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Sonntagspanorama von Claus Folger


“Kein Stichwort bringt sie mehr in Rage als ebendas:
Medien. Sofort verlieren sie Contenance und Zurückhaltung, setzen mit furiosen
Episteln an: Medien pauschalieren,
skandalisieren, betreiben Hetzjagden, zerstören Lebensleistungen, schlachten
Menschen, schmeißen mit Dreck.”
– Um wen geht es hier wohl? Es ist die
deutsche Wirtschaftselite, die ihre Leistungen von den Medien nicht ausreichend
gewürdigt sieht und sie deshalb pegidagleich verachtet. „Stuttgart 21 war und ist für die Bosse der Horror schlechthin. Dann
doch lieber eine ‚gute Diktatur‘
, von denen einige der Befragten träumen
würden.“ – Peter Marx stellt auf Deutschlandradio
Kultur
das Sachbuch „Sprachlose Elite“ von Franz Walter und Stine Marg vor.

 Quelle: www.bp.com
 

Deutsche Unternehmer sollten sich besser mit der Tatsache
auseinandersetzen, dass die
Nachrichtendienste außerhalb der Wahrnehmung und der Kontrolle der gewählten
Volksvertreter und der Justiz arbeiten und Industriespionage betreiben.
Quelle: faz.net
 
Eine Studie des Digitalverbands „Bitcom“ ergab, dass mehr als die Hälfte aller Unternehmen
in Deutschland in den vergangenen zwei Jahren Opfer von Cyberkriminellen wurde.
Der Verband schätzt den Schaden für die gesamte deutsche Wirtschaft auf mehr
als 50 Milliarden € pro Jahr.
– In erster Linie würden aber aktuelle und
ehemalige Mitarbeiter als Täter auftreten und nicht ausländische Geheimdienste.
Quelle: FAZ
Besorgniserregend ist auch, mit welcher Massivität die
Streitkräfte der USA und der Nato immer näher an die Grenze Russlands
heranrücken. Nach luftpost.de „treffen die USA und die NATO 70 Jahre nach
dem Ende des Zweiten Weltkrieges unübersehbare Vorbereitungen für den Dritten
Weltkrieg, der schnell zum finalen Atomkrieg werden könnte.“
Luftpost.de untermauert seine
Einschätzung mit zahllosen Belegen. Sehen Sie dazu auch den „Lektüretipp der
Woche“ unten.
Die Frage, ob die Nato-Manöver an der Grenze zu Russland
mehr sind als eine Drohkulisse, kann ich nicht beurteilen. In den 1980er Jahren konnte es sich die USA unter Ronald Reagan noch
leisten die Sowjetunion  totwettzurüsten.
Trotz Russlandsanktionen sieht die Lage heute fundamental anders aus
. Das
Statistik-Portal statista.com setzt
die Staatsverschuldung Russlands für das Jahr 2014 mit 12,95% (die USA: 105,7%)
des Bruttoinlandsprodukts an. Im Jahr 2004 betrug die Staatsverschuldung
Russlands laut der gleichen Quelle noch 22,32 % (die USA: 65,48%) des BIP. Die USA sind mittlerweile mit knapp 20
Billionen Dollar verschuldet und können sich einen Anstieg der Zinsen vor dem
Hintergrund der maroden Wirtschaftslage niemals leisten
. Die Neue Züricher Zeitung schätzt, dass der
Negativzins als Reaktion auf die aufziehende Finanzkrise auf 5% erhöht werden
muss. Mit anderen Worten: Die Wirtschafts- und Finanzkrise schließt eine
weitergehende militärische Eskalation der Nato in Russland eher aus.
Das amerikanische Imperium wird auch keine
Vormachtstellung auf dem eurasischen Kontinent erreichen können, wie sie der
US-amerikanische Globalstratege, Zbigniew
Brzeziński, in seinem 1997 erschienenem Buch „Die einzige Weltmacht“ einfordert.
Die vor wenigen Wochen auf Initiative
Chinas aus der Taufe gehobene Asian Infrastructure Investment Bank (AIIB) hat
das Potential, das dollarzentrierte Weltfinanzsystem vollständig aus den Angeln
zu heben. Die Dominanz des US-Dollars und der Vereinigten Staaten als Weltmacht
könnte im Zuge dessen schneller zu Ende sein, als man sich das heute
vorzustellen vermag“,
schreibt Andreas Hoose vom Antizyklischen Börsenbrief.
Der ehemalige Chefökonom der
Weltbank und US-Finanzminister Larry
Summers sagt auf zerohedge.com: „D
ie Vereinigten Staaten haben ihre Rolle als Emissionsbank des globalen
Wirtschaftssystems verloren
.“ Die AIIB steht als eine multilaterale
Entwicklungsbank im Wettbewerb zu den US-dominierten Instituten Weltbank und
Internationaler Währungsfonds (IWF). Unmittelbar nach Bekanntwerden der
chinesischen Pläne hatten die USA ihre Verbündeten gedrängt, sich nicht an der
AIIB zu beteiligen. Vergeblich: Die AIIB listet bereits 57 Nationen als angehende
Gründungsmitglieder auf, darunter auch enge Verbündete der USA wie
Großbritannien, Deutschland, Italien, Frankreich und Israel. Die
Entwicklungsbank soll Ende des Jahres ihre Arbeit aufnehmen.
Die Radikalisierung der israelischen Gesellschaft findet
in dieser Woche ihren Ausdruck in der Regierungsbildung. Das Bündnis aus
Ultranationalen und Ultrareligiösen lässt die liberale israelische Tageszeitung
Haaretz erschrecken. Sie schreibt: „Die wichtigsten Themen der neuen
israelischen Regierung sind, die Besatzung Palästinas vorantreiben, die
illegalen Siedlungen ausbauen – und mehr Geld für ultraorthodoxe Juden, die
nicht arbeiten, sondern sich um ihre theologischen Studien kümmern.“
Wenn
Ultras in Israel das Alte Testament lesen und aus dieser Lektüre die
tausendfache Entrechtung der Palästinenser ableiten, dann ist die einzige
Antwort der westlichen Welt darauf, dass der sogenannte Friedensprozess
weitergehen muss. George Orwell: „Krieg
ist Frieden und Frieden ist Krieg.“
Zwischen rechts und links kann auch nicht der FBI-Direktor
James Comey unterscheiden, der den Besuch des Holocaustmuseums in Washington
für FBI-Agenten zur Pflicht gemacht hat. Er hatte in einem Gastbeitrag für die Washington Post Polen und Ungarn als
Komplizen des Holocaust bezeichnet. Die polnische Ministerpräsidentin Ewa
Kopacz bekräftigte daraufhin, dass „Polen kein Täter, sondern ein Opfer des
Zweiten Weltkriegs“ gewesen ist. Quelle:
FAZ
Das schwarze Schaf der Woche
„Stalin
war ein effektiver Manager.“
Wladimir Putin, der Präsident der Russischen Förderation.
Quelle: FAZ 

