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Tod den Arabern – der Slogan der IDF?

Liebe Leserinnen und Leser,

anbei finden Sie einen von uns auf dem Portal Tlaxcala herausgegebenen Artikel zu diesem harten Thema der israelischen Kriegskultur und arabophonen Einstellung. Das Paradebeispiel ist natürlich die IDF….. aber neben der IDF steht eine ganze Gesellschaft, die meistens auch so denkt….

Höre Israel von Erich Fried ist eine Antwort auf diese brutale Realität.

Danke Ihnen allen für Ihre Aufmerksamkeit

Den Artikel finden Sie hier:

http://tlaxcala-int.org/article.asp?reference=15511

Dankend
Dr. phil. Milena Rampoldi von ProMosaik e.V.

„Tod den Arabern!“: der neue inoffizielle Slogan der israelischen Armee?


CJ Werleman


Übersetzt von 
Ellen Rohlfs اِلِن رُلفس



Herausgegeben von 
Milena Rampoldi


Törichte
Ansprüche, nach denen Israel die „moralischste Armee der Welt“ hätte,
blenden die Tatsache vollkommen aus, dass die israelische Armee
Zivilisten in einem ähnlichen Verhältnis ermordet wie die Kämpfer von
Boko Haram.

               
„Ich hege keinen Zweifel in mir, dass die IDF die moralischste
Armee der Welt ist,“ meinte der damalige israelische Ministerpräsident
Ehud Barak während der israelischen  Belagerung von Gaza 2008-2009 –
einer Luft- und Bodeninvasion, die fast 1500 Palästinenser, die meisten
von ihnen Zivilisten, das Leben kostete.
Vom Kasino- und Medienmogul Sheldon Adelson bis zum
jüdisch-US-amerikanischen Strafverteidiger Alan Dershowitz: jeder hat
diese Behauptung schon so oft wiederholt, mit der leisen Hoffnung, sie
dadurch wahr werden zu lassen, damit die Welt auch schön daran glaubt.
Der Ausdruck wird jetzt sogar von Personen verwendet, die sich
weder über ihre Vorfahren noch ideologisch mit Israel verbunden fühlen.
Beispielsweise meinte Oberst Richard Kemp, der ehemalige Kommandeur
aller britischen Streitkräfte in Afghanistan, während des Höhepunktes
der Belagerung von Gaza im letzten Sommer, „Israel hätte die
moralischste Armee, die die Welt jemals gesehen hat“. Jemals?
Ich bin mir nicht sicher, aber wahrscheinlich gleicht sie Gandhi,
der ein Land befreite, ohne einen einzigen Schuss abzugeben. Was auch
immer sie tut, sie dient dem Himmel.
Die Trope, nach der das „israelische Militär die moralischste Armee
der Welt sei“, die so oft von so vielen pro-israelischen Propagandisten
wiederholt wird, gilt auch als  inoffizieller IDF-Slogan.
Dieser fragwürdige Slogan lieferte Israel letztes Jahr unter
falschen Vorwänden die Rechtfertigung für die vernichtende Bodeninvasion
und den zerstörerischen Luftangriff auf Gaza. Indem die IDF die
Entführung und Ermordung der drei Jugendlichen im Westjordanland mit
Hamas und Gaza in Verbindung brachte, warf sie Bomben im Wert von $ 370
Millionen auf einen der am dichtesten bevölkerten Orte der Welt ab.
Israels Bemühung, alles dem Erdboden gleichzumachen oder wie es
andere nennen, ein effektives Besatzungsmanagement zu betreiben, hatte
die Tötung von mehr als 2000 Palästinensern  und die Verletzung von 10
000 zur Folge. Die meisten von ihnen waren Zivilisten, wovon 500 Kinder.
Und fangen Sie nicht mit den weit verbreiteten und bestätigten
Behauptungen an, die IDF hätte palästinensische Zivilisten als
„menschliche Schutzschilde“ benutzt.
Gut, dann lassen Sie mich damit anfangen: Das israelische Oberste
Gericht stellte fest, dass die IDF allein in den Jahren 2000-2005 1.200
Palästinenser als menschliche Schutzschilde missbrauchte.  
Zurück zur Belagerung von Gaza im letzten Jahr: Der Schaden an der
Infrastruktur und Wirtschaft in Gaza war einfach verheerend. Mehr als
400 Unternehmen wurden vernichtet. Die israelischen Bombenangriffe
zerstörten 10.000 Wohnungen, beschädigten weitere 100.000. 24
medizinische Einrichtungen wurden getroffen. Das einzige
Elektrizitätswerk von Gaza wurde zerstört.
Wenn Sie sich ein Bild des Ausmaßes der Flächenbombardierung in
Gaza nach dem Maß des 2. Weltkrieges machen wollen, so brauchen Sie sich
nur die eigene Schätzung der israelischen Armee anzusehen: „390.000
Panzergranaten, 34.000 Artilleriegranaten und 4,8 Millionen Geschosse
wurden während des Kampfes bereitgestellt.“
Wenn man davon ausgeht, dass in Gaza 1,8 Millionen Menschen leben, so hat die IDF fast zwei Schüsse pro Person abgegeben.
„Das schockierende Ausmaß des Feuers, das die israelischen
Streitkräfte gegen die Infrastruktur der Zivilsten in Gaza abgab,
erzählte die Geschichte eines frustrierten Goliath, der unfähig war, den
unzureichend bewaffneten Feind bis in die Unterjochung zu bestrafen“,
so Max Blumenthal, der Gaza während der Offensive besuchte, in seinem
neuen Buch mit dem Titel „The 51 Day War“.  

