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Die Presse im Wochenrückblick # 1 von Claus Folger


Liebe Leserinnen
und Leser,

naturgegeben
ist die Auswahl in einem Kolonialstaat sehr dünn. Es zwingt die Israelis aber
tatsächlich niemand, Wahl für Wahl ausgerechnet die jeweils international
anerkanntesten Kriegsverbrecher an die Spitze ihres staatlichen Gebildes zu
wählen. Der in New York geborene Journalist Eric Margolis beschäftigt sich auf Information Clearing House mit den
Folgen der Wiederwahl des israelischen Premierministers Benjamin
Netanjahu. Er schreibt: „Die US-Medien sind voller Spekulationen darüber,
wie die Obama-Administration Israel dafür bestrafen wird, dass Bibi
Netanjahu trotz seines von Demagogie und
offenem Rassismus geprägten Wahlkampfes
wiedergewählt wurde. Die New York Times vermutet sogar, dass
Präsident Barack Obama jetzt UN-Resolutionen unterstützen könnte, in denen der
Rückzug Israels auf die Grenzen von 1967 und die Schaffung eines lebensfähigen
Palästinenserstaates gefordert wird. Damit ist aber kaum zu rechnen. Die
Wiederwahl ‚König Bibis‘ macht Entscheidungen der israelischen Regierung
praktisch unangreifbar. Wer sollte Israel zwingen, das Elend der Palästinenser
durch eine wie immer geartete Zwei-Staaten-Lösung zu lindern? Obama konnte
Netanjahu ja noch nicht einmal von seiner Reise nach Washington und seiner
beleidigenden Rede vor dem Kongress zurückhalten. Wie sollte es Obama dann
gelingen, Israel und 650.000 bewaffnete
Siedler
zur Räumung des Westjordanlandes zu veranlassen?“
Die Zahlen in Jemen reichen nicht ganz an den bewaffneten
Siedleralbtraum in Israel heran. Die Yemen
Times
aus Sanaa schreibt: „Derzeit gibt es elf Splittergruppen im Jemen,
auf die sich geschätzt 320.000 Kämpfer
verteilen. Und alle bereiten sich auf Krieg vor. Die Mehrheit dieser Kämpfer
besteht aus jungen Leuten zwischen 15 und 24 Jahren. Es sind unterernährte,
schlecht ausgerüstete und schlecht ausgebildete Halbstarke, die keinen Schimmer
davon haben, auf was sie zusteuern. Sie wissen nur eines, Gewalt ist im
Anmarsch. Und in so einer Situation wird ihnen ihre Kalaschnikow zum besten Freund und potenziellen Lebensretter, den
sie in der nahen Zukunft kaum werden schweigen lassen.“
Die Arab News
aus Saudi-Arabien halten die Luftangriffe der sunnitischen Militärkooperation
aus zehn arabischen Ländern zweifellos für richtig. Sie seien die Antwort auf
die Frage, wie lange die arabischen Länder die Einmischung des Irans im Jemen
noch tolerieren würden, schließlich habe der Golfstaat eine Schlüsselrolle für
die Sicherheit in der Region inne. Und weiter im Stil eines Satiremagazins: „Nach monatelangen dreisten
Huthi-Angriffen auf die gewählte Regierung in Sanaa hat Saudi-Arabien mit
seinen Alliierten beschlossen: Genug ist genug.”
Die Washington Post
fährt die Gewissheit über einen iranischen Einfluss auf eine reine Spekulation
herunter. Sie berichtet: “Die Saudis und ihre Alliierten denken, dass die
Huthi-Rebellen von Iran unterstützt werden und dass Teheran versuche, Kontrolle
über ein Land (Regime) auszuüben, das ein Alliierter von Riad und Washington
gewesen ist.” Der Spiegel wendet das Blatt vollständig
und sieht die Saudis als Aggressoren. Er schreibt: „Es ist nicht zu erwarten,
dass Iran wegen der saudischen Intervention auf der Seite der Huthis offen
eingreift. Die Regierung in Teheran hat die Bombardierungen lediglich
verurteilt und zu Verhandlungen aufgerufen.“
Laut WAZ haben
die Golfstaaten Ex-Feldmarschall
Al-Sisi seit seinem Putsch gegen den ägyptischen Präsidenten Mursi mit 25
Milliarden Dollar gepolstert
, sonst wäre sein Regime längst kollabiert. Als
Gegenleistung erwarten sie, dass Kairo Soldaten schickt, wenn sie (in den
unwirtlichen Bergen Jemens) gebraucht werden. Dieser Tag scheint nun gekommen.“
Der Islamwissenschaftler Hamid Dabashi findet schließlich
auf dem katarischen Nachrichtensender Al
Jazeera
souveräne Worte: „Die
überhöhte nationalistische Rivalität zwischen Persern und Arabern oder die
religiöse Spaltung in Schiiten und Sunniten sind Tricks, eine Täuschung, ein
bösartiges Ablenkungsmanöver
. Sie sollen die Regierenden sowohl in den
arabischen Staaten als auch im Iran vom gemeinsamen Feind ablenken: Der Sehnsucht
ihrer Völker nach Demokratie.”
In Nigeria bäumt sich gerade der Geist der Demokratie
auf. Vielleicht können die Despoten im Iran und in den Golfstaaten da mal
hingucken. Zum ersten Mal in der
Geschichte von Afrikas bevölkerungsreichstem Land löst ein Herausforderer einen
amtierenden Staatschef auf demokratischen Weg ab
. Der nigerianische
Politikwissenschaftler Nkwachukwu Orji sagt gegenüber der Deutschen Presse
Agentur: „Dass der Muslim Buhari auch im christlich geprägten Süden Mehrheiten
erzielen konnte, ist ein Zeichen dafür, dass die Nigerianer nicht mehr wie
bisher vor allem entlang ethnischer und religiöser Linien wählen. Es geht
inzwischen um Sachfragen.“
Und es war doch
Putin
! Die niederländische Staatsanwaltschaft hat Beweise zum Absturz des
Passagierflugs MH17 präsentiert. Die niederländische Tageszeitung De Telegraaf bilanziert: „Es ist einmal
mehr deutlich geworden, dass die kriminellen Handlanger von Präsident Putin in
der Ukraine für den Abschuss von Flug MH17 verantwortlich sind. Die Aufnahmen
von Gesprächen der Separatisten beweisen ihre Beteiligung beim Lancieren einer
russischen Buk-Rakete (…).“
Den vorläufigen Bericht der niederländischen
Staatsanwaltschaft finden Sie hier:
http://www.onderzoeksraad.nl/uploads/phase-docs/701/b3923acad0ceprem-rapport-mh-17-en-interactief.pdf

