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Antisemitismus und Islamfeindlichkeit nehmen zu, weil Menschen zu wenig über diese Religionen wissen

Liebe Leserinnen und Leser,

anbei ein Artikel, der am
29.07.2014 in der Berliner Zeitung erschien und das Problem des
Antisemitismus in Zusammenhang mit dem der Islamfeindlichkeit in
Deutschland bringt.
In Deutschland gibt es einen unterschwelligen
Hass gegen Juden und Muslime, die beide einer semitisch geprägten
Religion angehören und das gemeinsame Ziel populistischer Redner sind,
die auf den deutschen Straße Hass und Aggressivität gegen Minderheiten
erzeugen.
Menschen werden gegen Juden und Muslime aufgehetzt…
Irgendwelche Vorurteile lassen es zu, diesen Hass zu schüren, der
eigentlich nur das Ergebnis eines unglaublichen UNWISSENS über diese
beiden so ähnlichen, monotheistischen Religionen ist.

Judentum wie
Islam sind monotheistisch, soteriologisch ausgerichtete Religionen, die
an einen einzigen Schöpfergott glauben, der die Geschichte der
Menschheit führt. Dieser Gott ist auch der Gott des Gerichtes. Er
richtet die Menschen nach ihrem Tode. Judentum und Islam basieren auch
auf sehr ausgeprägten ethischen Werten und setzen sich für Empathie,
Gerechtigkeit, Gastfreundschaft, Unterstützung der schwachen und Frieden
ein.

Sie basieren auf der Familie, die als der Mittelpunkt der
Gesellschaft gilt und messen dem gemeinschaftlichen Leben einen großen
Wert bei.
Menschen, die keine Ahnung von Judentum und Islam haben,
gehen auf die Straße, wettern gegen Juden, weil Israel gerade Gaza
bombardiert oder verfluchen Muslime, weil sie denken, der Islam würde
den Westen zerstören und durch den Kinderwagen-Jihad von Geert Wilders
komplett erobern.
Solche Vorurteile sind einfach vorgefertigte
Meinungen populistischer Ideologen von Parteien und Gruppierungen, die
über das Judentum und den Islam gar nichts wissen.
Wie kann ich
gegen die Synagoge in Wuppertal losgehen, wenn ich weiß, dass so viele
gläubige Juden NEIN sagen… dass so viele gläubige Juden überzeugte
Antizionisten sind und die Freiheit für Palästina wünschen und den
Frieden auf dieser Welt anstreben….

Wie kann ich gegen Muslime vorgehen und ignorieren, wie tief der Islam Europa geprägt hat?
Wenn
ich nichts über das Judentum und den Islam weiß, dann sollte ich lieber
anfangen darüber zu lesen, anstatt PRO-NRW oder PRO-KÖLN zu
unterstützen, die von ANGSTRAUM STADT sprechen, weil es in Köln eine
Moschee gibt.

Seit wann werden den Minderheiten ihre religiösen Rechte abgestritten?
Seit wann ist Europa denn so Juden- und Islam-feindlich geworden?
Seit wann kann man sich in Europa als Jude oder Muslim nicht mehr frei äußern?

Wir
müssen endlich lernen zwischen Judentum, Juden, Zionismus,
Antizionismus und antizionistischem Judentum zu unterscheiden. Lesen Sie
sich unsere Beiträge über die antizionistischen Juden, dann werden
Ihnen die Augen aufgehen.

Oder lesen Sie sich das Buch von Ineke
van der Valk, das ProMosaik e.V. auch in die deutsche und italienische
Sprache übersetzt hat: da sehen Sie, wie Vorurteile über den Islam
entstehen und wie falsch sie sind.

Lesen Sie sich doch mal unsere
Rezensionen über den Film von Ayyan Hirsi und Theo van Gogh „Submission“
oder den islamfeindlichen Film von Geert Wilders „Fitna“, der den Islam
als die grüne Pest bezeichnet, die man zerstören muss….

