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Ein Beitrag von Hassan Mohsen zum Welthunger

Liebe Leserinnen und Leser,

gerade hat uns dieser Beitrag von Hassan Mohsen über den Hunger in Afrika von einer islamischen Perspektive erreicht.

Der Islam widersetzt sich genau wie die Denker des Antiliberalismus wie zum Beispiel Jean Ziegler in seinem wundervollen Werk “Wir lassen sie verhungern” der Idee, dass die Ressourcen nicht ausreichen, weil die Bevölkerung steigt.  Denn die Ressourcen reichen für viel mehr Menschen, als derzeitig auf unserem Planeten leben.

Das Rechtfertigen der Hungertoten, indem man sie statistisch rechtfertigt und somit als Menschen entwürdigt, ist nichts als eine der vielen Ausreden, um den Neuliberalismus weiterhin aufrechtzuerhalten und die gerechte Verteilung der Ressourcen zu Gunsten der Dritten Welt zu verhindern.

Das Problem der Unterernährung hatte unsere Redaktion bereits in ihrem Artikel über die verheerende Krankheit Noma in den Sahelländern beschreiben. Hier sterben jährlich 100.000 Kinder, weil man nicht in der Lage ist, genug Hirse zu produzieren, um sie genügend zu ernähren.

Hier ein Bild von Abendblatt.de aus dem Jahre 2011:

Unser Optimismus, dass der Welthunger besiegt werden kann, basiert auf Fakten….

Und genau diese Fakten widersprechen den Ausreden der Neuliberalismus und der Theorie von Smith, nach der jegliche Entwicklung immer ihre Opfer hat… Warum gibt es denn Opfer? Ganz einfach: damit die Minderheit sich vollfrisst, während die anderen hungern.
Ganz nach dem Motto von Jean Ziegler: Wir lassen sie verhungern…
Das “WIR” bedeutet auch, dass wir alle verantwortlich für dies TOTEN sind… wir alle… ohne Ausnahme.

Genau so sieht der Islam das Problem  des Welthungers auch…

Der Welthunger ist das Produkt des Neoliberalismus, der Gier einer Minderheit von Spekulanten, die auf dem Nahrungsmittelmarkt Zahlen manipulieren und Menschen auf dem Gewissen haben.

Ich gebe nun das Wort an den Kollegen Mohsen und freue mich auf Ihre Zuschriften zu seinem Artikel.

dankend
Dr. phil. Milena Rampoldi

Redaktion von ProMosaik e.V.


Warum gibt es Hunger auf der Welt?

von Hassan
Mohsen 

Ich glaube
nicht, dass die Erde zu eng wird. Ich glaube nicht, dass die Ressourcen knapper
werden bei gleichzeitigem Anstieg der Weltbevölkerungszahl (derzeit 7 Mrd.).
Ich glaube nicht, dass Gott zulässt, dass sich die Menschenzahl erhöht und Er
gleichzeitig nicht für jeden einzelnen Menschen seine Versorgung bereit hält. 

Diese Tatsache würde der islamischen Logik widersprechen, wo es doch heißt:
„Gott ist
es, Der euch die Erde als feste Grundlage, den Himmel als harmonisches Gefüge
gemacht, euch schön gestaltet hat und euch mit Seinen guten Gaben versorgt.“
|Heiliger Qur´an 40: 64|

Aber wie
soll ich die Tatsachen erklären, welche lauten, dass weltweit 925 Millionen
Menschen unterernährt sind? Oder, dass jeder siebte Mensch auf diesem Planeten
an Hunger leidet? Oder die Tatsache, dass täglich 7.000 Kinder an den Folgen
von Unterernährung sterben? Oder, dass alle 12 Sekunden ein Kind an Hunger
stirbt. Oder, dass 884 Millionen Menschen weltweit kein sauberes Trinkwasser
haben? Oder, dass jeder zehnte Mensch schmutziges Wasser zum Trinken, Kochen
und Waschen verwenden muss?

Haben diese
Tatsachen tatsächlich mit der steigenden Zahl an Menschen auf unserem Planeten
zu tun? Nein, gar nicht. Meine islamische Überzeugung setzt sich diesen Ausreden
entgegen. Aufgrund meiner islamischen Überzeugung, dass Gott jeden Menschen
versorgt, muss es andere Gründe für den Hunger in der Welt geben, als den, der
uns eingebläut wird. 

