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Interview mit MMag.a Isabel Bojanovski vom Jugendbüro der Stadt Salzburg


Liebe Leserinnen und Leser,
Und zurück geht es heute in die Mozartstadt Salzburg mit
einem zweiten Interview zum Thema der Bekämpfung des Rechtsradikalismus.
Die Jugendarbeit kann wesentlich zum Widerstand gegen den
Rechtsradikalismus und zur Gestaltung einer bunten und lebenswerten
Gesellschaft beitragen. Salzburg ist eine multikulturelle Stadt. 
Sie ist ein Mosaik aus vielen, verschiedenen, bunten Steinen.
Die Vielfalt
gilt als Bereicherung, so Frau MMag.a Isabel Bojanovski
vom Jugendbüro der Stadt Salzburg.

Weitere Infos finden Sie hier:
#88GEGENrechts!
Ich möchte mich nochmal herzlichst bei Frau MMag.a Bojanovski für ihre kostbare
Zeit bedanken und ihr nun das Wort übergeben.
Freue mich sehr auf Ihre Kommentare und Bemerkungen hierzu.
Schreiben Sie uns: info@promosaik.com
Danke!!
Dr. phil. Milena Rampoldi von ProMosaik e.V.
Vorab ein Blick auf dieses wundervolle Mosaik, das die Stadt Salzburg darstellt.

Quelle: http://members.aon.at/r.geretsegger.g/salzburg.html

Dr. phil. Milena Rampoldi:
Wie wichtig ist der Beitrag der Jugendarbeit zwecks
Bekämpfung von Rechtsradikalismus und warum?
MMag.a Isabel
Bojanovski:
Jugendarbeit leistet einen sehr wichtigen Beitrag in der
Entwicklung von jungen Menschen. In dieser Zeit bilden sich die
Persönlichkeitsstrukturen heraus und festigen sich. Wenn es gelingt, junge
Menschen in ihrem Selbstbewusstsein zu stärken und ihnen einen natürlich
kritischen Umgang mit ihrer Umwelt mitzugeben, sind sie auf dem besten Weg,
gestärkte Erwachsene zu werden.
Ein kritischer Umgang mit Radikalismen und die Reflexion über
Extrem-Positionen  – dies impliziert Rechtsextremismus ebenso wie linksextreme
Haltungen oder religiösen Extremismus – sind Teil einer gelungenen Jugendarbeit.
Dr. phil. Milena Rampoldi:
Welche sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Strategien in
der Jugendarbeit zwecks Bekämpfung von Rechtsradikalismus?