Welche Kultur oder Religion hat denn jemals das Recht gehabt, die anderen zu zerstören?
Fangen
Sie auch mal an, sich Torah und Koran zu lesen, um diese Religionen mal
direkt kennenzulernen. Besuchen Sie mal eine jüdische Synagoge oder
eine muslimische Moschee, anstatt vor diesen Gotteshäusern zu
protestieren, in denen sie noch nicht mal waren.
Und merken Sie
sich eines: Antisemitismus und Islamophobie sind nur Ausdruck einer
Angst, einer Furcht vor dem Unbekannten, eines Hasses gegen den ANDEREN,
den UNBEKANNTEN.

Wir freuen uns auf Ihre Kommentare zum Artikel

Dankend
Dr. phil. Milena Rampoldi
Redaktion von ProMosaik e.V.

Antisemitismus in Deutschland Ton gegen Juden verschärft sich
 Von Thomas Kröter

 antisemitismus in deutschland

In
Wuppertal wurde von drei Männern ein Brandanschlag auf die dortige
Synagoge verübt. Die Täter warfen mehrere Molotowcocktails, teilte die
Polizei mit. Foto: dpa/Oliver berg
Eine neue Studie der TU Berlin
hat festgestellt, dass der Ton gegen Juden in Deutschland aggressiver
wird. Tätliche Angriffe wie auf die Synagoge in Wuppertal sorgen für
Entsetzen, auch die Übergriffe auf Moscheen nehmen zu.
Die
Stimmung im Land verschärft sich. Der Ton gegen Juden wird aggressiver,
besonders im Internet, wie eine Studie der TU Berlin festgestellt hat.
In Wuppertal wurden Brandsätze auf die Synagoge geworfen, ohne dass
Schaden entstand. Auf der anderen Seite ist nach Angaben der
Bundesregierung die Zahl der Übergriffe auf Moscheen gestiegen.
Judenfeindliche
Äußerungen haben nach Auffassung der Berliner Sprachwissenschaftlerin
Monika Schwarz-Friesel ein neues Ausmaß erreicht. Bei einer Analyse von
Leserbriefen ist sie mit ihren Mitarbeitern vor zehn Jahren in nicht
ganz zehn Prozent der Fälle auf antisemitische Vorurteile gestoßen. Bei
einer aktuellen Stichprobe seien es schon 37 Prozent gewesen. Unter
antisemitisch verstehen die Wissenschaftler den Rückgriff auf „alte
Stereotype“, nach denen „Kindermörder“ und „Wucherer“ seien und es eine
jüdische „Weltverschwörung“ gebe.