http://tlaxcala-int.org/upload/gal_11114.jpg

Jerusalem, 2011: “Tod den Arabern”, geschmiert auf einer Moschee vom 13. Jahrhundert

Wenn man einen Slogan für die IDF anwenden sollte, der auch
wirklich bezeichnend für große Teile der israelischen Gesellschaft und
das heutige Militär ist, so könnte man Schlimmeres tun als die
Bezeichnung „Tod den Arabern!“ anzuwenden.
Während des Höhepunkts der Belagerung von 2014 ergab eine
Volksbefragung des israelischen Demokratie-Instituts f0lgendes: 95 % der
Israelis unterstützten die Invasion, wobei sich die Hälfte über die
unzureichende Gewaltanwendung der IDF beklagte. Mit andern Worten: „Tod
den Arabern!“
Während Max Blumenthal durch die Trümmer von Gaza lief, fiel ihm
eine Anzahl palästinensischer Gebäude auf, die während der IDF-Invasion
als militärische Außenposten verwendet wurden und mit Graffitis mit dem
Wortlaut „Tod den Arabern!“ beschmiert waren.
Verwüstete palästinensische Wohnungen sind nicht nur ein
frustrierter Ausdruck des Krieges, denn das Motto „Tod den Arabern“
wurde in Israel zu einer wahren Bewegung.
Vor kurzem wurde der Slogan „Tod den Arabern“ auf arabisch-jüdische
Schulen gesprüht, während der Angriffe der israelischen Siedler gegen
die Palästinenser im Westjordanland geschrien und von mehr als 200
rechtsradikalen Demonstranten bei einer muslimischen Hochzeit gesungen.
Als Reaktion auf die Entführung von drei israelischen Jugendlichen,
die Israel boshaftig Hamas in die Schuhe schob, um den Gazakrieg
politisch zu rechtfertigen, organisierten zionistische Gruppen
„Tod-den-Arabern“-Demos in Jerusalem.
Diese ist die Sprache des Neo-Faschismus und das Verhalten eines
zunehmend faschistischen Staates.  Das Witzige und gleichzeitig
Tragische an der Sache ist aber, dass gerade die illegale, israelische
Besatzung des Westjordanlandes und Ostjerusalems diese Zivilisten, die
dann auf den Straßen „Tod den Arabern“ singen und jene Soldaten, die
diesen Slogan auf die Mauern der palästinensischen Häuser sprühen,
radikalisiert.
Letzten Monat habe ich zwei Soldaten des IDF- Rekrutierungsamtes
Lishkat HaGiuys in Jerusalem interviewt, deren Job darin besteht, neue
Rekruten zu prüfen und zu testen, um festzustellen, in welcher Abteilung
der Streitkräfte diese am besten dienen sollten. Ich fragte, ob es denn
üblich für neue Rekruten wäre, einfach daher zu kommen und zu sagen:
„Ich will Araber töten“. Sie meinten, dies wäre in Jerusalem üblicher,
da die Bewerber aus den besetzten Gebieten – dem Westjordanland und
Ostjerusalem – im Rekrutierungsamt von Jerusalem ausgewählt werden.
Jeder Soldat, der zuständig für die Rekrutierung war, schätzte,
dass 5 neue Rekruten auf 100 schon beim ersten Gespräch mit dem Motto
“Ich will Araber töten” herausplatzen würden, während eine größere
Anzahl von ihnen es einfach dachte, aber nicht doof genug war, um es
auch wirklich auszusprechen. “In der Tat ist nicht jeder gleich. Es
hängt definitiv davon ab, woher der Antragsteller kommt. Wenn die
Rekruten aus den Gebieten hinter der grünen Linie kommen oder in den
Siedlungen leben, dann stehen sie eher darauf, Araber zu töten”, so
