellen: nodal radiou 24horas