Antisemitismus im Internet
Schwarz-Friesel
hat in ihrem neuen Projekt begonnen, die sozialen Medien,
Online-Kommentare, Chats und Foren auf Antisemitismus hin zu
untersuchen. Ein Unterschied zu früher zeichne sich jetzt schon ab, sagt
die Wissenschaftlerin. Intensität und Ausmaß entwickelten sich mit viel
größerer Geschwindigkeit. Eines habe sich im Lauf der Jahre jedoch
nicht geändert: Nur ein geringer Teil der Schreiber sei dem
Rechtsradikalismus zuzuordnen. „Über 60 Prozent kommen aus der
sogenannten Mitte“. Diese leugnen „immer vehement, antisemitisch
eingestellt zu sein“.
Festnahme nach Brandanschlag
Die Polizei in Wuppertal
hat nach einem Brandanschlag auf eine Synagoge in der Stadt am frühen
Dienstagmorgen einen 18-jährigen Tatverdächtigen festgenommen. Insgesamt
drei Männer hatten in der Nacht zu Dienstag mehrere Brandsätze auf das
Gebäude geschleudert. Sie zündeten jedoch nicht.
Der Wuppertaler Oberbürgermeister Peter Jung
(CDU) zur Solidarität mit der jüdischen Gemeinde auf. „Wir sind
zutiefst beschämt über den feigen Brandanschlag“, erklärte er. Am
Dienstagnachmittag sollte eine Solidaritätsveranstaltung Initiative für
Demokratie und Toleranz in der Stadt stattfinden.
Unter ihnen
geistere jedoch „aus dem Bauch heraus das Gefühl, man dürfe Israel nicht
kritisieren“, berichtet Schwarz-Friesel. Zum Vergleich habe sie mit
ihrem Team in den vergangenen zehn Jahren Debatten über Konflikte in und
mit Kollegen aus Russland, China, Pakistan und anderen Ländern
analysiert. Dabei habe man immer wieder feststellen können: In
Deutschland werde „kein anderes Land der Erde so scharf und so intensiv
kritisiert wie Israel. Es sei ein „Irrglaube“, dass Kritik „in Bezug auf
den jüdischen Staat“ mit einem Tabu belegt sei.
Das neue Projekt
an der TU untersucht Diskussionen, denen möglicherweise Taten folgen. Im
Internet sind zurzeit auch sehr viele islamkritische Äußerungen zu
lesen. Safter Cinar, einer der beiden Vorsitzenden des Verbandes der
türkischen Gemeinde in Deutschland berichtet im Gespräch mit der
Berliner Zeitung, dass seit dem islamfeindlichen Kommentar eines
führenden Bild-Journalisten entsprechende Mails an türkische
Institutionen mehr geworden seien.
Doch es gibt nicht nur vermehrt
Hass-Mails. Auch die tätlichen Angriffe auf religiöse Einrichtungen der
Muslime in Deutschland nehmen zu. Die Zahl der Übergriffe auf Moscheen
in Deutschland ist in den vergangenen Jahren gestiegen, teilte die
Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linkspartei im Bundestag
mit. Danach haben die Sicherheitsbehörden im vorigen Jahr 36 Angriffe
auf muslimische Gebetshäuser gezählt. 2012 waren es 35 – in den Jahren
zwischen 2001 und 2011 im Schnitt 22 Angriffe pro Jahr.
Die
Bundestagsabgeordnete Ulla Jelpke, eine der Initiatorinnen der Anfrage,
will die Lage nicht überdramatisieren. Dennoch fordert sie gegenüber der
Berliner Zeitung mehr Wachsamkeit und Aufmerksamkeit der
Sicherheitsbehörden. Es habe einige Jahre gedauert, bis die Polizei
Straftaten genauer auf ihren antisemitischen Hintergrund untersucht
habe. Nun sei es nötig, dass der „Themenfeldkatalog der Hasskriminalität
bei den Ermittlungsbehörden endlich auf das Unterthema ’islamfeindlich’
und ’muslimfeindlich’ erweitert“ werde. „Da müssen wir Druck auf
Regierung und Behörden machen“, sagte Jelpke. „Muslimfeindlichkeit
gehört ebenso geächtet wie Antisemitismus.“
Hohe Dunkelziffer
Nach
Auffassung des Vorsitzenden des Zentralrates der Muslime in
Deutschland, Aiman Mazyek, dürfte bei den antimuslimischen Straftaten
„die Dunkelziffer weit größer sein“ als die Zahl der erfassten Delikte.
Er fordert „die Einrichtung von eigenständigen und spezialisierten
Fachabteilungen in den Verwaltungen der Länder, um antimuslimische
rassistische Tatbestände erfassen und beobachten zu können“.
Die
Bundesregierung räumt in ihrer Antwort auf die Fragen der Linken ein,
dass antiislamische Aktionen in der rechtsextremen Szene zwar einen
größeren Stellenwert bekommen hätten. Spätestens seit dem
Bundestagswahlkampf im Jahr 2013 seien sie jedoch von Agitation und
Aktionen gegen Asylbewerber und gegen ihre Unterkünfte überflügelt
worden.