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Neue Internetseite auf Deutsch über “Verschwindenlassen”

Trauer und Gedenken in La Hoyada, geheimer Militärfriedhofin Ayacucho/Peru

Trauer und Gedenken in La Hoyada, geheimer Militärfriedhof in Ayacucho/Peru
Quelle:
Murat Tebatebai

  Mit dieser neuen Website möchten die Autoren die deutsche
Öffentlichkeit über das Phänomen des Verschwindenlassens von Menschen
durch staatliche Organe weltweit informieren. Af der Seite stellen sie
Hintergrund-Informationen, Falldokumentationen, Hinweisen auf rechtliche
Instrumente und Veranstaltungs-Hinweise bereits. So soll im Laufe der
Zeit ein zentrale Datenbank entstehen, die umfassend informiert und
Argumente für Schutzmaßnahmen liefert.
Im Dezember 2006 hatte die Generalversammlung der Vereinten Nationen
mit der Resolution 61/117 eine Konvention für den Schutz aller Personen
vor dem Verschwindenlassen beschlossen. Die Resolution trat im Dezember
2010 in Kraft und legte den 30. August als Gedenktag fest. Die
Konvention erkennt das gewaltsame Verschwindenlassen von Personen durch
staatliche Organe oder mit Duldung der Regierung als besonders schwere
Menschenrechtsverletzung an, bei der den Angehörigen in aller Regel
Auskunft über den Verbleib dieser Menschen verweigert oder ihr Ergreifen
bestritten wird.

An eine geheimen Militärfriedhof in Ayacucho/Peru – hier wurden viele Leichen verscharrt
Quelle:
Murat Tebatebai

Verschwundene befinden sie sich im rechtsfreien Raum, sind hilflos
Folter und Misshandlungen ausgesetzt. In manchen Fällen tauchen die
Leichen wieder auf, sehr viele bleiben aber verschwunden. Das
Verschwindenlassen von Menschen ist eine Menschenrechtsverletzung, die
nicht verjähren kann.
Besonders weit verbreitet war die Praxis des Verschwindenlassens in
den Militärdiktaturen Lateinamerikas zwischen 1966 und 1986, wo nach
offiziellen Angaben rund 90.000 Menschen verschwunden sind. Es war eine
der Maßnahmen, die in der Bevölkerung für Angst und Schrecken sorgten.
Aber auch heute noch verschwinden dort Menschen – alleine in Mexiko
waren es in den letzten acht Jahren rund  30.000 Personen.
Die neue deutschsprachige Internet-Plattform wird sich in der Zeit
des Aufbaus vor allem mit diesen Ländern befassen. Aber auch in anderen
Weltregionen wie Asien, Afrika und dem Nahen Osten werden von Amnesty
International zahlreiche Fälle aus der jüngsten Vergangenheit gemeldet.
Auch diesen will die Plattform gerecht werden, sobald die Aufbauphase
abgeschlossen ist.