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Sonntagspanorama von Claus Folger


Liebe Leserinnen und Leser,
der Urmensch war
kampfeslüstern und wild, eine Art keulenschwenkender Gorilla. Wir stammen von
Mörderaffen ab, die andere zweibeinige Affenarten auslöschten.
„Freud
zufolge waren die Menschen in früheren Urzeiten in einer Urhorde organisiert,
die unter der Herrschaft eines großen, tyrannischen Männchens stand. Da dieses
Männchen alle Frauen der Horde für sich beanspruchte, blieb den männlichen
Nachkommen nichts anderes übrig, als Frauen anderswo zu rauben. Eines Tages
taten sich dann die ausgetriebenen Brüder zusammen, erschlugen und verzehrten
den Vater und machten so der Vaterhorde ein Ende.“ Zitat: LE MONDE diplomatique
Erst neulich stießen Wissenschaftler nach Knochenfunden
auf ein jungsteinzeitliches Massaker, bei dem im heutigen Main-Kinzig-Kreis 26 Menschen
mit Steinbeilen niedergemetzelt wurden. Das blutige Ende einer Siedlerkultur
ca. 5000 v. Chr. Das Frankfurter Karikaturistenduo Greser und Lenz vermutet 26
Dummbatzen, die das Frankfurter Nationaldessert zum Apfelwein „Handkäse mit
Zwiebeln“ als „Handkäse mit Zwiebeln“ ohne Zwiebeln verehrten.

Apropos Mörderaffen. Da kommt mir eine wirklich
beklemmende Dokumentation in den Sinn, die ich vor einiger Zeit auf Arte
gesehen habe. Sie berichtet von Amerikas geheimen Krieg in Laos, der größten
Militäroperation des CIA. „In den neun Jahren des von 1964 bis 1973 dauernden
Krieges warfen die US-Streitkräfte in 580 000 Flügen mehr als 2 Millionen
Tonnen bzw. 250 Millionen Streubomben und andere schwere Artillerie auf Laos
ab, ca. 30% davon waren, oft aufgrund geringer Abwurfhöhe, Blindgänger.
Rund um die Uhr – im Schnitt alle 8 Minuten, neun Jahre lang – wurde das kleine
Land von den Amerikanern beschossen, es
hagelte mehr Bomben als auf Japan und Deutschland im gesamten Zweiten Weltkrieg
.“
Quelle: gegenfrage.com http://www.gegenfrage.com/laos-das-am-staerksten-bombardierte-land-der-welt/
Das vergebliche Ziel der USA war es, den Ho-Tschi-Minh-Pfad zu zerstören, die
Versorgungsroute des Vietcong, die zu Teilen durch den laotischen Dschungel
führte. Ein besonderes Charakteristikum des Ho-Chi-Minh-Pfads war sein
teilweise unterirdischer Verlauf mit Kommandozentralen, Waffenlagern,
Schlafgelegenheiten und medizinischen Stationen. https://www.youtube.com/watch?v=-qjjx0OaXIw

Selbst die doofen Juden wussten, dass man das von der Hamas
kontrollierte, weitverzweigtes System illegaler Tunnel nicht durch Bomben aus
der Luft zerstören konnte, als sie im Gazakrieg 2014 den Gazastreifen in Schutt
und Asche bombten.
Der israelische Journalist, Schriftsteller und
Friedensaktivist, Uri Avnery, berichtet über die Eskalation des Gazakrieges,
der als Ausgang die Entführung von drei jungen jüdischen Studenten hatte: „Die
Hamas-Führung im Gazastreifen konnte nicht ruhig bleiben, während ihre
Kameraden in der Westbank  ins Gefängnis kamen. Sie reagierten mit dem
Abfeuern von Raketen auf israelische Städte und Dörfer. Die israelische
Regierung konnte sich nicht ruhig verhalten, während ihre Städte und Dörfer
bombardiert wurden. Sie antwortete mit einem schweren Bombenangriff auf den
Gazastreifens aus der Luft. Von da an
war es nur ein endloser Blutrausch von Tod und Zerstörung. Der Krieg schrie
nach einem Zweck.
Hamas tat dann etwas, das meiner Meinung nach ein großer
Fehler war. Sie benützte einige der geheimen Tunnel, die sie unter dem
Grenzzaun gebaut hatte, um israelische Ziele anzugreifen. Den Israelis wurde
plötzlich diese Gefahr bewusst, die die Armee bis dato als unbedeutend
angesehen hatte. Der sinnlose Krieg
bekam einen Sinn. Es wurde der Krieg gegen die Tunnel. Die Infanterie wurde in
den Gazastreifen geschickt, um sie zu suchen und zu zerstören. 80 000
Soldaten drangen in den Streifen ein und zerstörten alle bekannten Tunnel.“