MMag.a Isabel Bojanovski:
Es muss immer darum gehen, junge Menschen ernst zu nehmen in
ihren Anliegen und ihnen Hilfestellungen anzubieten, wenn es nötig ist. Wir
lassen Jugendliche nicht allein mit Problemlagen oder schwierigen Situationen,
sondern stehen ihnen zur Seite.
Erfahrungen zeigen, dass oft Jugendliche mit multiplen Problemlagen mit
rechtsextremen Ansichten bzw. Gruppen sympathisieren. Dem kann man u.a.
entgegenwirken, wenn man sie ernst nimmt, ihnen zuhört und ihnen ein Gefühl der
Zugehörigkeit zu einer Gruppe gibt. 
Dr. phil. Milena Rampoldi:
Wie kam es zu Ihrem Namen 88 gegen Rechts? Wie wichtig sind
Plakate wie die Ihren für eine effektive Bekämpfung von Rechtsradikalismus in
der Jugend?
MMag.a Isabel
Bojanovski:
Der Titel der Aktion „#88 gegen Rechts“ entstand aus dem
Streben nach einer Umdeutung von „besetzten Codes“. Wir haben mit der „88“ ganz
bewusst eine Neonazi-Symbolik ins Zentrum gestellt und setzen uns dafür ein,
dass dieses Symbol umgedeutet wird (achter Buchstabe im Alphabet ist das H; HH
steht für Heil Hitler).Wir wollen damit neben der breiten Kampagne gegen
Rechtsextremismus den Ewiggestrigen auch ihre Symbole wegnehmen.
Die 88 ist eine Zahl, die allen Menschen gehört und nicht
„besetzt“ sein sollte.
Natürlich ist die dadurch gewonnene Aufmerksamkeit bei dieser Kampagne ein
wichtiger Punkt. Viele Menschen sind bei der ersten Konfrontation mit dem Titel
„#88 gegen Rechts“ erschrocken. In einem zweiten Moment aber erleichtert, dass
es sich um eine Aktion gegen Rechtsextremismus handelt.
Plakate und Transparente im Außenraum sind von wichtiger
Bedeutung für die Wahrnehmung der Aktion. Viel spielt sich im Internet, in
Sozialen Medien ab. Da es aber Menschen gibt, die über keinen Zugang zum
Internet verfügen bzw. das Netz nicht so stark nutzen sind Plakate wichtig für
die allgemeine Bekanntheit. 
Dr. phil. Milena Rampoldi:
Wie können wir das „Wegschauen“ von damals und das
„Zuschauen“ von heute in eine dynamische Aktion gegen Rechts verwandeln?
MMag.a Isabel
Bojanovski:
Wir haben mit unserer Aktion bisher erreicht, dass sich
große Teile der Zivilgesellschaft – private Menschen mit den
unterschiedlichsten Hintergründen und viele Institutionen aus Salzburg –
engagieren und bewusst gegen Rechts auftreten. Damit haben wir bereits ein
aktives „Hinschauen“ erreicht. Aktives „Hinschauen“ gelingt durch die
Einbindung der Bevölkerung und der Menschen. Mit der Stärkung von Zivilcourage
können wir rechtsextremistischen Tendenzen entgegenwirken.
Wichtig ist die bewusste Beschäftigung mit der Geschichte
und mit den aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen. Es darf nicht
nebensächlich werden, was gerade passiert.
Dr. phil. Milena Rampoldi:
Welche sind für Sie die besten Strategien zwecks Bekämpfung
von Antisemitismus als einen Aspekt des Rechtsradikalismus?
MMag.a Isabel
Bojanovski:
Eine wirksame Strategie gegen Rechtsextremismus und
verschiedene Aspekte wie Antisemitismus ist ein breites Angebot an Maßnahmen,
die hier eingesetzt werden können. Eine Bündelung an Maßnahmen umfasst auch
Aufklärung und Geschichteunterricht. Wir versuchen durch viele Angebote das
Phänomen des Rechtsextremismus als eine Form des Extremismus zu bearbeiten.
Daneben gibt es auch Angebote und Inhalte gegen Religiösen
Extremismus, den wir genauso ablehnen.
Dr. phil. Milena Rampoldi:
Welche Hauptprobleme sehen Sie im Kampf gegen die
Islamfeindlichkeit?
MMag.a Isabel
Bojanovski:
Die Formen des Religiösen Extremismus und Dschihadismus der
letzten Wochen und Monate führten dazu, dass es zu einem Generalverdacht gegen
Musliminnen und Muslimen kam. Diese Entwicklung ist sehr gefährlich, weil eine
kleine Gruppe von Menschen mit extremen Ansichten die Wahrnehmung einer großen
Gruppe Menschen negativ beeinflusst. Hier gilt es dagegen zu halten und nicht
zuzulassen, dass Kolleginnen und Kollegen, Nachbarinnen und Nachbarn,
Mitschülerinnen und Mitschüler, verunglimpft werden.
Dr. phil. Milena Rampoldi:
Welche Ziele setzen Sie sich für die nahe Zukunft?
MMag.a
Isabel Bojanovski:
Unsere Hauptziele sind klare Zeichen und eine klare
Abgrenzung gegen rechtsextreme Tendenzen in der Stadt Salzburg. Wir wollen,
dass sich die Zivilgesellschaft in Salzburg gegen rechtsextremistisch
motivierte Aktionen stellt und Haltung gegen rechtsextreme Tendenzen bekennt.
Wir wollen, dass das Zusammenleben der verschiedenen
Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen funktioniert. Weil es uns alle
bereichert und weil Salzburg bunt ist.