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Noch eine Lehre für den interreligiösen Dialog heute: der Heilige Franziskus vor dem Sultan

Liebe Leserinnen und Leser,


anbei eine Rezension zu einem wundervollen Buch von Jeusset Gwenolé, einem Experten des interreligiösen Dialog in Worten und Taten, mit dem Titel Der Heilige Franziskus und der Islam. 

Es handelt sich hierbei um ein wertvolles Buch, um zu verstehen, wie konstruktiv und positiv der interreligiöse Dialog gestaltet sein können, wenn man offen auf den Anderen zugeht und ihn als Geschöpf Gottes in seiner Menschenwürde respektiert.

Wir freuen uns auf Ihre Anregungen zum Thema 


Dankend
Ihre Redaktion von ProMosaik 





Rezension zu: Jeusset G., San Francesco e l’Islam, Edizioni Terra
Santa, Milano 2009.
In diesem Werk des Franziskaners
Gwenolé Jeusset kommt ein Thema zum Ausdruck, das sehr oft vergessen wird: die
positiven Erfahrungen des interreligiösen Dialogs zwischen Christentum und
Islam. Vorab einige Informationen zum Leben des Autors: Er trat 1954 dem
Franziskanerorden bei und zog dann von 1968 bis 1988 in die Elfenbeinküste, wo
er den herausfordernden Auftrag des Dialogs mit dem Islam im Lande übernahm. Er
lernte in der Elfenbeinküste den Islam von INNEN kennen. Jeusset ist der
felsenfesten Überzeugung, dass der Dialog zwischen Christentum und Islam
erfolgreich sein kann, weil beide Religionen an ein und denselben Gott glauben,
davon überzeugt sind, dass die Menschen Geschöpfe Gottes sind und auch zu Gott
zurückkehren werden. Somit stellen Eingottglaube, Schöpfungsgeschichte und
Eschatologie bzw. Soteriologie die Säulen des christlich-islamischen Dialogs
dar. Dieser Überzeugung bin ich auch.
Um diesen Dialog zu studieren, ist
Jeusset von der interreligiösen Begegnung zwischen dem Heiligen Franziskus und
dem Sultan der Ayyubiden 1219 in Damietta, Ägypten, während des fünften
Kreuzzuges ausgegangen. Er ist der Ansicht, dass diese Begegnung zum Symbol des
interreligiösen Dialogs mit dem Islam werden kann und für uns heute von
Bedeutung ist. Heute lebt der Autor in Istanbul und widmet sich dem ökumenischen
und interreligiösen Dialog.
In diesem Buch beschreibt er das
Treffen zwischen Franziskus, dem Armen aus Assisi, der mit seinem Sonnengesang auch literarische
Berühmtheit in aller Welt erreichte, und dem Sultan der Ayyubiden. Hierzu gibt
es auch ein wundervolles Gemälde von Paolo Gaidano mit dem Titel San Francesco davanti al Sultano von
1898.
Die Hauptbotschaft von Franziskus ist
die, dass die Menschen, ob nun Christen oder Muslime, Geschwister sind. Sie
sind Geschwister, weil sie Geschöpfe des Einzigen Gottes sind, aber es kommt
ein Element dazu: Sie beten zum selben Einzigen Gott. Diese Erfahrung macht
Franziskus in Ägypten mit dem Sultan Malik al-Kamil. Der Sultan sieht in ihm
einen christlichen Mystiker und spricht mit ihm, will ihn auch beschenken.
Franziskus aber lehnt dessen Geschenke ab, da er sich der Armut verpflichtet
hat.
Ganz im Sinne von Franziskus leben
heute die Franziskaner in den islamischen Ländern nach den folgenden
Prinzipien:
       Anthropologie
der Reziprozität
       Multikulturalität
       Dialog und
       Gastfreundschaft.

Ich finde, dass wir uns heute, in einer
Welt voller Religionskriege, Gedanken über diese einfachen Prinzipien machen
sollten. Ich freue mich auf das Feedback unserer Leserinnen und Leser hierzu.
Dr. phil. Milena Rampoldi