Schuld am Hunger in der Welt ist nicht die Gesamtzahl der
Menschen, sondern eine geringe Anzahl an herzlosen Individuen, die mit
Nahrungsmitteln spekulieren. Denn seit geraumer Zeit gibt es einen Faktor, der
die Weltmarktpreise für Getreide nach oben drückt und Preisblasen für
Nahrungsmittel erzeugt.

Schuld am
Hunger in der Welt sind nicht die knappen Ressourcen, sondern die durch die
Spekulanten knapp gehaltenen und gehorteten ‘vorhandenen’ Nahrungsmittel. Um
diesen Zusammenhang zu verstehen, muss man sich klar machen, dass der
eigentliche Getreidehandel, auch Spotmarkt genannt, seit Jahrhunderten (in
Deutschland seit 1842) ein Pendant auf dem Finanzmarkt hat: den Terminhandel.
Um sich gegen eine zukünftige Preissteigerung in den nächsten Monaten
abzusichern, kaufen Großhändler auf dem Terminmarkt Getreide zu einem
Garantiepreis ein. Umgekehrt verkaufen Produzenten auf dem Terminmarkt Getreide
zu einem Garantiepreis, wenn sie sich gegen fallende Preise absichern wollen.
Dieses Absicherungsverhalten bezeichnet man als Hedging.

Daneben
gibt es branchenfremde Spekulanten auf dem Terminmarkt, die versuchen, die
Preise der Zukunft richtig vorherzusagen und dadurch einen Gewinn zu erzielen.
Schließlich gibt es Zwischenhändler, die versuchen, kleine Preisdifferenzen
beispielsweise zwischen verschiedenen Marktorten oder verschieden langen
Terminkontrakten auszunutzen, indem sie an der einen Stelle etwas billiger
kaufen und an der anderen Stelle etwas teurer verkaufen.

Neu
hinzugekommen sind seit etwa fünf Jahren aber Finanzanleger, die sich ganz
anders verhalten. Diese neuen, auch Indexspekulanten genannten Akteure setzen
darauf, dass ein Anlageportfolio, das die am Markt gehandelten Mengen wie in
einem Index abbildet (also beispielsweise 5 % Weizen, 5 % Soja usw. beinhaltet)
bei insgesamt steigenden Preisen in einer Anlageklasse die sichersten Gewinne
abwirft. Indem die Indexspekulanten bei Fälligwerden der alten Terminkontrakte
immer wieder neue Kontrakte kaufen und horten ohne stark auf die aktuellen
Preise zu achten (da sie ja langfristig steigende Preise erwarten), üben sie
eine scheinbar permanente Nachfrage aus. Dadurch kommt es zu einer insgesamt
steigenden Preistendenz. Steigen die Preise aber besonders stark an, dann
fließt besonders viel zusätzliches Kapital in diese Fonds und Preisblasen können
entstehen.

Die
Deutsche Bank verdient kräftig am Hunger der Menschen. In Deutschland beträgt
der Wert der Anlagen in Weizen, Mais und Soja umgerechnet 1, 5 Mrd. US-Dollar.
Es ist aber zu erwarten, dass das in Deutschland für diese Zwecke angesammelte
Kapital in den nächsten Jahren amerikanisches Niveau erreichen wird. Die
Instrumente dafür sind seit kurzem geschaffen und legalisiert, die
Privatanleger sind angesichts niedriger Zinsen bei den konventionellen
Anlageformen wieder bereit zum Risiko, und die Banken werben aggressiv mit
diesen Produkten. Die Banken werben damit, dass Kapital gesammelt und gezielt
in Rohstoffmärkte investiert werden kann.

Dringlich
muss dafür gesorgt werden, dass die Spekulation auf Grundnahrungsmittel wie
Getreide und Soja wieder nach fundamentalen Marktdaten (Angebot, Nachfrage,
Lagerbeständen) funktioniert, um Preiserhöhungen zu reduzieren. Die von den
agrarbranchenfremden Finanzmarktakteuren betriebenen Wettgeschäfte treiben die
Nahrungsmittelpreise weiter in die Höhe und verschärfen den globalen Hunger.
Spekulationsbedingte Preissteigerungen bei Nahrungsmitteln sind es, die zur
Verletzung des Menschenrechts auf Nahrung beiträgt.

Das Horten von – und spekulieren mit
– Grundnahrungsmitteln erschwert oder verhindert armen Menschen den Zugang zu
angemessener Nahrung und nicht die knappen Ressourcen. Deswegen gehören meiner
Meinung nach die Spekulationen auf Grundnahrungsmittel verboten.