Ganz Iran freut sich über die Lockerung der Sanktionen. Dass
für die Jerusalem Post in der Einigung im Atomstreit mit dem Iran der
Countdown zum Krieg beginnt, ist
fast schon überflüssig zu erwähnen. Was wäre die Schweiz ohne ihre Berge und
ohne ihre Seen und was wäre Israel ohne seinen Angstwahn und ohne seinen
Terror? Irgendwie nicht wiederzuerkennen, oder?
Das schwarze Schaf der Woche
„Ist Putin nicht vermittelbar, dass die Nato
ein Defensivbündnis ist?“ – „Schwierig. Natürlich ist sie ein Defensivbündnis,
und jeder von uns weiß das.“
Altkanzler
Schröder antwortet dem Der Spiegel.
Weiß jemand von
uns, wie viele völkerrechtswidrige Angriffskriege, wie viele Angriffskriege im
Namen des Friedens und der Menschenrechte und wie viele
Dauerbombardements
zum Schutz der Zivilbevölkerung die Nato seit der Auflösung des Warschauer
Paktes im Jahre 1991anführte?
.
Das weise Schaf der
Woche
„Ihr führt Krieg? Ihr fürchtet euch vor einem
Nachbarn? So nehmt doch die Grenzsteine weg – so habt ihr keinen Nachbarn mehr.
Aber ihr wollt den Krieg und deshalb erst setztet ihr die Grenzsteine.“
Friedrich
Nietzsche, deutscher Philosoph.
 
Information Clearing House zufolge geht aus Umfragen hervor, dass rund 75 Prozent der Israelis die Schaffung eines
Palästinenserstaates ablehnen und nicht neben Arabern leben wollen.
Reservate/Bantustas für Palästinenser, durchzogen von Straßen,
die nur Juden befahren dürfen, Mauern, Sperranlagen, Checkpoints usw. sind der handgreifliche
Ausdruck dieser Mentalität.
Mein Lektüretipp der Woche:
http://www.sevimdagdelen.de/de/article/3895.berlin_klatscht.html
Wir freuen uns auf Ihre Kommentare hierzu.
dankend
Dr. phil. Milena Rampoldi – ProMosaik e.V.