IDF-Werbeoffizier Aki, wohnhaft in Südgaliläa, der natürlich seinen
vollständigen Namen nicht verraten wollte. „Wenn man jemanden aus Tel
Aviv fragt, dann steht er weniger darauf“, so der Werbeoffizier Sheera
aus Ostjerusalem.
Beide Soldaten machten deutlich, dass Araber, die unter der
Besatzung nicht leben, das Militär nicht hassen und „freundschaftliche
Beziehungen“ pflegen, während für die Israelis, die in den besetzten
Gebieten ansässig sind, Folgendes gilt: „Du hast täglichen Kontakt zu
den Arabern und siehst, was sie von dir denken“.
Das ist die Besatzung, Du Idiot!
Illegale jüdische Siedler erleben einen harten Widerstand seitens
der Besetzten. Siedler im Westjordanland und Ostjerusalem erleiden
Sticheleien und Repressalien. Sobald die Siedlerkinder das militärreife
Alter erreichen, schließen sie sich mit einem starken araberfeindlichen
Ressentiment der Armee an. „Tod den Arabern“ wird zu deren Mantra. „Tod
den Arabern“ wird mit Kreide auf die für Gaza bestimmten Militärgranaten
geschrieben.
Mit 750.000 illegalen, jüdischen Siedlern, die derzeitig in den
besetzten Gebieten leben, verschiebt sich das zivile, politische und
militärische Spektrum immer mehr nach rechts. Ein ziviles Militär, das
sich immer mehr zum faschistischen Endpunkt des ideologischen Spektrums
verschiebt, hat die negativsten Folgen für die, die es wagen, sich der
Besatzungsmacht zu widersetzen, vor allem wenn hohe religiöse Führer zur
„Ausrottung des Feindes mit allen als angemessen angesehenen Maßnahmen“
aufruft.
Aus einem vor kurzem veröffentlichter Bericht von Action on Armed
Violence (AOAV) geht hervor, dass Israel 2014 mit explosiven Waffen mehr
Zivilisten tötete und verletzte als jegliches andere Land der Welt. Der
Bericht definiert explosive Waffen als „Munitionen wie abgeworfene
Bomben, Granatwerfer, improvisierte Sprengsätze und Granaten”, die „Tod,
Verletzungen und Schäden durch die Projektierung der
Explosivdetonation, von Hitze und auch von Fragmenten um die
Detonationsstelle” verursachen.
3.813 der 4.022 von AOAV registrierten Verletzten und Toten nach
dem Gaza-Angriff waren Zivilisten. „Daraus folgt, dass die Zivilisten
einen alarmierenden Prozentsatz von 95 der durch Sprengstoff getöteten
und verstümmelten Opfer von Gaza ausmachen. Somit spielt Israel in
derselben Liga wie die militante Gruppe Boko Haram, deren Angriffe durch
Selbstmordattentäter und improvisierte Sprengsätze in Nigeria eine Zahl
ziviler Opfer von 97% erreichte. Im Vergleich dazu betrug die Zahl
ziviler Opfer in Syrien, auf die sich Israel oft bezieht, um von seinen
eigenen Gräueltaten abzulenken, bei 81 %”, so Rania Khalek.
Man sollte Sheldon Adelson, Alan Dershowitz, Ehud Barak, Oberst
Richard Kemp und all denen, die “die IDF für die moralischste Armee der
Welt” halten, mal die AOAV- und UN-Ermittlung über Gaza vor die Nase
halten.

Wenn es darum geht, Slogans um sich zu werfen, so ist „Tod den Arabern“ wohl der
Slogan, der den ideologischen Kopfraum der israelischen Armee
artikuliert. Es handelt sich um einen Pseudo-Slogan, der immer öfters
und immer lauter gehört werden wird, während Israel seine illegale
Besatzung weiterführt.