Putin bedient nicht nur den wieder aufblühenden
Stalinkult in Russland, er betreibt ihn auch. Wie anders sind die pompösen
Gedenkfeiern zum Ende des Zweiten Weltkriegs (im europäischen Teil) zu
verstehen. Laut dem Meinungsforschungsinstitut
Lewada-Zentrum sieht mittlerweile wieder jeder 4. Russe in dem Tod Stalins
einen Verlust eines großen Führers und Lehrers.
http://www.levada.ru/eng/stalin
Das weise Schaf der Woche
„Erst nach dem Fall des Eisernen Vorhangs
erhielten die Forscher einen Zugang zu den archivierten Dokumenten und
Lebensgeschichten dieser Opfer. Diese belegen, dass beide totalitäre Regime –
Nazismus und Kommunismus – gleich kriminell waren. Es darf niemals eine Unterscheidung
zwischen ihnen geben, nur weil eine Seite auf der Seite der Sieger gestanden
hat.“
Die lettische Außenministerin Sandra Kalniete 2004 zur
Eröffnung der Leipziger Buchmesse. Quelle: Süddeutsche Zeitung.
Wenn die Dokumente recht haben und Hitler und Stalin die
gleichen Jahrhundertverbrecher waren, dann endet der Zweite Weltkrieg für die
Sowjetunion auch nicht am 8.5.1945, sondern im März 1953 mit dem Tod Stalins. 
Ein Beispiel: Der Osteuropa-Historiker Timothy Snyder
schätzt die Zahl der sowjetischen Bürger, die die deutschen Besatzer zwischen
1941 und 1944 in den von ihnen besetzten Gebieten der Sowjetunion bewusst
verhungern ließen, auf 4,2 Millionen. Am schlimmsten seien die Menschen bei
Leningrad, im Donezbecken, der Nordostukraine, der Krim und in den Städten
generell betroffen gewesen. Um die
„ukrainische Frage“ zu lösen, ließ Stalin in den Jahren 1932 und 1933 mehrere
Millionen Menschen durch eine vorsätzlich verursachte Hungersnot („Holodomor“)
sterben. Schätzungen gehen von bis zu 7,5 Millionen Hungertoten aus.
Quelle:
Wikipedia. Die Ukraine bemüht sich
seit der Unabhängigkeit im Jahr 1991 um eine internationale Anerkennung des „Holodomors“
als Völkermord. Russland versucht dies zu verhindern.
Mein Lektüretipp
der Woche:
http://www.luftpost-kl.de/luftpost-archiv/LP_13/LP09615_070515.pdf
Claus Folger
Frankfurt am Main