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Unser Projekt 9 – Dr. phil. Milena Rampoldi: Versuch zu einer interkulturellen arabischen Korandidaktik für den deutschen Sprachraum

Liebe Leserinnen und Leser,


anbei ein Projekt aus dem pädagogischen Bereich, das sich mit der interkulturellen Korandidaktik in arabischer Sprache im deutschen Sprachraum auseinandersetzt.
Ein Buch, das nur als Versuch gilt, um diese herausfordernde Thematik anzugehen. Wir freuen uns sehr auf Ihre Zuschriften zum Thema und auf Anregungen hierzu.


dankend
Die Redaktion von ProMosaik


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Dieses
Projekt ergründet die interkulturelle Dimension der arabischen Korandidaktik.
Der Verein ProMosaik unterstützt diese Arbeit aus der Überzeugung heraus,
dass sich in jeder Religionsgemeinschaft viele verschiedene Kulturen zusammenfinden
und jeder Religionsunterricht daher multikulturell erfolgen soll. Dies gilt
für alle Weltreligionen und so auch für den Islam, der an die arabische
Offenbarung des Korans glaubt und gleichzeitig so wesentlich hervorhebt, wie
die Schöpfung Allahs bunt und multikulturell gestaltet ist. Anbei möchten
wir die Zusammenfassung der Autorin zitieren, die über ihre Arbeit Folgendes
schreibt:

„In
dieser Arbeit habe ich versucht, ein womöglich entwickeltes Konzept der
arabischen Korandidaktik für den deutschsprachigen Sprachraum zu entwickeln,
da dieses meiner Meinung nach einen Beitrag zur wissen-schaftlichen
Entwicklung der Islam-pädagogik im Allgemeinen und der Korandidaktik im
Besonderen darstel-len kann.

