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Es lohnt sich, anständig zu sein von Abraham Melzer

So viel Zynismus, Häme,
Selbstgerechtigkeit, Überheblichkeit, Dummheit, Ignoranz, Unwissen,
Beleidigungen und Diffamierung, sich über Opfer lustig machen, halbe
Wahrheiten und ganze Lügen, Verschweigen von Tatsachen, Verwechselung
zwischen Heilung und Heiligung, Verhöhnung von Journalisten und
Experten, Bemitleidung Israels als dasjenige Land, das vermeintlich für
die deutsche Schuld zahlt und Verhöhnung der Palästinenser, die in der
Realität diejenigen sind, die tatsächlich für die deutsche Schuld bis
heute noch zahlen, mit dem Verlust ihrer Heimat; „Nibelungentreue“ zu
Israel, Anmaßung und Starrsinn, Scheinheiligkeit, leibhaftige böse
Aggressivität gegenüber „Israelkritiker“, herumlaufen mit einem Ghetto
im Kopf und mit Schaum vor dem Mund, irrational und voller Widersprüche,
dämonisch und voller Selbstmitleid, infantile Verfälschung der
Geschichte indem man zum Beispiel behauptet, die Israelis hätten „fast
flehentlich die Araber (1948) beschworen Haifa nicht zu verlassen und
immer wieder zu behaupten: „Israel ist ein Wunder und ein Symbol für
Freiheit“. Fragt sich nur für wen? Für die Palästinenser sicherlich
nicht.
Schapira fragt ob Jürgen Todenhöfer
wegen seiner berechtigten und notwendigen Kritik an Israels Politik
„statt nach Doppelherz zu Chrystal Meth gegriffen hat“. Bei Todenhöfer
weiß ich es nicht. Schapira und Hafner haben aber offensichtlich mehrere
Portionen davon geschluckt oder Haschisch geraucht, bevor sie ein
solches Machwerk geschrieben oder sich diktieren ließen. 
Hinter diesem Buch steht das Hauptziel
der israelischen Propaganda: Antisemitismus und Israel-Kritik zu
verschmelzen und am Ende jegliche berechtigte Kritik an Israels
imperialistische, völkerrechtswidrige und rassistische Politik als
Antisemitismus zu deklarieren. Wer Israels Politik kritisiert ist ein
Israelhasser. Wer Israels Politik kritisiert, kritisiert Israel und wer
Israel kritisiert ist ein Antisemit. So einfach ist es. Wer lügt, der
stiehlt, der frisst auch kleine Kinder.
Schapira spricht ununterbrochen von der
Antisemitismus-Keule, dabei ist aber ihre Anti-Antisemitismus-Keule
keine Keule, sondern ein Bumerang. Es wird eines Tages auf uns allen
zurückkommen. Hoffentlich trifft es die richtigen.
Hubertus Volmer schreibt bei n-tv in
seiner Kritik bzw. Lob dieses überflüssigen Buches, „Wer Israel
kritisieren will, soll dies tun – aber bitte vorher dieses Buch lesen“.
Dabei schreibt er ausdrücklich, dass Schapira und Hafner auf die Frage,
warum der Judenstaat so gehasst wird, keine Antwort geben. Er schreibt:
„Es wäre die Antwort auf die Frage, wie man dafür sorgen kann, dass es
keine Trottel mehr gibt.“ Dabei ist das doch die beste Antwort. Zuerst
muss man dafür sorgen, dass die „Trottel“ die richtigen Bücher lesen und
auf gar keinen Fall solch ein Gift zu lesen bekommen. Und zweitens muss
man dafür sorgen, dass sie eine ordentliche Erziehung bekommen und
keine Berieselung durch zionistischer Propaganda.
Vollkommen gelobt werden beide Autoren
im „Israelbetz“ und wahrscheinlich werden sie auch noch empfohlen werden
durch die Jüdischen Allgemeinen und diversen anderen zionistischen
Blätter, die vom Hasbara-Ministerium gelenkt werden. Im Israelnetz kann
man lesen, dass es „ein so wichtiges Buch“ sei. Aber der Rezensent kann
nicht verschweigen: „Ein bisschen übel kann einem schon werden bei der
Lektüre des Buches“. Er meint es zwar nicht so wie ich, aber es kommt am
Ende auf dasselbe raus. Dort meint man, dass Schapira und Hafner
tatsächlich den Unterschied zwischen „legitimer und antisemitischer“
Israel-Kritik freigelegt haben. Dabei ist grundsätzlich und vom
Grundgesetz so festgelegt, jede Kritik legitim, sofern und solange sie
nicht beleidigend und diffamierend sind und nicht nach den Grundsätzen
eines Henryk M. Broder verfasst ist: „Warum sachlich, wenn es auch
persönlich geht.“ Antisemitisch ist eine Kritik meistens nur in den
Augen des Betrachters, der sie so sehen will.
