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Rezension des Dokumentarfilms Israele il cancro („Israel, das Geschwür“) von Samantha Comizzoli


Anbei die Rezension des Films Israele il
cancro
(„Israel, das Geschwür“) von Antonietta Chiodo von ProMosaik e.V.,
eines Dokumentars, der uns wirklich zeigt, was in Palästina vorgeht.

Wer sich diesen
Dokumentarfilm über das Alltagsleben der Palästinenser ansieht,  den verzaubert das Menschliche, das sich in
jedem von uns verbirgt. Es wäre einfach, unser Gewissen wachzurütteln, indem
man uns Bilder voller Blut und Schrecken, Betrug und Verwundbarkeit zeigt, aber
Samantha Comizzoli geht diesmal viel weiter, indem sie diese Grenze erfolgreich
überschreitet.
Jene teilnahmslose
Wüste, die diesen Krater der Hoffnung immer wieder öffnet und schließt, indem
sie die Möglichkeit, sie zu überleben, erneut im Feuer verzehrt. Über der Wüste
ein wolkenloser Himmel, der sie beobachtet und keine Sonne, die deine
Vorstellungskraft ergreifen kann. Ihre tiefe Stimme spricht deutlich wie eine
Erzählung, wie wenn man den Kindern ganz sachte versucht, das Gefühl einer Welt
zu vermitteln, die sich jenseits der Fantasie befindet, um uns davon zu
überzeugen, dort zu sein.  

Wir befinden uns in
jenen Fotogrammen. Jede einzelne Sekunde befinden wir uns neben ihr, während
sie jenen sandigen Ozean beobachtet, der jeden zu Boden stürzen würde, der
vergebens versucht, die Entführung eines Jungen durch zahlreiche, israelische
Siedler aufzuhalten. Sie entführen ihn einfach bewaffnet und ignorieren
vollkommen die Stimmen der Aktivisten und Journalisten von Press, die in allen
Sprachen dieser Welt etwas als Schande beschreien, was inzwischen in Palästina
den normalen Alltag bestimmt. Diese kleine Frau stellt sich furchtlos vor sie.
Sie weiß aber, dass sie ihre Videokamera, ihre Stimme, ihre und unsere Augen
vor diesen Konfrontationen bewahren muss.
Ihre dünnen, blonden
Haare rutschen ihr leicht ins Gesicht. Ihr übermüdetes Gesicht und ihr trauriger
Blick entkommen den Schüssen, die eines Abends während einer Steinwurf-Demo der
Jugendlichen (Shebab) von der zionistischen Artillerie abgegeben werden, die
ein Massaker verübt.

Nun sehen unsere
Blicke von der Höhe des Daches nach unten, wie Engel, die von weitem seufzen
und sich fragen, ob es noch schlimmer kommen kann. Es fallen auch Schüsse in
Richtung des Objektivs. In diesem Film beweist Israel den gnadenlosen Willen,
an jeder Stelle zuzuschlagen. Nicht nur Palästina soll getroffen werden,
sondern jeder, der ein Botschafter oder ein Zeuge Palästinas ist. Ein
Sanitäter, der ein Leben retten sollte, wird selbst getroffen und mehrmals
verwundet, als wäre er selbst ein Monster, das es zu vernichten gilt. In der
Dunkelheit leuchten die zionistischen Artillerieschüsse und die Feuerwerke, die
einzigen Waffen der palästinensischen Jungs, auf. Sie werfen die Feuerwerke in
die Luft, als würden sie nach einem Gott suchen, der eine Hand auf ihr Haupt
legt, obwohl sie genau wissen, dass jeder Morgen einen hoffnungslosen
Sonnenaufgang in sich birgt und jede Nacht so dunkel ist wie der letzte Atem.

(Ich habe keine Angst vor den Siedlern. Und wenn sie auf
mich schießen, so soll mein Stein ihr Geschoss aufhalten).
Die Hoffnung ist die
Botschaft, die die Regisseurin uns allen überbringen möchte: in Palästina gibt
es keine Hoffnung mehr. Die Jugendlichen haben keine Träume mehr. Sie werden
dazu gezwungen, sich in Krieger zu verwandeln, obwohl sie genau wissen, dass
die Zukunft für sie nur ein Traum bleiben wird. Die Überlebenden werden innerhalb
kurzer Zeit entführt. Die Angst und das Fehlen jeglicher Menschenwürde sind die
mächtigste Waffe, um den Willen deines Feindes zu brechen. Und es macht auch nichts,
ob es ein Kind ist. In diesem Lande pflegt man ja zu sagen: „Wenn du überleben
willst, stelle dich nie neben ein Kind“.
Die älteren Frauen trauern
den Zeiten der Intifada nach und erinnern sich an ihre Widerstandskämpfer, die
ihr Leben für ihr Land ließen. Aber heute kämpfen neue Leute weit weg von Palästina,
nur um Karriere zu machen. Diejenigen, die dieses Volk eigentlich schützen
sollten, schauen zu und seufzen, vielleicht träumen sie auch. Aber die mutigen
Menschen, die wirklich in der Lage wären, ein neues lebendiges blühendes Land
aufzubauen, werden dauernd verhaftet und verwundet und erleiden körperliche und
psychische Folter. Und wir sehen uns dies alles durch ihre Blicke von der Düne
jener Wüste an, die die Lippen austrocknen lässt und an deren Horizont niemand
die Hand in unsere Richtung erhebt.
                                                                    18. April 2015
Antonietta Chiodo
Deutsche Übersetzung: Dr. phil. Milena Rampoldi von
ProMosaik e.V.
Den Trailer finden
Sie hier:
http://samanthacomizzoli.blogspot.com.tr/p/israele-il-cancro.html