Wie
ich bereits hervorgehoben habe, fehlt es an einer kohärenten Strukturierung der
Korandidaktik für die zeitgenössische Epoche in einem multikulturellen
Sprachraum wie der deutsche sich heute gestaltet.
Ich
hoffe in diesen Seiten das Ziel erreicht zu haben, das Konzept der
interkulturellen Korandidaktik so beschrieben zu haben, dass es nicht mehr
fremd oder gar unbeliebt wirkt. Meiner Meinung nach sollten Pädagoginnen und
Pädagogen keinen Widerspruch in dieser Verbindung zwischen Islam und
interkultureller Erziehung sehen, denn der Islam war und stellt auch heute
immer noch eine Verbindung verschiedener Kulturen in einer einzigen
Religionsgemeinschaft, der Ummah, dar.
Dazu
möchte ich den bemerkenswerten Koranvers 49:13 erneut zitieren:
„O ihr Menschen! Wir
erschufen euch aus einem Mann und einer Frau und machen euch zu Völkern und
Stämmen, damit ihr einander kennen lernt. Doch der vor Allah am meisten Geehrte
von euch ist der Gottesfürchtigste unter euch. Allah ist fürwahr wissend,
kundig“.
Zum
arabischen Koranunterricht gehört demzufolge dieses Kennenlernen unter den
Schülern und Schülerinnen verschiedener Kulturen als wesentlicher Bestandteil
dazu. In dieser Dimension und nur so kann man von einer Erneuerung des
Koranunterrichts heute noch sprechen.
Die
Offenbarungssprache ist Arabisch, wie im Koran und in der islamischen Tradition
mehrfach betont wird: dies bedeutet aber nicht die Begrenzung einer Religion
auf eine einzige Sprache, sondern die Verbindung mehrerer Völker durch eine
einheitliche Offenbarungssprache, die im Koranunterricht vermittelt wird. Die
islamische Offenbarung schließt, wie ich in meiner Arbeit mehrmals aufgezeigt
habe, die Multikulturalität geradezu ein, was das Konzept der traditionellen
Koranschulen und ihrer Methoden in ein neues und innovatives Licht rückt.
Es
geht mir auch darum, aufzuzeigen, wie man Ängste abbauen kann: Der
traditionelle Koranlehrer/die traditionelle Koranlehrerin braucht sich nicht
von der modernen Mediendidaktik und der zeitgenössischen Fremdsprachendidaktik
verdrängt zu fühlen. Dasselbe gilt für den zeitgenössischen Lehrer/die
zeitgenössische Lehrerin, die viel von der islamischen Tradition zu lernen hat.
Somit
plädiere ich in dieser Schrift ganz überzeugt für die fruchtbare und kreative
Verbindung zwischen dem Alten und dem Neuen, dem Koran und der modernen
Fremdsprachendidaktik und Medienpädagogik. Diese letzteren dienen in diesem
Rahmen als Hilfsmittel, um den Koranunterricht zeitgerechter, dynamischer und
kreativer gestalten zu können und somit Schüler und Schülerinnen mehr zu
motivieren.
Anhand
des einführenden Kapitels habe ich die Koranverse und einige Abschnitte der
islamischen Tradition analysiert, die von der Arabizität des Korans sprechen.
Daraus folgt die Notwendigkeit, im Koranunterricht die arabische Schrift zu
unterrichten, damit die Kinder den Koran in der Offenbarungssprache auch lesen,
rezitieren und verstehen können.
In
diesem Zusammenhang ist das Lesen ohne Zweifel prioritär gegenüber dem
Schreiben, das ohne Zweifel einen untergeordneten Stellenwert im
Koranunterricht einnimmt. Es geht mehr um die akustische und visuelle
Wahrnehmung der Offenbarung als um eine mechanische Erfassung einer
Schreibtechnik, wie es vielleicht in einer anderen Fremdsprache der Fall ist,
die im Alltag genutzt werden muss, um sich mit den Mitmenschen in der
Gesellschaft zu verständigen.
Sämtliche
didaktische Überlegungen, die ich in dieser Arbeit darlege und beschreibe,
basieren auf der Vereinigung zwischen der islamischen Pädagogik und Didaktik
und der Fremdsprachendidaktik unserer Zeit, die für die Korandidaktik einen
dynamischen Beitrag leisten kann, vor allem wenn es um die Entwicklung neuer
Methoden und Lernmittel für den Koranunterricht im deutschen Sprachraum heute
geht.
Bei
der Übermittlung der arabischen Schrift und Lektüre habe ich die Bedeutung der
kontrastiven Methode hervorgehoben und auch den wichtigen Beitrag der Ästhetik
zum Koranunterricht erläutert. Hier kommt auch das fachübergreifende Element
wesentlich ins Spiel: der Koranlehrer/die Koranlehrerin ist nicht alleine,
sondern Teil eines Teams von Lehrpersonen, die verschiedene Fächer unterrichten
und ähnliche Schwerpunkte haben. Dieses fachübergreifende Arbeiten betrifft
alle Themen, die ich hier erarbeitet habe: selbst der tağwid-Unterricht steht in enger Verbindung zur Kunst und Musik,
und so können beispielsweise auch die Vokabelstrategien, die ich in meinem
Kapitel V aufzeige, fachübergreifend von den Lehrpersonen erarbeitet werden.
Im
Sinne dieser dynamischen Zusammenführung zwischen der Tradition und der
modernen Methodenlehre habe ich in dieser Schrift auch versucht, die
Unterrichtseinheiten mit den entsprechenden Unterrichtsmaterialien, die ich im
Anhang angeführt habe, zu gestalten.
Außerdem
hoffe ich, dass die Literaturverzeichnisse zu jedem Kapitel für die Leserinnen
und Leser dieses bescheidenen Beitrags zum Thema und die Lehrpersonen auch
motivierend sein können, um diese komplementäre Beziehung zwischen Tradition
und Moderne individuell zu erleben und sie dann auch den Kindern positiv und
konstruktiv zu übermitteln.“ 
Die Welt ist bunt.
Die Welt ist ein großes Mosaik voller Farben, das aus
verschiedenen Steinchen zusammengesetzt ist, die durch interkulturelle und
interreligiöse Brücken miteinander verbunden sind.