Angeblich lernt der Leser vor allem viel
darüber, wie es ist, als Jude in Deutschland zu leben: Grausam, weil ja
alle Deutsche Antisemiten sind. Ich frage mich, warum inzwischen mehr
als 30 000 jüdische Israelis allein In Berlin leben? Weil es dort so
grausam für Juden ist? Weil der Antisemitismus, wie die Autoren
schreiben, „ein fast alltägliches Phänomem“ ist?
Als wir früher die DDR gelobt und die
BRD kritisiert haben, sagte man uns: „Geh doch rüber, wenn dort alles
besser ist.“ Dasselbe möchte ich Esther Schapira sagen: „Geh doch nach
Israel, wenn du so an Israel hängst und hier alles so „antisemitisch“
ist!“
Schapira sollte doch Israel helfen sich
gegen „den palästinensischen Terror“ zu verteidigen. Für sie 
alle
Palästinenser, zumindest alle palästinensischen Moslems, hasserfüllte
„Islamisten“. Im Buch kommt das Wort „Muslime“ nicht ein einziges Mal
vor, dafür aber unzählige Male das Wort „Islamisten“. Alle Muslime sind
Islamisten. Das klingt einfach und ist infam und ein Fall für die
Staatsanwaltschaft.
Israelkritiker wollen, das lehrt uns
Esther, das sich Israel „der Waffengewalt des Feindes schlicht und
einfach ergeben“. Welches „Feindes“? Welche „Waffengewalt“? Hat denn
Esther Schapira vergessen, dass Israel über 400 oder 200 scharfe
Atombomben verfügt. Hat sie vergessen, dass Israel im Oktober-Krieg 1973
bereits Kampfflugzeuge mit Atombomben bestückt hat, die nur auf
massiven Druck der Amerikaner auf dem Rollfeld stehen geblieben sind. Da
warnt uns Schapira vor einer iranischen Atombombe, die noch gar nicht
vorhanden ist und bei der man viele berechtigte Zweifel haben kann und
haben muss, ob es sie je geben wird. Die israelischen Bomben sind aber
schon vorhanden und die „Samson-Doktrin“ kennt inzwischen auch jeder,
der sich mit dem Nahost-Konflikt beschäftigt. Esther Schapira vielleicht
nicht, oder sie will nicht darüber schreiben.
„Die Solidarität mit Israel ist in
Deutschland Staatsräson“, schreiben die Autoren, „doch bei kaum einem
anderen Thema ist die Kluft zwischen offizieller Politik und
Volksmeinung größer“. Na, dann gottseidank, möchte man sagen, das zeigt
doch nur, dass das Volk doch nicht so dumm und naiv ist, wie Schapira
und Hafner uns weismachen wollen. Die Deutschen haben in den letzten 70
Jahren doch etwas gelernt. Vor allem nicht der Obrigkeit blind
vertrauen.
Besonders absurd, aber auch lustig und
komisch, ist Schapira, wenn sie behauptet, dass zwischen 8. Juli bis 5.
August 2014 die Hamas 3360 Raketen auf Israel abgefeuert hat, von denen
2303 einschlugen, davon „115 in Wohngebieten. 3,5 Millionen israelische
Zivilisten waren in Gefahr“. Nach Adam Riese bedeutet das, dass jede
Rakete (!) ca. 30 000 Zivilisten beinahe getötet hat. Dabei haben diese
Kassam Raketen bisher noch nicht einen einzigen Israeli getötet. Soll
man lachen? Soll man weinen? Man kann und darf schmunzeln.  Schapira
stellt aber die Frage, ob Israel dämonisiert wird, ob Israels Existenz
delegitimiert wird, misst man Israel mit doppelten Maßstäben? Nein,
Israel wird nicht dämonisiert, Israel selbst dämonisiert seine Nachbarn
und seine Kritiker; nein, Israels Existenz wird nicht delegitimiert.