Aber sind die angenommenen Mörderaffen „‚nicht in
Wirklichkeit ein imaginäres geistiges Konstrukt, das ebenso wie die Rassentheorie
oder die Eugenik von den Ideologien des 19. Jahrhunderts beeinflusst ist‘, wie
der niederländische Anthropologe Raymond Corbey behauptet?
Neurowissenschaftliche Studien belegen, dass gewalttätiges Verhalten nicht
genetisch vorprogrammiert ist. Obwohl bestimmte kognitive Strukturen ein
solches Verhalten begünstigen, spielt das familiäre und soziokulturelle Umfeld
eine wichtige Rolle. Viele soziologische, neurowissenschaftliche und
prähistorische Arbeiten betonen auch, dass der Mensch von Natur aus empathisch
ist und dass Empathie, ja Altruismus Katalysatoren der Menschwerdung waren.“
Quelle: LE MONDE diplomatique
Mehr Geld für Griechenland, 450 000, 700 000, 800 000
usw. Flüchtlinge. Pro Woche scheint die Flüchtlingsprognose für Deutschland
2015 um 100 000 Flüchtlinge anzusteigen. Laut
FAZ wurden 43% aller in der EU
gestellten Asylanträge im ersten Halbjahr 2015 in Deutschland eingereicht. Nach
einer Schätzung könnten die Ausgaben der Bundesländer dadurch auf bis zu zehn
Milliarden Euro steigen, sollten die Asylbewerber im Schnitt ein Jahr lang in
Deutschland bleiben
. Laut der Frankfurter Sozialdezernentin Daniela
Birkenfeld (CDU) wird die Unterbringung der erwachsenen Flüchtlinge nur zu
einem Teil vom Land ausgeglichen. Die Stadt Frankfurt streicht das Budget für
Taxigutscheine Behinderter zusammen und friert die Zuschüsse für kleine
Vereine, Initiativen und Projekte ein, darunter Frauenhäuser und
Jugendberatungsstellen. – Können wir  in
Zukunft so verbleiben, dass meine Steuergelder an meinem Wohnort für den Bau
von Straßen, Schulen und so weiter eingesetzt werden und nicht x-milliardenfach
für irgendwelche Menschen aus irgendwelchen Ländern!
Das schwarze Schaf der Woche

 „Es gibt für manche eine vielleicht
überraschende Nachricht: Es ist möglich, dem Schauspieler Till Schweiger
gegenüberzutreten, ohne extreme Gefühle in irgendeine Richtung zu entwickeln.
Freitag, 20 Uhr in Berlin. Nachtdreh für einen ‚Tatort‘. Schweiger, bisschen
schlapp von Hitze und Nachtarbeit, ist freundlich zu allen, die um ihn herum
sind. Einen Besserwisser nennt er ‚Schlaubi‘, dem Mädchen, das den Aschenbecher
bringt, sagt er ‚danke schön‘. Normal.“
Der Schauspieler und Regisseur Till Schweiger sagte vor
einiger Zeit, dass ihn die Menschen entweder lieben oder hassen würden. Die
FAZ-Investigativ-Journalistin Friederike Haupt hat nun den Till
Schweiger-Selbsttest gemacht. Und siehe da…
Derweil kämpfen
die FAZ-Oberen weiter gegen die „gefährliche Totaltransparenz“ der
Internetöffentlichkeit.
Das verkappte Staatsmedium – anscheinend aus einer
Zeit, in der es in jedem deutschen Haushalt noch einen Patriarchen gab, dem
nicht widersprochen werden durfte – warnt in einem Leitartikel: „Wenn bald
wahllos alles öffentlich gemacht wird, kann Politik nicht mehr nach den
bisherigen Regeln funktionieren. Denn jede politische Entscheidung, auch
diejenige, die von großem Nutzen für eine große Zahl von Bürgern ist, hat in
aller Regel zunächst einen vertraulichen Vorlauf in einem kleinen Kreis
verantwortlich Handelnder. Die Freunde der Totaltransparenz brandmarken das als
Geheimniskrämerei.“
Dass sich Politiker gerne mal was zurechtmauscheln, wenn
sie sich unbeobachtet fühlen, scheint außerhalb des Vorstellungsvermögens eines
handelsüblichen FAZ-Redakteurs zu sein.
Da wir gerade bei
„gefährlicher Totaltransparenz“ sind:
Der amerikanische TTIP-Leseraum, der den Vertretern der
Regierungen der EU-Mitgliedstaaten (nicht den Parlamentariern!) gnädigerweise
erlaubt, ein bisschen in die TTIP-Unterlagen reinzuschnuppern, hat immerhin
(sarkastisch gemeint!) in der Regel zweimal in der Woche von 10 bis 12 Uhr
geöffnet.
Da wir gerade bei
der gefährlichen Allmacht von Großkonzernen sind:
Immer wieder wird die Nähe der FAZ zu dem Frankfurter
Flughafenbetreiber Fraport kritisiert. Auf einer FAZ-Podiumsdiskussion zum
Thema Flughafenausbau verteidigte sich der FAZ-Herausgeber Werner D’Inka mit
dem Qualitätsstandard der Zeitung: „Wir trennen die Nachricht von dem Kommentar.
Wir kommentieren halt immer für Fraport.“ Als ich das hörte, war ich wirklich
baff. Wenn ein Pro-Fraport-Kommentar immer schon gesetzt ist – er quasi
FAZ-Herausgeberlinie ist –, wie hoch ist dann noch die Wahrscheinlichkeit, dass
die FAZ Dinge zum ewigen Ausbau des Frankfurter Flughafens recherchiert, die
nicht automatisch in einen Pro-Fraport-Kommentar münden könnten? Hier geht es
zur Podiumsdiskussion. https://politropolis.wordpress.com/2014/11/29/die-bahn-muss-weg-f-a-z-podiumsdiskussion-flughafenausbau-ohne-ende/
Das weise Schaf der Woche

„Ich glaube, die
Menschen in der Steinzeit waren zufriedener als wir heute. Obwohl sie viel und
schwer arbeiten mussten. Den Zeugnissen nach, die sie uns hinterlassen haben,
scheinen sie jedenfalls nicht unglücklich gewesen zu sein. Denn sie waren
kreativ, machten auch viel Kunst, zum Beispiel die Venusfiguren. Und für so
eine Schnitzerei braucht man Ruhe.“
Die Experimentalarchäologin Anja Probst-Böhm in chrismon.
Mein Lektüretipp
der Woche:
Die Bedeutung des Ho-Chi-Minh-Pfads im Vietnamkrieg
https://www.planet-schule.de/wissenspool/vietnamkrieg/inhalt/hintergrund.html
Claus Folger
Frankfurt am Main