Israel existiert und wird von den meisten Staaten dieser Welt anerkannt
und könnte von noch mehr Staaten anerkannt werden, wenn es nur endlich
seinen Frieden mit den Palästinensern machen würde. Alle Mitglieder der
Arabischen Liga haben es Israel schon längst und mehrmals angeboten. Als
ich im Oktober 2008 in Israel war, hat die Arabische Liga in allen
großen israelischen Zeitungen eine Doppelseite mit einem Friedensangebot
belegt. Als ich das meinen Klassenkameraden, die ich bei einem
Klassentreffen getroffen habe, gezeigt habe, hat sich keiner, kein
einziger dafür interessiert. Darüber schreibt Schapira nicht.
Sie jammert und lamentiert wegen der
Boykottmaßnahmen gegen israelische Produkte und vergleicht sie mit dem
Boykott der Nazis: „Kauft nicht bei Juden“. Dabei kann doch ein
zurückgebliebener Volksschule Schüler sofort erkennen, dass man hier
nicht vergleichen kann. Erstens sollen nicht die Produkte Israels
boykottiert werden, sondern nur die Produkte, die Israel in den
besetzten Gebieten produziert. Zweitens konnten die Juden sich gegen den
Boykott nicht wehren, während Israel den Boykott von einem Tag auf den
anderen stoppen kann, indem es die völkerrechtlich illegalen Siedlungen
aufgibt und drittens darf man auch nicht vergessen, dass es ein
Beschluss der Europäischen Union ist und nicht Deutschlands, dass Israel
die Produkte aus den Besetzten Gebieten gesondert und sichtbar
auszeichnet. Israel ignoriert aber diesen Beschluss. Schapira macht sich
aber Sorgen um die palästinensischen Arbeiter. Heuchlerischer geht es
nicht mehr. Der Boykott würde die falschen treffen, nämlich die
palästinensischen Angestellten „die gerne bei erfolgreichen israelischen
Firmen arbeiten“. Jetzt muss ich mich aber übergeben. Entschuldigung.
Vergessen wir nicht, liebe Leser, dass
diese Boykott Politik in Palästina ausgedacht und entstanden ist. Es
handelt sich keinesfalls um den „Boykott israelischer Waren“, sondern um
den Boykott der Ausbeutung der Besetzten Gebiete. Es ist höchste Zeit,
dass auch Schapira und Hafner, Broder und Petra Pau das verstehen. Und
die palästinensischen Arbeiter lassen sich bestimmt so gerne ausbeuten,
wie die Juden in Theresienstadt sich missbrauchen ließen. Und die
Israelis schenken den Palästinensern auch kein Land, wie der Führer den
Juden keine Stadt geschenkt hat.
„Wer ist Täter, wer ist Opfer“, fragte
die Reporterin des „Heute Journal“ vor Ort, als im Herbst 2014 in einer
Jerusalemer Synagoge vier betende Juden ermordet wurden. Und Schapira
kommentiert: „So als gäbe es da eine klitzekleine Möglichkeit, dass die
Juden selbst schuld an ihrer Ermordung waren. Denn schließlich waren sie
ja Juden, die in Israel leben“. Dabei hat doch Schapiras
„Zwillingsbruder“ Henryk M. Broder selber geschrieben: „Israelis sind
Täter“. Wir wissen also wer im Nahost-Konflikt der Täter ist und wir
wissen auch wer im Zweiten Weltkrieg die Täter waren. Vielleicht wissen
es Esther Schapira und Georg Hafner nicht, noch nicht. Aber auch sie
werden es bald wissen. Die Wahrheit lässt sich nicht für immer
verbergen.
Ich schätze, dass Sowohl Esther Schapira
wie auch Georg Hafner in Deutschland eine der bürgerlichen Parteien
wählen, SPD, CDU oder GRÜNE. Was veranlasst sie eine rechts-radikale,
rassistische und imperialistische Politik in Israel zu rechtfertigen, zu
propagieren und zu entschuldigen? Weil es Juden sind?
Ich hatte einen Freund in Israel, der
überzeugt war, dass er liberal und auf Augenhöhe mit europäischen
Liberalen ist. Als ich ihm eines Tages sagte, dass seine „liberale“
Einstellung bei uns auf Augenhöhe mit den Neo-Nazis zu bewerten ist, war
er bis auf die Knochen beleidigt. Aber so ist es nun mal: Liberale in
Israel gehören bei uns nach rechtsaußen.
Und ich möchte mit den Worten des vor
wenigen Tagen verstorbenen ehemaligen polnischen Außenminister und
moralisch integren Menschen, Vadislav Bartoschwesky beenden: Es lohnt
sich anständig zu sein. Es lohnt sich auch an das Leid der anderen zu
denken.